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Einmal Hölle und zurück
Der Mond stieg auf. Er wölbte sich groß und fahl, wie er am Himmel schwebte, mit einem seidenen Faden an die Erde gebunden. Seine Scheibe starrte blind auf die Nachtwelt, über die er wachte.
Vom Innenhof drangen gedämpft die Stimmen der Soldaten in Madleens Zimmer.
Nach wie vor blieb es friedlich, Ronald hatte Wort gehalten.
Der erste Tag verlief in ruhigen Bahnen.
Jedoch traute sie dem Frieden nicht und Sorgen erfüllte ihre Seele.
Tagsüber war sie den Soldaten, so gut es ging, aus dem Weg gegangen.
Elena war aufgebrochen, um sich erneut mit Ronald zu treffen. Doch wo blieb sie?
Madleen beschloss der Sache auf den Grund zu gehen.
Zaghaft verließ sie das Zimmer und schlich die Treppe hinunter. Vor der Tür zum Innenhof stoppte sie, blickte sorgenvoll durch die Klarsichtscheibe. Mit schweißnassen Händen betätigte sie schließlich die Türklinke und trat ins Freie.
Mit verängstigten Blicken bahnte sie sich einen Weg durch die Reihen der biwakierenden Kämpfer. Manche grüßten sogar, belästigt wurde sie jedoch nicht. Ronald schien in der Tat einen enormen Respekt bei der Truppe zu genießen.
Ihr fröstelte, doch das lag weniger an der Kälte, als vielmehr an der Angst, die ihr nach wie vor
In den Gliedern saß.
Sie fühlte sich gleichsam wie ein Lamm in Mitten eines Löwenrudels, jederzeit fähig sich kollektiv auf sie zu stürzen um sie zu verschlingen.
Inzwischen hatte sie das Außentor erreicht, auch hier lagerte eine Menge Bewaffneter. Eine Unmenge an Zelten füllte die große Wiese, die noch gestern früh so unendlich schien.
Von Elena fehlte jede Spur. Machte es überhaupt Sinn nach ihr zu suchen?
Immerhin wusste ihre Gefährtin immer genau was sie tat. Die konnte schon auf sich aufpassen. Nein um deretwegen brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. Sie ängstigte sich, sehnte sich nach Elenas starker Schulter.
Madleen beschloss zurück zu laufen um abzuwarten
Eine Gruppe Soldaten stand etwas abseits und wärmte sich an einem Feuer. Ängstlich gesellte sich die junge Frau hinzu und lauschte dem belanglosen Gespräch.
Einer saß auf einem Holzklotz und hantierte mit seinem Gewehr herum, ihr dabei seine linke Seite zugewandt. Das Flackern des Feuers machte sein Gesicht in unregelmäßigen Abständen sichtbar.
Wie angewurzelt starrte Madleen in diese Richtung und prägte sich die Konturen ein. dann begann es ihr dämmern. Sie kannte diesen Mann nur zu gut. Kein geringerer als ihr Ex-Mann Rolf hatte hier seelenruhig Platz genommen.
Ein beklemmendes Gefühl panischer Angst legte sich wie ein kalter Mantel um ihr Herz.
„Lauf weg! So lange du die Zeit hast!“ Sprach die innere Stimme. Denn noch schien er sie nicht entdeckt zu haben. Würde sie sich abwenden und schnurstracks in Richtung Hof marschieren, konnte sie dem Konflikt entgehen. Doch sie fühlte sich wie gelähmt. Es hatte den Anschein als sei es ihr Schicksal heute an diesem Ort mit ihm zusammenzutreffen.
Er blickte zu ihr rüber um gleich darauf wieder seiner Tätigkeit nachzugehen. Doch nur für den Bruchteil eines Augenblickes. Ruckartig blickte er zurück. Entdeckt! Entsetzt musste sich Madleen eingestehen dass es zur Flucht zu spät war.
Kalte Überheblichkeit blitzte in seinen Augen. Schnell stand er auf den Beinen und beweget sich zu ihr.
„Na da laust mich doch der Affe! Für einen Augenblick hatte ich den Eindruck einer Sinnestäuschung zu erliegen. Aber nein, du bist es tatsächlich. Ich rechnete kaum noch damit, dich irgendwann einmal wieder zu sehen. Wohnst du wieder hier?
Was ist denn? Freust du dich denn gar kein bisschen über das wiedersehen?“
„Hallo Rolf! Was machst du denn hier?“ Entfuhr es ihr mit zittriger Stimme.
„Was für eine Frage? Kämpfen natürlich! Siehst du doch! Weiß du, ich habe mich so daran gewöhnt und verdienen kann man hier ein Vermögen. Dieser Krieg ist, um es mal salopp auszudrücken, ein rechter Glücksfall für mich. Also von mir aus könnte sich das noch eine ganze Weile so fortsetzen. Allerdings dürfen wir nichts mitgehen lassen von hier. Der Kommandant hat`s verboten! Weiß der Teufel warum:“
Sein aufgesetztes Grinsen war erfüllt von Herablassung.
„Wie ich sehe, hast du dich auch kein bisschen geändert, immer noch der Alte! Schade! Meine Hoffung hat sich also nicht erfüllt.“ Echte Enttäuschung sprach aus Madleens Worten.
„Also weißt du, ich hätte mir schon ein paar nettere Worte von dir gewünscht, nach so einer langen Trennung. Wie lange sind wir nun schon auseinander? Müssten so 3 Jahre sein, oder? Da stehen wir uns plötzlich gegenüber und ich bekomme wieder so ein albernes Gewäsch von dir zu hören. Ich habe dir schon früher immer wieder versucht zu verdeutlichen, dass es für mich kein Ändern gibt. Ich gefalle mir einfach so wie ich bin!“
„Einfach so! Ohne Gewissen, ohne Charakter, wie früher. Du bist ein Steh-auf-Männchen das immer wieder auf die Beine kommt!“ Bestätigte Madleen.
„Ja richtig! So hast du mich damals schon genannt. Das bin ich noch immer. Denk nur, in den letzte 3 Jahren habe ich, lass mich überlegen, genau viermal die Seiten gewechselt. Ist das nicht cool? Immer zur rechten Zeit den Absprung geschafft. Das soll mir mal einer nachmachen. Diese armen, armen Schwachköpfe. Kämpfen für ein Ideal, wenn`s sein muss bis zum Tod. Unser Kommandant ist auch einer von dieser ganz edlen Sorte, armer Irrer, der wird`s nicht weit bringen. Ich hingegen werde in nicht all zu langer Zeit ein gemachter Mann sein.“
„Kann ich mir vorstellen! Passt genau zu dir! Und ich gehe sicher recht in der Annahme, dass du die Seite auch noch ein weiters Mal wechseln wirst!“ Madleen fühlte sich in zunehmenden Maße angewidert.
„Sehr richtig! Ich warte nur noch auf den rechten Augenblick. Das Blatt wird sich bald wenden. Die Regierungstruppen sind uns auf den Fersen, lange können wir dem Druck nicht mehr Stand halten, ist nur noch eine Frage der Zeit. Dann weiß ich was ich zu tun habe, dann heißt es sich verdrücken:“
Madlelen machte Anstalten zu gehen. Sie war nicht bereit Rolfs Gesellschaft auch nur eine Minute länger zu ertragen.
Doch der hielt sie recht unsanft am Arm fest.
„Aber aber! Du willst mich doch nicht etwa schon verlassen? Nennt man so etwas ein freudiges Wiedersehen?“
„Ich wüsste nicht was an diesem Wiedersehen freudig sein könnte?“ Ließ ihn die Ex-Frau abblitzen.
„Na, denke doch. Kaum haben wir uns wieder gefunden, da willst du mich schon wieder verlassen. Nein, so einfach wirst du mich nicht los. Ich denke, es ist ein Wink des Schicksals, das uns heute zusammenführte.“
„ Aber nur um dir auch zum allerletzten Mal zu bekunden, das wir geschiedene Leute sind. Du hast deinen Platz im Leben, ich habe meinen. Also dann gehab dich wohl und lass mich zufrieden.“ Sie wandte sich von ihm ab, abermals zog er sie an sich heran. Nein in Frieden würde er sie heute nicht ziehen lassen.
„Ich habe dir schon früher stets bedeutet wo dein Platz ist, nämlich da wo dein Mann es will.
Hast du diese einfache Weisheit noch immer nicht gelernt. Es war ganz und gar nicht die feine englische Art sich so mir nix dir nix zu aus dem Staub zu machen, mich zurück zu lassen, ohne ein Wort des Abschieds. Aber ich bin kein Unmensch. Schwamm drüber. Ich vergebe dir! Ja ehrlich! Wenn du jetzt wieder mit mir gehst ist alles vergessen. Ich sehe sogar von einer Bestrafung ab, obwohl du dir wahrlich eine verdient hättest.“
Sie waren in der Zwischenzeit einige Meter gegangen, so dass die anderen Soldaten aus ihrem Blickwinkel verschwanden. Rolf preßte seien Ex-Frau an eine alte Buche und hauchte ihr seine Schnapsfahne ins Gesicht, woran sie erkennen konnte, dass er heute Abend schon reichlich gebechert hatte.
„Lass mich los Rolf! Ich werde nirgendwo hin mit dir gehen. Werder heute Nacht noch sonst irgendwann. Merke dir das gut. Wir sind fertig miteinander! Ich würde an deiner Stelle den Mund nicht so voll nehmen. Denke daran wo du dich hier befindest.“
Versuchte die Bedrängte sich verzweifelt seiner Umklammerung zu entwinden.
„Ach so ja! Deine Familie, deine starken Brüder und alle! Oh Hilfe, ich fürchte mich entsetzlich. Hier siehst du diese Schulterstücke? Komm sieh genau hin!“
Er griff nach Madleens Kinn und quetschte es sosehr das sie aufschrie.
„Siehst du das? Ich bin Offizier, ich habe es geschafft. In diesen wirren Zeiten ist alles möglich. Ein Wort von mir und wir legen dieses jämmerliche Kaff in Schutt und Asche.
Deine Brüder können mich mal. Wenn ich sage du kommst mit mir, dann tust du das! Kapiert?“
Madleen sankt mit schmerzverzerrtem Gesicht nach unten.
„Wie um alles in der Welt konnte ich dich lieben? Du hörst richtig! Ich habe dich wirklich geliebt! Trotz der Demütigungen, die ich von dir erfahren habe. Lange Zeit war ich zur Vergebung bereit. Aber du kannst dich nicht ändern. Du gibst es ja selber zu. Sei gewiss, ich könnte nichts für dich empfinden.“
„Wer fragt danach? Du wirst bei mir liegen wann immer ich es will und es wird eine Lust für mich sein. Ob es eine für dich ist, ist ohne Belang.“ Gab Rolf herablassend zu verstehen
Hier überzeugen zu wollen, erwies sich als reine Zeitverschwendung. Einen durch und durch miesen Charakter konnte keiner richten, da war Hopfen und Malz verloren.
„ich habe in der Zwischenzeit eine echte Liebe gefunden. Endlich! Alles was danach kommt,
wird daran gemessen werden.“ Warf Madleen noch ein, bereute es jedoch sofort, da sie die Sinnlosigkeit solcher Argumente längst erkannt hatte.
„Meinst du im ernst das interessiert mich? Du hast einen andern, ja und? Sollte der in meine Nähe kommen wird er kalten Stahl zu spüren bekommen.“
Offensichtlich glaubte Rolf dass es sich um einen Mann handelte. Sie ließ ihn in dem Glauben und fuhr mit der Standpauke fort, obwohl sie sich der Sinnlosigkeit dieses Unterfangens bewusst war.
„Es gibt noch Menschen mit Charakter und Anstand, Dinge die dir völlig fremd sind.
Liebe, Zuneigung, gegenseitige Achtung und Anerkennung. Für dich hingegen zählt nur Lust, nackte Lust. Stinklangweilig ist das. Typen wie dich gibt es Tausende, abertausende. Wirkliche Männer aber werden rar, denen begegnet man heute nur noch selten.“
Aus ihren Worten sprach der Mut der Verzweiflung.
Rolf holte aus und traf sie mit dem Handrücken im Gesicht, sie fiel zurück und schlug mit dem Kopf auf dem Baumstamm. Ein hämmernder Schmerz war die Folge. Noch ehe sie wieder zur Besinnung kommen konnte, packte er sie und zog sie nach oben.
„Da hast du deine Antwort. Charakterlos bin ich ? Na und wenn schon! Diese Charakterköpfe die du anbetest sind Langweiler. Schau dir unseren Kommandante an, Ronald, der typische Vertreter dieser Spezies. Neidhardts rechte Hand soll er gewesen sein. Der hätte Karriere machen können und was tut diese Pflaume? Im entscheidenden Moment bricht er zusammen, macht Befehlsverweigerung, das dumme Schwein. Der bringt Neidhardt und alle gegen sich auf, faselt was von Ehre und Revolutionsidealen. Pah, so dämlich kann ein einzelner Mensch doch gar nicht sein. Die werden sich nicht durchsetzen. Gewinnen werden stets die Charakterlosen. Denen gehört die Zukunft.
Und ich werde zu ihnen gehören Noch nicht, aber bald. Der kluge Mann ist imstande abzuwarten und zu erkennen wann seine Stunde gekommen.“
Madleens Herz wurde von abgrundtiefen Hass erfüllt.
„Nicht eine Sekunde möchte ich in einer Welt leben in der du herrschst. Du quälst Menschen aus purer Lust und Gier. Du bist der letzte Abschaum, ich verachte dich!“
Sie spukte ihm ins Gesicht, darauf hin holte er erneut aus und traf sie wieder mitten ins Gesicht. Der Schmerz war so fürchterlich, das Madleen nicht einmal mehr schreien konnte und kurzzeitig besinnungslos zur Erde sank . Die ganze Welt schien sich im Kreis zu drehen. Ihre Lippe war geplatzt, sie schmeckte das warme Blut, ihre Nase tat unendlich weh. Mit zitternden Händen betastete sie ihr Gesicht, es schien aber wie durch ein Wunder nichts gebrochen. Auf allen vieren kroch sie am Boden entlang und rang nach Luft.
Wieder zog sie Rolf mit einem Ruck nach oben.
„Siehst du nun was du angerichtet hast? Du zwingst mich immer wieder Dinge zu tun, die ich eigentlich nicht möchte. Denn im Grund will ich dir ja gar nicht wehtun.“
Heuchelte Rolf mit deutlich ruhigem Tonfall. Es schien fast so als ob es ihm leid tat, einer besonderen Gabe, der Madleen in früheren Zeiten des Öfteren erlegen war.
„Sag selbst, was soll ein Mann tun, dem seine Frau auf so kalte Art den Gehorsam verweigert.
Also zum letzten Mal, ich vergebe dir. Das ist nun aber wirklich mein letztes Friedensangebot. Tiefer kann ich vor dir nun wirklich nicht in die Knie gehen. Glaube mir, es gibt nicht wenige Männer, die weitaus weniger Geduld an den Tag legen als ich.“
Der Hohn in seinen Worten kannte scheinbar keine Grenzen.
„Ich werde nicht mit dir gehen Rolf! Da wirst du mich schon töten müssen!“ Trotzte Madleen in kalter Ohnmacht erstarrt.
„Keine Sorge, so eilig habe ich es damit nicht! Also gut, du willst es nicht anders. Lehnt mein Versöhnungsangebot so einfach ab, grad so als ob sie es sich leisten könnte. Ich habe genug. Du hast dir eine Abreibung redlich verdient. Los komm! Wir suchen uns eine Stelle weit außerhalb, denn das geht nur uns beide etwas an.“
Madleen gelang es sich loszureißen, sie rannte um ihr Leben, sie bemerkte nicht die Zweige die ihr ins Gesicht schlugen. Das konnte sie ertragen. Angst, entsetzliche Angst, Todesangst
bemächtigte sich ihrer. Dieser Mann war zu allem fähig, das war ihr nur zu deutlich in Erinnerung.
Rolf folgte ihr dicht auf den Fersen und bald hatte er sie eingeholt. Er schleuderte sein Gewehr nach ihr und er Kolben traf sie zwischen den Schultern. Der Schmerz war unbeschreiblich, Tränenbäche entquollen ihren Augen. Nach Luft ringend wälze sie sich am Boden. Würde sie jetzt ersticken? Ja, warum nicht? Besser so als diesem Ungeheuer noch einmal in die Hände zu fallen.
Elena hilf mir. Dachte sie, doch die Worte fanden nicht den Weg über ihre Lippen.
Rolf griff in ihre Haare und zerrte sie am Boden hinter sich her. Jetzt fand Madleen wieder die Kraft zum schreien.
„Ich werde dir lehren, was es heißt mein Weib zu sein. Heute treib ich dir deine Flausen ein für alle Male aus, dessen kannst du sicher sein.“
Sie hatten unbemerkt die Außenmauer des Hofes erreicht. So weit war Madleen in ihrer Verzweiflung gelaufen. Dunkelheit umgab sie, dieser Bereich wurde nie beleucht. Nur der inzwischen höher gestiegene Mond überflutete die Landschaft, so dass man wenigstens schemenhaft etwas erblicken konnte.
„Also du weißt was jetzt kommt. Erst Prügel und dann besorge ich es dir.“
Er schnallte sein Koppel ab und schlug mehrere Male probehalber auf den Boden. Bei jedem Mal zuckte die junge Frau zusammen. Wann würde der Schlag sie treffen? Sie war starr vor Kälte.
Ihr war alles gleich. Am Ende würde sie nur noch aus Striemen und Wunden bestehen.
Ein wimmerndes Etwas, dem alles Menschliche abging.
In Erwartung dessen harrte sie am Boden aus. Doch es geschah nichts.
Rolf holte aus und war gerade im Begriff die volle Wucht nach vorne zu treiben, als er bemerkte, das irgendetwas seinen Koppel zurückhielt. Er glaubte zunächst, dass sich dieser im Geäst verheddert hätte, als er im fahlen Mondlicht die Gestalt erblickte, die das andere Ende in den Händen hielt.
„Wer, wer zum Teufel bist du denn?“
„Dein böser Engel! Du hast mich gerade gerufen!“
Madleens eisige Trostlosigkeit zerbrach als sie den Klang dieser so vertrauten Stimme hörte.
Doch die Erleichterung paarte sich mit Angst, denn Elena schien in ebenso großer Gefahr wie sie selbst.
Hatten zwei Frauen eine Chance gegen diesen muskelbepackten Macho?
„Häh, was ist los? Was redest du da für einen Scheiß. Lass los oder willst du auch Prügel?“
Rolf glaubte immer noch einer optischen Täuschung zu erliegen. Denn wer sonst würde es wagen sich ihm auf derart brüske Weise in den Weg zu stellen.
Elena riss ihm den Koppel aus der Hand und schleuderte diesen in die Dunkelheit.
Dann beachtete sie ihn gar nicht weiter. Ihre einzige Sorge galt ihrer Liebsten. Sie eilte zu ihr und schloss sie in die Arme.
„Alles ist vorbei. Ich bin bei dir. Keine Angst, ich bringe dich jetzt nach Hause!“
Flüsterte Elena in Madleens Ohr. Jede Silbe war Balsam für deren geschundene Seele.
„Sei…sei vorsichtig!“ schluchzte diese. „Der ist gefährlich! Der ist zu…zu allem fähig!“
Seine Nichtbeachtung reizte Rolf nur noch um so mehr, eine steile Zornesfalte trat auf seine Stirn.
„Nimm deine Finger von ihr! Das geht dich nichts an! Das ist meine Frau und ich mache mit ihr was ich will!“
„Du ärmlicher Wurm. Gar nichts bist du! Solltest du sie noch einmal anfassen lernst du mich kennen, das verspreche ich dir!“
Rolf lachte laut los.
„Oh Hilfe. Hör dir das einer an, die will mir doch tatsächlich drohen. Ich lach mich noch kaputt!“
„Ja tu das! Das wäre das beste für uns alle. Dann bräuchte ich mir nicht die Hände an dir schmutzig machen:“ Entgegnete Elena herablassend.
Dann half sie der Geliebten auf die Beine, die nur unter großer Mühe dazu imstande war. Ihr Körper zitterte noch immer.
„Kannst du einen kurzen Moment alleine stehen?“
„Ja, ich glaube schon?“
Rolf war im Begriff sich auf Elena zu stürzen. Die wich geschickt nach hinten aus, drehte sich in der Luft um die eigene Achse, schwang das rechte Bein nach oben und traf Rolf mit voller Wucht mit dem Fuß im Gesicht. Der Aufprall war so heftig, das er etwa zwei Meter nach hinten flog, an der Mauer landete und dort benommen in sich zusammen sackte.
„Ich hoffe wir haben uns verstanden! Ich glaube das ist die angemessene Sprache die du verstehen kannst.“ Rief Elena zu Rolf hinüber.
„Komm Madleen nur weg hier!.“
Nachdem Rolf sich gesammelt hatte griff er, noch immer benommen, nach seiner Pistole.
„Na warte du Schlampe, jetzt bist du dran!“
„Die Waffe fallen lassen und die Händen nach oben, aber dalli!“
Diese Stimme kam aus der anderen Richtung. Rolf bemerkte wie sich ihm zwei weitere Personen aus dem Dunkel näherten. Ronald baute sich mit gezogener Pistole vor ihm auf, begleitet von einem weitern Uniformierten.
„Leutnant, du hast dich mutwillig meinen Anordnungen widersetzt. Mein Befehl lautete eindeutig, keine Übergriffe auf die Anwohner. Ich stelle dich hiermit unter Arrest. Händige mir deine Waffen aus.“
Rolf nahm instinktiv Haltung an.
„Das…das war meine Frau Kommandant. Eine Familienangelegenheit. Geht niemanden etwas an. Ich…“
„Das interessiert mich nicht. Befehl ist Befehl!Und der gilt ausnahmslos für alle Bewohner.
Los die Waffen her oder willst du es schriftlich?“
Der andere Soldat näherte sich mit dem MG. Nur äußerst unwillig gehorchte Rolf dem Befehl
„Ich…ich glaube du machst da einen großen Fehler Kommandant. Das Blatt könnte sich schon bald wenden.“ Stammelte Rolf hervor.
„Ich kann mir denken, was du sagen willst Rolf. Glaubst du ich weiß nicht welchen perfiden Plan du gerade ausheckst. Du wirst überlaufen, wenn die Zeit gekommen ist. Noch aber herrscht Ordnung hier. Und solange ich das Sagen haben, wird sich so etwas nicht wiederholen.
Ich verbürge mich für eure Sicherheit Elena.“ Rief Ronald den beiden Frauen nach, die sich schon ein Stück von ihnen entfernt hatten
Noch immer zitterte Madleen am ganzen Leibe, während sie sich mit ihrer Gefährtin auf den Hof zu bewegte.
„Gewaltlosigkeit ist eine feine und edle Sache, aber unter Umständen ist Selbstverteidigung unumgänglich. Kurzzeitig überkam mich Angst dass ich das gar nicht mehr bringe. Bin etwas aus der Übung, habe vor lauter Meditation mein Training vernachlässigt.
Das war ein Fehler. Ich muss wieder damit beginnen. Und du wirst mit mir trainieren, wenn du magst.“
„Meinst du denn ich könnte das noch lernen.“ Schluchzte Madleen.
„Ganz bestimmt, bei deiner sportlichen und elastischen Figur, kein Problem. Es wird nicht einfach, aber es ist machbar. Erst musst du dich erholen und sobald du dich besser fühlst fangen wir damit an, einverstanden?“
„Einverstanden!“ erklärte sich Madleen bereit. „Ich denke, vorhin hätte ich so ein paar Griffe gut gebrauchen können.“
Elena versuchte bewusst das Gespräch von dem grausigen Erlebnis weg zu führen. Es würde noch schlimm genug. Sie hoffte das Trauma zurückdrängen zu können.
Madleens Nase blutete, aber nicht so schlimm wie zunächst befürchtet.
Schnell hatten sie den Hof erreicht und gelangten unbemerkt ins Haus. Elena tastete das Gesicht der Freundin ab.
„Dieser Dreckskerl! Aber sei ohne Sorge, es ist nichts gebrochen. Erst mal die Wunden versorgen, vor allem kühlen. Ich mache das schon Kleines, keine Angst, alles wird wieder gut.“
Madleen stand unter Schock. Sie ertrug alles gleichmütig, so als sei sie gar nicht anwesend.
Doch nur zu schnell konnte sich dass ändern, wenn der Druck begann sich einen Weg nach außen zu suchen.
Auf keinen Fall den Finger in die Wunde legen. Ablenkung war angesagt.
„Weißt du, auch du könntest mir etwas lehren?“
„Ich und dir etwas lehren, was sollte das denn sein?“ Wollte Madleen überrascht wissen.
„Tanzen, lehre mich tanzen. Das kann ich nicht sonderlich gut. Du hingegen tanzt wie eine Primaballerina. Das wird lustig, wenn wir beide von einander lernen.“
„Du willst tanzen lernen? Autsch!“
Madleen spürte den Schmerz, während Elena ihre Wunden reinigte.
„Ja, das möchte ich. Ich möchte so durch die Luft wirbeln wie du. Und du wirst eine Kämpferin, genau wie ich oder womöglich besser.“
Elena hatte die Wunden versorgt. Doch gelang es ihr auch die seelischen Wunden zu heilen?
Das würde sich in den folgenden Tagen erweisen. Es galt abzuwarten.
„Leg dich einfach hin! Ruh dich aus. Ich bin bei dir. Schlafe, versuche es zumindest. Wir können im Moment nichts weiter tun. Morgen werden wir sehen, wie es dir geht.“
Redete Elena mit ihrer unnachahmlich beruhigenden Stimme auf ihre Gefährtin ein.
Madleen ließ sich auf das Bett fallen, verletzt bis in die Tiefe ihrer Seele. Trauer, Wut und Schmerz wüteten mit unverminderter Heftigkeit in ihr.
Nach einer Zeit bahnten sich die Gefühle ihren Weg und die Tränen flossen, es wurde nach außen gespült, all der Unrat, all die Last und das unerträgliche Leid. Es war nicht nur das soeben erlebte Trauma, nein viel ältere, verborgen in ihrem Unterbewusstem, schlossen sich an.
Elena nahm neben ihr Platz, richtet sie auf, schloss sie in die Arme, streichelte sie.
„Ganz ruhig . Es ist alles vorüber. Ich bin bei dir.“
Eine ganze Weile saßen sie so da. Das Band zwischen ihnen, so fest, so stark,so etwas vermochte selbst der Tod nicht zu beenden. Gerade in Situationen größter Verzweiflung wurde das offensichtlich.
Elena zog ihrer Geliebten Strümpfe, Hose und Pullover aus, dann bettete sie diese in die Kissen, verabreichte ihr eine Spritze zur Beruhigung.
„Es ist immer wieder von Vorteil, wenn man eine Ärztin zur Geliebten hat.“ Meinte Madleen und ein zartes Lächeln bildete sich auf ihren geschwollenen Lippen.
„Na, das will ich doch wohl meinen,“ Scherzte Elena zurück.
Noch war es nicht abzuschätzen, was dieser Grobian ihr angetan hatte. Sie war in den letzten Wochen wie eine Rose erblüht. Der Durchbruch war gelungen Sie genossen ihr neues Glück in vollen Zügen und es steigerte sich von Tag zu Tag . Und nun das! Ein schwerer Rückschlag. Die schon lange überwunden geglaubten Dämonen der Vergangenheit waren auf einmal allgegenwärtig.
Konnte Elena ihrer Geliebten einen Weg durch die Dunkelheit bahnen?
„Für eine Weile wirst du nicht gut küssen können, aber das macht nichts. Das holen wir nach und dann wird es umso schöner.“ Flüsterte Elena während sie Madleen in den Schlaf wog.
„ Das machen wir! Immer schöner,immer schöner!“
Langsam versank Madleen in den Tiefen des Schlafes während Elena sie weiter n den armen hielt, dabei zärtliche Liebesworte ins Ohr flüsternd.
Doch eine ruhige Nacht war beiden nicht vergönnt. Von Alpträumen heimgesucht schreckte Madleen mehrmals aus dem Schlaf und weckte auch Elena auf. Diese hatte alle Hände voll zu tun sie zu trösten und erneut in den Schlaf zu wiegen.
Als die Sterne zu verblassen begannen und sich die Welt dem Morgen zuneigte, erhob sich Elena ganz leise und stahl sich aus dem Bett.
Mit Erleichterung stellte sie fest, dass die Gefährtin endlich tief und fest eingeschlafen war.
Die Frühaufsteher waren mit Sicherheit schon auf den Beinen. Nun oblag es Elena die Familie über den gestrigen Vorfall zu unterrichten. Das würde alles andere als leicht.
Vor ihr lag ein alles in allem schwieriger Tag. Die ständige Sorge um Madleen, die das Zimmer heute nicht verlassen durfte. Niemand sollte sie in diesem Zustand sehen.
Zudem verlangte auch eine weitere verletzte Seele nach einfühlsamen Hilfe, Ronald.
Sie musste ihn erneut aufsuchen um auf ihn einzureden und zu überzeugen versuchen.
„Ich bringe ihn um. Mit bloßen Händen bringe ich diesen Verbrecher zur Strecke,“ Fauchte Annett, nachdem Elena der Familie die schreckliche Szene der vergangenen Nacht schonend nahe gebracht hatte.
„Hätte ich es doch schon vorzeiten getan, als dieser Lump bei uns Unterschlupf gefunden und unser Vertrauen erschlichen hatte. Aber ich hielt mich damals zurück. Das Resultat seht ihr jetzt.“
Wie ein aufgescheuchtes Huhn bewegte sich Annett in der Küche auf und ab.
„Beruhige dich Annett, es ist vorbei. Rolf wurde unter Arrest gestellt. Er wird Madlelen nicht wieder belästigen. Wir können uns auf das Wort des Kommandanten verlassen. Er ist ein alter Freund, ich vertraue ihm.“ Versuchte Elena beruhigend einzuwirken.
„Soldaten, Krieger alles Pack, ziehen plündernd durch die Gegend! Wann hört das endlich auf. Revolutionen ohne Ende und für was….“
Annett gelang es nicht weiter zu fluchen, denn ein Klopfen an der Tür zum Innenhof beendete schlagartig ihren Redefluss.
Valeria öffnete und Ronald betrat, von allen missmutig beäugt, das Zimmer.
„Guten Morgen! Darf ich eintreten? Ich hoffe ich störe nicht?“
„Aber bitte treten sie doch ein! Sie stören uns keineswegs!“ Lud Thorwald ein, während Annett verbittert in die andere Richtung blickte.
Unsicher verharrte Ronald eine kurze Weile in Schweigen, trat nervös von einem Fuß auf den anderen, ehe er den Mut fasste die Versammelten anzusprechen.
„Ich…ich bin gekommen um mich in aller Form zu entschuldigen. Als Kommandant trage ich die volle Verantwortung für meine Truppe auch wenn es sich nur um einen einzelnen handelt. Mir ist durchaus bewusst dass der Vorfall durch nichts zu entschuldigen ist. Ich gebe ihnen mein Wort, das sich so etwas nicht wieder ereignet und das der Schuldige seiner gerechten Strafe nicht entgehen wird.“
Annett war im Begriff ihm eine gebührende Antwort entgegen zu schleudern, doch Elena kam ihr zuvor.
„Wir danken dem Kommandanten und nehmen seine Entschuldigung an. Ich gehe davon aus, das es ohne dein Wissen geschah.“
„Wenn ich noch etwas für euch tun kann, laßt es mich wissen, denn im Moment weiß ich nicht, wie ich das alles wieder gut machen kann.“ Antwortete Ronald erleichtert. Gute alte Elena, immer das rechte Wort zur rechten Zeit.
„Das kannst du Ronald, indem du Wachen einteilst. Du postierst sie am vorderen Eingang.
Die sollen Sorge dafür tragen, dass sich von deinen Männern keiner unbefugten Zutritt zu dem gesamten Wohnkomplex der Familie verschafft.“ Forderte Elena ohne Umschweife.
„Ich werde das auf der Stelle veranlassen!“ Bestätigte Ronald und wollte sich gerade zum gehen wenden.
„Warte ich komme mit! Ich habe mit dir noch eine Menge zu bereden.“ Wandte sich ihm Elena zu nachdem sie Annett losgelassen hatte.
„Ich danke ihnen im Namen der Familie. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Das ist in der Tat ein ganz neuer Zug. Noch nie hat sich ein Kommandant für das Verhalten seiner Leute entschuldigt. So lange schon gehen diese endlosen Auseinandersetzungen, da können wir wohl wieder Hoffnung schöpfen.“ Fügte Thorwald hinzu.
„Aha, so einfach ist das, eine halbherzige Entschuldigung zwischen Tür und Angel und das wars.“ Empörte sich Annett nachdem Ronald und Elena in den Hof gegangen waren.
„Ja es ist aber doch sehr anständig dass der überhaupt etwas gesagt hat. Denke doch, noch vor kurzem wäre so etwas undenkbar gewesen.“ Hielt ihr Thorwald entgegen.
„Ach vielleicht soll ich dem noch um den Hals fallen und dankeschön sagen, nach alldem was sie meiner Tochter angetan haben.“ Konterte Annett noch immer in höchster Erregung.
„Rolf ist der Schuldige. Wir können doch nicht den Kommandanten für diese Tat verantwortlich machen.“ Mischte sich Valeria ein.
„Als Kommandant trägt er die Verantwortung für das Verhalten seiner Leute, auch wenn er selbst nichts dergleichen tat. Wer hat denn diese Meute hierauf geführt? Denkt mal gründlich darüber nach.“
„Was in aller Welt soll er denn noch tun? Ich denke, wir sollten es dabei bewenden lassen!“
Sprach Thorwald und das hörte sich schon fast wie ein Schlusswort war an.
„Das ist wieder mal typisch. Nur ja aus allem raushalten. So lange es gut geht ist es in Ordnung. Aber wie ihr euch überzeugen konntet hängt alles an einem seidenen Faden.“ Beschwerte sich Annett erneut.
„Wir sollten uns lieber um Madleen kümmern. Die ist im Moment ganz alleine auf ihrem Zimmer. Ständig sollte jemand bei ihr sein:“ Schlug Valeria vor.
„Aber du hast doch gehört, das Wachen vor den Eingängen postiert werden sollen.“ Erinnerte sich Thorwald.
„Und das glaubst du natürlich. Ich bin ganz und gar nicht überzeugt davon. Zuerst möchte ich die mal mit eigenen Augen sehen.“ Zischte Annett ihren Mann wütend an.
„Komm Valeria, wir gehen zu Madleen.“
Die beiden machten sich auf den Weg. Sie fanden Madleen noch immer schlafend vor, nachdem sie leise die Tür geöffnet hatten.
„Sie schläft noch! Da können wir im Moment nichts machen. Lass uns gehen, wir sehen später noch mal nach ihr.“ Stellte Annett fest.
Die beiden wollten sich gerade zum gehen wenden, als Madleen ihren Kopf in die Höhe streckte.
„Wenn ihr schon mal da seid, könnt ihr auch bleiben!“
„Wir wollten nur mal nach dir sehen, Kleines! Wie geht’s denn?“
„Na wie soll es schon gehen? Du kannst dir das Erlebnis mit eigenen Augen betrachten!“
Madleen erhob sich und bot den bedien ihr geschwollenes Gesicht dar.
„Oh Gott das ist ja entsetzlich!“ Kreischte Annett hysterisch , während sich Valeria nur entsetzt abwandte, so als spüre sie selbst den Schmerz in ihrem Gesicht.
„Würdest du bitte nicht so rum schreien, Mutter! Was soll das? Meinst du davon wird es besser?“
„Dieser Grobian, dieser Gangster! Den bringe ich um. Das lasse ich nicht ungestraft durchgehen. Nein! Diesmal kann mich auch Elena nicht überzeugen….“
„Genug! Mutter, es ist geschehen! Ich kann es nicht ungeschehen machen. Wenn wir Rolf ins Jenseits befördern, machen wir uns nur selbst unglücklich. Wir können im Moment, nur abwarten.“ Wehrte Madleen ab.
„Ja abwarten bis der oder die nächste dran ist!“
„So schlimm der Vorfall auch war, eines hat er bewirkt, die werden jetzt übervorsichtig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das wiederholt. Meine Güte du tust ja so als ob ich das erste Mal Schläge von diesem Mistkerl einstecken musste. Du solltest dich doch erinnern wie das früher mit ihm war.“ Versuchte Madleen zu beschwichtigen.
„Ich erinnere mich nur zu gut daran! Oder was glaubst du warum ich so überreagiere!“
„Beruhige dich doch Annett! Wir sollten uns nicht unnötig verrückt machen, vielmehr darauf hoffen, was Elena erreicht. Ich glaube sie hat doch immer großen Einfluss auf diesen Kommandanten.“ Schaltete sich Valeria ein.
„Halte du dich da raus!“ Fauchte Annett sie an.
„Ist ja gut, ich sage ja schon nichts mehr!“
„Was soll das, Mutter? Warum geiferst du Valeria an? Es ist vollkommen richtig was sie sagt. Elena hat es in der Hand. Geht jetzt! Lasst mich in Ruhe! Ich habe heute keine Lust zum streiten. Mir tut noch immer alles weh. Wenn ich etwas brauche melde ich mich schon. Seid ohne Sorge, ich werde das Haus heute nicht verlassen!“
„Gut,gut, wie du willst! Ruhe dich aus! Ich sehe später noch mal nach dir!“ erwiderte Annett.
„Danke, ist nicht nötig!“
Die beiden verließen den Raum. Madleen nutzte wenig später die Ruhe, um einen ersten Blick in den Spiegel zu wagen. Als sie in ihr geschundenes Gesicht blickte, kamen die Tränen. Es würde einige Zeit brauchen, bis alles verheilte. Wut, entsetzliche Wut bemächtigte sich ihrer. Jeden einzelnen Schlag würde sie Rolf heimzuzahlen.
Doch müsste sie vorher von Elenas Kampftechnik lernen, im Moment war sie eine Hilflose. Das betrachtete sie als übergroßes Manko.
Elena und Ronald schlenderten derweil auf dem Hof umher.
„Ich kann dir immer wieder sagen, wie leid mir alles tut. Ausgerechnet einem Menschen der dir so nahe steht, muss das geschehen.“
„Das ist schlimm. Madleen ist die Liebe meines Lebens, wer sie an greift, tut mir das gleiche an. Andererseits wäre es in jedem anderen Fall ebenso fatal. Ganz gleich an welchem Ort und mit welchem Menschen auch immer. So etwas darf sich nicht wiederholen. Es mag ein Einzeltäter sein. Aber es gibt Tausende solcher Einzelfälle. Das ist der Krieg. Krieg ist immer Mord, abgrundtiefer, brutaler Mord. Ich beschwöre dich Ronald, mach ein Ende!
Schick deine Leute nach Hause!“
„Elena, ich hab dir schon gestern versucht zu erklären dass das unmöglich ist. Ich, meine Leute, alle die an dieser Erhebung beteiligt sind, sind Geächtete. Wir siegen oder gehen unter, dazwischen gibt es nichts. Das ist unsere Bestimmung. Mitgegangen, mit gefangen, mit gehangen. Die traurige Logik jeder Revolution.“ Wies Ronald diesen Vorschlag mit Nachdruck zurück.
„Siege, welche Siege Ronald? Es gibt Niederlagen die Siege sind und es gibt Siege schlimmer als jede Niederlage!“
„Hier geht es um unsere Freiheit! Neidhardt ist im Begriff eine offene Diktatur zu errichten. Auf diese Freiheit zu verzichten hieße auf seine Eigenschaften als Mensch zu verzichten, somit seinen Handlungen jegliche Sittlichkeit zu nehmen. Ich kann und ich werde nicht zusehen, wie dieses Land von Neidhardts Leuten permanent vergewaltigt wird.“ Entrüstete sich Ronald.
„Eine Freiheit die Blutvergießen rechtfertigt wird ist keine echte Freiheit,“ verteidigte sich Elena energisch.“ Gut, nehmen wir mal an ihr kommt tatsächlich durch, ihr beseitigt Neidhardts Diktatur gewaltsam. Was kommt danach?“
„Danach kommt die Freiheit! Wir werden dafür Sorge tragen, das wieder geordnete Verhältnisse einkehren!“
„Falsch! Ihr werdet Neidhardts Tyrannei durch eine neue, durch eure eigene ersetzen! Am Anfang wird es eine euphorisch gefärbte Übergangssituation geben, so wie damals. Eine kurze Zeit des Aufbruchs. Es wird leidig vorwärts gehen, ihr werdet Versprechungen machen, von denen ihr wißt, dass ihr sie unmöglich halten könnt. Ist aber dann das Feuer der Begeisterung erloschen und der Alltag zurückgekehrt, werdet ihr gar nicht anders können, als an Neidhardts System anzuknüpfen, eben um Ruhe und Ordnung zu bewahren. Ist dir entfallen wie pathetisch damals von Recht Freiheit und Würde geredet wurde? All das wird sich wiederholen!“
„Das sind doch Haarspaltereinen Elena! Wir treten an um an die Ideale von damals anzuknüpfen. Neidhardt hat diese vertaten, nicht wir!“
„Und du glaubst, du und deine Gefolgsleute könnt dann einfach die Zeit zurückdrehen?“
Ronald wollte noch nicht aufgeben, auch wenn Elena längst bemerkte, wie stark er selbst an seinen eigenen Aussagen zweifelte. Noch aber hatte er nicht den Mut diese Erkenntnis auszusprechen.
„Wir wollen einen echten Wandel. Nicht nur eine kleine Oligarchie von Selbsterwählten, nein alle sollen teilhaben an der Ernte. Das Volk, sind das denn nicht wir alle? Ich kann und werde nicht aufhören zu kämpfen. Ich war immer Revolutionär und ich werde immer einer bleiben.“
„Was ist Freiheit? Wie definierst du sie? Jeder versteht sie anders zu deuten. Ich sage dir was ich darüber denke. Freiheit kann sich, will sie auch in Zukunft als solche erscheinen, immer nur individuell entwerfen.“
Inzwischen hatten beide das Gehöft verlassen und wanderten durch die langsam von zarten grün bedeckten Felder. Elena hatte sich bei Ronald untergehakt. Sie gelangten zu der Stelle an der sich Elena gewöhnlich ihrer Meditation hingab und auf Inspiration hoffte.
Die alte einsame knorrige Eiche wirkte auch heute einladend.
„Sieh dir diesen alten Baum an! Komm und berühre ihn und spüre die Kraft die er aus dem Inneren der Erde zu uns sendet.“
Elena führte Ronalds Arm an den dicken Stamm.
„Hör mir zu Ronald! Ich habe einen Traum. Ich möchte etwas schaffen, das beständig ist. Ach was rede ich da, ich brauche es gar nicht zu schaffen, weil es immer existierte. Es ist der Wunsch der Menschheit nach wahrer Gemeinschaft. Jahrtausende hat die Menschheit in Gemeinwesen gelebt, die von der Existenz eines Staates nichts wusste. Erinnerst du dich dieser Aussage unseres gemeinsamen Freundes Kovacs? Es müsste uns gelingen wieder dorthin zu gelangen. Zurück zur Unschuld. Mag sein dass das zu diesem Zeitpunkt in deinen Ohren naiv klingen mag. Kovacs hat immer daran geglaubt. Hier bei diesen Menschen ist es mir schließlich wie Schuppen von den Augen gefallen. Die alte Gemeinschaft von damals wird wieder neu entworfen. Nur viel umfangreicher. Ich lade dich, nein euch dazu ein, mir beim Aufbau dieser Körperschaft zu helfen. Stelle das Gewehr in die Ecke und mache dich auf die Suche nach Alexandra. Hast du sie gefunden kommt ihr zu mir und die alte Heimat wird die neue sein. Das ist der Anfang. So wird es uns gelingen Neidhardts monströses Regime zu überwinden, gewaltlos und mit weit geöffneten Herzen.“
Ronald schwieg. Der Anblick des uralten Baumes schenkte ihm tatsächlich zum ersten Mal seid Monaten wieder so etwas wie einen inneren Frieden.
Elena glaubte zu endecken, wie sich der Zweifel in seinem Gesicht in Ehrfurcht verwandelte.
„Ein schöner Traum. Gern, nur all zu gern würde ich diesen mit dir träumen. Aber in meinem Leben habe Träume schon lange keinen Platz mehr. Ich muss mich der Realität stellen und die ist hart und kalt wie ein Bergsee im Winter. Kovacs, ja ich erinnere mich an seine Vorstellungen. Ich bin zwar traurig, dass er nicht mehr unter uns weilt, andererseits aber bin ich froh dass gerade ihm diese Ernüchterung erspart blieb, derer wir uns stellen müssen. Wie ich sehe hast du seine Ideen übernommen?
Ein Leben ohne Staat, ohne Herrschaft? Glaubst du wirklich daran? Haben sich nicht schon Generationen von Menschen solchen Träumen hingegeben, sind aber an den Klippen der Realität gescheitert? Es muss nun mal eine Autorität geben, ohne die würde jedes Gemeinwesen in Anarchie und Chaos versinken. Du kannst dich doch tagtäglich davon überzeugen.“
„Kein Chaos, Ronald! Gewiss, es wird ein harter steiniger Weg und viel Ungemach lauert wie Gestrüpp auf den Wegen dorthin. Unmöglich ist es nicht. Die Revolution fängt in den Herzen der Einzelnen an. Die innere Überzeugung, dass Schauen in die unerforschte Tiefe, das ist der Schlüssel.
Müssen es Träume bleiben? Ich sage nein! Es ist möglich. Es ist einfach an der Zeit Neues umzusetzen. Und du kannst mir dabei helfen“
Elenas Gesicht überzog sich mit einem hellen Lachen, jenem Lachen, dem kaum einer widerstehen konnte.
„Du selbst sprichst von einem langen steinigen Weg dorthin. Was gibt dir Gewissheit, dass dir am Ende tatsächlich Erfolg beschieden ist? Nein es ist mir einfach zu schwammig und ungenau. Das liegt irgendwo da draußen im Dunkel der Zeit. Das hier und jetzt ist entscheidend.“ Wiegelte Ronald erneut ab auch wenn sein Zweifel schon deutlich an Schärfe eingebüßt hatte.
„Man darf seinen Weg nicht an der Entfernung messen! Zunächst müssen wir den Anfang wagen. Den Einstieg in den Ausstieg. Ich gebe zu, das ist die schwierigste Phase. Es geht in kleinen Schritten voran. Vollständig will ich den Staat doch gar nicht beseitigen. Sondern nur eine Alternative entgegen setzen. Beide bewegen sich aufeinander zu, müssen einen Weg zu einer Symbiose finden. Vor uns liegt der See der Hoffnung. Ich kann ihn schon in Umrissen erkennen.“
Elena fühlte eine innere Kraft in sich, sie glaubte diese aus der Rinde jenes alten Baumes zu saugen, den sie so lieb gewonnen hatte.
„Gut einverstanden Elena! Nehmen wir an du gründest die alte Kommune neu, wie immer du sie ab jetzt auch zu benennen beliebst und lässt den Worten Taten folgen. Glaubst du im Ernst Neidhardt wird dich einfach so gewähren lassen und seelenruhig zusehe, wie du sein Staatswesen von innen aushöhlst? Nein, er wird zu schlagen und das kleine Pflänzchen Hoffnung mit seinem Stiefel in den Boden stampfen. Gerne würde ich dir glauben, ein kleines Anzeichen auf Erfolg würde schon genügen, aber leider sehe ich keins!“
Ronalds Unterton lies Neugier erkennen, auch wenn er das im Moment noch nicht offen zugeben wollte. Elena aber erkannte mit Genugtuung, dass sie immerhin sein Interesse geweckt hatte.
„Garantien gibt es keine! Hier nicht, aber auch nicht auf dem Weg, den du im Begriff bist einzuschlagen. Wir alle sind nur kleine Rädchen im Getriebe der Geschichte. Allein sind wir nichts, aber im Verein können auch noch so kleine Rädchen eine ganze Menge ausrichten.“
„Du bist hartnäckig Elena. Du lässt einfach nicht locker. Ganz so wie früher.“ Erinnerte sich Ronald wieder an die längst vergangene Zeit.
„So wie ein Gärtner eine Blume pflegt sind wir alle aufgerufen diese Erde, die wir nun mal bewohnen zu hegen und zu pflegen. Wir können auch unter schwierigen Bedingungen unseren Beitrag dazu leisten. Ob du deinen leisten kannst hängt von dir und deiner Bereitschaft ab. Denk um Ronald! Denk tiefer!“
Elena schmiegte sich an die Rinde der alten Eiche, so als habe sie vor diese zu liebkosen. Konnte sie hier einen Erfolg verzeichnen würde das den Lauf der Ereignisse entscheidend beeinflussen. Ronalds Einheit stellte einen bedeutenden Machtfaktor innerhalb der Rebellen dar. Wäre er zum Frieden bereit würden sicher viele andere Einheiten diesem Beispiel folgen.
„Glaubst du, ich sehne mich nicht ebenso nach Frieden?“ Gab Ronald schließlich zu.
„Das was du sagst kling gut und richtig. Es stimmt nicht das ich die Hoffnung aufgegeben habe. Aber es ist nun mal so unendlich schwer wirklich dem Gefühl zu folgen. Ihr Frauen habt es da bedeutend leichter. Ihr braucht keinen Krieg zu führen, müsst auch nicht davon laufen, um euch anschließend als Feiglinge verunglimpfen lassen. Männer haben nun mal zu stehen wenn es befohlen wird und wenn es Zeit zum fallen ist müssen sie auch dieses Opfer bringen. Das liegt in unserer Natur. Wer vermag das zu ändern? Du Elena? Dir traue ich zu am Ende noch das alte Rollenspiel der Geschlechter in Frage zu stellen!“
„ Warum nicht? Wenn du mich so genau fragst. Wenn es der Sache dient? Es ist jenes Rollenspiel, das uns seit Jahrhunderten lähmt. Euch Männern gab es eine Waffe in die Hand und ihr mußtet nach ihr greifen, ob ihr wolltet oder nicht, ihr wart festgelegt. Die Waffe abzulehnen hieße ein Tabu brechen. Wer Ronald hat aber jenes Tabu erhoben? Sag es mir! Kennst du seinen Namen? Ich nicht! Wir folgen einem Instinkt, wenn wir nach bestimmten Sachverhalten handeln. Wir besitzen einen Verstand, einen freien Willen. Sollten wir Menschen des 21. Jahrhunderts nicht gelernt haben uns auf rechte Weise dieses Verstandes zu bedienen?“
„Mein Verstand ist es, der mir befiehlt weiter zu kämpfen, zu siegen oder ehrenhaft zu fallen.
Mein Herz sagt mir, leg die Waffe nieder und folge Elena!“ Bekannte Ronald nun ganz offen.
Von seinen Worten ebenso überrascht wie sein gegenüber.
„Dann folge deinem Herzen! Worauf wartest du? Wenn ich euch Männern mit dem Herzen komme, wiegelt ihr gleich ab. Da liegt das Problem!“
„Das Problem besteht aus etlichen hundert Mann, die nicht einfach so mir nichts dir nichts auf und davon können.Ich kann meine Leute nicht ihrem Schicksal überlassen. Ich trage die Verantwortung. Die haben ihre Hoffnung auf mich gesetzt und folgen mir deshalb. Was soll ich ihnen sagen? Ist aus und vorbei, alles nur ein Irrtum! Aufstand beendet, alles bleibt beim Alten! Geht einfach nach Hause! Soll ich das sagen? Es geht eben nicht nur um mich Elena!“
„Doch genauso sagst du es deinen Leuten. Mit einer Ausnahme. Es bleibt eben nicht alles beim Alten. Teile ihnen mit, was wir hier besprochen haben, sage ihnen, dass es eine andere Möglichkeit gibt Neidhardt zu überwinden. Sie werden es mit Erleichterung aufnehmen.
Bestätigte Elena seine Frage.
„Viele haben aber gar kein Zuhause mehr! Das ist es was uns verbindet. Was wird mit ihnen geschehen? Oder willst du sie alle unter deine Fittiche nehmen? Hast du ein Obdach für jeden?“
Jetzt hatte Ronald ihren wunden Punkt erreicht. Elena kamen nun Bedenken ob ihres Standpunktes, denn Ronald sprach in diesem Punkt ausnahmsweise die Wahrheit. Ginge es nur um ihn, oder ein paar einzelne, kein großes Problem. Aber diese Masse? Hier drohte sich Elena deutlich zu verausgaben.
Resigniert musste sie ihm zustimmen. „ DU hast mich an der richtigen Stelle getroffen. Hier muss ich passen.“
„Siehst du Elena, das ist es. Die Welt gestaltet sich nun mal kompliziert. Wir alle haben unser Schicksal, unsere Bestimmung. Du die deine, ich die meine. Ob uns das zusagt oder nicht ist unerheblich. Keiner kann aus seiner Haut.“
Es hatte fast den Anschein, als warte Ronald förmlich darauf von Elena widerlegt zu werden, denn offensichtlich war er mit seiner eigenen Antwort unzufrieden.
„So einfach gebe ich nicht auf Ronald! Im Moment muss ich resignieren, daran gibt es keine Zweifel. Aber ich werde weiter nach einer Lösung suchen. Bisher hat mich meine Intuition noch nie im Stich gelassen.“
„Ich hoffe von Herzen, das es dir gelingt. Ich habe keine Illusionen mehr, was mein Leben betrifft. Ich bin immer offen für Aufmunterungen, lass es mich wissen, wenn du fündig geworden bist.“
Ungeduldig blickte Ronald auf seine Uhr.
„Es ist schon spät, wir haben uns ganz schön verplaudert. Ich muss zurück. Wir können gerne weiter sprechen, wenn du magst. Mir dir zu diskutieren war immer aufregend.“
Ronald verabschiedete sich und ließ Elena an ihren mystischen Ort zurück, allein mit sich und einer Menge unbeantworteter Fragen.
Wo sollten Heimatlose und Entwurzelte hin? Gab es für sie keine wirksame Hilfe konnten sie schon bald zu einer noch größeren Gefahr werden. Führungslos würden sie bald zu marodierenden kriminellen Banden mutieren mit Leuten wie Rolf an der Spitze.
Elena sah sich einer steilen Wand gegenüber, deren Überwindung ihr oblag, ohne die geeignete Ausrüstung dafür. Warum nur bürdete ihr das Schicksal immer wieder solche Prüfungen auf?
Es war Zeit wieder nach Madleen zu sehen, immerhin war der Vormittag weit fortgeschritten.
Doch das Gespräch mit Ronald war wichtig.
Elena machte sich auf den Weg. Auf dem Hof angekommen stellte sie fest dass Ronald auch ihrem letzten Wunsch entsprochen hatte und Posten mit der Bewachung der Eingangstür beauftragt hatte. Man konnte sich auf sein Wort verlassen.
Nachdem einer der Posten sie freundlich passieren ließ und Elena die Tür öffnete, fand sie deren Zimmer leer.
Sie nahm diesen Zustand mit Erleichterung wie Besorgnis zur Kenntnis. Erleichtert, weil sich ihre Gefährtin schon wieder unter Menschen traute, der Schock also doch nicht so tief sitzen konnte
Besorgt, da sie sich nicht sicher sein konnte, ob Rolf sich noch im Gewahrsam befand.
Sie beschloss sich auf die Suche zu begeben, wollte ihre Gefährtin nicht so lange sich selbst überlassen.
So kam es, dass sie schon nach wenigen Augenblicken wieder bei dem freundlichen Posten an der Tür erschien.
„Sag mal, hast du in der letzten Zeit eine junge Frau durch diese Tür kommen sehen?“ Lautete ihre Frage.
„Eine junge Frau? Wie sah sie denn aus?“ Wollte der wissen.
„Etwa einen Kopf kleiner als ich, sportliche Figur, pechschwarzes Haar…“
„Ja richtig,“ unterbrach dieser Elena. „Vor etwa einer halben Stunde etwa. Sie ist durch das Tor gegangen. Gesagt hat sie nichts. Sollten wir sie etwa nicht gehen lassen? Unser Befehl lautete nur, dass wir keinen Mann diese Tür passieren lassen sollten. Haben wir etwas Falsches getan?“
„Nein, nein! Alles in Ordnung! Ihr habt euch korrekt verhalten. Ich danke euch!“
Elena nahm ihren Weg durch das Außentor und begab sich zunächst in den kleinen Wald zu ihrer Rechten, suchte die Stelle des entsetzlichen nächtlichen Vorfalls auf, konnte aber Madleen dort nicht finden.
Sie schlenderte durch die nun voll erwachte Natur. Es versprach ein schöner Tag zu werden, mit viel Sonnenschein und angenehmen Temperaturen.
Inzwischen war es Anfang Mai, Elena durchquerte die Kirschplantage, deren Bäume in voller Blüte standen. Sie liebte diese Zeit, das Gezwitscher der Finken, das Summen vieler Fleißiger Bienen, die sich an den Blüten zu schaffen machten. Sie lauschte, wagte kaum zu atmen um die einzigartige Schönheit des Augenblicks nicht zu zerstören.
Sie erreichte die Pferdekoppel unterhalb der Plantage. Madleen stand an der Umzäunung, war gerade im Begriff ihr Bein an der Stange zu heben und zu strecken. Die Tänzerin trainierte schon wieder ihren elastischen Körper.
„Was machst du hier? Ich suche dich schon seit geraumer Zeit!“ Rief Elena ihr zu.
„Siehst du doch, ich trainiere. Ich konnte es einfach nicht aushalten da drinnen. Du hast mir außerdem versprochen, mir deine Kampftechnik zu zeigen. Weil du so lange auf dich warten ließt, habe ich mich schon mal etwas erwärmt.“
„Aber so eilig ist das doch nun auch wieder nicht. Du solltest dich erst mal richtig erholen!“
„Mir geht es schon bedeutend besser!“ Entgegnete die Angesprochene kurz und knapp.
„Was macht dein Gesicht? Noch Schmerzen? Komm lass mal sehen!“
Elena nahm Madleens Gesicht in beide Hände und tastete mit dem Daumen auf den geschwollenen Stellen herum.
„Autsch, du tust mir weh!“
„Entschuldige! Das wird schon wieder. In ein paar Tagen ist davon nichts mehr zu sehen.“
Als Entschädigung gab Elena ihrer Geliebten einen Kuss auf die Stirn.
„Ein bisschen Sport kann mir jetzt nicht schaden. Ich glaube ich muss mich einfach etwas abreagieren.“ Erwiderte Madleen und schickte sich an ihre Übungen fort zu setzen.
„Das ist schon richtig! Aber für gelungene Übungen müssen wir uns viel Zeit nehmen, da ist eine präzise Einführung notwendig. Das lässt sich nicht einfach mal auf die Schnelle ausprobieren. Außerdem sind wir gar nicht dafür angezogen.“ Versuchte Elena zu verdeutlichen.
„Weiß du, wenn wir wieder zu Hause sind, gibt es ein festgezurrtes Trainingsprogramm.“
„Zurück? Meinst du, dass wir uns bald wieder auf den Rückweg machen?“ Madleen wirkte erschrocken.
„Wir sind jetzt zwei Monate hier oben. Ich habe einfach Sehnsucht nach Tessa. Ich kann sie nicht noch länger alleine lassen. Sicher, sie ist in Gabrielas Händen gut versorgt. Aber ein bisschen soll sie auch von ihrer Mutter, pardon, ihren Müttern haben. Des Weiteren muss ich möglichst bald mit meinem Projekt beginnen.“
„Projekt? Welches Projekt? Erkundigte sich Madleen neugierig.
„Nun, das kann ich dir auch nicht so im Vorüber gehen erläutern. Nur so viel: ich möchte die alte Kommune neu erstehen lassen, noch viel größer, viel bedeutender als zuvor. In mir reift schon lange dieser Entschluss, aber die Ereignisse der letzten Tage haben mir noch mal einen Schub gegeben. Frag mich nicht wie das konkret von Statten gehen soll, das weiß ich auch noch nicht. Noch schwirren die Ideen und Entwürfe wie Bienen durch meinen Kopf. Ich brauche den Rat von Fachleuten und viele kräftige Helfer.“
„Wirklich? Elena das ist toll! Also den ersten kräftigen Helfer hast du hiermit schon gefunden!“ Begeisterte sich Madleen.
„Das wird mir von allen natürlich der liebste sein. Hör doch mal mit dem ständigem Gehopse auf. Ich habe mir überlegt…“
Elena konnte ihre Berichterstattung nicht fortsetzen, denn sie hörte auf einmal das aufgeregt Rufen von Valeria aus der Ferne, die sich außer Atem, auf die beiden zu bewegte.
„Kommt schnell! Es nähern sich noch mehr Soldaten! Robert hat es uns gerade mitgeteilt. Ein riesiges Heer ist in Anmarsch!“
„Was für Soldaten Valeria? Sind es Rebellen oder Einheiten der Regierungstruppen. Letzteres wäre so furchtbar, das ich es mir gar nicht aus zu denken wage.“
Wollte Elena wissen.
„Es sind Regierungstruppen. Das ganze Lager im und um den Hof ist in hellem Aufruhr!“ Berichtete Valeria mit angstvollem Blick.
„Das ist eine Katastrophe. Das habe ich seit Tagen befürchtet und immer gehofft, dass der Kelch an uns vorüber geht.“
„Du meinst, es könnt zu Kämpfen kommen? Direkt hier um uns herum? Das wir da voll mit einbezogen werden?“ entsetzte sich nun auch Madleen.
„Wir sitzen voll in der Tinte! Ich hab solche Angst!“ Schluchzte Valeria.
„Nicht doch! Beruhigt euch erst mal. Sicher, eine höchst gefährliche Situation, aber noch ist nicht alles verloren.“
Elena legte ihre Arme um beide und drückte sie ganz fest an sich.
„Habt Vertrauen. Ich werde auch diesmal eine Lösung finden! Lasst uns überlegen was zu tun ist. Erst mal nachsehen, was da oben im Lager vor sich geht. Jetzt kommt es auf jeden einzelnen an.“
Elena setzte sich mit den beiden in Bewegung, zog sie an den Handgelenken hinter sich her.
Auf dem Hof herrschte in der Tat ein heilloses Durcheinander. Die Rebellen waren bereit sich bis zum letzte Blutstropfen zu verteidigen. An die Zivilbevölkerung verschwendet dabei wie so oft, keiner einen Gedanken.
Als Ronald die Frauen erblickte schritt er auf sie zu. Instinktiv schob Elena die beiden anderen hinter sich, obgleich sie Ronald kaum zu fürchten brauchte.
„Siehst du Elena, so schnell kann das Blatt sich wenden und der Traum von einer friedlichen Lösung wie eine Seifenblase platzen. Von einem auf den andern Augenblick erwischt dich doch wieder nur die kalte Realität. Hier kann sich keiner rausnehmen. Es wird zum Kampf kommen, ich kann leider für gar nichts mehr garantieren.“
Valeria brach in Tränen aus, Madleen nahm sie in die Arme um sie zu rösten.
„Elena bring deine Freundinnen und die ganze Familie so bald als möglich in Sicherheit,“ fuhr Ronald im Kommandoton fort. „Flieht solange noch Zeit ist, aber es muss schnell gehen. Lange kann ich euch den Rücken nicht freihalten“
„Ich danke für deine Fürsorge Ronald, aber niemand wird mich von hier wegbringen! Mich nicht und die andere auch nicht. Ich werde nicht aufgeben. Frieden ist möglich, auch jetzt oder gerade jetzt!“ Lehnte Elena kategorisch ab.
„Das ist Wahnsinn Elena! Was willst du tun? Die Vermittlerin spielen? Das kann doch unmöglich dein ernst sein!“ entrüstete sich Ronald.
„Nein, das kann unmöglich dein ernst sein Elena!“ pflichtete ihm Madleen bei.
„Das Möchte ich nicht hier mit euch besprechen!“ Versuchte Elena die Situation zu entschärfen. „Valeria, du rufst die ganze Familie zusammen. Die sollen sich im Schafstall versammeln. Aber du musst dich beeilen, verstehst du?“
„Ich verstehe! Bin schon unterwegs!“ In Windeseile fegte Valeria über den Hof .
„Und was dich betrifft Ronald, du wirst deine ranghöchsten Offiziere zusammentrommeln und ebenfalls zu dem Versammlungsort kommen! Dort werde ich meinen Plan offenbaren, allen gemeinsam, damit ich nicht jedem einzelnen alles unter die Nase reiben muss und wir dadurch wertvolle Zeit verlieren.“
„Den Teufel werde ich tun! Elena bitte, halte dich da raus! Sammle deine Freunde und flieh solange noch Zeit dafür ist. Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben. Es ist Krieg verstehst du?“ wehrte Ronald ab.
„Das habe ich in der Zwischenzeit auch schon mitbekommen. Du wiederholst dich. Geh jetzt und tue was ich gesagt habe. Es wird dir kein Stein aus der Krone brechen, wenn du einmal den Befehl einer Frau entgegen nimmst“ Betonte Elena mit Nachdruck.
„Du bist stur wie ein Panzer! Also meinetwegen! Ist ja eh alles egal. Die da draußen sind uns hoffnungslos überlegen, ausgerüstet mit modernster Technik. Aber ich kann nicht garantieren ob meine Leute sich dem beugen. Die wollen kämpfen. Was ich sage, kann sich sich schon bald als Makulatur erweisen.“
„Elena, warum fliehen wir nicht einfach, so wie er gesagt hat. Alle zusammen. Ich mag nicht mehr! habe es satt. Ich bin dieser Auseinandersetzung überdrüssig. Ich verbiete dir, dich unnötig in Gefahr zu bringen. Dafür bist du mir einfach zu wichtig!“ Beschwor Madleen.
„Warum fällst du mir in den Rücken. Du solltest jetzt an meiner Seite stehen. Ich weiß was ich tue. Willst du alles aufgeben, alles wofür deine Familie ein Leben lang gearbeitet und sich krumm gelegt hat? Was wollt ihr tun, wenn ihr mittellos seid? Hast du vergessen, dass ich noch immer so eine Art von Regierungsbeauftragte bin? Ich kann dies nutzbringend einsetzen und ich werde das auch tun.“
Madleen ging ein Licht auf. Wie konnte sie das vergessen. Cornelius Vollmacht. Elena besaß die sogar schriftlich. Doch was nutzt am Ende ein Stück Papier gegen Gewehrläufe.
Wie konnte sie nur einen Augenblick an Elena zweifeln. Sie war ihre Gefährtin und gehörte an ihre Seite.
„Hättet ihr nicht ausgerechnet unsere Kooperative heimgesucht, wären wir jetzt nicht in dieser Lage. Ihr seid an allem schuld!“ giftete Annett die anwesenden Offiziere an, die wie begossenen Pudel auf einer Bank im Schafstall Platz genommen hatten.
In den dunklen Tiefen von Annettes Augen funkelte kalter Hass.
„Jetzt wird es wieder heißen, wir hätten euch Unterschlupf und Unterstützung gewährt. Die Vergeltung der regulären Truppen wird nicht lange auf sich warten lassen. Dass heißt, wenn überhaupt noch was übrig bleibt.“
Ronald musste diese Schimpfkanonade über sich ergehen lassen, seit er mit 3 weiteren den großen Versammlungssaal betreten hatte. Wo blieb nur Elena, sie allein wäre imstande dieser Qual ein Ende zu bereiten.
Endlich öffnete sich die Tür und die Erwartete trat in Begleitung ihrer Gefährtin ein.
„Seht euch meine Tochter an,“ wetterte Annett weiter. „Das war einer von euren Leuten. Ein wahres Heldentum eine junge Frau so zu misshandeln, da könnt ihr sehr stolz darauf sein.“
Ronald wollte etwas zu seiner Verteidigung vor bringen, doch die Worte stockten auf seiner Zunge. Er senkte den Blick zum Boden und überließ Elena sich dessen an zu nehmen.
„Bitte Annett, wir dürfen uns jetzt nicht weiter verzetteln. So berechtigt deine Wut auch ist. Ich werde dafür Sorge tragen das es kein Blutvergießen gibt.“ Versuchte Elena die angespannte Lage zu entschärfen.
„Ah, da ist ja wieder unsere Retterin in der Not. Elena wirft sich einfach zwischen die Fronten und aus den Gewehrläufen wachsen Rosen.“ Stänkerte Jörg. Er war nach wie vor der einzige in der Familie der Elena mit Misstrauen begegnete.
„Schweig! Oder verlass augenblicklich den Raum. Elena ist unsere einzige Hoffnung. Sie konnte uns schon einmal helfen. Ich habe volles vertrauen, dass sie es auch diesmal schafft.“
Wies Annett ihren Sohn aufgebracht zurecht.
„Du hast gar nicht so Unrecht mit deinem Vergleich, Jörg. Eine gute Metapher. Rosen wachsen aus den Gewehrläufen, das muss ich mir merken.“ Redete Elena mit sanfter Stimme auf die Anwesenden ein.
Ihr Blick fiel auf Ronald auf dessen Augen sich die Traurigkeit wie ein Nebelschwaden legte.
Hier saß kein stolzer Krieger, sondern nur einer der es gründlich satt hatte.
„Hört mich an!“ Richtete Elena ihre Stimme an die Anwesenden. „Wie ihr wißt, bin ich nicht ganz so privat hier oben, wie es den Anschein hat. Ganz nebenbei fungiere ich auch als Beauftragte der Regierung, um mir vor Ort ein Bild zu machen. So jedenfalls bezeichnet es der Vorsitzende Cornelius, der mir persönlich diese Aufgabe übertragen hat. Ich habe mir dass alles auch schriftlich bestätigen lassen. Seht alle her!“
Sie hob ein Blatt Papier in die Höhe.
„Ihr könnt euch, wenn ihr wollte selber davon überzeugen. Hier Ronald, nimm du es als erster!“
Sie reichte dem Überraschten das Papier, der die Zeilen sogleich aufmerksam studierte.
„Ich bin nur dem Großen Vorsitzenden persönlich Rechenschaft schuldig. Ich werde mit den Verantwortlichen der Regierungstruppen verhandeln und denen das Papier unter die Nase reiben.“
Keiner rührte sich. Alle saßen wie versteinert. Es war wiederum Jörg der es wagte das angespannte schweigen zu durchbrechen.
„Das ist aber jetzt ganz neu! Wie kommt es das du uns nicht schon längst über die Existenz deiner Vollmachten in Kenntnis gesetzt hast? Warum hast du die nicht schon vor ein paar Tagen zum Einsatz gebracht, als die Rebellen hier auftauchten?“
Er erntete einen zornigen Blick seiner Mutter. Doch ehe die sich einschalten konnte ergriff Ronald überraschend das Wort.
„Ganz einfach! Weil das Papier in diesem Fall wertlos ist. Für uns Rebellen spielt es keine Rolle, wer hier wem welche Vollmacht übertragen hat. Wir kämpfen gegen die Verantwortlichen der Regierung, ganz gleich ob die Cornelius oder Neidhardt heißen.“
Elena dankte innerlich für diese spontane Schützenhilfe. Denn was Ronald sprach entsprach natürlich der Wahrheit.
„Du blickst natürlich wieder mal nicht durch Bruder! Das liegt wohl offen auf der Hand.“ Fügte Madleen hinzu.
„Ich kann es immer wieder nur betonen. Fanatiker und Opportunisten gibt es auf beiden Seiten. Aber wir haben im Moment nun mal nicht all zu viele Optionen.
Ronald, wärst du denn zu Friedensverhandlungen bereit?“
Elena direkte Frage verunsicherte ihn. Unbeholfen wand er sich eine Weile hin und her.
" ich bin dazu bereit und werde das Wagnis eingehen! Von unserer Seite wird auf keinen Fall der erste Schuss fallen.“ Er blickte zu seinen Offizieren die mit versteinerter Miene das soeben gesprochene zur Kenntnis nahmen. Problematisch ist natürlich, dass auch ich nicht für alle meine Leute sprechen kann. Aber ich werde es versuchen. In dieser Hinsicht kannst du dich auf mich verlassen Elena:“
Ich danke dir Ronald, für diesen ersten ganz wichtigen Schritt. Ich werde dir das nie vergessen.“ Lobte Elena ehrlichen Herzens.
„Hört meinen Plan. Ronald, du wirst mich zu den Regierungstruppen begleiten. Wir fahren mit deinem Jeep, an dem wir eine weiße Fahne befestigen. Klingt etwas antiquiert, aber mir fällt im Moment nichts Besseres ein. Ihr alle verhaltet euch ruhig. Ich werde das auf jeden Fall alleine tun. Ich habe nicht vor unnütz Menschenleben in Gefahr zu bringen.“
„Ich werde dich begleiten!“ Rief Madleen in den Raum “Oder glaubst du ich würde dich allein gehen lassen? Kommt nicht in Frage!“
„Das lehne ich entschieden ab. Ich werde mich in große Gefahr begeben. Mit dir an meiner Seite könnte ich vom wesentlichen abgelenkt sein, weil ich mich vor allem für dich verantwortlich fühlen müsste . Nein! Es ist lieb von dir. Ich kann dich verstehen! Aber es ist nicht möglich!“
„Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Du hast mir gerade auf dem Hof erklärt wie wichtig dir ist, mich an deiner Seite zu wissen. Und jetzt redest du so. Aus dir werde ich nicht schlau. Ich gehe mit dir, da geht kein Weg vorbei.“ Brauste Madleen auf.
„Du verstehst mich wieder einmal nicht. Ich brauche dich an meiner Seite! Aber nicht in dem du dein Leben aufs Spiel setzt. Ich brauche dich hier. Sollte mir etwas zu stoßen, wirst du mein Werk fortsetzen. Wer käme sonst in Frage?“ LehnteElena weiter ab.
„Und ich gehe doch mit dir!“ Bockte die unverständig.
„Du wirst nicht mit mir gehen! Mein letztes Wort. Ich habe jetzt keine Zeit das mit dir auszudiskutieren. Ronald, wir müssen aufbrechen. Die Zeit drängt. Jeder Augenblick ist
kostbar. Ich will nur hoffen, dass nicht einige von deinen Leuten durchdrehen.“
Elena trieb zur Eile und stürmte aus dem Raum. Madleen blieb verwirrt zurück.
Damit hatte sie ganz und gar nicht gerechnet.
Ronald s Jeep stand bereit. Elena, er und ein weiterer Offizier bestiegen das Fahrzeug und setzten es in Bewegung.
Madleen war sich nach wie vor unschlüssig, was sie tun sollte.
Unterdessen näherten sich die Regierungstruppen dem Gehöft auf Sichtweite.
Alle Beteiligten hielten geradezu den Atem an.