Die Quotenprinzessin

Das Licht des Tages breitete sich über den Himmel aus. Es kündigte sich ein wunderschöner Vorfrühlingstag an. Langsam, ganz langsam öffnete Elena ihre Augen. Dann reckte sie sich und warf sich auf die andere Seite. Frühaufsteherin? Das war ihre Sache nicht, vor allem nicht heute. Wie lange lag sie wohl hier? Maximal drei Stunden, schätzte sie.

Die Party gestern war lang und intensiv,hatte sich wieder einmal bis in die Morgenstunden gezogen. Es gab  keinen Termin am Vormittag und wenn , dann würde sie den kurzerhand absagen lassen. Elena war eine Privo, sie teilte sich den Tagesablauf nach ihren Befindlichkeiten ein. Den Begriff Zwang kannte ihr Leben nicht. Sie wickelte sich in die Daunendecke und versuchte weiter zu schlafen, doch es wollte nicht so recht gelingen. Das superbequeme Wasserbett schaukelte unter ihr, davon wurde ihr übel. Wie viele Cocktails waren es wohl gestern Abend? Keine Ahnung!  Mit Sicherheit einige zuviel.

In letzter Zeit verkraftete sie die Dauerpartys nicht mehr so ohne weiters. Sie richtet sich auf und blickte sich um. Ihr überdimensionales Schlafzimmer war so groß dass man hier ohne Mühe eine ganze Fußballmannschaft hätte unterbringen können, einschließlich Trainer und Schiedsrichter. Es nutzte nichts, das grummeln im Bauch verriet ihr, dass sie sich dringend zur Toilette bewegen musste, nicht einfach. Die lag in etwa zwanzig Meter Entfernung auf der gegenüberliegenden Seite. Sie setzte die Füße auf die flauschige Auslegware und richtete sich auf, dabei kam sie heftig ins Schwanken, nur unter großer Mühe gelang es die Balance zu halten. Dabei machte sie heftige Ausfallschritte. „Auweiha ist mir schlecht“ Stöhnte Elena, erreichte gerade noch rechtzeitig die Toilette und übergab ihren Mageninhalt der Kloschüssel. Endlich fühlte sie sich ein wenig wohler.

Sie blickte in den Spiegel und befeuchtet dabei ihr Gesicht mit Wasser. „Man, sehe ich Scheiße aus,ein Glück das mich keiner sieht.“ Beim hinaus gehen betätigte sie einen Klingelknopf. Sekunden später erschien ihr Hausmädchen Luisa. „Mach das voll gekotzte Bad sauber, aber dalli. Ich möchte alles blitzblank sehen. Wenn du damit fertig bist verschwinde, ich will, vor dem Mittag niemanden sehen, verstanden?“ „Sehr wohl Elena, alles geschieht wie du befohlen!“ Antwortete Luisa mit devoter Geste und machte sich sogleich an die Arbeit. Elena bewegte sich wieder ihrem Bett entgegen.

Auf halber Strecke stolperte sie plötzlich über etwas das sich beim genauen Hinsehen als ein Paar nackter Frauenbeine entpuppte. Elena schüttelte ihren Kopf und kniff die Augen zusammen. Nein, sie war keiner Sinnestäuschung erlegen, alles echt. Cassandra lag dort unten zusammengekauert und nur in ein Tuch gehüllt. Jetzt wurde ihr bewusst dass sie sich wenige Stunden zuvor nicht allein zu Bett begeben hatte. Cassandra hatte es geschafft als Favoritin auserkoren zu werden um mit Elena den Rest der Nacht verbringen zu dürfen. Elena verabreichte ihr einen leichten Tritt in den Hintern. „Hey Cassandra, was machst du da unten? Warum kommst du nicht wieder ins Bett? Oder reicht dir der Platz nicht? Sind drei Meter Breite nicht genug?“

Die angesprochene richtete sich auf und blickte benommen um sich. „Häh…. Ach Elena du? Wie … was… was is los?“ „Ach dann bleib doch da unten wenn es dir Spaß macht!“ Erwiderte Elena und ließ sich wieder in ihr Bett fallen. Ihr Blick richtete sich zur Decke, die drehte sich noch einen Weile, endlich schien sie still zu stehen.

Elenas wilde Partys waren berühmt und berüchtigt in Melancholanien. Die gesamte Privo-Oberschicht überschüttete sie quasi mit Einladungen, dort wo Elena mit ihrem Gefolge auftauchte war garantiert Action angesagt. Da blieb kein Auge trocken, da ging es durch bis zum ersten Hahnenschrei, nicht selten bis weit in den Vormittag. Es kam einem Ritterschlag gleich, Elena auf seiner Party empfangen zu dürfen.

Früher, da zog Elena noch von einer Party zur nächsten, in einer Nacht. Sie war die Prominenteste unter den Prominenten, niemand konnte ihr das Wasser reichen, was ihr Charisma betraf. Sie verehrten sie wie eine Göttin und Elena fragte sich oft, ob sie denn nicht auch tatsächlich eine sei. Durch den Ruhm , den steilen Karriereweg nach oben war ihr jeglicher Sinn für die Realität abhanden gekommen, sie schwebte gleichsam in einer selbst kreierten Märchenwelt. Dafür sorgte nicht zuletzt auch die Traumvilla, die sie ihr eigen nennen konnte. Hier fehlte es an nichts. Und für Elena stand fest, dass das auch immer so bleiben würde.

Die Villa befand sich wiederum in der prominentesten Privosiedlung, die sich gleich einer Festung hinter dicken Mauern, Stacheldraht und Wachtürmen von der Außenwelt abschottete. Hier kam keiner rein der nicht vom Stande war. Absolute Sicherheit. Die war auch dringend geboten, denn Reichtum zieht bekanntlich immer den Neid derer auf sich die sich nicht auf so weichen Daunen betten konnten. Ein privater Sicherheitsdienst hatte die ausdrückliche Erlaubnis von der Schusswaffe Gebrauch zu machen, sollte es etwa ein Angehöriger der Unteren sozialen Schicht, ein Preka oder gar ein Paria wagen, sich der Siedlung ohne Einladung zu nähern. Das war in Ordnung, niemand schien das in Frage zu stellen.

Trotz dieser grenzenlosen Sicherheit vermochte es Elena heute Morgen nicht mehr in den Schlaf zu fallen, sie wälzte sich von einer Seite zur anderen. Cassandra lag noch immer auf dem Boden. „Cassandra, was ist? Kommst du jetzt oder willst du den ganzen Vormittag da unten verbringen?“ Forderte Elena mit Nachdruck. „Jaja….komme ja schon…! Cassandra quälte sich vom Boden nach oben, lies das Tuch fallen und taumelte ganz nackt zum Bett und lies sich schließlich auf die Decke fallen. „Komm her Schätzchen, lass dich ein wenig befummeln. Wenn ich schon nicht mehr schlafen kann, will ich mich anderweitig beschäftigen.“ Meinte Elena und begann Cassandras Körper durchzukneten, die stöhnte dabei mehrfach lustvoll auf. „Alles Mist! Fade Partys, fade Gesellschaft. Mich törnt kaum noch was an. Immer die gleichen blöden Gesichter. Aber womit soll man sich sonst die Zeit vertreiben?“ Beschwerte sich Elena. „Aber was is mit deinem Job beim TV, da haste doch genug Abwechslung, oder…?“ Meinte Cassandra und sabberte dabei auf die Bettdecke. „Auch nix mehr los dort. Blöde Themen, immer der gleiche Stuss. Ich weiß nicht wie lange ich das noch mache. S`wird Zeit für ne Veränderung. Naja wird mir schon was einfallen.“ Elena massierte Cassandras Brüste und zerzauste deren wasserstoffblonde Frisur. Das ging eine Ganze Weile so weiter bis sie Cassandra fast zur Raserei gebracht hatte. „Au man! Nachher kommt Frederic, mit dem bin ich doch zum Brunch verabredet, habe ich doch total vergessen. Los auf Cassandra, Schluss mit lustig, aufstehen. Du musst verschwinden. Der duldet keine Konkurrenz im Revier.“ Elena klatschte mit der Handfläche voll auf Cassandras Pobacken, so dass diese aufschrie. „ Au das tut doch weh! Was soll das? Warum biste denn auf einmal so grob. Ich gehe ja schon. Die große Elena, die tut was ihr gefällt. Aber wenn ihr Macker daher kommt wird sie zahm wie ein Schoßhündchen.“ Beschwerte sich Cassandra erhob sich langsam von ihrem Lager, dann taumelte sie in Richtung Badezimmer.

„Ich gehe als erste in den Pool. Wo is der denn hä? Is alles so schrecklich groß bei dir. Find mich immer noch nicht zurecht.“ Gestand Cassandra. „Immer geradeaus, dann links, dann wieder rechts, aber verlauf dich nicht. Vor allem trödel nicht wieder so lange, du weißt das ich das nicht leiden kann.“ Gab Elena zu verstehen. „Komm doch mit! Dann baden wir zusammen sind wir schneller fertig und Spaß macht es auch.“ „Sonst gerne! Aber ich muss mich jetzt konzentrieren. Hab wichtiges mit Frederic zu besprechen.“ Lehnte Elena ab.

Sie erhob sich langsam und streckte sich ausgiebig, machte ein paar gymnastische Übungen. Dann schritt sie auf die lange Front der Kleiderschränke vis a vis. Nun begann die allmorgendliche Qual der Wahl. Welcher Fummel sollte es denn heute sein? Bei der Riesenauswahl die ihr zur Verfügung stand keine einfache Entscheidung. Da warteten hunderte von Kleidern ,Kostümen., Hosenanzüge etc. darauf auserwählt zu werden. Die Kleiderschränke funktionierten vollautomatisch. Per Knopfdruck mittels Fernbedienung ließen sich die Schranktüren öffnen. Die Stangen mit den Kleiderbügel traten nach außen. Elena nahm auf dem Boden Platz und begann die Reihen zu begutachten. Heute war es wieder schlimm, einfach unmöglich sich für ein bestimmtes Teil zu entscheiden. Noch mal von vorne, immer und immer wieder. Endlich glaubte sie die rechte Wahl getroffen zu haben.

Draußen hatte der Vorfrühling Einzug gehalten, zwar wärmte die Sonne schon, trotzdem war es in geschützten schattigen Bereichen noch empfindlich kalt. Wollte sie sich nicht verkühlen, musste sie dem Rechnung tragen. Sich wieder mal ganz in Leder hüllen, das war genau das Richtige. Elena mochte eng anliegenden Lederklamotten sehr, das lies sie noch verführerischer aussehen. Sie wählte als Jacke einen mit markanten Raffinessen gestylten roten Blazer aus handschuhweichen Lamm-Nappaleder mit Handstichnähten an den Kanten , Reverskragen und drei Knöpfen. Passend dazu eine schwarze Lederleggins in Schlupfform mit Drehbund. Dazu wählte sie eine Weiße Bluse mit weitem umschlagbaren Kragen in V-Ausschnitt und krempelbaren Ärmeln. Als Schuhe modische weiße Pumps aus feinem Velourmaterial mit Zierschleife und Metallschmuck. Ein dunkelblaues Seidenhalstuch rundete alles ab. Als Schmuck bevorzugte sie heute wie so oft Silber. Sie legte alles zurecht und betätigte per Fernbedienung wieder eine Klingel.

Schon stand Luisa bereit. „Hast du das Frühstück gerichtet?“ „Sehr wohl, alles bereit!“ „Gut,in etwa einer halben Stunde bin ich unten, das heißt wenn diese Trödelliese da endlich einmal fertig wird. Die Sachen kannst du mit runder nehmen, ich kleide mich im Wohnzimmer an.“ „Alles geschieht wie du es gesagt.“ Luisa entfernte sich unauffällig. Elena schritt zum Badezimmer. Sie konnte Cassandras Gesang hören. „Sag mal Cassandra, wie lange soll das denn noch dauern, willst du dich da drin verewigen oder was?“ „Gleich fertig! Komm doch rein! Ist genug Platz für uns beide hier.“ Elena trat ein. Das feudale vollständig verchromte Badezimmer strahlte wie immer in einem fast himmlischen Glanz. Cassandra planschte noch fröhlich in dem vier X vier Meter breiten Whirlpool. „Na du bist ja immer noch nicht fertig! Himmeldonnerwetternochmal!“ „Motz doch nicht immer gleich rum, komm lieber rein, es ist so herrlich hier drin. Da könnt ich glatt den ganzen Vormittag damit zubringen.“ Gab Cassandra zu. „Dass könnte dir so passen! Los raus da!“ „Nö, ich gehe nicht raus!“ „Dann eben nicht!“ Elena streifte ihr Neglige ab und stieg die Stufen hinauf, dann lies sie sich in die blubbernte Flut gleiten.

Cassandra kam zu ihr und begann sie zu bespritzen. „Hör auf Cassandra! Mach mein Haar nicht nass. Ich bin froh dass die Frisur sitzt. Wenn ich die Haare trocknen müsste bräuchte ich den ganzen Vormittag dazu.“ „Buh, Spielverderberin!“ „Na du hast ja gut lachen, mit deiner rassigen Kurzhaarfrisur.“ „Dann lass dir doch auch die Haare schneiden, hast du viel weniger Arbeit damit und kannst problemlos untertauchen.“ Erwiderte Cassandra und stürzte sich kopfüber in das Becken. „Bist du verrückt! Elena ohne ihre Lockenmähne, das ist mein Markenzeichen. Ohne würde mich keiner mehr erkennen.“ Widersprach Elena nachdem Cassandra wieder auftauchte und ihr ihre vollen Brüste entgegenstreckte. Elena steckte sich nun ihr Haar mittels Haarklemmen nach oben. Cassandra umschlang Elena und begann deren Brüste zu massieren.

„Lass das Cassandra! Ich hab jetzt keine Zeit dafür. Wir machen heute Abend weiter Schätzchen, versprochen!“ „Du meinst ich kann wieder kommen!“ „Ja! Das hängt allerdings davon ab, was Frederic vorhat. Es ist möglich dass er heute Nacht mit mir schlafen will, dann müsstest du zurücktreten. Ich gebe dir rechtzeitig Bescheid.“ „Och, immer muss ich mich hinten anstellen, das ist gemein. Ich bin doch so scharf auf dich. Sag mal warum machen wir`s nicht zu dritt?“ „Das geht nicht! Du weißt doch was für ein hölzerner Typ Frederic ist. Der kann sich mit so was kaum anfreunden.“ „Ich verstehe wirklich nicht wie du auf so einen Langweiler gekommen bist. Das hat eine wie du du doch nun wirklich nicht nötig?“ Beschwor Cassandra. „Ganz einfach, weil er extrem wohlhabend, einflussreich und berühmt ist. Warum sollte sich eine Frau sonst mit ihm ein lassen? Ich brauche ihn für meine Karriere, noch! Ich bekomme von ihm was ich will. Weshalb also ich nicht mit einem Typen schlafen der mir so teure Geschenke machen kann?“ In der Tat denn immerhin war die Villa mit allem Drum und dran ein Präsent ebensolcher Art. „Das ist ein Argument zugegeben.“ „Tust du es denn nicht ebenso? Tut doch jede Frau die ein wenig Köpfchen hat.“ „Aber trotzdem ist es gemein!“ Cassandra schmiegte sich von hinten an die Angebetete. „Komm sei ein braves Mädchen. Ich muss mich jetzt bereit machen. Du musst jetzt aus der Wanne steigen, auch wenn`s schwer fällt. Frühstück wie immer unten, dann weißt du ja wie es weitergeht.“ „Ok,Ok, ich geh schon!“ Cassandra stieg aus dem Becken, Elena zwickte ihr zum Abschied noch mal in den Po. „Also dann bis heute Abend Elena, wenn du frei bist.“ „Ja wenn ich frei bin geb ich Bescheid, solltest du nichts von mir hören bin ich leider besetzt die Nacht, bzw. belegt.“

Cassandra verließ das pompöse Badezimmer. Elena fand nun Zeit und Muße sich in aller Ruhe herzuzurichten. Das nahm wieder einen Großteil des Morgens in Anspruch. Sie stieg aus dem Pool und schlüpfte in ihren Morgenrock, nahm Platz vor der Anrichte, blickte in den Spiegel und betrachtet ihr Feenhaftes Gesicht. Eigentlich bedurfte es für einen Menschen mit so einem Aussehen gar keiner Schminke, doch sie begann ihr Gesicht zu bearbeiten, legte ihr Make-up auf, frisierte sich bis sich von ihrer eigenen Schönheit fast geblendet wurde.

Als sie mit sich zufrieden war begab sie sich ins Wohnzimmer wo der reichlich gedeckte Tisch bereits auf sie wartete. Cassandra hatte offensichtlich schon das Haus verlassen. Mit spitzen Fingern löffelte Elena ihr Müsli, wie jeden Morgen, alles Spezialmischungen, von ihr selbst kreiert. Das alles geschah in Zeitlupe, denn niemand wagte Elena zu drängen.

Luisa betrat das Zimmer. „Frederic ist so eben eingetroffen. Er wartet in der Bibliothek, soll er dort bleiben oder willst du ihn hier empfangen.“ „Soll rein kommen! Sofort!“ Befahl Elena und Luisa gehorchte augenblicklich. Wenig später betrat Frederic das Zimmer. Wie aus dem Ei gepellt stolzierte er daher. Hochmodisch gekleidet in ein jeansfarbenes Cabano-Sakko in Struktur-Optik dazu eine Beigefarbene Twill-Hose. Sein weißes Hemd mit Vario-Kragen sah aus als sei es eben erst frisch gestärkt worden, darin eingebunden ein weinroter , weißgepunkteter Seidenschal. Wie immer war sein schwarzes Haar übervoll mit Pomade. Seine stechenden Augen lugten durch die kreisrunden schwarzgerahmten Gläser seines Nasenfahrrades. Seine brennende Zigarette glimmte in einem langen vergoldeten Mundstück.

Er schritt mit auffallend wippenden Gang auf Elena zu. Es schien als könnte er jeden Moment in der Mitte durchbrechen. „Guten Morgen meine Liebe! Ich hoffe du hattest eine ruhige und erholsame Nacht!“ Frederic entfernte die Zigarette aus dem Mund nahm Elenas rechte Hand und küsste diese. „Nicht besonders! Aber es geht! Mir würde es noch bedeutend besser gehen wenn du den Glimmstängel entfernen würdest. Mir wird jetzt schon übel von dem Geruch.“ „Entschuldige!“ Frederic entfernte die Zigarette indem er sie einfach aus dem Fenster auf die Terrasse warf. Wofür bezahlte man schließlich Hausangestellte. „Darf man Platz nehmen?“ „Setzt dich schon! Bedien dich einfach!“ „Danke zu gütig!“ „Gern geschehen!“ „Sag mal kann es sein, dass ich Cassandra aus dem Haus kommen sah?“ Stellte Frederic fest. „Das kann sein, ja! Und hast du was dagegen?“ „Nein, warum sollte ich? Ist sie derzeit deine neue Favoritin?“ „Erraten! Warum ist das für dich so wichtig?“ „Nun weil ich langsam den Überblick verlieren. Wie schaffst du die nur alle innerhalb so kurzer Zeit! War es nicht in der vorigen Woche noch Gabriela?“ Wollte Frederic wissen während er sich einen Kaffee einschenkte. „Cassandra, Gabriela, Alexandra! Ja und? Ich hab im Moment einen sich stetig steigernden Appetit auf Frauen. Tut mir einfach nur gut die ständige Abwechslung.“ Antwortet Elena kurz und knapp. „Und wie stets mit Männern?“ „Keine Sorge! Da bist du im Moment der einzige!“ „Wie gütig von dir! Da bin ich aber beruhigt. Also kann ich davon ausgehen, dass die Sache mit deinem Gärtner zu Ende ist!“ „Du kannst! War zum Schluss nur noch öde und langweilig! Aber du bist doch nicht heute Morgen gekommen um mit mir über mein Liebesleben zu sprechen, oder sollte ich mich da täuschen?“ Bemerkte Elena. „Nein, natürlich nicht! Es sind geschäftliche Dinge. Wir müssen uns mal grundlegend über deine TV-Auftritte unterhalten. Es gibt da , wie soll ich mich ausdrücken, einige Unstimmigkeiten in letzter Zeit!“

„Unstimmigkeiten? Welche Unstimmigkeiten?“ Entfuhr es Elena. „Nun, uns liegen da seit einiger Zeit Berechnungen vor, erstellt von verschiedenen Unternehmungen. Denen ist aufgefallen, dass die Einschaltquoten in den letzten Wochen rapide gesunken sind. Gut, Schwankungen gibt es immer mal wieder, das ist ganz normal. Wenn es aber dann zu einem Dauerzustand wird, sollten wir uns doch Gedanken machen, wie dem entgegenzuwirken ist. Vor allem du solltest mal gründlich überlegen ob nicht hier und da eine kleine Neuerung einzufügen sei. Wir dürfen auf gar keinen Fall zulassen, das sich die Zuschauer beim betrachten deiner Sendungen langweilen.“ Erläuterte Frederic, wohl wissend dass er sich hier bei Elena auf dünnen Eis bewegte.

„Ich höre wohl nicht recht! Die Leute langweilen sich bei meinen Sendungen. Wer behauptet so etwas? Das ist eine Frechheit. Wenn die es besser können bitte, dann sollen die doch vor die Kamera treten, ich bin gespannt wie lange das gut geht. Spätestens nach einer Woche landen die Geräte auf dem Müll.“ Ereiferte sich Elena heftig. „Elena sei doch nicht so ungehalten, ich meine es doch nur gut mit dir. Ist nur ein schlichter Hinweis, sonst nichts. Wir müssen gemeinsam überlegen welche Schritte zu unternehmen sind.“ Antwortete Frederic, dabei nervös ständig seine Brille auf und absetzend. „Wir? Wer ist wir? Das sind meine Sendungen und ich allein entscheide, wie die gestaltet werden.“ „Elena ich darf dich freundlich darauf hinweisen, dass die Sendeanstalt zufällig mir gehört. Da geht es mich sehr wohl was an, was und auf welche Weise da etwas über den Äther geht. Also so einfach ist die Sache nicht.“ Wagte Frederic sie an diese unangenehme Tatsache zu erinnern.

„Aha, womit wir wieder beim Thema wären. Du bist nicht der einzige in dieser Position. Ich habe sehr deutliche Angebote von der Konkurrenz und das schon seit geraumer Zeit. Die würden mich sofort mit Kusshand nehmen, wenn ich nur wollte. Ich pfeife auf deinen altbackenen Opa-und-Oma-Sender.“ Brüllte ihn Elena an. „Fang doch nicht schon wieder mit diesem Unsinn an. Das ist doch ohnehin nur Bluff.“ „Sooo, meinst du!“ Elena fuhr aus dem Stuhl nach oben so dass dieser geräuschvoll nach hinten klappte, rannte zum Schrank gegenüber und kramte in ihrer Aktentasche herum. „So, wenn du meinst dass ich bluffe bist du einem gewaltigem Irrtum erlegen. Hier! Lies selbst! ich habe alles schwarz auf weiß.“ Elena fuchtelte mit den Papieren unter Frederics Gesicht herum!

Dieser griff danach und begann es zu überfliegen, dabei wurde sein Gesicht totenblass. Elena sprach tatsächlich die Wahrheit. Lauter lukrative Angebote der konkurrierenden Sendeanstalten. „Aber Elena sei doch nicht so böse mit mir!“ Frederics Tonfall klang nun bedeutend sanfter. "Du bestimmst wie es weiter geht. Gut, meinetwegen. Aber das hast du ja ohnehin schon immer getan. Dir bleibt völlig freie Hand. Lass dir einfach was einfallen, etwas mit Pep und Schmiss, etwas das die Leute wirklich wieder von den Hockern reißt.“ „Pah, was weißt du schon von solchen Dingen. Ihr seid doch die geborenen Langweiler, drüben in der Sendeanstalt.“

„Ich verstehe wirklich nicht, warum du immer gleich so aufbrausend reagieren musst. Es handelt sich doch schließlich nur um einen Hinweis. Einen gut gemeinten Rat.“ „Ich brauche keine Ratschläge, weder von dir noch von irgend einem anderen.“ Lehnte Elena kategorisch ab. „Entschuldige, Entschuldige! Ich sage ja gar nichts mehr!“ Nachdem sie sich eine Weile angeschwiegen hatten und dabei ihr Frühstück verzehrten, durchfuhr es Elena wie der Blitz. Heftig schlug sie mit der Faust auf die Tischplatte. „Es ist eine Schweinerei mir so etwas einfach ins Gesicht zu sagen! Ich werde es euch zeigen.“

Frederic der gerade im Begriff war Marmelade auf sein Brötchen zu schmieren war so erschrocken, das im das Teil aus der Hand fiel und auf seiner schönen beigefarbenen Hose landete, natürlich auf dem Gesicht. „Elena was soll das? Musst du mich so erschrecken? Nun sieh dir diese Schweinerei an, meine Hose ist total versaut.“ „Ach hab dich nicht so. Kann Luisa saubermachen, das schafft die in null Komma nix.“ Wertete Elena den Vorfall ab. „Ach und dann soll ich wohl in Unterhosen rumlaufen bis sie fertig damit ist ,oder?“ „Wäre dass so schlimm? Du hast noch einige Hosen von dir bei mir. Hast du vergessen dass du mal hier gewohnt hast? Such dir doch einfach eine davon aus.“ „Wusste ja nicht dass du die aufgehoben hast. Na gut!“

Erneut läutete Elena nach Luisa. Die erschien wenig später. „Säubere Frederics Hosen! Bring eine andere von ihm her, oben im Gästezimmer im Schrank liegen welche von ihm. Beeil dich aber gefälligst!“ „Wie du wünschst Elena es soll sofort geschehen.“ „Haha, du siehst zu komisch aus in deinen Unterhosen. Du solltest dich so mal in der Öffentlichkeit zeigen, gibt sicher eine gute Publicity.“ Amüsierte sich Elena. „Jaja sehr komisch!“ „Selber Schuld, was provozierst du mich auch ständig. Immer wen du hier auftauchst gibt es wenig später Zoff. Das ist ja kaum noch zum aushalten.“ „Ich dich provozieren? Na erlaube mal. Ich habe mir lediglich erlaubt dir einen freundschaftlichen Rat zu geben, weiter nichts.“ Wehrte Frederic ab. „Klar, aber wie du das sagst. Das macht mich rasend vor Wut. Ich kann Kritik an meiner Person nicht ausstehen, das sollte dir bekannt sein. Also unterlasse das in Zukunft, oder du brauchst hier gar nicht wieder aufzukreuzen.“ „Ach so, jetzt bin ich an allem Schuld. Das wird ja immer schöner. Auch du Elena musst von Zeit zu Zeit einmal Lehre annehmen, das lässt sich wohl kaum vermeiden.“

Elena erhob sich wieder abrupt und lief wie ein aufgescheuchtes Huhn im Zimmer auf und ab. Sie hatte eine unerklärliche Wut im Bauch und beabsichtigte diese auf irgend eine Art entladen. Plötzlich griff sie nach einer Vase, holte aus und schleuderte diese in Richtung Frederic, diesem gelang es gerade noch im letzten Moment den Kopf einziehen. Die Vase landetet stattdessen laut klirrend an der Wand und zerbarst in tausend Stücke. „Sag mal hast du jetzt völlig den Verstand verloren? Du bist ja eine Furie! Das brauche ich mir nicht länger gefallen zu lassen.“ Im rechten Augenblick erschien Luisa mit den Ersatzhosen in der Tür. Frederic riss ihr diese aus den Händen und begann sich hastig anzuziehen. Dann verließ er wortlos den Raum und das Haus. „Was ist denn geschehen Elena? Gab es Probleme!“ Wollte Luisa wissen. „Das geht dich gar nichts an.“ Schnauzte Elena. Dann deutete sie mit dem Zeigefinger nach unten. „Da, bring die Scherben weg! Aber dalli!“

Der Tag war gelaufen. Elenas Wut blieb ihr erhalten. Frederic erst mal abgemeldet, der würde sich wohl die folgenden Tage nicht mehr blicken lassen, schön für Cassandra, die sich Hoffnung machen konnte in der folgenden Nacht wieder unter Elenas Decke zu schlüpfen. Vorher jedoch gab es noch einige Dinge zu erledigen. Elena brauchte dringend Action um ihren erhöhten Adrenalinspiegel zu senken. Am besten gelang ihr das beim Motorradfahren. Sie streifte zunächst ihren hautengen Motorradcombi über. Dann holte sie ihre pinkfarbene Mamasaki aus der Garage, brachte das schwere Gefährt in Stellung und startete. Unter ohrenbetäubenden röhren brauste sie wie besessen davon. Einen Helm zu tragen lehnte sie stets ab, auch wenn sie sich der Gefahr durchaus bewusst war. Aber sie genoss den scharfen Fahrtwind ihrer langen Lockenmähne

Für Passanten oder eventuellen Gegenverkehr gab es nur eines, wenn Elena plötzlich vor ihnen auftauchte, in Deckung gehen. Rücksicht kannte Elena nicht. Weit ließ sie das Nobelviertel hinter sich zischte die kurvenreiche Landstraßen entlang. Es kam schon mal vor das sie einen bettelnden Paria überfuhr. Das bereitete ihr kein Kopfzerbrechen. Selber Schuld, was brachten die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit. Polizeistreifen konnte sie getrost ignorieren. Die konnten ihr nichts anhaben. Wer es wagte Elena anzuhalten, ihr womöglich  eine Strafe aufzubrummen, musste mit ernsthaften Konsequenzen rechnen.

Immerhin hatte sie hatte schon mit fast allen Ministern der Regierung geschlafen, ihr Einfluss auf Politik, Verwaltung, Sicherheitswesen unantastbar. Elena badete geradezu in grenzenloser Freiheit. Melancholanien war ein freies Land. Elena konnte nicht begreifen, warum so viele Menschen in diesem Lande immer nur lammemtierten. Sahen die denn diese Freiheit nicht. Eine Freiheit die doch allen zugute kam? Oder? Als sie ihre Spritztour beendet hatte und auf den Hof ihrer Villa einbog, wurde sie dort schon von Luisa in Empfang genommen.

„Das Motorrad in die Garage ,die Limousine raus! In der Zwischenzeit ziehe ich mich drinnen um.“ „Sehr wohl Elena, alles so wie du befiehlst!“ Nur unter Aufbietung ihrer letzten Kraftreserven gelang es Luisa das schwere Stahlross in die Garage zu buchsieren, nur ja nicht irgend wo anstoßen, das gäbe wieder nur einen Anschiss. Schon gar nicht als sie die metallicblaue Limousine Marke Caboot herausholte. Elena konnte ausgesprochen wütend werden, wenn mit ihren geliebten Fahrzeugen etwas nicht in Ordnung schien.

Auch wenn sie von von nihrer Arbeitgeberin so manche Gemeinheit einzustecken hatte, wollte Luisa doch unter keinen Umständen ihren lukrativen Job verlieren. Immer noch besser als in der stinkenden Fabrik zu schuften. Auf gar keinen Fall wollte sie ans Fließband zurück. Schon der bloße Gedanke an diese geisttötende Tätigkeit löste bei ihr ein Schreckensszenario aus. Geschafft, der Wagen stand startbereit. Elena eilte, komplett gestylt und umgezogen aus der Wohnungstür.

„So bis heute Abend, dann!“ „Auf welchen Übernachtungsgast muss ich mich heute einstellen?“ Wollte Luisa wissen. „Keine Ahnung! Kann ich im Moment nicht sagen, lass dich einfach überraschen.“ Elena schlug die Wagentür zu, startete und brauste davon, nicht gar so schnell wie mit dem Motorrad, doch auch wenn sie den Wagen fuhr, galten die gleichen Konditionen. Schnell hatte sie den Posten passiert der die Privosiedlung hermetisch nach außen sicherte. Dann ging es die Landstraße hinunter.

Zu ihrer rechten blickte sie auf das Industriegebiet, das sich weit am Horizont entlang schlängelte. Fabrik reihte sich an Fabrik, deren Schornsteine schleuderten ihre giftigen Abgase ungefiltert in den weiten Himmel. Wie gut dass die Privosiedlung an einer so günstigen Stelle errichtet wurde, dass der Dreck hier nicht zu spüren war. Schon hatte sie die Außenbezirke von Manrovia erreicht. Zum Glück befand sich die Redaktion von Frederics TV-Sender am Rande der Stadt, so dass sich Elena nicht durch den dicken, fast undurchdringlichen Verkehr zu quälen brauchte. Der zehnstöckige Bau aus Glas und Beton war in einer Ovalform errichtet. Ein Bediensteter des Hauses nahm Elena gleich in Empfang. Die entstieg dem Wagen und begab sich eleganten Schrittes unverzüglich durch den Haupteingang mit seinen sich automatisch öffnenden Türen. Ihr Auto wurde während dessen in der Tiefgarage eingeparkt.

Elena beachtete die freundlich grüßenden Angestellten die ihr unterwegs begegneten kaum. Sie eilte zum Aufzug und betätigte die Taste 8, in jener Etage befand sich die Redaktion, das war ihr Reich, hier herrschte sie im wahrsten Sinne des Wortes. Oben angekommen wurde sie schon von ihren Angestellten erwartet. Die Büros mit ihren Glastüren waren im oval ringsum einen großen Versammlungsraum angeordnet. Sie hatte somit die Möglichkeit alle Mitarbeiter von außen zu überwachen, wehe all jenen die glaubten hier eine ruhige Kugel zu schieben. Es versteht sich von selbst dass ihr eigenes Büro undurchsichtig war. Es ging niemanden etwas an was Elena hier tat. Simone, ihre Sekretärin erwartet sie dort schon voller Unruhe.

„Elena, alles in Ordnung? Wir dachten schon du kommst nicht mehr.“ „Quatsch, warum sollte ich denn nicht kommen. Habe ich denn je einen Termin verpasst?“ Erwiderte diese barsch. „Ich dachte nur das vielleicht etwas…!“ „Du sollst nicht zu viel denken, Schätzchen, das schadet deinem Gehirn. Überlasse das denken denen die etwas davon verstehen, dann kann nichts schief gehen. Habt ihr das Manuskript für heute Abend?“ „Ja hier!“ Simone kramte ein dickes Bündel aus ihrer Mappe hervor und übergab es ihrer Vorgesetzten. „Es ist soweit alles in Ordnung, denke ich zumindest.“ „Du denkst ja schon wieder!“ „Entschuldige!“ „Nichts für ungut. Ich geh alles durch und nehme meine üblichen Korrekturen vor. Ich lasse dich rufen, wenn mir etwas missfällt.“ „Klar so wie immer!“ „Genau so wie immer!“

Elena schlug ihrer engsten Mitarbeiterin die Tür vor der Nase zu und begab sich an ihren Schreibtisch. Nun wollte sie in Ruhe alles durchgehen. Das verlief schon seit ewigen Zeiten nach dem gleichen Ritual. Ihr Stab von Mitarbeitern mühten sich ab, oft Tage und Nächte lang die Konzepte für ihre TV-Auftritte auszuarbeiten. Elena nahm daran im üblichen keinen Anteil. Sie bekam schlussendlich das fertige Manuskript in die Hände um sich damit vertraut zu machen. Viel Zeit nahm sie sich dafür, fast den gesamten Nachmittag , dabei duldete sie keinerlei Störungen. Wagte es doch mal jemand, so bekam dieser es kräftig zu spüren.

Die schöne Frau verfügte über einen außergewöhnlichen Intellekt. Sie arbeitet das gesamte Skript durch, strich, ergänzte, fügte nach gut dünken hinzu. Ihre Sendung moderierte sie dann zumeist aus dem Stehgreif, betrachtete die Vorgaben lediglich als eine Art von Gerüst. Elena war ein Star und ein solcher braucht sich nicht an Vorgaben zu halten, ein Star ist souverän in seinem Tun. Niemand stellte das in Frage. Wenn sich auch viele fragten, wofür sie dann überhaupt noch so intensiv arbeiteten. Doch so lief das nun mal und daran würde sich auch in absehbarer Zeit nicht viel ändern.

Die Stunden vergingen. Elena gestaltete auch diesmal so gut wie alles um. Dann lies sie Simone rufen, sowie Patrik den verantwortlichen Redakteur. Die durften nun wieder die geballte Wucht an Maßregelungen über sich ergehen lassen. „Also wenn ihr glaubt mich damit zufrieden zu stellen habt ihr euch gewaltig getäuscht. Wie kommt ihr denn überhaupt auf die Idee mir so einen Mist vorzusetzen.“ Elena schleuderte die Seiten des Manuskriptes den beiden ins Gesicht. „Wenn man nicht alles selber macht. Ich frage mich wofür ich überhaupt noch so einen Stab von Mitarbeitern unterhalte. Im Grunde seid ihr alle überflüssig, jeder einzelne von euch ist zu ersetzen. Lange sehe ich mir diese Schlamperei nicht mehr an.“ „Aber was ist denn schon wieder daran auszusetzen? Wir haben doch auch diesmal so gründliche geforscht. Da kann doch gar nichts schief gehen.“ Wagte Patrik sich zu verteidigen. „Ihr habt was? Das ich nicht lache! Wenn ich den geladenen Experten so entgegentrete, blamiere ich mich ja bis auf die Knochen. Das sind ja Argumente von annodunnemals.“ Polterte Elena weiter.

„Aber wir haben wie immer die fähigsten Experten für unsere Recherchen hinzugezogen. Die darin dargestellten Verhältnisse in unserem Land entsprechen der Wahrheit, da gibt es keinen Zweifel.“ Bekannte Patrik energisch. „Sag mal wie oft soll ich es dir noch sagen. Bist du so blöd oder tust du nur so. Wen interessiert denn die Wahrheit? Hier geht es nicht darum die Leute da draußen mit den tatsächlichen Verhältnissen in unserem Land zu konfrontieren. Hier geht es um Einschaltquoten. Wann kapiert ihr das endlich?“ „Also sollen wir die Menschen weiter im Unklaren darüber lassen was in Melancholanien vor sich geht?“ Fragte Simone dazwischen. „Richtig, du hast es erfasst. Es geht darum ein Bild zu konstruieren. Eine Wahrheit im Interesse derer die hier das Sagen haben. Was glaubt ihr eigentlich wer euch bezahlt? Wer hier alles unterhält? Von denen hat keiner ein Interesse die Bevölkerung aufzuklären. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen und die heißt?“ Elena spielte wieder auf die Staatsdoktrin an. „Es gibt keine Alternative!“ Kam es zeitgleich von Simone und Patrik, wie aus der Pistole geschossen. „Sehr richtig! Ich freue mich dass ihr das noch nicht vergessen habt. Aber dann handelt gefälligst auch danach!“

„Ich finde dieses Vorgehen einfach nur abscheulich. Hier wird ja jede Kreativität unterdrückt, das nimmt einem die Luft zum atmen.“ Wagte Patrik zu kritisieren. „Patrik, du musst hier nicht arbeiten! Niemand hält dich hier. Wir sind ein freies Land, du kannst jederzeit kündigen und gehen. Das steht dir frei.“ Höhnte Elena. „Manchmal denke ich wirklich es wäre das Beste. Aber was dann? Die Konkurrenz ist ja auch nicht besser. Die verbreiten den gleichen Mist Tag für Tag. Es ist alles nur ein Trauerspiel.“ Überkam es Patrik jetzt. „Tja! Wie du siehst gibt es auch hier keine Alternative!“ Stellte Simone fest.

„Genauso ist es! Und das ist gut so. Wir wollen die Menschen nicht unnötig mit Dingen konfrontieren von denen sie ohnehin keinen blassen Schimmer haben. Vor allem die Preka müssen auf Linie gehalten werden. Wo kommen wir hin wenn die tatsächlich anfangen sollten über ihre Lage nachzudenken? Also, es ist unsere Aufgabe ihnen das Denken abzunehmen statt dessen eine vorgefertigte Meinung  vorzusetzen, die von ihnen bedenkenlos übernommen werden kann, so etwas nennt man professionellen Journalismus. Findet euch damit ab. Aufklärung gehört nicht zu unserem Aufgabengebiet.“

„Ich sehe es ein! Ich war wohl wirklich zu naiv. Ich glaubte einfach nur Journalismus hat etwas mit Kreativität zu tun.“ Bekannte Patrik. „Ja aber das hat er doch. Natürlich nur soweit er sich im dafür abgesteckten Rahmen bewegt. Wes Brot ich es, des Lied ich sing! Halte dich an diese Maxime und du wirst hier 101 Jahr alt. Tue es nicht und du kannst dich wieder ans Fließband stellen. So läuft das nun mal.“ Gab Elena unmissverständlich zu verstehen „Sollen wir die von dir vorgenommen Änderungen noch einmal bearbeiten?“ Fragte Simone. „Ach was, ich moderiere auch heute Abend wieder aus dem Stehgreif. Es ist ohnehin das Beste. Wie sieht es mit den Einladungen aus. Kommen alle oder gibt es Absagen?“ „Nein, alle kommen. Wie angekündigt!“ Antwortet Simone. „Also die Elefantenrunde! Na das kann ja spannend werden!“ „Brauchst du uns noch?“ Wollte Simone wissen. „Nein! Abgang! Und schreibt euch dass gehörte hinter die Ohren, verstanden?“ Wie die begossenen Pudel verließen Simone und Patrik wortlos das Büro.

Bis zum Abend verschanzte sich Elena allein in ihrem Büro um sich mit den Themen und den zu erwartenden Personen richtig vertraut zu machen. Sie hatte sich vorgenommen heute wieder alle Register zu ziehen. Frederic sollte sich wundern. Wie immer bemühte sich Franziska die Maskenbildnerin, Elena herzurichten. Dabei gab es eigentlich gar nicht viel zu tun. Eine Frau, mit einer solch natürlichen Schönheit ausgestattet, bedurfte eigentlich keiner Maske, doch wieder war Elena äußerst unzufrieden mit ihrem Outfit.

„Grässlich, einfach grässlich! Streng dich gefälligst an! Ich kann doch unmöglich so vor die Kamera treten. Ich soll mich wohl zum Clown machen, oder was? Hast du mal auf die Uhr gesehen? Beeil dich, wenn wir heute noch fertig werden wollen. So was lahmarschiges hab ich schon lange nicht mehr gesehen.“ Wortlos lies Franziska diese Schimpfkanonade über sich ergehen. Es machte ohnehin keinen Sinn mit Elena über Detailfragen zu streiten.

Schließlich musste auch nach das Haar gerichtet werden, keine leichte Aufgabe bei jener Lockenpracht. „Au! Pass doch auf du blöde Kuh!“ Schrie Elena auf. „Verzeihung Elena! Das hab ich doch nicht mit Absicht getan!“ Wagte Franziska eine Entschuldigung. „Da kann ich mir auch nichts dafür kaufen! So, das ist genug. Mehr brauchst du nicht zu tun. Es geht auch mal mit offenem Haar. Sonst sitzen wir ja morgen früh noch hier.“ „Wie du willst, Elena!“ „Ja, ich will! Herrgottnochmal, ich frage mich wirklich warum ich eine Maskenbildnerin unterhalte. Das bekomme ich eigenhändig  viel besser hin.“

Elena erhob sich und schritt eilents nach draußen, knallte dabei heftig die Tür hinter sich zu. „Dann tust doch, wenn du`s besser kannst, blöde Zicke!“ Flüsterte Franziska mit Tränen in den Augen. Einmal kräftig durchatmen, dann betrat Elena das Studio. Noch leuchteten die grünen Lampen, aber  jeden Augenblick würde die Klappe fallen. Die weißen Ledersessel waren in einem Halbkreis formiert. Elena nahm genau in der Mitte Platz. Zur Rechten und Linken hatten sich die Talkgäste niedergelassen. Vertreter aus Politik, Kultur und Wirtschaft, dazu ein Angehöriger der Preka, als soziales Alibi. Routiniert blätterte Elena noch in ihrem Manuskript. Bis die Ankündigung kam.

„Achtung! Sendung!“ „Guten Abend meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich freue mich sie wieder so zahlreich an den Bildschirmen begrüßen zu können.“ Begann Elena in souveräner Art. „Wie geht es weiter nach der Wahl? So lautet unser heutiges Thema. Vor zwei Tagen wurde ein neues Parlament gewählt und wie wir nun mit Sicherheit sagen können wird es einen Regierungswechsel geben. Wir alle sind gespannt wie sich die Dinge weiter entwickeln in unserem Land. Dem entsprechend habe ich mir auch die Gäste eingeladen. Zu meiner Rechten darf ich den großen Verlierer begrüßen Dr. Herwig, den Vertreter der unterlegenen Musterdemokraten. Zu meiner Linken Dr. Hartwig den Vertreter der siegreichen Superdemokraten. Es versteht sich von selbst das ich die beiden Herren nicht unbedingt nebeneinander setzen wollte.“ Es folgte ein leicht heiteres Gewisper.

„Ferner begrüße ich als Vertreter der Wirtschaft den Präsidenten der Vereinigung der Großindustriellen Prof. Dr. Dr. Dr. Dipl –Ing. Freimuth. Es freut mich das sich auch noch Prof. Dr. Dr. phil.Corbinian hier eingefunden hat der Vorsitzende des Verbandes der Kulturschaffenden unseres Landes. Und last not least Prof. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Richard einer der bekanntesten Wissenschaftler unseres Landes, seit kurzem Rektor unserer Eliteuniversität. Da kann einem ja schon schwindelig werden bei so vielen akademischen Graden, da komm ich mir mit meinen zwei lumpigen Doktortitel  richtig nackt vor.“ Wie auf Bestellung stellte sich erneut heiteres Getuschel ein.

„Ja da hätten wir ja alle vorgestellt! Wie? Ach so ja, da ist ja noch einer. Hätt ich doch jetzt glatt vergessen. Äh… wie war doch noch dein Name?“ „Siegfried!“ „Aha Siegfried ist das meine verehrten Zuschauerinnen und Zuschauer.“ Elena musste auf ihr Manuskript sehen. „Ah ja Siegfried, Schlosser von Beruf, aus der vereinigten Fahrradunion, einem traditionsreichen Unternehmen unseres Landes.  Selbstverständlich haben wir einen Vertreter der Preka geladen. Wir sind ein freies Land ,alle sollen Gehör finden. Einem jeden steht die Möglichkeit zu seine Meinung äußern, ein hohes Gut, dass wir alle sicher nicht missen möchten.

„Ja, wie weiter nach der Wahl? Lieber Dr. Herwig, wie erklären sie sich diese derbe Wahlniederlage am Sonntag?" Dr. Herbig ein hagerer etwas abgehärmt wirkender Endfünfziger mit dichtem schwarzgraumeliertem Haar und Goldgestellbrille räusperte sich kurz, dann zog er das vernichtende Fazit. „Nun, ich denke, das liegt vor allem daran das die Wähler uns nicht gewählt haben.“

„Meine Damen und Herren, was für eine Feststellung. Ich denke darauf wäre wohl niemand gekommen. Ich werde später auf diese bahn brechende Erkenntnis zurückkommen, doch zunächst möchte ich in der Runde fortfahren. Dr. Hartwig, ein großartiges Ergebnis haben sie und ihre Mitstreiter da eingefahren. Die Menschen fragen sich warum eigentlich?“

Dr. Hartwig ein untersetzter Glatzkopf mit abstehenden Ohren und Hakennase, blusterte sich auf um die richtige  Position einzunehmen. „Ganz einfach! Bessere Personen, bessere Programme, bessere Performance, das ist alles!“ „Alles?“ „Alles!“ „Kurz und knapp! So einfach kann das sein meine Damen und Herren, das ist Politik. Da bin ich ja wirklich gespannt welche Richtungsweisende Visionen für die Zukunft uns heute noch geboten werden. Herr Prof. Dr. Freimut, wir sind gespannt welche Ansichten die Wirtschaft zu dieser neuen Situationen einzunehmen gedenkt“ Freimuth ein Mann Anfang Siebzig mit dichtem weißem Haar, Kaiser-Wilhelm-Bart und Monokel im rechten Auge, wirkte nach außen ruhig und sachlich.

„Also wenn ich ehrlich bin, so haben wir mit den Musterdemokraten in geradezu phantastischer Weise zusammengearbeitet. Eine bessere Regierung hätte unser Land kaum sein eigen nennen können. Ich bin außerordentlich traurig diese Zusammenarbeit jetzt so abrupt beenden zu müssen. Wenn ich nun einen Ausblick in die Zukunft zu werfen wage, so gehe ich schon jetzt davon aus, dass wir mit den Superdemokraten in hervorragender Weise zusammenarbeiten werden. Ich denke das es ist nicht zu vermessen klingt wenn ich die Vermutung anstelle, dass unser Land eine der hervorragendsten Regierungen aller Zeiten bekommen wird.“

„Vielen Dank für die Einschätzung. Da brauchen wir uns wirklich keine Gedanken mehr zu machen. Herr Prof. Corbinian, sie sind als einer bekannt der immer schon harte und tief greifende Reformen eingefordert hat. Glauben sie, dass die Superdemokraten besser imstande sind als die Musterdemokraten?“ Corbinian, ein finster dreinblickender wuchtiger Kleiderschrank mit kohlrabenschwarzem pomadisierten Haaren und einer schwarzen Hornbrille schien auch heute nicht viel von Kompromißen zu halten. Schon lange machten Gerüchte die Runde das Corbinian dem elitär-extremen Blauen Orden angehörte, der für eine rigorose Politik eintrat. Natürlich wies dieser solche Vermutungen stets als böswillige Verleumdung  zurück.

„Ich habe es schon immer gesagt und ich werde es immer wieder betonen. Es muss ein Ruck durch dieses Land gehen. Die Uhren zeigen fünf Minuten vor zwölf. Wir brauchen neue Visionen. Wir brauchen eine Politik die Nägel mit Köpfen macht. Wir brauchen Männer die führen, Männer die befehlen. Und wir brauchen ein Volk das endlich wieder imstande ist zu erkennen welche Wohltaten es von seiner Elite erfahren durfte. Und nur diese Elite ist imstande zu führen.Ich habe es immer gesagt. Notfalls sollten wir uns ernsthaft Gedanken darüber machen den Wahlmodus zu ändern. Nicht das Volk sollte die Regierung wählen, nein die Regierung sollte das Recht habe sich ein Volk auszusuchen. Es muss einfach mal gesagt werden."

Applaus brandete auf. „Ich denke, dem brauche ich nichts hinzuzufügen. Unser Land kann stolz auf solche Visionäre in unseren Reihen sein. Was für ein kühner Intellektueller. Ich wollte wir könnten mehr Männer dieses Formates unser eigen nennen. Prof. Richard, wir hören die Meinung der Wissenschaft. Bitte entschuldigen sie meine Herren dass es mir aus Zeitgründen nicht möglich ist immer alle ihre akademischen Grade aufzuzählen, wir würden sonst ernsthafte Probleme mit der Sendezeit bekommen. Richard ein zerstreuter Professor wie man sich besser nicht vorstellen konnte. Zerknittertes Jacket, langes graues zerzaustes Haar, das ihm in Strähnen ins Gesicht hing, hatte der denn überhaupt die Maskenbildnerin aufgesucht?

„Ich muss meinem Vorredner auf das energischste widersprechen. Dieses Land ist überhaupt nicht reif für Veränderungen. Nein einzig der Stillstand kann unserem Land im Moment die Sicherheit und Geborgenheit bieten deren es so dringend bedarf. Stagnation lautet die Devise, nichts darf sich ändern, alles muss so bleiben wie es ist, nur so sind wir imstande so weiter zu machen wie bisher.“ „Eine hochwissenschaftliche These, dass gibt eine guten Abendfüllenden Gesprächsstoff, aber ich muss dem leider Einhalt gebieten, wir müssen auch all die bildungsfernen Mitbürger und Mitbürgerinnen mit einbeziehen. Bedenken sie doch wie viel Menschen es in unserem Lande gibt die nur deshalb einen Kopf besitzen damit sie das Stroh nicht in der Hand tragen müssen. Ihrer müssen wir gedenken. Jenen gehört unser tiefes Mitgefühl. Siegfried, du gehörst zu dieser bemitleidenswerten Spezies. Hand aufs Herz hast du überhaupt verstanden, was hier eben angesprochen wurde?“

Siegfried, ein muskelbepackter Kraftprotz, mit Irokesenfrisur war mit Jeans, T-Shirt und einer abgewetzten Lederweste bekleidet. „Ich meine, ich habe, ich wollte… nur sagen das wir auch der Meinung sind das es eigentlich so, ähm, so nicht weitergehen kann. Da müsste sich schon was ändern. Man könnte da,ähm zum Beispiel…“ „Danke Siegfried. Wir haben deine Weisheiten vernommen. Es tut immer wieder gut Volkesstimme zu lauschen. Melancholanien ist ein freies Land, jeder kann hier seine Meinung in der Öffentlichkeit vertreten. Wir schließen niemanden aus, ausschließen kann man sich immer nur von selber. Ja, nachdem wir die einzelnen Statements vernommen haben, eröffnen wir doch einfach die Diskussion. Unterschiedliche Überzeugungen sicher, aber dennoch sollte es möglich sein sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen. Ich denke die Zuschauer haben ein Anrecht darauf, oder?“ Elena blickte bin die Runde und erntete  nickende Zustimmung.

„Ich sehe wir sind uns einig. Also, wie geht es weiter in unserem Land, meine Herren? Ich höre, wer möchte den Anfang machen?“ „Ähm..ähmm.ähm… wie ich schon sagte. Ein weiter kann und darf es nicht geben, Stillstand, Stillstand und nochmals Stillstand nur so kommen wir voran. Ich meine, die Evolution ist über sich hinausgewachsen. Wir müssen ihr Einhalt gebieten, sonst drohen wir uns zu Tode zu entwickeln. Entwicklung ist nicht gut, zumindest nicht für gewisse Teile der Bevölkerung.“ Begann Prof. Richard den Reigen. „Herr Prof. Richard, nicht alle sind so präzise Analytiker wie sie es sind, wir wollen heute einfache Antworten auf unausgesprochene Fragen .“ Klärte Elena auf.

„Ich…ich versteh kein Wort von dem was der sagt!“ Beschwerte sich Siegfried. „Musst du nicht Siegfried, keiner verlangt das von dir! Sei schön artig. Hör einfach zu was die Erwachsenen von sich geben.“ Beruhigte Elena und streichelte behutsam Siegfrieds Hand.

„Fangen wir noch mal an. Blicken wir zunächst zurück, auf das bisher geleistete. Große Reformen konnten im vergangen Jahr auf den Weg gebracht werden. Ich denke es ist nicht übertrieben hier von Jahrhundertreformen zu sprechen. Alle unsere Nachbarländer blicken neidvoll auf uns herab. Dort hätte wohl keiner den Mut zu solch einschneidenden Maßnahmen.“

„Genau! So ist das! Und das ist einzig und allein das Werk der Musterdemokraten. Wir erkannten die Zeichen der Zeit und begaben uns auf den dornenreichen Weg. Alle haben uns dafür gescholten. Aber als die Reformen griffen und langsam ihre Wirkung entfalteten, mussten die Nörgeler kleinlaut verstummen. Es ist mir unverständlich mit welchem Recht der Wähler dieser großartigen Tat seine Zustimmung verweigern konnte, es ist empörend, ihr Wähler da draußen, ja das muss einmal gesagt werden!“ Ereiferte sich Dr., Herwig.

„Typisch Musterdemokraten, Wählerbeschimpfung, das passt zu denen. Der Wähler hat den Betrug sehr leicht durchschaut. Wir Superdemokraten sind einzig und allein geeignet diese Reformen einzuleiten, dass und genau das hat der Wähler deutlich honoriert.“ Erwiderte Dr. Hertwig voller Schadenfreude.

„Welche Reformen denn? Es hat doch überhaupt noch keine gegeben!“ entrüstete sich Prof. Corbinian. „Ich habe zumindest noch nichts davon mitbekommen. Reförmchen, ja das wäre wohl der geeignetere Ausdruck für diese Flickschusterei.“ Danach schlug er so sehr mit Faust auf dem vor ihm stehenden Tisch dass alle anderen zusammenzuckten.

„Aber Prof. Corbinian, ich muss doch sehr bitten, wir befinden uns hier doch nicht in einer Preka-Kneipe, sondern unter zivilisierten Menschen. Sprechen wir doch mal ganz konkrete Veränderungen an. Ich meine die Reform der Pariarechte. Die Tatsache dass den Paria alle sozialen Rechte aberkannt wurden ist doch in Tat ein mutiger Schritt. Bedenken sie wie viel unser Staat hier einsparen konnte. Endlich herrscht Rechtssicherheit auf diesem Gebiet. Die Paria sind keine vollwertigen Menschen und wir brauchen diese auch nicht mehr als solche zu betrachten. Nur wer etwas leistet hat das Recht menschenwürdig zu leben. Die Paria erhalten keinerlei materielle Unterstützung mehr, sie existieren de facto nicht mehr für unsere Gesellschaft. Sie haben kein Recht auf Ernährung, Kleidung, Wohnung, Medizinische Betreuung. Nur Leistungsträgern steht das in Zukunft noch zu. Ein gewaltiger Fortschritt. Mit dem eingesparten Geld können nun wichtige Investitionen getätigt werden, die unser Land so dringend benötigt. Ich bitte sie meine Herren dass muss man doch anerkennen.“ Glaubte Elena zu wissen.

„Sehr richtig! Und genau dass hat unsere Partei in die Wege geleitet. Wir besaßen den Mut diesen schwierigen Schritt zu tun, kein anderer wäre dazu imstande gewesen. Diese Leistung wird in die Geschichte eingehen.“ Schwelgte Herwig im Eigenlob. „Unsinn, ihr habt nichts weiter getan als unser Parteiprogramm anzuwenden! Das ist geistiger Diebstahl. Der Wähler hat das durchschaut und euch die Quittung dafür erteilt. Jetzt könnt ihr nur noch eure Wunden lecken.“ Höhnte Hartwig. „Frechheit! Das ist eine infame Lüge! Ihr habt von uns abgeschrieben.“ Herwig sprang wie von der Tarantel gestochen von seinem Sessel.

„Ruhe, meine Herren. Im Grunde gibt es doch gar keine Verlierer. Es ist doch völlig Wurst wer diese Gesetz auf den Weg gebracht hat. Wichtig ist doch nur das sie endlich ihreWirkung entfalten. Unser geliebtes Melancholanien ist der Sieger.“ Versuchte Elena zu schlichten. „Unsinn, alles Unsinn! Es wurde nicht genug getan! Nur die sozialen Rechte abzuschaffen reicht nicht. Denen müssen auch noch die bürgerlichen Rechte genommen werden, erst dann wird es aufwärts gehen. Die besitzen kein Lebensrecht mehr.“ Entrüstete sich Corbinian weiter.

„Verständlich verständlich, diese Reaktion. Es gibt viele Menschen deren Gedanken in eine ähnliche Richtung gehen, aber wir sind ein freies Land, wir sind eine Demokratie, dort stehen jeden Menschen formal die gleichen Rechte zu, unabhängig von Stand, Rasse und Bildung. Dem müssen wir Rechnung tragen, auch wenn ich gestehen muss auch manchmal in die Richtung unseres verehrten Corbinian zu tendieren.“ Versuchte Elena diese extremistische Meinung zu entschärfen.

„Im Grunde ist alles eine Frage der Wirtschaftlichkeit!“ Schaltet sich nun Prof. Freimuth ein. „Demokratie ist ein hohes Gut, ohne Frage. Aber andererseits, man muss sie sich auch leisten können. Wenn ein Land wie das unsrige von einer ökonomischen Krise in die andere taumelt, sollte die Frage erlaubt sein ob wir nicht hier und da demokratische Rechte einschränken müssten, wenn auch nur vorübergehend. Wir sollten einfach mehr Freiheit wagen. Aber wie gesagt alles muss auf rechtsstaatlicher Grundlage geschehen. Rechte dürfen nur rechtsstaatlich eingeschränkt werden.“ „Das habe ich jetzt aber nicht gehört verehrter Herr Professor!“ Erwiderte Hartwig streng, um anschließend hinter vorgehaltener Hand diesem zu zuschmunzeln.

„Nein! Das war richtig, sehr richtig!“ Polterte Corbinian wieder los. „Genau das ist es was ich meine, schaffen wir den Rechtsstaat ab, ähmm…. Ich meine…natürlich bauen wir den Rechtsstaat um. Ja! Das ist die bessere Formulierung.“ „Ahm..ähm …ähm.., nein, ich kann ihnen da ganz und gar nicht zustimmen, meine Herren. Ich sage es noch einmal, ja ich kann es nicht genug betonen. Wir sollte alles so belassen wie es ist. Nur in der Stagnation, nur im Stillstand liegt der Fortschritt. Nur so werden wir die Evolution in unserem Land weiter voranbringen.“

„Ich versteh kein Wort von dem was die da sagen!“ Begehrte Siegfried auf. Ich weiß gar nicht warum ich hier sitze, mich fragt ja gar keiner was.“ „Siegfried es ist deine Aufgabe zu schweigen. Es interessiert niemanden was du zu sagen hast. Bedenke du bist ein Preka und die Aufgabe eines Preka ist?“ „Arbeit! Arbeit! Arbeit!“ Bekannte der Angesprochen. Alle anderen bekundeten ihre Zustimmung mit Applaus. „Brav Siegfried! Genau das wollten wir von dir hören. Siehst du, jetzt hast du sogar noch was hinzugelernt.“ Elena streichelte ihm über den Kopf.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Superdemokraten in der gleichen intensiven Weise vorgehen werden wie wir es vermochten. Vielmehr gehe ich davon aus, dass weitere notwendige Reformen nun erst mal auf Eis liegen.“ Meldete sich Herwig wieder zu Wort. „Dem muss ich ganz entschieden widersprechen. Wir werden noch konkreter noch deutlicher handeln, sie werden unser Land schon bald nicht wieder erkennen. Blühende Landschaften werden wir bald bewundern können, da wo die Musterdemokraten nur Trümmer hinterlassen haben.“ widersprach Hartwig.

„Langsam, langsam meine Herren. Zunächst müssen wir uns doch einmal darüber austauschen, welche Reformen denn als nächstes auf der Tagesordnung stehen.“ Sprach Elena ein deutliches Machtwort. „Wir brauchen Steuererleichterungen für die Privoschicht. Nur so können wichtige Investitionen getätigt werden. Ansonsten sieht sich die Wirtschaft leider gezwungen schon in absehbarer Zeit einen erheblichen Stellenabbau in die Wege zu leiten. Darum kommen wir nicht herum. So leid es mir tut für die betroffenen Preka.“ Schlug Prof. Freimuth vor.

„Das heißt wohl weitere Entlassungen? Das…das kann doch nicht sein. Das können die doch nicht machen, oder? Das machen die doch nicht wirklich. Ich meine, wir haben doch gearbeitet, wir haben gegeben was wir konnten. Was man  von uns verlangt hat, das haben wir widerspruchslos getan. Ist dass der Dank?“ Ereiferte sich Siegfried. Überraschtes Schweigen, selbst Elena verschlug es für einen Moment die Sprache. Ein Preka der es wagt zu widersprechen, so etwas konnten man nicht widerspruchslos hinnehmen. „Siegfried, ich muss ein ernstes Wörtchen mit dir reden. Davon verstehst du nichts! Schweig wenn die Erwachsenen reden. Misch dich da nicht ein, sonst wird Elena ernsthaft böse.“ Brachte ihn Elena sehr schnell zum schweigen.

„Es wurde eben nicht genug getan von den Preka. Das fällt uns jetzt erheblich auf die Füße. Die Arbeitsproduktivität müsste dringend gesteigert werden. Die Maschinen , die Fließbänder könnten noch bedeutend schneller laufen. Weiterhin bin ich der Meinung, dass viel zu überzogene Löhne gezahlt werden. Hier mahne ich dringend Kürzungen an.“ Meldete sich Freimuth wieder zu Wort. „Genau! Sehr richtig! Wir können uns diese Humanduselei nicht mehr erlauben. Nach den Paria müssen nun auch die Preka Federn lassen. Ich finde es skandalös, dass denen sogar gewerkschaftliche Aktionen auf Firmengeländen gestattet wurde. Wehret den Anfängen kann ich da nur sagen. Wo soll das hinführen.“ Motzte Corbinian in die Runde.

„Wie? Was? Wir sollen noch mehr arbeiten? Wir sollen noch weniger verdienen? Das kann  doch wohl nicht war sein!  Dann sollen wir vielleicht demnächst noch Geld mit bringen, nur damit wir arbeiten dürfen?“ Wimmerte Siegfried. „Ein sehr interessanter Vorschlag! Den behalte ich im Hinterkopf. Ich werde den auf der nächsten Klausurtagung unserer Parlamentsfraktion zu Sprache bringen:“ Versprach Hartwig. „Siegfried es ist genug. Ich bin jetzt ernsthaft böse mit dir. Ich ermahne dich jetzt zum letzten Mal. Wenn du deinen Mund noch einmal auftust schicke ich dich vor die Tür. Ist das klar?“ Schollt Elena mit erhobenen Zeigefinger. Siegfried senkte vor Scham seinen hochroten Kopf.

„Ähm…ähm..ähm.. rein wissenschaftlich betrachtet kann ich in diesem Fall meinen Vorrednern zustimmen. Hier können wir uns keinen Stillstand erlauben. Ja, Forschungen belegen die These eindeutig. Es wird nicht genug gearbeitet in diesem Land. Das könnte natürlich auch mit der Motivation der Betroffenen zusammenhängen, vermute ich. Die Beschäftigten müssten, denke ich, mehr motiviert werden, sich noch intensiver in den Arbeitsprozess zu begeben. Ja, das ist es, den Menschen fehlt einfach die Motivation.“ Glaubte Prof. Richard zu wissen. „Eine gewagte These! Ich glaube das ich dem zustimmen kann.“ Hielt Freimuth dafür. „Es liegt auf der Hand. Die Produktivität lahmt. Und wie richtig erkannt fehlt es an Motivation. Aber woher könnte diese kommen. Ich glaube die Antwort gefunden zu haben. Druck, einfach mehr Druck ausüben. Wir müssen den Preka ständig vor Augen führen wohin ihr Weg führt wenn sie sich mit unannehmbaren Forderungen an uns wenden, in die Reihen der Paria. Wer nicht ausreichend motiviert ist zum Arbeiten ist ein Sozialschmarotzer und damit gehört er in die Pariakaste. Basta!

Wir sollten zu diesem Zweck eigens Kampagnen starten, die Preka damit aufrütteln. Vor allem im Fernsehen, wir wissen ja welch enormen Einfluss die TV-Anstalten auf die Preka haben. Tag und Nacht müssen diese darauf gestoßen werden. Wie könnte der Slogan lauten? Ich denke ich habe ihn: Was halten sie etwa davon: Leistung spornt an! Nee klingt zu banal. Nur Leistungsträger sind echte Menschen! Nein klingt zu hölzern ist auch viel zu lang.Mir fällt gerade nichts ein. Hat einer einen besseren Vorschlag?“ „Warum nicht: „Leiste was, dann biste was!“ Kurz und knapp und eine verständliche Formulierung. Meine Herren beachten sie, es sind Preka die wir erreichen wollen, Proletenhirne ohne große Substanz, komplizierte Wortspielereien greifen in diesem Millieu überhaupt nicht. Aber so etwas prägt sich innerhalb einer kurzen Zeitspanne ein.“ Schlug Elena vor.

Das löste allgemeine Begeisterung bei den andern Anwesenden aus. „Ein grandioser Vorschlag! Das könnte glatt ein Slogan unserer Partei sein. Wir werden das bei unserer nächsten Fraktionsklausur aufnehmen. Von unserer Seite, das kann ich schon jetzt garantieren, gibt es da jedwede Unterstützung!“ Rief Hartwig geradezu hingerissen aus. „In diesem Fall kann ich weiter nichts tun als mich meinem Vorredner anschließen. Auch wir unterstützen dies Kampagne vorbehaltlos.“ Beeilte sich Herwig zu bekunden.

„Meine Damen und Herren. Sie wurden Zeugen eines historischen Ereignisses. Solcherart Einigkeit dürfen wir nicht häufig erleben in unserem Land. Aber es geht ja auch um etwas. Ich möchte der Entwicklung nicht vor greifen. Aber ich denke es zeichnet sich schon jetzt ein Fazit dieser Diskussion ab. Die Reformen müssen weiter geführt werden, da sind sich alle Verantwortlichen einig. Wenn es auch hier und da noch Unstimmigkeiten gibt, was die Handhabung dessen angeht. Nur wer etwas leistet hat das Recht auf ein menschenwürdiges Leben. Wer dies nicht vermag, hat sein Recht ein Mensch zu sein ein für alle Mal verwirkt. Unser Volk kann sich keine Paria mehr leisten. Schmarotzer sind sie ,Parasiten, die auf Kosten anderer leben. Es kann nicht sein, dass diesen Leuten die gleichen Rechte eingeräumt werden wie den Leistungsträgern der Gesellschaft. Das wäre zutiefst ungerecht, denen gegenüber die sich alltäglich im Schweiße ihres Angesichtes abmühen. Gleichzeitig sollten aber jene, die noch in Leistung stehen die Einsicht zeigen, dass sie noch lange nicht genug tun. Nicht immer nur jammern, schimpfen, fordern, sondern zupacken, ohne Rücksicht auf Verluste.

An die Adresse der Preka gerichtet kann ich nur sagen. Nicht immer nur daran denken was euer Land für euch tun kann, nein was ihr für euer Land tun könnt ist die Frage. Und ihr tut einfach viel zu wenig.  Den Gürtel noch enger schnallen, wenn es darauf ankommt. Nicht so viel rauchen, oder trinken, Diät halten zum Beispiel, ist viel gesünder, da spart ihr schon enorme Summen ein. Gelder die eure Arbeitgeber sinnvoller investieren können. Und überlegt einfach mal ob ihr wirklich in solchen teils überdimensionierte Wohnungen leben müsst. Oft sind kleinere viel hübscher und gemütlicher. Small is beautiful pflege ich immer zu sagen.“

Elenas Standpauke saß. Alle bekundeten wieder ihre Zustimmung mit einem deutlichen Nicken, selbst Siegfried schien nun überzeugt. Seine Augen füllten sich mit Tränen der Rührung. Hatte er doch erfahren dürfen welch bedeutender Mensch er  war. Seine Arbeitskraft würde mit dazu bei tragen die Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen. Wie kleinlich waren doch da seine Argumente in punkto gerechte Entlohnung, Arbeitszeiten oder Bedingungen, hier ging es um das Große. Das würde er nun auch seinen Kollegen draußen verkünden.

„Elena, wir alle sind dir zu Dank verpflichtet. Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Ich glaube dass ich im Namen aller Anwesenden sprechen, wenn ich feststelle, dass dem nichts mehr hinzu zufügen ist. Wir werden alle unser Bestes geben um die derzeitige Krise zu bewältigen. Ich hegte Zweifle als ich vorhin dieses Studio betrat, ob dies zu erreichen sei. Nun kann ich frei bekennen, sind diese Zweifel ausgelöscht. Elena hat uns wie schon so häufig mit ihren treffenden Worten den Weg gewiesen.“ Bekundete Prof. Freimuth. „Auch ich schließe mich dem an. Ich bin jetzt davon überzeugt. Es wird ein Ruck durch unser Land gehen. Wir hatten die Ehre den Anschub dessen gerade zu erleben.“ Lauteten Corbinians pathetische Worte. Auch die andern gaben ähnlich schwulstige Bekundungen von sich.

Auf diese Weise verging die Zeit und schon musste Elena den Ehrerweisungen Einhalt gebieten, da sonst die Sendezeit drohte in erheblichem Maße überzogen zu werden. „Ich bedanke mich für ihr Interesse liebe Zuschauer und Zuschauerinnen. Wieder einmal mehr hat sich erwiesen. In Krisenzeiten sind wir Melancholanier bereit alle Gräben  zu überwinden und zusammen zu stehen. Wir sind wahrhaftig ein Volk! Einer trage des anderen Last! So wird es auch diesmal sein. Kein echter Leistungsträger braucht sich Gedanken um die Zukunft zu machen. Wer bereit ist seinen Teil beizusteuern, wird aufgefangen. Wir lassen niemand im Stich. Die neue Regierung wird dortan setzen wo die alte aufhören musste, dessen sind wir gewiss. Das ist die Botschaft dieses Tages. Ich wünsche allen Leistungsträgern einen guten Abend und viel Schaffenskraft für die vor uns liegenden Aufgaben!“

Die Klappe fiel. Sendung zu Ende. Elena lies sich erleichtern im Sessel zurückfallen. Allgemeines Geplapper setzte ein. „Jetzt gehen wir einen trinken, nicht wahr?“ Klopfte Dr. Hartwig seine Kontrahenten Dr. Herwig auf die Schulter.“Einen kurzen Moment dachte ich schon deine Entrüstung vorhin sei Ernst, hast mir einen schönen Schrecken eingejagt.“ „Na ich weiß doch was ich dem Publikum schuldig bin. Schließlich wissen wir was die hören wollen.“ Erklärte sich der Angesprochene. Auch die andern zogen sich zu einem anregendem Gespräch in die feudale Kantine des Studios zurück.

„Nun Siegfried, willst du uns nicht auch ein wenig Gesellschaft leisen?“ Lud Dr. Freimut den Alibi-Preka ein. „Ähm, geht leider nicht. Ich muss in die Nachtschicht! Au man, bin schon spät dran, das gibt sicher wieder einen Anschiss vom Meister!“ Lehnte der Erschrocken ab. „Das entschuldigt alles! Dann eile dich. So ist es brav mein Junge. Immer arbeiten, die Leistung steigern. Solltest du zu spät kommen gibt es sicherlich die Möglichkeit das Versäumte nach zu arbeiten. Das solltest du auch tun, immer mit gutem Beispiel vorangehen.“ Belehrte Prof. Freimuth. Siegfried streifte seine Jacke über und huschte in Windeseile zum Ausgang, die andern machten es sich derweil an der Bar gemütlich.

„Ach Elena, darf ich dir bei dieser Gelegenheit gleich die Einladung zur Dinnerparty des Großindustriellenverbandes geben. Ich will doch hoffen dass du uns in der nächsten Woche die Ehre erweist und uns mit deinem Erscheinen ehrst“ „Ich denke das lässt sich einrichten. Allerdings kann ich es noch nicht mit Gewissheit versprechen, da muss ich erst den Terminkalender studieren.“ Antwortet diese. Es folgte der übliche small talk, langweilige Geschichten aus dem Munde langweiliger Leute. Elena hielt sich bewusst zurück, es war genug der Worte.

Nach etwa einer halben Stunde verabschiedet sie sich um sich in ihr Büro zurück zu ziehen. Ihre engsten Mitarbeiter erwarteten sie dort. „Elena, ein Wunder ist geschehen!“ Begrüßte sie Simone. „Was noch eines?“ Wo denn?“ „Stell dir vor nach ersten Berechnungen sind die Einschaltquoten heute deutlich gestiegen. Am Anfang der Sendung sah es noch gar nicht danach aus, aber dann konnten wir eine rasante Steigerung feststellen. Ein großartiger Erfolg für dich.“ Simones Begeisterung schiengrenzenlos. „Na, was anderes habe ich auch nicht erwartet! Ihr etwa? So wird das gemacht! Immer einen Trumpf im Ärmel haben. Mein Plan ist aufgegangen. Ich hoffe nun sind auch die letzten Kritiker verstummt.“ Antwortet Elena cool.

„Worauf du dich verlassen kannst! Elena, ich hab deinen Rat befolgt und noch mal gründlich über alles nachgedacht. Du hattest Recht. Ich war im Unrecht. Kreativität schadet bei dieser Arbeit nur. Sie lenkt uns von unserer Bestimmung ab. Als ich dich dort so souverän auf dem Sessel sah, viel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich bitte dich um Verzeihung für meinen Eigenmächtigkeiten.“ Bekannte Patrik reumütig. „Na, dann will ich mal nicht so sein. Schwamm drüber. Aber nur wenn du dich in Zukunft peinlichst genau nach meinen Anweisungen richtest.“ Betonte Elena. „Das werde ich, du kannst dich stets auf mich verlassen. Wenn du mich brauchst bin ich immer zur Stelle und wenn es 3 Uhr nachts ist!“ Patrik warf sich auf die Knie und küsste ihre Hand. „Na versprich mal nicht zu viel, es könnte durchaus sein, das ich da mal drauf zurück kommen.“ Erwiderte Elena.

In der Zwischenzeit waren ein paar Dutzend Fotografen aufgetaucht und badeten Elena in einer Flut von Blitzlichtern. „Elena zeig dich uns, wir brauchen dich morgen für die Titelseite!“ Rief einer aus der Menge. „Was denn , schon wieder? Ich glaub ihr habt gar keine anderen mehr!“ Stellte Elena fest. „Niemand ist dir gleich Elena! Wer könnte dir das Wasser reichen?“ Schwärmte Simone. „Alles in Ordnung! Quoten gut, alles gut! Was wollen wir mehr.“ Stellte Elena fest.

Immer mehr drängten sich um Elena. Alle wollten sich möglichst in ihrer Nähe postieren. „Elena ein Interview! Wenn auch nur ein kleines. Bitte schenke uns noch ein Wort!“ Rief wieder ein er aus der Menge. „Wozu noch viele Worte machen. Ihr habt vernommen was ich zu sagen hatte. Mehr Worte bedarf es nicht. Zumindest nicht heute Abend. Wer etwas von mir will, kann morgen Nachmittag kommen. Ansonsten könnt ihr euch auch gerne an meine Mitarbeiter wenden, die stehen auch zur Verfügung.“ „Aber wir wollen dich!“ Hörte sie es rufen. „Es genügt! Entschuldigt mich jetzt. Ich möchte jetzt nicht weiter gestört werden. Simone, wimmel dieses Geschmeiß ab. Lasst euch nicht einfallen auch nur einen zu mir durchzulassen.“ Bestimmte Elena. „Ich werde es versuchen!“ Versprach Simone, während sich Elena durch die Tür zwängte. Als die ins Schloss fiel konnte man von draußen ein deutliches Ooooch vernehmen.

Elena ging zum Fenster, öffnete es und inhalierte die frische Luft. Nein, heute würde es keine Party geben. Sie brauchte Ruhe. So konnte es nicht dauerhaft weitergehen. Schon an den Folgetagen harrten viele Empfänge ihre . Elena vernahm dass klappen der Tür. Beim Umdrehen begann sie zu schimpfen. „Ich hab euch doch gesagt ihr sollt mich in Ruhe lassen! Ich will keinen Menschen sehen!“ „Wirklich keinen! Auch diesen nicht!“ Frederic konnte sich durch die Massen kämpfen und hatte es geschafft zu ihr durch zu dringen. Er war mit einem weißen Anzug und ebensolchen Lackschuhen bekleidet. „Frederic! Was ist denn mit dir geschehen? Du siehst ja aus wie ein Glas Milch!“ „Danke! Deine Komplimente sind wie immer ausgesprochen geistreich. Ich denke bei mir wirst du sicher eine Ausnahme machen. Ich bin gekommen um dir zu gratulieren auch im Namen des Aufsichtsrates!“ In seinen Händen hielt er einen Straus roter Rosen. „Gratulieren? Wozu? Ich habe lediglich meine Arbeit getan, so wie immer!“ „Oh? Gehört Bescheidenheit nun auch noch zu deinen Tugenden? Welch Wunder! Nein, es muss ausgesprochen werden. Ich habe dir Unrecht getan. Du hast dich wieder einmal glänzend geschlagen. Alles gerettet, die Quoten stimmen, wie du  sicher schon vernommen hast. Dass ist ein Grund zum feiern. Sag, auf was hast du Lust, der Abend ist noch jung, lass ihn uns gebührend ausklingen!“ Schwärmte Frederic. „Frederic ich bin müde! Las uns ein andermal feiern. Es bieten sich noch viele Gelegenheiten dafür. Ich muss ausnahmsweise mal wieder durchschlafen, das habe ich seit etwa einer Woche nicht mehr vermocht.“ Lehnte Elena ab. „Das sind ja ganz neue Töne von dir. Ich glaubte immer deine Kondition ließe eine solches Leben zu. Na es muss ja keine Dauerparty werden. Ein schickes Essen würde schon genügen, dann machen wir es uns bei dir gemütlich, oder bei mir? Egal! Hauptsache gemütlich.“ „Sag doch gleich dass du mit mir schlafen willst. Rede nicht immer um den heißen Brei. Das hattest du doch von Anfang an vor,oder sollte ich mich da irren?"

„Elena ich verzehre mich in Sehnsucht. Seit zwei Wochen gehst du mir nun aus dem Weg. Was hab ich denn nur falsch gemacht?“ „Quatsch! Das Angebot war einfach zu groß. Du darfst ferner nicht vergessen das ich eine viel beschäftigte Frau bin. Mit dem Essen, gut meinetwegen, dann werden wir weitersehen. Auch heute muss ich eine Wahl treffen.“

„In Ordnung, wann wollen wir aufbrechen?“ Drängte Frederic. „Langsam, immer der Reihe nach. Ich muss mich ja schließlich noch eine wenig herrichten. Das kann ich nur zuhause. Gut, du kannst mich fahren, ich lasse meinen Wagen in der Tiefgarage. Wir fahren zu mir, dann geht es weiter. Ach Mist, da draußen warten ja noch diese Schmeißfliegen von Papparazzi. Was mache ich denn jetzt? Halt dein Ohr an die Tür.“ „Noch immer Stimmengewirr, die gehen davon aus dass du heute noch mal rauskommen musst, es sein denn du wolltest hier übernachten.“ „Die können warten bis sie schwarz werden. Wo hast du deinen Wagen geparkt?“ „Gleich hier unten. Da drüben steht er!“ Frederic wies mit der Hand auf den Parkplatz gegenüber. „Ausgezeichnet! Dann komm mit!“ Elena trat auf die Fensterbank. „Was hast du denn jetzt schon wieder vor?“ „Die Feuerleiter runter. Wozu hat man denn eine.“ Elena kletterte aus dem Fenster. Und betrat die Stahltreppe darunter. „Auch dass noch. Mir bleibt aber auch wieder nichts erspart. Ist die Leiter denn auch sauber? Ich habe meinen nagelneuen Designeranzug an.“ Rief Frederic hinter ihr her. „Hab dich nicht so! Da wirste schon nicht dran sterben. Los komm jetzt endlich oder willst du das uns jemand sieht.“

Elena hatte schon fast die Hälfte der Feuerleiter hinter sich gebrach, als Frederic endlich den Mut aufbrachte die Leiter zu besteigen. Soweit ging alles gut, doch kaum hatte er den Rasen betreten hörte Elena ihn laut fluchte. „Verdammter Mist! So ein Dreck! Das kann doch nicht wahr sein!“ „Was ist denn jetzt schon wieder los? Hast du Wurzeln geschlagen oder was?“ Rief Elena ihm entgegen. „Ich hab voll in die Hundescheiße getreten. Nun sieh dir mal meine Schuhe an, total versaut, die kann ich nur noch wegschmeißen!“ „Na prima! Ist ja auch der richtige Zeitpunkt dafür. Mach sie im Gras sauber, dann beeil dich, ich hab keine Lust diesen Fotografen zu begegnen.“

Immer noch vor sich hin fluchend versuchte Frederic verzweifelt den Schuh zu säubern, was ihm anscheinend nicht recht gelingen wollte. Endlich hatten sie das Auto erreicht. „Da sieh dir das an, so eine Sauerei!“ Frederic wies mit dem Finger zum Boden. „ Sind die denn immer noch nicht sauber? So kannst du doch unmöglich fahren. Los gib den Schlüssel her, ich fahre.“ Bestimmte Elena. Frederic tat wie ihm geheißen. Dann bestiegen sie den Wagen. Mit einem Papiertaschentuch bearbeitete Frederic nun den versauten Schuh während Elena den Wagen startete. „Puuh das stinkt ja fürchterlich! Konntest du denn nicht aufpassen wo du hintrittst!“ Beschwerte sich Elena „Ach jetzt bin ich wohl noch schuld daran, wer wollte denn die Feuerleiter runter?“

„Noch einen Ton und ich steige aus, dann kannst du heute Abend machen was du willst!“ Fuhr ihn Elena an. In Anbetracht der Tatsache welch sinnlicher Genuss ihm dann die Nacht zu entgehen drohte, beschloss Frederic den Mund zu halten. Mit einem Kavalierstart setzte Elena den Wagen in Bewegung. Wortlos brausten sie durch den Abend bis zu ihrer Villa. Dort wurden sie von Luisa in Empfang genommen. „Ich habe meinen Wagen im Studio gelassen, wie du siehst. Gib dem Trottel da etwas womit er sich seine Schuhe säubern kann. Aber sei vorsichtig, macht das am Besten hier draußen, ich will nicht noch was von der Schweinerei auf dem Teppichboden.“ Elena eilte schnurstracks ins Haus und lies die beiden draußen zurück. Schon während des Laufens begann sie sich auszuziehen, warf dabei die Kleidungsstücke einfach auf den Boden, so wie sie es immer tat. Nun oblag es Luisa diese einzusammeln eventuell zu säubern und dann in den entsprechenden Schränken zu verstauen.

Wieder begann die Qual der Wahl der angemessenen Garderobe, entsprechend des Anlasses. Für die Nobelschuppen die Frederic auszusuchen pflegte. eignete sich vor allem ein Abendkleid, es durfte heute durchaus etwas von besonderer Art sein. Elena bevorzugte dunkle Kleidung, die kontrastierten hervorragend zu ihrer leuchtend kupferroten Haarpracht.

Es gelang ihr heute sogar eine schnelle Entscheidung zu treffen. Ihre Wahl viel auf ein stilvolles schwarzfarbenes Jersey-Kleid in Schlupfform mit edlem Strasssteinbesatz entlang dem Halsausschnitt, charmant gearbeiteten transparenten Ärmeln mit Schmucksteinzier. Um den Hals band sie sich ein ebenfalls schwarzes Samtbändchen mit Silberbrosche. Dazu schicke schwarze Riemchensandalen aus feinem Lack und Velourmaterial. Darüber zog sie einen flaschengrünen Samtblazer. Es war ja nur ein Essen, nach anschließender Party war ihr nicht. Sie würden also zeitig zurück sein. Noch eine wenig frisieren, fertig.

Ungeduldig wartete Frederic in der Bibliothek auf seine Angebetete. Mit Luisas Hilfe hatte er es doch tatsächlich vermocht, seine Schuhe wieder auf Hochglanz zu polieren. Als Elena oben an der Treppe erschien, da stockte ihm der Atem. Ganz gleich was sie auch auf dem Leibe trug, ähnelte sie stets einer fleischgewordenen Aphrodite. „Was ist denn? Hat`s dir wieder mal die Sprache verschlagen? Ist doch nur ein Jersykleid, gar nichts auffälliges? Ich hoffe du bist imstande dich in Geduld zu üben. Erst müssen wir das Essen absolvieren bevor du deinen Trieb befriedigen kannst, nicht dass du mich wieder unter der Tischdecke begrabschst. Auf so etwas stehe ich ganz und gar nicht, wie du weißt.“ „Aber Elena, wo denkst du hin? Du siehst wie immer hinreißend aus. Natürlich kann ich mich beherrschen.“ Betonte Frederic. „Dann lass uns gehen!“ Am Eingang passierte sie den großen Ganzkörperspiegel. „Ha,nun sieh dir dass an. Welch ein Kontrast. Du ganz in weiß, ich fast gänzlich in schwarz gehüllt, na wenn das kein Ohmen ist.“ Glaubte Elena zu wissen. Draußen öffnete Frederic galant die Autotür um Elena auf den Beifahrersitz Platz nehmen zu lassen. „So nun bin ich wieder imstande selbst zu fahren!“ Meinte Frederic nach dem auch er das Auto bestiegen hatte. „Ach ja! Schuhe sauber? Hundescheiße weg!“ „Klar, alles blitzsauber! Also deine Luisa ist da perfekt drin. Ich denke die tut dir gute Dienste in allem.“ Lobte Frederic während er den Wagen startete.

„Ja das tut sie. Auf sie ist immer Verlass, ganz gleich was ich auch von ihr erwarte. Selbst wenn ich sie gebrauche.“ „Gebrauche? Wie meinst du das?“ „Na muss ich dir das wirklich im Detail erläutern?“ Nach einer Weile machte es klick bei Frederic. „Ach so? Du hast sie sexuelle gebraucht willst du damit sagen?“ „Du hast es erfasst!“ „Das hätte ich jetzt nicht erwartet! Du schläfst mit deinem Dienstmädchen? Aber warum denn, so besonders sieht die doch nun wirklich nicht aus, so dünn und blass im Gesicht, kaum Busen, etwas abgehärmt würde sich sagen. Na und dann bei deiner Auswahl an weiblichen und männlichen Liebhabern die dir zur Verfügung stehen?“ Wunderte sich Frederic.

„Täusch dich nicht! Betrachte nicht alles immer so oberflächlich. Luisa hat Qualitäten von denen du nichts ahnst. Ich kann Dinge mit ihr anstellen, die ich andern nicht zumuten könnte, Fesselspiele und so was, wenn`s mal ein wenig härter sein soll. Du verstehst? Schließlich ist sie meine Angestellte. Sie will doch ihren Job behalten, also liefert sie sich mir in regelmäßigen Abständen aus.“ Bekannte Elena ohne Hemmungen.

„Wau Elena du bist ja eine ganz schlimme! Hätt ich jetzt nicht von dir erwartet. Naja die geheimen Seiten eines Menschen offenbaren den wahren Charakter, wie man immer so schön sagt. Und du hast da keine Gewissensbisse?“ „Nein, warum? Sollte es ihr nicht behagen steht es ihr frei jederzeit zu kündigen. Schließlich leben wir in einem freien Land. Eine solche Freiheit zu besitzen ist doch etwas großartiges. Natürlich tut sie das nicht, denn sie hat bei mir einen Traumjob. Ich kann mir nicht vorstellen dass sie sich lieber an ein Fließband stellen möchte tagein tagaus. Dann doch lieber mal drei viermal im Monat ein paar Folterspiele über sich ergehen lassen. Ist doch ein fairer Tausch, findest du nicht?“

„Wenn man es von der Seite betrachte natürlich. Andere würden sich alle Zehn Finger danach ablecken so einen Job zu bekommen. Da zählt sie wahrlich zu den Auserwählten.“ Unter frivolen Gesprächen erreichte sie schließlich das von Frederic ausgesuchte Nobelrestaurant. Galant reichte Frederic Elena den Arm um sich bei ihm einzuhaken, nachdem sie das Auto verlassen hatten. Der Ober erwartete sie schon am Eingang. „Ich wünsche den Herrschaften einen guten Abend. Es ist uns eine ganz besondere Ehre Elena in unserem Hause zu bewirten.“ Begrüßte der die beiden mit einer tiefen Verbeugung.

„Guten Abend Gaston. Ich hoffe alles wie immer?“ „Alles wie immer Herr Frederic.“ Diesmal viel die Verbeugung noch tiefer aus. Frederic schritt mit Elena zu ihren eigens reservierten Separee. Gedämpfte Musik eines Streicherquartettes lullte sie ein. Platz nahmen sie auf prächtigen Armlehnenstühlen Mit aufwändigen Schnitzereien am massiven Buchenholzgestell gepolstert mit goldenen Blüsch. Die Mitte zierte ein formschöner Buchenholztisch mit einer Platte aus rosafarbenen Marmorkonglomerat. Den Wein nahmen sei aus Gläsern aus echtem Bleikristall.

Frederic erhob sein Glas. „Auf uns und unsere gemeinsame Zukunft!“ „Wie kannst du so sicher sein, dass es eine solche für uns gibt?“ Wollte Elena wissen nachdem sie ihr Glas wieder auf den Tisch abgesetzt hatte. „Du etwa nicht? Ich denke das liegt doch auf der Hand oder?“ Wunderte sich Frederic. „Das sollte doch nicht etwa ein Antrag sein, oder?“ Bohrte Elena weiter. „ Doch! Wenn du so direkt fragst: Ja!  Es war eine Art von Antrag! Elena wie lange kennen wir uns nun schon? Drei Jahre, wenn ich mich nicht irre. Zeit genug um einander zu erkennen. Ich denke, wir sollten den Schritt einfach wagen. Das ist auch ein Grund für dieses Essen heute Abend. Ich suche schon lange nach einer geeigneten Gelegenheit dir diese alles entscheidende Frage zu stellen. Heute nun konnte ich mich endlich dazu durchringen:“ Gestand Frederic. „Da bin ich schon ein wenig sprachlos. Und das nach dem Auftritt heute Vormittag?“ „Gewiss, nach diesem Zank nagten heftige Zweifel an mir. Aber ich nutzte den Tag um alles noch einmal Revue passieren zu lassen.“

Elena nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas, dann legte sie los. „Ich denke, da hast du nicht gründlich genug überlegt, Frederic. Ich bin der Ansicht, wir belassen einfach alles so wie es ist. Wir sind Freunde und sollten es auch bleiben, hin und wieder schlafen wir miteinander, auch gut. Meinetwegen kann es auch öfter geschehen. Aber meine Einstellung zum Thema Ehe ist hinlänglich bekannt.Ich bin nicht der Typ für solche Förmlichkeiten.  Ein solches Leben wäre für mich einfach nur öde und langweilig. Ich brauche meine Freiheit und ich brauche Abwechslung wie du weißt. Es ist einfach nur unvorstellbar mich von einem Mann herumkommandieren zu lassen.“

„Aber wer spricht denn von rumkommandieren. Würde mir nicht im Traum einfallen. Ich will dir deine Freiheit nicht nehmen und was die Abwechslungen betrifft, nun du kennst meine Einstellung dazu, ist überhaupt kein Problem. Ich betrachte Frauen nicht als Nebenbuhler und um die geht es ja wohl hier. Im Gegenteil, das könnte mich sogar anspornen. Las mich doch einfach zuschauen.“ „Das sieht dir ähnlich! Nein ich glaube du hast immer noch nicht begriffen. Es würde einfach nicht funktionieren mit uns auf diese Weise.“ Beharrte Elena weiter. „ Wir könnten weiter getrennt leben, jeder für sich, wenn dir das lieber wäre.“ „Ja aber das tun wir doch jetzt schon! Warum denn die Sache mit einem Trauschein unnötig komplizieren.“

Frederic musste sich eingestehen, das er dem wenig entgegen zu setzten hatte. „Na gut! Ein klarer Standpunkt!! Eines muss man dir lassen um deutliche Worte hast du dich nie gedrückt.“ „Frederic, sei ehrlich! Dir geht es doch gar nicht um die Beziehung an sich. Du möchtest an meiner Seite glänzen. Du wärst dann in der Öffentlichkeit der ungekrönte König von Melachnolanien. Das könnte von erheblichen Vorteil für dich sein, gebe ich zu. Theoretisch zumindest. In Wirklichkeit jedoch würdest du nur einen blassen Prinzgemahl abgeben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in deinem Sinne wäre.“ Wurde Elena noch deutlicher.

Darauf musste Frederic erst mal einen trinken, dabei verschluckte er sich heftig. Nachdem ihm wieder genügend Luft zum atmen zur Verfügung stand, versuchte er die Situation für sich zu retten. „Dir gelingt es immer wieder eine Abendstimmung gründlich in ihr Gegenteil zu verkehren. Nun gut, lass uns nicht mehr darüber reden. Du hast dich entschieden, gut! Ich muss es wohl oder übel akzeptieren.“ „Frederic es ändert sich doch nichts für uns! Wie gesagt alles bleibt beim Alten. Meine Freiheit ist mir lieb und teuer. Niemals werde ich mich dauerhaft an einen einzelnen Menschen binden, weder an dich noch an irgend einen anderen, so lange ich lebe. Dessen kannst du dir sicher sein. Da müsste Weihnachten schon in den August fallen, sollte ich hier meine Meinung einmal ändern.“ Während dessen wurde das Essen gereicht. Zunächst löffelten beide mehr oder weniger lustlos in ihrer Champignonsuppe. „Na im Grunde ist mir der Appetit vergangen! Aber wir wollen das Zeug ja nicht um kommen lassen!“ Laberte Frederic.

„Also mir schmeckts ausgezeichnet! Frederic abschalten! Gesagt ist gesagt! Lass uns nun wirklich nicht mehr darüber nachdenken.“ Es schien außerordentlich schwierig eine neues Gesprächsthema zu finden, beide schwiegen sich lange Zeit einfach nur gegenseitig an. Das Lachsfilet in Zitronensauce mit Kartoffelbällchen entschädigte wiederum etwas, es schmeckte köstlich. Elena versuchte den Faden aufzuheben.

„Komisch, ich muss gerade an diesen Trottel denken, den wir in die Sendung eingeladen haben. Du erinnerst dich, diesen Alibi-Preka?“ „Ja, bin im Bilde! Und was ist mit dem?“ „Stell dir vor, der musste nach der Sendung in die Nachtschicht. Ist doch eigenartig, während wir hier sitzen und es uns gut gehen lassen, schuftet der an seiner Maschine, oder wo auch immer. Mir fällt gerade ein dass er gar nicht verraten hat, welcher Tätigkeit er genau nachgeht."

„Ja und? Was ist daran so besonderes? Das ist seine Aufgabe, seine Existenzberechtigung. Die Preka sind auf der Welt um zu arbeiten. Wir um Spaß am Leben zu haben. So war das immer. Warum verschwendest du dafür einen Gedanken?“ Stellte Frederic mit Verwunderung fest. „Ich weis auch nicht! Kam mir nur gerade so in den Sinn. Ich meine, der hat es doch fertig gebracht ungefragt zu sprechen, sich gar zu beklagen, du hast ja die Sendung verfolgt. Ich hatte Mühe den zur Resson zu bringen.“ Erinnerte sich Elena.

„Ihr solltet die Leute wirklich besser aussuchen. So was darf sich nicht wiederholen! Der Alibi-Preka hat die Aufgabe den Zuschauern die Illusion zu Vermitteln, wir würden uns der Sorgen und Probleme der Preka und Paria an`nehmen, nicht mehr und nicht weniger. Eine eigene Meinung, gar eine kritische,  ist nicht vorgesehen. Das hätte leicht ins Auge gehen können.“ „Ich werde mich das nächste Mal wohl am Besten selber drum kümmern, mir die Leute genau ansehen. Ich hab mich da sicher zu sehr auf meine Mitarbeiter verlassen. Aber Mut hatte der, ich dachte immer so was wäre beiden Preka völlig unbekannt.“

„Mut?  Den braucht ein Preka  nur um seine Arbeit gewissenhaft auszuführen, ansonsten kann er jene Tugenden getrost uns höher entwickelten Wesen überlassen. Überhaupt sich beschweren! Was soll das? Soll doch froh sein dass er arbeiten darf. Die Paria wären froh, so eine Arbeit überhaupt ausführen zu dürfen.“ Meinte Frederic danach konnte er einen Rülpser nicht verhindern. „Entschuldige!“

„Keine Ursache!“

„Lass uns doch von was anderem reden.“ Jammerte Frederic. „Ja und welches Thema wäre geeignet dein Wohlbefinden wieder etwas zu heben?“ Wollte Elena wissen. „Hm, Luisa!“ „Luisa? Wie um alles in der Welt kommst du auf Luisa? Also ich beschäftige Luisa schon recht lange, aber so weit ich mich erinnern kann hat dich mein Dienstmädchen nicht die Bohne interessiert. Ach ja…. jetzt geht mir ein Licht auf. Du willst wissen was ich so mit ihr anstelle, unser Gespräch von vorhin. Das geht dir nicht mehr aus dem Kopf!“ Stellte Elena schließlich mit Erstaunen fest. „Erraten! Das geht mir in der Tat nicht mehr aus dem Sinn! Ich brenne darauf hinter dein Geheimnis zu kommen.“ Bekannte Frederic. „Ja typisch Männerfantasien. Das möchtest du jetzt zu gerne wissen. Da gibt’s nichts zu wissen. Geheimnisse haben es so an sich das sie geheim sind und auch bleiben.“ „Schade! Ich dachte du lässt mich mal teilhaben daran. Na wenigstens mal zu sehen?“ „Nein! Das bleibt eine Sache zwischen Luisa und mir. Mit einer Ausnahme, Cassandra ist es gestatte dabei zu sein, sonst niemand.“ „Und was hat Cassandra, was ich nicht habe?“

„Frederic bist du wirklich so schwer von Begriff? Cassandra ist eine Frau!“ „Alles klar! Deine mysteriösen Frauenpartys sind landesweit bekannt. Aber trotzdem, ich meine nur mal ein klitzekleiner Hinweis…“ „Frederic, du benimmst dich wie ein Teenager vor dem ersten Mal. Gut meinetwegen, ich zeige dir wenn wir zuhause sind den Ort des Geschehens, zufrieden? Mehr aber auch nicht!“ „Das heißt, dass du mich zu dir nach Hause einlädst, es bleibt also dabei?“ " warum denn nicht? Versprochen ist versprochen! Und ich denke nach meiner Abfuhr hast du dir zumindest eine kleine Art von Entschädigung verdient.“

Das ging runter wie süßer Honig. Zumindest  konnte Frederic in dieser Hinsicht einen Sieg für sich verbuchen, wenn er sich für diesen Abend auch bedeutend mehr versprochen hatte. Das Essen näherte sich langsam aber sicher seinem Ende. Inzwischen genossen beide ihr mousse o chocolat. „Ich hoffe, es liegt uns dann nicht all zu schwer im Magen!“ Meinte Elena mit sinnlicher Stimmlage. Frederic wurde immer unruhiger, rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. Er schien es einfach nicht mehr abwarten zu können. Endlich präsentierte der Ober die Rechnung! Zeit zum Aufbruch. Nach dem einstreichen eines kräftigen Trinkgeldes verabschiedete sich der Ober überschwänglich und geleitet die beiden persönlich zum Ausgang

Draußen war es empfindlich kalt. Noch ließ der Frühling auf sich warten. Es musste  immer davon ausgegangen werden, dass der Winter noch mal mit voller Härte Einzug hielt. Elena bestieg den Wagen, legte elegant die Füße nach oben auf das Amaturenbrett. Dann brausten sie davon. Es versteht sich von selbst dass es Frederic recht eilig hatte ans Ziel zu gelangen. Zuhause angekommen oblag es ihnen die Türen selbst zu öffnen. „Luisa ist schon im Bett. Ist nicht weiter tragisch. Wir kommen zurecht. Meinte Elena beim aussteigen.

„Denkst du noch an dein Versprechen?“ drängte Frederic. „Klar, dass hast du nicht vergessen! Komm mit nach unten!“ Elena führe ihn in den Keller. Es ging durch die kalte Sauna, am Swimmingpool vorbei, dann durch den Fitnessraum. Sie öffnete die Tür zu einem kleinen Räumchen. „Aber das sieht ja aus wie das Sprechzimmer eines Arztes. Alles ist vorhanden, was dazu gehört. Ich dachte du praktizierst gar nicht mehr. Was ist denn nun das besondere daran?“ Es sprach ein wenig Enttäuschung aus Frederics Stimme. Er hatte etwas bedeutend frivoleres erwartet. „Das tue ich ja auch nicht! Allerdings hängt es mir manchmal durchaus schon noch mal an. Frederic hast du`s denn nicht begriffen? Doktorspiele!“ „Doktorspiele?“ Ich nehme Luisa mit hier runter. Hier zieht sie sich splitternackt aus, dann untersuche ich sie, lasse sie gymnastische Übungen machen etc. Es schein ihr zu gefallen,sie hat sich zumindest bisher noch nie beschwert. Hin und wieder lasse ich Cassandra dabei zuschauen. Das ist dann schon alles. Bist du jetzt zufrieden?“ „Hm ist schon ein wenig eigenartig. Was es nicht alles gibt. Aber ich bin bei dir ja ohnehin schon so manches gewohnt. Deine Abgründe zu erforschen ist ausgesprochen kompliziert.“ „Hast du genug gesehen?“ „Und das ist wirklich alles?“ „Alles! Ab jetzt überlasse ich es deiner Phantasie darüber nach zu sinnen was hier wohl noch geschehen könnte. Kommt jetzt einfach mit nach oben!“

Elena schloss die Tür hinter sich. Frederic schien nimmer noch ein wenig verdutzt. Aber das konnte ihr egal sein, sollte er doch denken was er wollte. Im Schlafzimmer wähnte sich Frederic am Ziel seiner Träume. Wenn er sich Elena im sinnlichen Rausch näherte kam es ihm immer wieder vor als sei es das erste Mal, obgleich er sie bereits seit drei Jahren gut kannte. Welches Geheimnis umgab diese Powerfrau? Er würde es wohl nie ergründen. Sicher, sie spielte mit ihm, dessen war er sich durchaus bewusst, da gab es nichts zu beschönigen. Doch das schien ihm gleich in Anbetracht der Tatsache, dass sie ihm allein gehörte in dieser Nacht. Um diese Möglichkeit würde ganz Melancholanien ihn beneiden.

Während er es sich auf dem mondänen Wasserbett bequem machte verweilte Elena noch im Badezimmer. Die Erregung stieg von Augenblick zu Augenblick. Als sie vor ihm nackt erschien brach es aus ihm. Er nahm sie, soweit sie sich nehmen lies. Auch hier waren die Rollen nie ganz eindeutig definiert. Sie machten Liebe fast die halbe Nacht. Frederic schien darin aufzugehen.

Für Elena war es lediglich Routine. Viel empfand sie dabei nicht. Er war Mittel zum Zweck,nicht mehr und nicht weniger. Ob es wohl einen Menschen auf der Welt gab der ihr wirklich einmal etwas bedeutete? Sie vermochte das nicht zu sagen. Offensichtlich war es ihr bestimmt die Wogen der Liebe niemals zu ergründen, niemals den süßen Kelch leeren zu dürfen. Es war wohl der Preis für ihren luxuriösen Lebensstil. Auch sie kam am langen Arm der Gerechtigkeit wohl nicht ganz vorbei. Als Frederic seinen Trieb befriedigt hatte, fiel sie endlich in einen tiefen Schlummer.

Als sie am anderen Morgen erwachte, fühlte sie sich eigenartiger weise frisch und ausgeschlafen. Entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten, stieg sie früh auf. Die Sonne feierte gerade ihren Sieg über die Nacht. Blutrot erschien der Feuerball am Horizont. Noch war es draußen kalt, doch Besserung kündigte sich an. Elena schlüpfte ins Bad und unterzog sich einer Katzenwäsche. Das ausgiebige Abtauchen in den Whirlpool entfiel. Frederic schnarchte noch unter der Bettdecke, der würde sich vor Mittag nicht erheben. Viel Zeit um bei sich selbst zu sein.

Elena holte ihren Motorradcombi, zog ihn über und eilte in die Garage. Voller Sehnsucht erwartete sie dort ihre pinkfarben Mamasaki. Dann ging es ab. Die beiden waren eins, verschmolzen zu einer merkwürdigen Symbiose der Freiheit. Sogar den Helm hatte sie aufgesetzt. Ihre Lockenmähne lugte in langen Strähnen darunter hervor. Sie fühlte sich von einer eigenartigen , mysteriösen Macht getrieben. Schneller immer schneller. Nichts konnte ihr Einhalt gebieten. Wann würde sie abheben, sich mit Flügeln in den Himmel schwingen?

Plötzlich sah sie die Gestalt vor sich, fast zu Tode erschrocken bremste sie. Nur unter großer Anstrengung gelang es ihr die Kontrolle über ihr Kraftrad zu halten. Noch immer nicht ganz bei sich streifte sie den Helm ab. Das hätte böse ins Auge gehen können. Was war geschehen? Eine Kollision hatte es scheinbar nicht gegeben. Aber sie hatte doch ganz deutlich die Person auf der Lenkstange gesehen. Sie stieg ab. Die Landstraße war zu diesem Zeitpunkt noch menschenleer. Nichts zu sehen. Sie schritt ein paar Meter nach hinten. regungslos lag eine Person im Straßengraben. Elena stieg nach unten. Zögernd griff sie nach dem offenbar leblosen Körper und drehte ihn auf den Rücken. Wie gelähmt blickte sie in das Gesicht wie in einen Spiegel.

Es war ihr Gesicht, die Person glich ihr bis aufs Haar. Elenas Hände begannen zu zittern, sie bebte am ganzen Körper, vor allem als die Person sich erhob. Es schien ihr nichts geschehen zu sein. „Wer bist du? Was willst du von mir?“ Löste sich Elenas Zunge endlich. „Ich bin Aradia. Ich bin dein zweites Ich! Du hast lange genug geschlafen! Es ist Zeit aufzuwachen! Ich bin gekommen dich zu rufen! Dich zu rufen! Dich zu rufen! Dich zu rufen!......“

Schweißgebadet fuhr Elena aus ihren Kissen hoch. Das Herz pochte wie wild in ihrer Brust. Sie rang nach Atem. Als sie sich etwas gesammelt hatte blickte sie um sich. Frederic schlummerte an ihrer Seite, alles in Ordnung. „Alles nur ein Traum! Ruhig, ganz ruhig werden!“ Sprach sie zu sich selbst. Sie lies die Beine aus dem Bett gleiten, eine ganze Zeit verweilte sie so auf der Bettkante. Dann schritt sie ganz langsam zum Badezimmer. Das Atmen fiel schwer. Es schien als habe sich eine Last, schwer wie ein Mühlstein auf ihrer Brust verewigt. Sie stützte sich auf das Waschbecken und blickte in den Spiegel.  Das gleiche Augenpaar, wie eben in jenem Traum.

Was um alles in der Welt war das? Alpträume kannte sie bisher nur vom hören sagen anderer. Mit den Handflächen fuhr sie über ihren vollen runden Brüste, atmete dabei tief ein und aus. Dann trank sie einen Schluck Wasser bevor sie sie ins Schlafzimmer zurückkehrte. Elena lies sich einfach auf den weichen Teppichboden nieder, zog die Beine an sich und lehnte sich an den Kleiderschrank. Dann schloss sie die Augen,  versuchte zu meditieren, dass hatte sie schon sein Ewigkeiten nicht mehr getan. Sie konnte nur hoffen nicht total aus der Übung zu sein. Aber sie musste einfach den Versuch unternehmen zu ergründen, was da eben mit ihr geschehen war. Da wurde eine Art Ventil in ihrer Seele geöffnet.

Doch warum? Zu welchem Zweck? Elena stand ganz am Anfang. Lange würde sie brauchen, um an ein in weiter Ferne liegendes Ziel zu gelangen. Aradia? Der Name hallte unaufhörlich in ihrem Kopf. Wer um alles in der Welt war Aradia? Plötzlich wurde sie sich der Tatsache bewusst, das sie ihn kannte. Doch woher?