Non-Binary-Revolution

 

„Kopf hoch! Gerade stehen! Mach nicht so einen Buckel Leyla! Die erste Lektion besteht stets darin, festen Boden unter die Füße zu bekommen.“

Leylas erste Übungsstunde erwies sich als außerordentlich mühsam. Schnell schossen ihr die Tränen in die Augen, trotzdem bewahrte sie Haltung.

Auf dem mit spärlichen Zedern bewachsenen Hochplateau oberhalb der Siedlung hatte die Amazonenkönigin ihre zukünftige Gefährtin und Geliebte geführt, um sie in die Kunst der zahlreichen Kampftechniken einzuweisen, die es unbedingt zu beherrschen galt, wollte sie im Kampf gegen eine Armee bedeutend kräftiger und gut ausgebildeten Männern bestehen. Im Rücken die bizarre Gebirgslandschaft mit ihren zerklüfteten Felsmassiven, Schluchten, steilen Abhängen, Höhlen und Seen. Eine ausladende Landschaft soweit das Auge zu blicken vermochte. Endlos, bis zum fernen Horizont. Sie schien geradewegs in den Himmel überzugehen.

Aradia umschritt ihre Schülerin und betrachtete akribisch genau deren Körperproportionen.

„Die Arme nach oben! Die Hände zu Fäusten und nun pressen. Ich muss deine Muskeln sehen!“

Die Schülerin befolgte widerspruchslos die Anweisung ihrer Lehrerin. Aradia betastete Leylas Oberarme.

„Hmm, nicht schlecht! Ich würde sogar sagen ausgezeichnet! Ich gehe sicher recht in der Annahme, dass dir schwere Arbeit nicht fremd ist und du von Kindesbeinen an hart zupacken musstest?“

„Seit ich denken kann! Schon als ganz kleines Mädchen musste ich mit ran, die Hausarbeit war mein Leben, es gab nichts anderes.“ Bestätigte Leyla.

„Für das kleine Mädchen von damals sicher schlimm. Kinder sollten nicht arbeiten müssen. Niemals!

Für die junge Frau die hier vor mir steht ist es ein Segen. Das erspart uns sehr viel Zeit. Wir müssen nicht erst beim Muskelaufbau beginnen und können gleich mit der Ausbildung anfangen.“ begeisterte sich Aradia, während sie sanft über den Rücken der Schülerin strich.    

„Glaubst du dass ich jemals solche Muskeln bekomme wie du?“

„Schon möglich! Wichtig ist vor allem, dass du die nötige Geschicklichkeit mitbringst. Dein Körper muss biegsam und geschmeidig werden. Dein Reaktionsvermögen exakt funktionieren. Die Muskeln bilden sich im Laufe der Zeit, wenn du dich täglich übst.“

„Täglich? Da kommt ja einiges auf mich zu.“ Vermutete Leyla.

„Das hast du richtig erkannt! Nur wenn du in Übung bleibst wirst du im Kampf bestehen können. Aber keine Angst. Ruhephasen sind von ebenso großer Bedeutung.“

Aradia erkundete weiterhin den Körper ihrer Schülerin indem sie diese an allen möglichen Stellen betastete. Leyla genoss diesen Umstand in vollen Zügen. Aradia bemerkte das und gab ihr mit dem hölzernen Übungsschwert einen Klaps auf den Po.

„Aua!“

„Regel Nummer eins! Nicht all zu wehleidig sein. Schmerzen sind die ständigen Begleiter einer Schwertschwester, ja jedes Kämpfers überhaupt. Stets musst du damit rechnen verletzt zu werden. Blaue Flecken und Hautabschürfungen sind an der Tagesordnung, denen schenkt kaum noch eine von uns Beachtung. In einem schweren Kampf wirst du mit den Grausamkeiten des Krieges konfrontiert. Schwere Stich und Schnittwunden, ausgeschlagen Zähne. Gebrochene und abgetrennte Gliedmaßen, aufgerissenen Bäuche aus denen das Gedärm quillt....“

„Bitte hör auf Aradia! Du machst mir Angst!“

Hier sprach noch das kleine Mädchen, dass sich nach Geborgenheit und Schutz sehnte.

„Entschuldige! Ich wollte dich keineswegs ängstigen.“ Aradia schritt zu ihrer Schülerin, legte sanft ihren Arm um deren Taille und zog sie an sich.

„Aber es ist ganz wichtig dass du auf dieses Leben im rechten Maße vorbereitet wirst, wenn du eine Tochterd er Freiheit werden willst. Unser Leben ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Dir wird alles abverlangt was du zu geben vermagst. Deshalb musst du zunächst lernen dich zu schützen. Dein Leben ist viel zu wichtig als es unvorsichtiger Weise aufs Spiel zu setzten. Verstehst du? Du musst leben! Dein Leben liegt mir ganz besonders am Herzen!“ Erwiderte Aradia um nach kurzer Pause noch hinzu zu fügen. „Viel wichtiger als mein eigenes!“

Für Leyla schmneckten diese Worte süßer als Honig. Seit sie bei den Amazonen lebte, himmelte sie ihre Meisterin an. Nichts schien sie mehr zu wünschen, als von diesen starken Armen genommen zu werden, gehalten, beschützt und geliebt.

„Nicht träumen Leyla! Das können wir später nachholen. Jetzt musst du lernen. Lass es uns einfach mal probieren. Schwert in die Höhe heben!“

Holte sie Aradia aus dem Tagtraum.

Ohne Vorankündigung griff sie an und schlug ihr mit einem mächtigen Hieb das Holzschwert aus der Hand.

„Au!“ Leyla hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das Handgelenk. Wieder musste sie mit den Tränen kämpfen.

„Nicht weinen Leyla! Verteidige dich! Los nimm das Übungsschwert und greif mich an, zahle mir den Schlag heim."

Leyla fasste sich schnell und antwortete mit Schlägen, die ausladend und ungeschickt waren.

„Nicht nachlassen Leyla. Vorwärts! Immer weiter.“ Befahl Aradia.

Plötzlich wirkte die Schülerin angriffslustig und bedrängte Aradia mit zwei Schlägen, so dass diese gerade noch ausweichen konnte. Doch dann sprang die Meisterin wieder vorwärts, unterlief mühelos Leylas Verteidigung und versetzte ihr einen Stoß in die Magengrube.

Leyla landete unsanft auf ihrem Hintern und hielt sich den Bauch.

„Ein Treffer! Merke es dir gut. Im Ernstfall wärst du entweder sofort tot oder du stirbst später unter qualvollen Schmerzen.“

Leyla bedeckte mit der Handfläche ihre Augen, denn nun bahnten sich die Tränen ihren Weg über ihre Wangen.

„Das war heimtückisch und gemein!“ Beschwerte sie sich.

„Krieg ist immer heimtückisch und gemein. Der Gegner hält sich nicht an deine Regeln.“

Aradia ließ sich neben ihrer Schülerin auf den Boden nieder.

„Verzeih mir, wenn ich zu derb war. Ich wollte dich nicht verletzen.“

Mit dem Zeigefinger strich sie über die Stirn der Jüngeren.

„Lass die Tränen fließen, wenn dir danach ist. Lass ihn raus den Schmerz, sonst lässt er dich niemals los.“

„Ich schaffe es nicht Aradia! Ich bin nicht zur Kämpferin geboren. Ich werde niemals so wie du. Mit dir kann sich keine messen. Selbst ein Mann ist dir hoffnungslos unterlegen. Die Leute aus meinem Dorf hatte vollkommen Recht. Du bist nicht von dieser Welt.“

„Ich schätze dass die Leute aus deinem Dorf so manches über mich erzählt haben. Ich kann mir schon denken was.“

„Sie behaupteten du seiest gar keine richtige Frau. Vielmehr ein Mann der sich als Frau verkleide, oder ein Mischwesen aus beiden. Auch die anderen Kämpferinnen seien keine wirklichen Frauen, sondern Missgeburten, die schon bei ihrer Geburt weder Junge noch Mädchen waren.“

Erwiderte Leyla, dabei langsam die Fassung wieder findend.

„Und? Was ist deine Meinung, vor allem nachdem du mich nun schon mehrmals nackt gesehen hast.“

„Du bist Frau! Daran besteht kein Zweifel! Aber...“

„Aber?“

„Dein Körper! Deine Muskeln, die passen bedeutend besser zu einem Mann.“

„Findest du mich etwa hässlich?“

„Nein! Nein, nein, nein, auf gar keinen Fall. Du bist schön, wunderschön. Ich habe noch nie eine so schöne Frau zu Gesicht bekommen. Aber du bist so anders als all die Frauen mit denen ich bisher zu tun hatte. Ich... ich kann es nicht beschreiben. Mir fehlen die Worte um auszudrücken was ich empfinde.“

In Aradias Mundwinkeln bildete sich ihr typisches zauberhaftes Lächeln.

„Was haben die Leute aus deinem Dorf noch so alles erzählt? Lass mich raten. Du warst am Anfang an begierig zu erkunden ob die Frauen ihre zwei Brüste noch haben. Stimmts? Du glaubtest den Unfug wonach sich die Amazonen die linke Brust abschneiden, angeblich um besser mit dem  Bogen schießen zu können?“*

Das brachte die Schülerin in Verlegenheit.

„Äh...ja..äh. Sowas haben die tatsächlich erzählt. Mir lief es dabei eiskalt den Rücken runter.

 Ich konnte und wollte es nicht glauben. Als ich dann mehreren Schwestern begegnete und mich vom Gegenteil überzeugen konnte fiel mir ein Stein vom Herzten.“

Aradia entblößte ihre sinnlichen Brüste und präsentierte sie ihrer Schülerin.

„Warum sollte ich mich davon trennen? Nur um wie ein Mann kämpfen zu können? Muss eine Frau körperlich zum Mann werden, um wie einer leben zu können? Keine von uns käme auf so eine abstruse Idee.“

Leyla wurde es bei dem Anblick kalt und heiß zugleich. Wie sehr sie sich doch sehnte in den starken Armen dieser Frau zu versinken.

„Mir ist aufgefallen dass du die Kinder aufmerksam betrachtet hast die die bei uns leben. Du entdecktest auch kleine Jungen darunter. Damit hast du nicht gerechnet? Oder?“

Aradias Frage rührte die bisher schlimmste Legende an.

„Sieh mich an Leyla! Was haben sie dir erzählt?“

„Sie... sie... sie glauben dass ihr die kleinen Jungen kurz nach deren Geburt ….erwürgt. Oder ertränkt oder sonst für scheußliche Dinge tut, um sie loszuwerden und nur die neu geborenen Mädchen bei euch behaltet.“

„Alles Schauermärchen, ersonnen von Lato dem Oberpriester und seinesgleichen in den Nachbarstädten ,um uns in den Augen der Menschen in Verruf zu bringen und um Furcht vor uns zu verbreiten. Gegen blutrünstige, Kinder mordende Bestien kann man leicht mobilisieren.“

„Aber was tut ihr mit den Kindern wirklich?“ Leylas Befürchtung schien noch nicht vollständig ausgeräumt.

„Also gut! Ich will es dir sagen. Der überwiegende Teil der Amazonen hier bekennt sich, so wie ich selbst oder Inanna, zur Frauenliebe. Die Frauen leben allen, in Paaren zusammen, oder auch in Kleingruppen und sind voll und ganz damit zufrieden. Deshalb aber ist die Liebe zu Männern nicht verboten. Frauen die das wünschen, können sich in den Nachbarsiedlungen, die zu unserer Föderation gehören mit Männern treffen und sich dort der Liebe hingeben. Aus solchen Beziehungen gehen aber eben auch Kinder hervor. Was tun wir mit denen? Eine schwierige Frage. Frauen die Mütter werden und Kinder aufziehen, können ja nicht gleichzeitig in den Kampf ziehen.

Folglich haben wir uns entschlossen die Kinder gemeinsam aufzuziehen, in eigens dafür eingerichteten Kinderhäusern, betreut von Frauen die nicht mehr kämpfen können oder wollen, weil sie sich zu alt oder krank fühlen, oder von ganz jungen Mädchen, die noch nicht reif für den Kampf sind. Mädchen und Jungen gemeinsam. Solange sie klein sind, bringt das kaum Probleme.“

„Und was wird aus ihnen wenn sie älter werden und heran wachsen?“ Hakte Leyla nach.

„Da sprichst du einen wunden Punkt an. Noch ist es nicht soweit, aber bald werden wir damit konfrontiert. Unser Rat hat lange überlegt. Werden die Jungen größer, reifen langsam zu Männern, können sie hier nicht bleiben. Es besteht einmal die Möglichkeit, dass sie in die Familien ihrer Väter zurückkehren um dort ein ganz normales Leben zu beginnen. Es gibt aber auch Überlegungen ihnen eine eigene Siedlung zur Verfügung zu stellen um dort etwas ganz nach ihren Vorstellungen aufzubauen.“

„Du meist so eine Art von männlichen Amazonen?“

„Ja zu Beispiel! Warum nicht? Komm aber jetzt auf die Beine, wir wollen weiter üben. Deshalb sind wir hier. Wir können uns dabei gern weiter unterhalten.

„Übrigens werden auch die Mädchen nicht gezwungen bei uns zu bleiben, wie so oft behauptet. Auch die haben die freie Wahl. Sie können sich,sollten sie das wollen, einen Mann suchen, eine Familie gründen und einen ganz gewöhnlichen Haushalt führen. Ich gehe aber davon aus, dass die meisten freiwillig bei uns bleiben. Frauen und Mädchen, die einmal das freie Leben der Amazonen gekostet haben werden nie mehr etwas anderes wollen, selbst die damit verbundene Härte und die Gefahren schrecken sie nicht ab.“

Mit einem Schwung stand Aradia aufrecht, reichte Leyla die Hand und zog sie nach oben.

Dann setzten sie ihr Training fort, wobei Leyla noch jede Menge an Lektionen einzustecken hatte. Aradia gab sich dabei die größte Mühe es ihrer Schülerin so leicht wie möglich zu machen.

„Nicht verkrampfen Leyla, du hältst das Schwert viel zu fest. Im Kampf wird dir das zum Nachteil gereichen. Das Kupferschwert ist viel schwerer. Dein Handgelenk wird dir schmerzen und in Folge dessen wirst du schnell ermüden, wirst unaufmerksam und...“

Wieder schlug sie Leyla das Holzschwert aus der Hand um ihr im Anschluss die Spitze ihres eigenen Übungschwertes an den Hals zu setzen.

„Und dann ist es um dich geschehen.“

„Ich werde noch viel lernen müssen. Glaubst du dass ich es schaffen kann?“

„Ich glaube fest an dich! Viel wichtiger aber ist, dass du an dich glaubst. An dich und deine Fähigkeiten.“ Versuchte Aradia die Jüngere anzuspornen.  

„Ich will es versuchen, aber es ist sooooo schwer. Mir tut jetzt schon alles weh, dabei haben wir noch nicht einmal eine Stunde geübt.“ Klagte Leyla.

„Nun, möglicherweise spornt es dich ein wenig an, wenn ich dir verrate welches Geschenk ich für dich ausgesucht habe, wenn du deine Lektionen schnell begreifst?“

„Geschenk? Du willst mir ein Geschenk machen?“ Leyls Auge weiteten sich.

„Ja, richtig! Ein Geschenk!“

„Komm, sag es mir! Sag mir was du mir schenken willst!“

„Mich!“

„Dich??????“

„Ja, mich!“ Sanft legte Aradia ihren kraftvollen Arm um die schmalen Schultern der Schülerin.

„Eigentlich wollte ich noch warten mit meiner Entscheidung. Aber ich denke, es ist der rechte Augenblick mich zu offenbaren. Ich habe dich als meine Gefährtin ausgesucht. Na, was hältst du davon:“

Aradias Direktheit machte Leylas zunächst sprachlos. Doch dann entfuhr ihr ein wahrer Reigen an Freudesbekundungen.

„Du...du...hast mich erwählt? Wirklich? Ich...ich...ich... weiß gar nicht was ich sagen soll.

Ich darf deine Gefährtin sein? Auch deine Geliebte?“

„Na, was dachtest du denn?“

Leyla warf sich ihrer Meisterin zu Füßen und begann diese unaufhörlich zu küssen.

Aradia sank zu Boden um sie zum aufhören zu bewegen.

„Hör mir gut zu, Leyla! Das Leben an meiner Seite wird nicht einfach, es wird sogar ausgesprochen gefahrvoll. Aus diesem Grund dürfen wir uns noch eine ganze Weile nicht lieben.“

„Aber warum? Ich möchte dich lieben. Von dir genommen werden und nachts das Lager mit dir teilen.“ Enttäuschung sprach aus Leylas Worten.

„Das möchte ich auch! Von ganzem Herzen.  Aber die Gefährtin an meiner Seite muss mir ebenbürtig sein. In allem. Eine Kämpferin durch und durch. Wenn nicht, bringt uns das beide in Gefahr. Ständig müsste ich mir um deinetwegen Sorgen machen, denn sie werden dir nach dem Leben trachten um mir weh zu tun. Deshalb müssen wir unser Verhältnis auch vor den anderen Schwestern noch eine Weile verheimlichen. Du musst schnell lernen dich verteidigen zu können. Je schneller du lernst, desto schneller werden wir ein Paar.“

Leyla schien zu begreifen.

„Du magst wohl recht damit haben. Ich verspreche mich zu bemühen und dich nicht zu enttäuschen. Ich verzehre mich nach deiner Liebe und Wärme.“

Aradia schlang ihre Arme um die Schüleri, streichelte deren Haaransatz und küsse deren Wange.

„Ich glaube wir werden beobachtet!“ Stellte Leyla nach einer Weile fest.

„Ich weiß! Und das ist gar nicht gut!“

Aradia löste sich aus der Umarmung.

„Warte hier auf mich! Nicht weglaufen. Ich komme wieder, wenn es auch eine Weile dauern kann.“

Mit einem Satz richtete sich die Amazonenkönigin auf und begann den Hang hinauf zu laufen, denn dort vermutete sie den Beobachter. Sie kämpfte sich durch das Gebüsch und die spärliche Bewaldung. Die Person vor ihr gab sich die größte Mühe ihr zu entkommen, doch vergebens. Bisher hatte die begnadete Läuferin noch jeden eingeholt.

„Bleib stehen Ajana! Las uns reden!“

Aradia griff der vor ihr Flüchtenden um die Taille und zog sie zu Boden. Beide landeten in der spärlichen Begrasung.

Blitzschnell ergriff Aradia die Hände der Beobachterin, drückte die zu Boden, setzte sich auf sie, so dass sie ihr tief in die blauen Augen blicken konnte.

„Was soll dass? Warum verfolgst du uns? Weshalb belauschst du uns?“

„Lass mich los Aradia! Du tust mir weh!“

Sogleich kam die Amazonenkönigin der Bitte nach. Ajana richtete sich auf und blickte tief betroffen zu Boden.

„Sprich mit mir Schwester! Was ist los? Warum bist du uns gefolgt.“ Aradias Stimme klang jetzt wieder bedeutend sanfter und einfühlsamer. Langsam lies sie ihren Handrücken über Ajanas Wange gleiten, doch die entzog sich ruckartig der Annäherung. Dann begann sie zu weinen.

„Ich weiß woran ich bin. Du liebst sie und nicht mich! Du hast sie zu deiner Gefährtin erkoren. All die Jahre des Wartens, des Hoffens, der Sehnsucht, alles umsonst. Schmeiß mich doch  gleich den Abhang hinunter, dann habe ich es wenigstens hinter mir.“

„Deine Worte beschämen mich und machen mich tief traurig. Ich weiß nicht was ich darauf erwidern soll. Du hast dir Hoffnung darauf gemacht dass, ich dich zur Gefährtin erwähle. Ich wollte schon lange mit dir darüber sprechen, fand aber nie den Mut dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Es ist gut, dass ich mich nun all dem stellen kann.“

„Spar dir deine schönen Worte. Es gibt nichts zu reden. Du hast dich entschieden und ich muss damit leben. Aber ich kann es nicht. Mein ganzes Leben ist auf einmal so sinnlos und leer.

Ich kann das alles ertragen. Die dauernden Kämpfe, die ständige Angst und die Gefahr. Den Hunger und die Kälte, als wir manchmal Nächtelang unterwegs waren. Das herumliegen im Dreck und Schlamm, all die Verletzungen die ich schon davon getragen habe, zum Glück waren es bisher keine lebensgefährlichen, aber was nicht ist kann  noch werden.

Du warst mein Stern der Hoffnung in all dieser Zeit. Die Gewissheit einmal mit dir das Lager teilen zu können, lies mich all die Jahre durchhalten. Ich habe immer nur dich geliebt, schon  als wir noch kleine Kinder waren. Nie habe ich einen anderen Menschen begehrt als dich allein.“ Schluchzte Ajana weiter, sich dabei mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen wischend.

Tief betroffen lies Aradia ihren Kopf sinken. Sie bildete Worte, doch die stockten ihr auf der Zunge.

Ajana war nicht irgendeine. Sie stand ihr fast so nahe wie Inanna. Sie war ein Familienmitglied. Die Verzweifelte erinnerte sie sogleich an diese unumstößliche Tatsache.

„Du und Inanna seid meine Familie, ich hatte  nie eine anderen. Damals, weißt du noch, als wir noch ganz klein waren und als Küchenmädchen in  Latos Tempel schuften mussten, knapp dass wir in der Lage waren einen Topf zu tragen?  Ohne euch wäre ich vor die Hunde gegangen. Du hattest deine große Schwester, ich hingegen niemanden mehr. Als ich eines Tages ganz verzweifelt war und fürchterlich weinte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Es war Inanna, dann nahm sie meine Hand und brachte mich zu dir. Ich erinnere mich noch genau ihrer Worte.> Sieh her Aradia, die Ajana ist ab heute unsere Schwester. Du wirst sie ebenso lieb haben wie mich und wie ich dich. Sie gehört zu uns so lange wir leben und nichts und niemand wird uns wieder trennen. Daraufhin erhobst du dich vom Boden, umarmtest mich und gabst mir einen dicken Kuss.

Ihr habe mich gerettet. Fortan musste Inanna das Wenige, dass euch zur Verfügung stand durch drei teilen. Seid her begehe ich diesen Tag als meinen Geburtstag.“

„Auch ich habe jenen Tag nicht vergessen. Wie könnte ich? Man bekommt nicht alle Tage eine neue Schwester geschenkt. Ajana, du bist mir ebenso nahe wie Inanna, auch wenn in unseren Adern nicht das gleich Blut fließt. Das, was uns verbindet ist mehr als eine Familienbande. Ich liebe dich doch auch.“ Erwiderte Aradia.

„Alles was ich bin, bin ich durch euch. Inanna machte mich zur Kämpferin, so wie dich. Gemeinsam hat sie uns ausgebildet, von Kindesbeinen an. Ich war so manches Mal daran aufzugeben. Du hast mich immer bestärkt weiter zu machen. Und dann übten wir  gemeinsam weiter, bis ich alles beherrschte. Wir gehörten zusammen, gingen gemeinsam durch dick und dünn. Waren unzertrennlich. Nachts teilen wir uns eine Pritsche, hielten uns in den Armen, stärkten und trösteten einander, wenn die Furcht vor den Aufsehern über uns kam.

Das soll auf einmal nicht mehr sein? Hast du alles vergessen? Warum können wir als erwachsene Frauen nicht tun, was uns als kleine Mädchen selbstverständlich war?“

Ajana krallte vor Verzweiflung die Finger in das Gras und weinte herzzerreißend. Schon lange hatte Aradia die Schwester nicht mehr so unglücklich gesehen.

" Ich habe euch Treue geschworen und die werde ich halten bis in den Tod. Für Inanna würde ich mich in Stücke hauen lassen

und....und... für dich ebenso!“

„Das weiß ich zu schätzen, deine Treue habe ich zu keinem Zeitpunkt angezweifelt. Viel lieber aber wäre mir wenn du lebst, lange lebst und glücklich dabei wirst. Und Inanna denkt ebenso.“ Versuchte Aradia zu beschwichtigen

„Aber warum nimmst du mir dann alle Hoffnungen? Wenn ich dich nicht haben kann wird es so etwas wie Glück in meinem Leben niemals geben.“

Ajana näherte sich ihrer Angebeteten und versuchte sie zu küssen.

„Verstehst du denn nicht? Wir kennen uns zu lange schon, als dass aus uns noch einmal etwas wird. Das ist es. Ich empfinde für dich wie für eine Schwester. Ebenso wie für Inanna. Ich käme ja auch nie auf die Idee meine ältere Schwester zu meiner Gefährtin zu machen.

Bei Leyla ist das völlig anders, sie ist spontan in mein Leben getreten. Schon als ich sie so verzweifelt in ihrem ausgebrannten Dorf sitzen sah, wusste ich dass, sie für mich einmal von großer Bedeutung würde. Alles ist so neu und aufregend. Ich male mir ständig aus, was wohl als nächstes geschieht.“

„Danke für deine aufklärenden Worte. Meinst du etwa, dass es dadurch besser wird? Das beantwortet meine Frage nicht! Was hat sie, dass ich nicht habe? Und wie steht es mit deinem Vorsatz, dass du nur eine Gefährtin an deiner Seite duldest die dir ebenbürtig ist, in Kraft und Stärke, in Mut, Ausdauer und Wissen? Leyla ist schwach und zerbrechlich. Du wirst sie und dich schützen müssen. Das geht nicht gut. Sieh her!“

Ajana spannte die Muskeln ihrer Oberarme, die es durchaus mit Aradias aufnehmen konnten.

„Ich bin dir ebenbürtig. Wenn auch nicht so perfekt. Du bist dabei dir selber untreu zu werden, Königin!“

„Ich befolge damit lediglich den Beschluss unserer Ratsversammlung! Die hast du wohl vergessen? Eine ältere erfahrene Kämpferin soll sich ein junges, noch unerfahrenes Mädchen suchen, adoptieren, mit ihr leben und sie zur Kämpferin ausbilden. Genau das tue ich bei Leyla.“** Antwortet die Amazonenkönigin bestimmend.

„Ich kenne den Beschluss. Er mag gut gemeint sein, aber in die Wirklichkeit umsetzen? Ich vertrete die Ansicht, dass nur besonders berufene Frauen zur Kämpferin taugen. Du gehörst dazu, Inanna und ich, bei Leyla hege ich erhebliche Zweifel. Sie tut sich sehr schwer damit. Zumal sie es selber zugibt.“

„Sie wird lernen und zwar schon in absehbarer Zeit. Erinnere dich daran wie wir uns anstellten als Inanna mit uns die ersten Handgriffe trainierte. Nicht viel anders als Leyla jetzt. Aller Anfang ist schwer. Aber mit der richtigen Motivation wird sie schnell begreifen.“ Glaubte Aradia zu wissen.

„Mit der rechten Motivation? Meinst du die Aussicht die Gefährtin an deiner Seite zu werden.“

„Genau! Das wird sie dazu bewegen, sich in Höchstmaß anzustrengen!“

Aradias Worte trafen Ajana ins Mark. Es gab keinen Zweifel. Die Angebetete hatte sich endgültig festgelegt. Die Verschmähte wollte sich erheben um sich zu entfernen. Doch Aradia hielt sie zurück.

„Ajana hör mir zu! Setzt dich wieder! Wir sind noch nicht fertig!“

Die Kriegerin tat wie ihr geheißen.

„Pass auf! Warum tust du es mir nicht gleich und adoptierst dir eine Schülerin? Du bist eine unserer fähigsten und berühmtesten Kämpferinnen. Für dich ist es ein Leichtes fündig zu werden. Die jungen Mädchen himmeln dich an, jede kann sich glücklich schätzen dich als Lehrerin und Gefährtin zu haben.“ Schlug Aradia vor.

„Niemals! Dich oder keine. Niemand könnte dich ersetzen!“ Wies Ajana diesen Vorschlag vehement zurück.

„Ach das ist doch Unsinn! Natürlich bin ich ersetzbar. Versuche es doch wenigstens. Sieh her, du erinnerst dich an die Mädchen die wir vor einigen Wochen aus den Händen der Sklavenhändler befreien konnten, als deren Kolonne unser Gebiet passierte. Sie waren für den Großen Tempel bestimmt um Lato und seiner Priestersippschaft als Tempelhuren zu dienen. Die meisten sind bereits adoptiert und haben ein neues Zuhause gefunden. Einige aber warten noch.  Dort wirst du dein Glück machen. Suche dir eine und nimm sie zu dir. All die Liebe, die du mir zugedacht, wirst du ihr schenken, wirst ihr ein Heim und Geborgenheit schaffen und sie ganz nebenbei zur Kämpferin ausbilden. Die Mädchen haben viel durchgemacht und mit ihren Augen das Grauen gesehen. Sie bedürfen einer besonderen Zärtlichkeit und das Gefühl angenommen zu sein. Du bist genau die Richtige dafür.“

„Nein! Nein und nochmals nein! Ich gehöre zu dir! Wir sind für einander bestimmt, seit den Tagen unserer Kindheit! Ich gebe dich niemals auf!“ Lehnte Ajana erneut ab.

Doch Aradia lies nicht locker.

„Ayse hat es getan, erst kürzlich. Sie hat sich eine Gefährtin erwählt. Du hast doch ihre Veränderung wahrgenommen. Unsere traurige, stets in sich gekehrte Ayse, plötzlich ist sie nicht wieder zu erkennen. Eine reine Frohnatur, seid sie nachts bei ihrer jungen Geliebten liegt. Die sind ein Herz und eine Seele. Eine Beziehung die beiden hervorragend bekommt. Genauso wird es bei dir sein.“

Ajana wollte wieder entgegenhalten, doch hielt sie sich diesmal zurück. Konnte das wirklich ein Ausweg sein? Aber Aradia aufgeben? Nach all der langen Zeit des Wartens?

Sie erhob sich langsam, dann blickte sie auf den weiten Horizont vor ihr, die Augen noch immer von den vielen Tränen errötet. Sie hatte das Bedürfnis nach Rückzug. Niemand sollte sie in diesem Zustand sehen. Eine Kriegerin die weint? Die ihren Gefühlen freien Lauf lässt?

Ajana die Furchtlose, die Harte, die Unbeugsame! Als das war sie bekannt und gefürchtet. Und so sollte es bleiben! Doch andererseits, was sprach dagegen offen ihre Gefühle erkennen zu lassen?

„Überlege es dir Schwester! Bitte! Glaube mir! Es wird dir helfen!“

Versuchte Aradia die Schwester zu ermutigen . Dann entfernte sich Ajana. Der Schmerz in ihrem Herzen drohte sie innerlich zu zerreißen. Eine Welt war für sie zusammengebrochen. Gab es für sie fortan ausschließlich den Kampf als Lebensinhalt?

Aradia blickte der Vertrauten lange nach, die Augen ebenfalls mit Tränen gefüllt. Sie durfte keinen Grund für Zwistigkeiten bieten. Als Königin oblag ihr eine ganz besondere Verantwortung für den Zusammenhalt der Schwesternschaft. Auch ihr Herz sehnte sich nach ein wenig Liebe und Zärtlichkeit und die erhoffte sie bei Leyla zu finden.

Mit einem Satz stand sie auf den Beinen. Es ging zurück zu ihrer Schülerin die ihre Geliebte werden sollte. Oder war sie das schon? Warum die auferlegte Wartezeit? Weshalb ging sie nicht jetzt schon zu ihr und nahm sie sich. Leyla würde es freuen. Nein, ihre Hinhaltetaktik hatte gute Gründe. Jegliches zu seiner Zeit.

Aradia überließ Ajana die Entscheidung. Sie hoffte innigst darauf dass sie ihrem Rat folgte, eine Erlösung nicht nur für sie, sondern für die ganze Schwesternschaft. Einen Zwist zwischen den beiden derzeit besten und fähigsten Kämpferinnen konnte sich ausgesprochen gefährlich erweisen.

Aradia hastet den Abhang hinunter und fand Leyla vor sich hin dösend an einem Baum gelehnt.

Mit einem Kuss auf die Stirn weckte sie diese aus ihrem Tagtraum.

„Los komm!“ Die Übungseinheit ist noch nicht zu Ende!“

„Was...was hat Ajana gesagt? Ist ...ist sie böse auf mich? Ich möchte nicht schuldig sein wenn ihr zwei euch entfremdet. Ich könnte es nicht ertragen, wenn...“

„Das geht nur Ajana und mich etwas an. Du brauchst dir keine Gedanken machen. Auch ohne deine Anwesenheit wäre unser Zwist irgendwann eskaliert.“ Unterbrach Aradia schroff.

Dann fochten beide wortlos ihren improvisierten Kampf bis der Schweiß ihre Leiber glänzen ließ.

 

Ajana fand in der folgenden Nacht keinen Schlaf. Zu sehr hatten Aradias Worte sie getroffen.

Zunächst schmollte sie noch und empfand deren Vorschlag als Zumutung. Doch ganz langsam erschien eine Insel der Hoffnung im Sumpf der Verzweiflung. Als sie sich am Morgen erhob stand ihr Entschluss fest. Sie würde umgehend in die Nachbarsiedlung aufbrechen, dort wo die Mädchen untergebracht waren, betreut von älteren Schwestern mit besonders ausgeprägten empathischen Fähigkeiten.

Sie sattelte ihr Pferd und ritt einfach los. Eine besondere Erwartungshaltung zeichnete sie nicht gerade aus, aber umsehen konnte sie sich. Damit war ja noch keine Verpflichtung verbunden.

Sie band ihr Pferd an und durchschritt den Torbogen, sich schnurstracks auf die Unterkünfte der Neuankömmlinge zu bewegend.

Die kleine Stadt war in einem ähnlichen Baustil errichtet wie die Hauptsiedlung, nur bedeutend kleiner und es gab hier auch mehrere Lücken die noch durch bauliche Maßnahmen zu füllen waren. Aber auch hier spielte sich das soziale Leben vor allem auf den Dächern ab.

Die noch verbliebenen Mädchen waren in verschiedenen Häusern untergebracht. Das schöne Wetter dieses Tages ausnutzend, verweilten sie auf den Dächern und genossen ein Sonnenbad.

Ajana sprach mit der zuständigen Betreuerin, wenig später betraten beide nacheinander über eine Treppe die Hausdächer. Schon von unten konnte man ein intensives Gewisper und Gekicher wahrnehmen, wie unter jungen Mädchen üblich.

Als sie die athletische Kriegerin erblickten, verstummte schlagartig das Getuschel.

Die Betreuerin klatschte zweimal kräftig in die Hände, dann sprach sie zu den Anwesenden.

„Hört mal alle her! Ajana, die allseits berühmte und gefürchtete Kriegerin bietet sich an, eine von euch zu adoptieren. Meldet euch! Sie ist eine unserer besten Kämpferinnen. Von ihr adoptiert zu werden ist eine große Ehre.  Ich kenne Ajana schon seit langer Zeit. Ich verbürge mich für sie. Diejenige unter euch, die sich entschließt mit ihr zu gehen, wird es sehr gut bei ihr haben.“

Schweigen! Offensichtlich traute sich keine so recht, dem Angebot nachzukommen. Ajana wollte gerade ansetzen um selbst das Wort zu ergreifen, als sie bemerkte wie sich ganz zaghaft eine zarte Hand in die ihre legte.

Sie wandte sich um und blickte in das blutjunge Gesicht eines Mädchens mit aschblonden Haaren aus deren Gesicht zwei tiefblaue zauberhafte wie traurige Augen blickten.

„Ich...ich.. ich würde gerne mit dir gehen! Wenn du mich haben möchtest.“ Stammelte die etwa einen ganzen Kopf kleinere.

Ajana brauchte nicht lange zu überlegen. In diesem Moment bohrte sich ein süßer wohltuender Schmerz in ihr Herz. Auf ihrem Gesicht bildete sich ein Lächeln das Erlösung und Befreiung verhieß.

Sie zog das junge Mädchen ganz sanft an sich und legte ihr in symbolischer Geste beide Arme über Kreuz auf den Rücken. So verharrten sie einen ganze Weile, von den Umstehenden in ehrfürchtigem Schweigen betrachtet.

Schließlich verabreichte ihr Ajana den fünffachen Schwesternkuss, auf die Stirn, das rechte Auge, das linke Auge, die Nase und schließlich auf den Mund. Mit dieser Geste war die Adoption offiziell vollzogen.

„Nun, dann lass uns gehen. Du möchtest sicher so bald als möglich dein neues Zuhause kennen lernen?“

Das Mädchen signalisierte mit heftigem Kopfnicken ihre sofortige Bereitschaft.

„Nun brauche ich nur noch deinen Namen zu erfahren!“ Wollte Ajana wissen.

„Oh, entschuldige! Uratha, ich...ich heiße Uratha!“

Die Kämpferin griff nach der Hand der Schülerin und wandte sich zum gehen. Die Leiter hinunter über den Hof hinaus. Dann setzte sie die neue Gefährtin einfach auf ihr Pferd, schwang sich im Anschluss selbst auf dessen Rücken und gemeinsam ritten sie einer neuen Zukunft entgegen. Einer Zukunft die plötzlich voller Hoffnung schien.

 Schon in diesem Augenblick war die traurige Kriegerin erfüllt von tiefer Liebe für die neue Gefährtin, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Aradia aufwies.

Schon zwei Tage später waren die beiden dicke Freundinnen. Ein Vertrauensverhältnis von ungeahnten Tiefen bahnte sich an, dass noch weit mehr ins sich verbarg. Beide verspürte starke Zuneigung für einander.

Ajana war von ihrer neuen Aufgabe so ergriffen, dass ihr gar keine Zeit blieb sich weiter selbst  zu bemitleiden, es machte ihr außerordentliche Freude ihr Wissen, ihr Können, ihre Fähigkeiten an die junge Gefährtin weiterzugeben.

Ajana und Uratha wurden ein unschlagbares Team. Jagten gemeinsam in den Wäldern, streunten durch die bizarre Berglandschaft, alberten mit einander herum und kamen sich dabei immer näher, bis sie sich eines Tages voller Liebe in den Armen lagen.

 

Sanft erwachte Elena aus ihrer Traumvision. Der Blick zur Decke, eine kurze Sammlung. Ein Traum, alles nur ein Traum, aber einer so real, wie das Leben dass sich hier tagtäglich um sie abspielte. Ihr Atem ruhig und das Herz klopfte im normalen Takt. Ein durch und durch positives Erlebnis, wenn auch mit traurigen Elementen.

Elena richtet sich auf und ihr Blick fiel auf Madleen, die ruhig neben ihr schlief. Ganz langsam lies die Kanzlerin ihre Beine aus dem Bett gleiten um die Gefährtin nicht zu wecken.

Sie durchschritt mit leisen Schritten das Schlafzimmer und nahm auf einem der beiden Sessel Platz, die direkt neben dem Fenster standen, goss sich ein Glas Mineralwasser ein und trank mit kleinen Zügen Schluck für Schluck.

Sie legte den Kopf weit nach hinten an die Sessellehne. Ach wie gerne würde sie gleich wieder zurückkehren in diese so ferne Welt der Vorzeit. Wie ging es dort weiter? Aradia und Leyla, Ajana und Uratha, die perfekte Gefährtinnenliebe. Würde Leyla ihre Lektionen schnell begreifen und sich die Fertigkeiten aneignen um auf diesde Weise ihrem großen Ziel näher zu kommen? Warum lies Aradia sie solange warten. Ajana und Uratha wurden in bedeutend kürzerer Zeit zum Liebespaar.

Da plötzlich bohrte sich sie die Erkenntnis wie ein spitzer Pfeil in Elenas Bewusstsein.

Genauso hatte es sich mit ihr und Madleen zugetragen. Auch die Frau an ihrer Seite hatte sie warten lassen, obgleich sie Nacht für Nacht in gegenseitiger Liebe zueinander entbrannten. 

Aber alles hatte seinen Sinn. Der Nebel lichtete sich weiter, so wie nach jeder Vision.

„Alles wiederholt sich! Geschichte ist eine immer währende Wiederkehr. Alles ist im Fluss, ein ständiger Kreislauf sich wieder ereignender Geschehnisse. Anarchonopolis ist die Vollendung dessen was Aradia, Inanna und deren Gefährtinnen anstrebten.“ sprach Elena leise zu sich selbst.

Längst war sie zu der Erkenntnis gelangt, dass nicht nur sie  und Colette Präexistenzen in grauer Vorzeit hatten. Nein, viele der Schwestern die sich hier zusammen fanden, lebten schon einmal, vor vielen Tausend Jahren. Längst hatte sie begriffen dass Leyla in Madleen wieder geboren wurde und dass Inannas treue und fürsorgliche Geliebte Kasuba mit Betül identisch war.

Doch wer war Ajana? Elena lies ihre Gedanken fließen, da plötzlich schoss es ihr wie ein Blitz durch ihren Kopf. Welche der Schwestern hatte sich vor einiger Zeit unglücklich in sie verliebt und sich nach Leanders Tod Hoffnung darauf gemacht den Platz an ihrer Seite einzunehmen? Natürlich! Chantal!

Chantal war Ajana! Folglich konnte es sich bei Uratha nur um Eve handeln.

Alles ähnelte sich, wenn auch nicht eins zu eins. Aradia und Ajana waren schon als Kinder zusammen. Elena lernte Chantal erst als erwachsene Frau kennen. Aber immerhin war Chantal Gründungsmitglied der Schwesternschaft. Eine der ersten Neun. Madleen hingegen stieß erst wesendlich später hinzu, so wie Leyla in der alten Zeit.

Das alles konnte kein Zufall sein.

Der Amazonenbund war ein Stachel im Fleisch der patriarchalen Gesellschaft, die sich in jenen Tagen nach langer Übergangszeit gefestigt hatte. Die Schwestern symbolisierten die Auflehnung gegen diese neue ungerechte Weltordnung in der Frauen nur noch das Eigentum des Mannes waren und ihm jederzeit zur Verfügung stehen mussten  Die freie Frau, die selbst bestimmt und unabhängig zu leben versteht, fand dort keinen Platz mehr.

Die Töchter der Freiheit boten Zuflucht für all jene die sich nicht unterwerfen wollten.

In ihrem Schwesternbund hatten sie es gewagt die Rolle von Männern einzunehmen, eine verdammungswürdige Anmaßung. Damit war ihr Todesurteil gefällt.

Die Gesellschaft konnte und durfte einer Vereinigung freier, unabhängiger, selbst bestimmt lebender und lesbisch liebender  Frauen nicht akzeptieren. Für die Schwestern gab es nur den Kampf als einziges Mittel ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Sie waren verdammt zum Krieg.

 

Madleen wälzte sich derweil hin und her, streckte sich aus und knurrte dabei vor Behaglichkeit wie ein Kätzchen. Ihre Hand tastete auf der Matratze, doch der dort erwartete vertraute Körper lies sich nicht finden.   

„Elena? Ist alles in Ordnung?“

Madleens Frage holte die Kanzlerin aus ihren Gedanken.

„Keine Sorge, mein Schatz!“

„Ein Traum? Du bist wieder eingetaucht, nicht wahr?“ Wollte Madleen weiter wissen, richtete sich kurz auf, wobei sie ihre sinnlichen Brüste entblößte.

„Ja! Ein Traum! Aber ein positiver. Es war wunderbar, ich bin noch immer total überwältigt!“

Antwortete Elena während sie das Glas auf den Tisch stellte, sich erhob, zu ihrer Frau schritt und sich neben dieser auf der Matratze niederließ.

Dann schlag sie ihre Arme um Madleen und drückte sie an sich.

„Wau! Das hört sich ja spannend an! Möchtest du darüber reden?“ Erwiderte Madleen und schmiegte sich in die Arme ihrer Gefährtin.

„Es ist kaum zu beschreiben. Wunderbar sinnlich. So wie eben die Gefährtinnenliebe ist. Emotional total aufwühlend und erst nachvollziehbar wenn man sich ein Bild über die geschichtlichen Hintergründe machen kann.“

„Ich möchte dich so gerne mal begleiten. Nimm mich doch einmal mit wenn du wieder abtauchst, so wie du es kürzlich mit Colette tatest. Glaubst du das könnte mit mir auch funktionieren?“ Wünschte sich Madleen.

Sanft streichelte Elena deren Brüste, den Bauch und arbeitete sich schließlich bis zu den Oberschenkeln durch.

„Du bist mental nicht so begabt wie Colette oder ich. Aber versuchen können wir es. Aber nicht heute. Dafür bedarf es einer guten Vorbereitung. Jetzt spüre ich nur einen Heißhunger nach Liebe und einem erotischem Abenteuer.“ Gab Elena zu verstehen.

„Hmmmmm.... das merkt man. Wauuuu, du bist heute aber toll aufgelegt. Der Traum zeigt tatsächlich seine Nachwirkungen.

„Tut er! Mach dich auf etwas gefasst. Danach brauche ich auch noch eine Mütze voll Schlaf, morgen habe ich wieder einen schweren Tag vor mir. Kabinettssitzung, womöglich endlos in die Länge gezogen.“

Elena war noch immer von Aradia und deren unbändiger Kraft gefangen. Das brachte es mit sich, dass Madleen eine Liebesnacht wie schon lange nicht mehr erlebte.

 

 

Akratsien bereitete sich derweil auf den ersten Schub der erwarteten queeren Zuwanderer vor. Mit dem Hauptschub rechnete man zwar erst im kommenden Frühjahr, eine bedeutend bessere Zeit für Veränderungen als der Dezember. Grund für das vorzeitige Eintreffen der ersten Non-Binarys war das bevorstehende Weihnachtsfest. All jene, die es nicht abwarten konnten, machten sich bereits jetzt, in dieser kalten Jahreszeit auf den Weg um diese einmalige Atmosphäre zu genießen.

Advent und Weihnachten in Anarchonopolis, das war ein ganz besonderes Event. Elena, Colette und die anderen, achteten darauf, diese Zeit mit einer ganz besonderen Sinnlichkeit zu füllen. Die gesamte Abtei glänzte in adventlichem Ambiente. Sehr zum Ärger der militanten Anarchisten, die solcher Art bürgerlichen Spießertums, wie sie es zu nennen pflegten, am liebsten auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt hätten. Wie überhaupt alles was noch an die alten Zeiten erinnerte. Weg mit der Religion, weg mit der Nation, weg mit der Familie, weg mit dem Heimatverein, dem Fußballverein, etc, etc.

Alles was den Menschen in welcher Form auch immer Identität und ein gewisses Maß an Geborgenheit und Gemütlichkeit garantierte, abschaffen. Sollte das geschehen, drohte die Gesellschaft in absehbarer Zeit nur noch aus einem Haufen frei schwebender Individuen zu bestehen, die ohne Heimat und orientierungslos, in einem Nirwana des Nihilismus schwebten. Frei von jeder Art Bindung, sich selbst dabei immer mehr entfremdet.

Das konnte unmöglich das Ziel der Akratie sein. Das hatte Kovacs mit Sicherheit nicht im Sinn.

Es hieß gegen zu steuern. Elena nahm diese Aufgabe an. Von Colette wusste sie sich dabei in allem unterstützt.

 

Wie sollte man aber mit den Neuankömmlingen umgehen? Noch waren es nicht viele, die auf dem Gelände der Abtei und in den umliegenden Vorortgemeinden von Manrovia unterkamen. Noch waren sie Exoten, die eine völlig neue Lebensmaxime im Gepäck hatten und bei den alteingesessenen Bewohnern eine gewissen Neugier hervorriefen, vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit.

Doch wie würde es weiter gehen?

Schon im Frühsommer hatte das Kabinett die Einführung eines Dritten Geschlechtes beschlossen. In Folge dessen arbeitete man in vollem Umfang an der Umgestaltung der Gesellschaft. „Aus Zwei mach Drei!“ Unter dieser Devise gedachte man die bisher allmächtige und all gegenwärtige Zweigeschlechterdoktrien zu überwinden.

Das „Dritte Geschlecht“ diente hierbei als eine Art Sammelbegriff für alles Mögliche. Dabei setzte man der Phantasie und der Kreativität so gut wie keine Grenzen.

Wieder einmal versuchten die Verantwortlichen die gesamte Bevölkerung zu aktivieren. Arbeitsgruppen wurden gebildet, die vor Ort das Gespräch mit den Menschen suchten.

Das Interesse daran tendierte sehr zu, Leidwesen der Schwestern ,gegen Null.

„Drittes Geschlecht? Was für ein Blödsinn! Habt ihr denn gar keine anderen Sorgen? Geht lieber daran das Land wieder aufzubauen, die Wirtschaft anzukurbeln, die Infrastruktur zu beleben, damit es wieder aufwärts geht.“

So oder ähnlich klangen die abweisenden Argumente die ihnen dabei um die Ohren gehauen wurden.

Eine durch und durch verständliche Reaktion, von Leuten die sich nach wie vor abgehängt und außen vor verstanden.

Woher sollte der Platz genommen werden um all die erwarteten Einwanderer unterzubringen?

Noch war die Zahl überschaubar. Doch wie würde sich die Situation im Frühjahr präsentieren?

Die Non-Binary-Revolution startete unter ausgesprochen negativen Bedingungen. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Gab es am Ende wieder eine Art Wunder wie schon so oft? So zumindest hoffte Colette.

 

Für die Königin von Akratasien begann in jenen Dezembertagen erst einmal der Alltag in ihrer neuen Funktion. Das beschauliche Leben in der Eremo konnte sie zunächst vergessen und auch ihr Familienleben musste sich auf die neue Situation einstellen.

Ihr Amt bürdete ihr eine Fülle an Verantwortung auf die Schultern. Für einen kranken Menschen eine große Herausforderung.

Vorbei die Zeit des symbolischen Königinnentums während Neidhardts Blockade. Vorbei auch die Zeit ihrer politischen Abstinenz nach Elenas Machtübernahme.  Nun wurde es erst.  Wenn ihre Aufgaben natürlich vor allem repräsentativer Art waren.

Da wartete eine Menge an Audienzen, Empfängen, Einzelgesprächen etc. Aber auch Besuche ihrerseits im ganzen Land. Einladungen zu Konferenzen, Vergabe von Orden und Auszeichnungen. Händeschütteln hier. Eine Rede halten dort. All das strömte nun auf die immer noch sehr schwache Königin ein. 

Betül war ihr dabei eine unverzichtbare Stütze. Die schöne exotische Frau an ihrer Seite war stets zugegen und erfüllte ihre Rolle ausgezeichnet. Im Handstreich eroberte  das ungewöhnliche Paar fast die gesamte ausländische Boulevardpresse, schien dabei Elena und Madleen zu verdrängen, die bisher ihre Plätze auf den Titelseiten beherrschten.

So etwas hatte die Welt noch nicht gesehen.

Was waren sie? Zwei Königinnen an der Spitze? Im Grunde ein queeres Paar, das seine Ausstrahlung nicht verfehlte und besonders die queere community ansprach.

Colette wurde buchstäblich über Nacht zur Symbolfigur der neuen Non-Binary-Bewegung auf der ganzen Welt und sorgte für die rasche Verbreitung dieser Idee. Das Interesse wuchs beständig und die Nachfrage nach Interviews ging in die tausende.   

Betül drängte sich trotz ihrer starken Präsens niemals in den Vordergrund. Im Grund fühlte sie sich ausschließlich als Frau der akratasischen Königin. Sie selbst lehnte es stets ab, einen solchen Titel für sich in Anspruch zu nehmen.

 

Zunächst mussten Räumlichkeiten gestaltet werden damit Colette überhaupt repräsentieren

konnte.

Ihre Wohnräume in der oberen Etage des Konventsgebäudes behielt sie bei. Sie liebte das Leben Tür an Tür mit ihrer kleinen Schwester Elena, die zugleich ihre Kanzlerin war und mit all den anderen die dort lebten. Die Wohnung blieb was sie war, privat. Dort sollte sich kein öffentliches Leben abspielen.

Die kleine Eremitage diente ihr nach wie vor als Zufluchtsort wenn ihr nach vollkommener Ruhe und Abgeschiedenheit war.

Wo also konnte sie „Hof halten“? Eine Bezeichnung die ihr selbst ganz und gar nicht gefiel und die radikalen Anarchisten auf die Palme brachten. 

Schnell einigte sich das Kabinett und die Schwesternschaft auf die Basilika. Der große Raum eignete sich hervorragend für die von Colette favorisierte Art der Öffentlichkeitsarbeit. In der letzten Zeit kaum noch genutzt, stand der nach wie vor allen Bewohnern der Abtei zur Verfügung. Es wurde einfach ein Plan erstellt, wann und in welchem Umfang Colette den Chorraum zu nutzen gedachte.

Hier sollte sich in Zukunft das öffentliche Leben der Königin abspielen. Allen Akratasiern stand der Zutritt offen. Jeder und jede konnte allzeit Anliegen und Wünsche vortragen, aber auch Anregungen, Vorschläge, Kritiken unterbreiten. Die Königin zum anfassen, mit der mensch auf Augenhöhe kommunizieren konnte. Vor allem sollten Abgeordnete der zahlreichen über das Land verstreuten Komitees, Syndikate, Projekte und Initiativen diese Möglichkeit nutzen.

Stets ein offenes Ohr für die Belange der Bevölkerung, darauf kam es Colette an. Zudem  gedachte sie auf diese Weise Elena zu entlasten, die mit der Regierungsarbeit bis über die Ohren eingedeckt war.

Die Einrichtung der Basilika wurde dafür leicht umgestaltet, vor allem die Apsis. Das Chorgestühl blieb unangetastet, ein Kleinod von besonderer Art, kunstfertige Holzschitzerarbeit aus alten Tagen.

Ein großer runder Tisch wurde in der Mitte aufgestellt. Dort wollte Colette mit den Besuchern  sprechen, ferner stattete man den Raum mit Schreibtischen und Stühlen aus, sowie einem großen bequemen Plüschsessel, um der  Königin zu ermöglichen sich zwischendurch zu setzen und die Beine hochzulegen, wenn sie erschöpft war.

 Schon bald scherzhafterweise als Thronsessel bezeichnet.

Der innere Kreis, der sich gebildet hatte um die Königin zu unterstütze wuchs weiter an und festigte sich. Alle verrichten ihre Arbeiten voller Tatendrang und Begeisterung.

Colette gab sich die größte Mühe souverän und würdevoll, dabei aber trotzdem bürgernah und  schlicht zu erscheinen. Auf jeden Fall sollte der Eindruck, dass es sich hierbei um eine wie auch immer geartet Herrscherin handelte, von Anfang an vermieden werden.

Schon ihre Garderobe strahlte jene unnachahmliche Bescheidenheit aus. Jetzt, der Jahreszeit entsprechend.

Die Fußbodenheizung ermöglichte auch im Dezember ein Verweilen in dem großen Kirchenschiff.

Ihre Bekleidung strahlte ein besonders non-binary Design aus. Lange eng anliegende schwarze Baumwollleggins und bis zu den Knien reichende schwarze Stiefel mit extra langen Schafften. Dazu einen schwarzen bis oben geknöpften Gehrock. Um den Hals meist ein schönes farbiges Tuch. Sie bevorzugte grün und rosa. Ihr langes inzwischen vollständig ergrautes Lockenhaar trug sie entweder offen, darauf eine schwarze oder weinrote Baskenmütze. Manchmal auch einen kunstvoll gebundenen Turban indem ihre Haar eingearbeit wurde. Betül, von Kindesbeinen an mit dem Binden von Kopftüchern und Turbanen vertraut, erwies sich hier als wahre Meisterin.

Es kam aber auch vor dass Colette ihre bequeme Hauskleidung trug, die starke Ähnlichkeit mit der Tracht eines Mönches aufwies. Eine lange bis zu den Knöcheln reichende anthrazythfarbene Tunika aus reiner Baumwolle mit langer nach hinten spitz zulaufender Kapuze. Darüber eine hochgeschlossene  schwarze Weste die wie ein Skapulier wirkte. Eine heimliche Huldigung der früheren Bewohner der Abtei.

Akratasiens transgendere Königin verstand es immer wieder mit ihrer Aufmachung zu überraschen. Ein schrilles, einzig und allein auf Effekthascherei ausgerichtetes Outfit suchte man bei ihr vergebens. Transgender oder Non-Binary-Leute die sich für die heteronormative Mehrheit zum Affen machten, waren ihre Sache nicht.

Bei Auftritten in der Öffentlichkeit glich sich Betül ihrer Gefährtin an. Partnerlook war angesagt, was bei der Bevölkerung besonders gut ankam. Mit Gehrock und Langschäftern an den Beinen bezauberte die orientalische Schönheit auf besonders exklusive Weise.

Bei der Bevölkerung konnten sie damit außerordentlich gut punkten. Niemand wäre auf die Idee gekommen dahinter einen dekadenten Lebensstil zu vermuten. Es war einfach nur authentisch und drückte ihr Lebensgefühl offen aus. 

Auch Elena besuchte die Basilika regelmäßig, natürlich nur wenn ihr Terminkalender keinen Einspruch erhob. Sie wollte ebenfalls präsent sein und unterstützte Colettes ungewöhnliche Vorgehensweise von Anfang an.

Es versteht sich fast von selbst dass diese Volksnähe auch ungeahnte Gefahren in sich barg. Aus diesem Grund hielt sich die neue Volksmiliz ständig in ihrer Nähe auf.

 

Jetzt, in der vorweihnachtlichen Zeit herrschte wie üblich eine Ausnahmesituation. Die Basilika wurde für die zahlreichen Advents- und Weihnachtsfeiern genutzt, die von allen möglichen Initiativen, Vereinen und Verbänden abgehalten wurden. Colettes Präsens verlieh all dem eine besonders feierliche Note.

Auf dem großen Platz zwischen Basilika und Klosterpark eröffnete die Königin den allseits beliebten Weihnachtsmarkt. Dort herrschte in den Tagen bis Neujahr ein buntes Treiben.  Weihnachtliche Düfte und weihnachtliche Klänge verzauberten mit ihrer unnachahmlichen Art das gesamte Gelände. Der plötzlich wie auf Bestellung einsetzende Schneefall sorgte für zusätzliche Stimmung. Der heiße Klosterpunsch, ein altes Geheimrezept der Mönche, schien jetzt besonders gut zu schmecken.

Elena ließ es sich nicht nehmen als Weihnachtsengel in Erscheinung zu treten. Das bezaubernde weiße Kleid und die überdimensionale Flügel schienen mit ihr verwachsen, so authentisch wirkte sie. 

Der Nikolaustag gehörte den Kindern. Schon vom frühen Morgen an verzeichneten die heiligen Hallen ein ständiges Kommen und Gehen. Lukas gab einen originellen Nikolaus ab, ganz in altehrwürdiger Tradition, mit Bischofsornat, Mitra und Hirtenstab. Kim überzeugte an seiner Seite in ihrer braunen Mönchskutte als waschechter Knecht Ruprecht. Sehr zum Ärger der radikalen Anarchisten, die wieder einmal nicht akzeptieren wollten, dass alte Traditionen, Sitten und Gebräuche keineswegs im Widerspruch zur Akratie standen.

Am Mittag sickerte durch, dass das Bündnis „Akratie jetzt!“ eine Demo vor der Basilika angekündigt hatte. Dort wollten sie ihren Unmut darüber zum Ausdruck bringen, dass das Weihnachtsfest noch immer nicht offiziell abgeschafft wurde. Weihnachten sei nichts weiter als ein Aberglaube einiger verrückter Spinner, so ihre Ansicht. An dessen Stelle sollte es eine Art von Jahresendfeier*** geben. Statt Weihnachtsgeschichte, Stille Nacht und O du Fröhliche könnte es einen gemütlichen Abend mit Referaten über anarchistische Theoriebildung, Konsensfindung und Projektaktivitäten geben. Selbstverständlich durfte eine  Party stattfinden mit jeder Menge antichristlichen Schmähliedern, auf den Kopf gestellten Kruzifixen und zerrissenen Bibeln, deren Blätter im Anschluss als Klopapier zu verwenden seien.

Colette, Elena und ihren Gefährtinnen und Gefährten wurde zum abertausenden Male Verrat an den anarchistischen Idealen vorgeworfen. Man unterstellte ihnen gar, als christliche Missionare aufzutreten. Der christliche Glaube sei im vorrevolutionären Melancholanien so gut wie abgestorben. Nun würde ausgerechnet Elena all dem abergläubischen Getue durch ihre lasche Haltung zum Aufwind verhelfen.

Das war natürlich kompletter Unsinn. Das akratasische Gemeinwesen betrachtete sich als areligiös, nicht aber als atheistisch wie die Radikalen es verlangten. Religion war zunächst Privatsache eines/einer jeden einzelnen. Ein Gesetz bestimmte die freie Ausübung jeder Religion oder Weltanschauung. Lediglich Fanatismus, Fundamentalismus und jedwede religiöse Intoleranz galt es zu bekämpfen. Dazu wurde auch der militante Atheismus gerechnet.

Die Kinder in der Basilika ließen unterdessen eindeutig ihre Vorlieben erkennen, konnten sie doch mit dem heiligen Nikolaus und seinen guten Taten weitaus mehr anfangen als mit den anarchistischen Klassikern und ihrer komplizierten Theorien.

Eine kleine Gruppe von sechs Leuten hatte vor der Basilika Aufstellung bezogen. Auf einem Transparent verunglimpften sie die Besucher als geistige Vergewaltiger. Harter Tobak! Wollten sie damit Colette eine Stellungnahme abringen?

Eine Punkrockband sollte zudem auf penetrante Art und Weise musikalisch für Verwirrung sorgen indem sie die feierlichen Gesänge störten. Doch die Band erschien erst gar nicht.

Nachdem die Aktivisten eine Weile dem fröhlichen Treiben zugesehen hatten und die vielen lachenden Kinderaugen um sich erblickten, wurden sie sich dem Anschein nach ihres anmaßenden Verhaltens bewusst. Das Transparent wurde nicht entrollt und nach einer Weile

waren sie verschwunden.  Offensichtlich hatte die Vernunft wieder einmal mehr die Vernünftigen eingeholt und überzeugt.

   

Colette regte im Anschluss an, dass sich die Liebhaber des Punkrock eine eigene nach ihrem Maß zugeschnittene adventliche Feier gestalten sollten.

Anarchonolpolis zeichnete sich nicht umsonst durch seine grenzüberschreitende Kreativität aus. Hier konnte jeder nach seiner Fasson selig werden. Warum also keine punkige Weihnacht?

 

Am Abend konnte eine erste Gruppe nicht-binärer Aktivisten begrüßt werden. International zusammen gesetzt. Sie kamen aus Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Polen und noch einigen anderen Ländern um hier ein eigenes Projekt zu realisieren.

Alle möglichen Schattierungen waren darunter zu finden.  Transweiblich, transweiblich/nicht-binär, transmännlich, transmännlich/ nicht-binär, nicht-binär, genderqueer, androgyn und was der Regenbogen sonst noch zu bieten hatte. Allen gemeinsam war die Bestrebung die heteronormativ-bipolare Gesellschaftsdoktrin aufzubrechen.

Es handelte sich dabei um eine Gruppe von Performenc-Künstlern, die sich in ihren jeweiligen Ländern bereits einen Namen gemacht hatte und deren Theaterauftritte sowohl berühmt als auch berüchtigt waren. Die ausgesprochen günstigen Bedingungen die von der Akratasische Föderation zur Verfügung gestellt wurden, hatte sie neugierig auf dieses ungewöhnliche Land gemacht. Hier boten sich ihnen ungeahnte Möglichkeiten auf Förderung durch die Gesellschaft.

Vorläufig wurden sie im Gästehaus der Abtei untergebracht. Im neuen Jahr jedoch beabsichtigten sie auf einem bisher ungenutzten Gelände einer ehemaligen Schule für Körperbehinderte etwas außerhalb der Abtei eine eigene Kommune mit den Schwerpunkten queergender, non -binary gründen. Sie hofften auf möglichst raschen Zuzug weiterer Interessenten.

Den Hauptschub erwartete man jedoch erst im Frühjahr.

Die Adventzeit verbrachten sie, wie die meisten hier, in besinnlicher Einkehr. Lediglich einen Auftritt hatten sie an einem der Adventsonntage vorbereitet. Das Stück wurde in der Basilika  aufgeführt.

Es handelte sich um ein alternatives Evangelium von queerem  Format.

Ein bisexueller Jesus dessen Jüngerkreis sich deutlich von dem unterschied was man sonst über ihn zu lesen bekam. In dieser Geschichte war Jesus mit Maria Magdalena verheiratet. Er hatte sie einst aus einem Bordell befreit und zu seiner Frau und engsten Vertrauten gemacht. Aus dieser Beziehung ging auch eine Tochter hervor. Ferner unterhielt er aber auch ein Verhältnis zu seinem Lieblingsjünger Johannes, die er ganz offen auslebte. Er verstand es hervorragend beides mit einander in Einklang zu bringen. Sehr zum Leidwesen von Judas, der wurde zum Verräter nicht um ein paar lumpiger Silberlinge wegen, sondern aus verschmähter Liebe. Auch er war in den Meister verliebt und wollte sich auf seine Weise rächen indem er ihn an die römischen Besatzer auslieferte. Eine Tat die er später bitter bereute.

Jesu Jüngerinnen Martha und Maria, gaben sich hier nur zum Schein als Schwestern aus, in dieser Version waren sie ein lesbisches Paar. Ferner gab es in der Jüngerschar noch einen Transmann eine Transfrau.****  sowie jede Menge an Leuten die so ganz und gar nicht in das vorgegeben Klischeebild passen wollten, wie etwa Prostituierte die ihr Gewerbe gar nicht aufzugeben gedachten.

Das Zusammenleben gestaltete sich sehr offen und freizügig. Sinnlichkeit und Erotik erhielten ihren festen Platz in der alternativen Lebensgemeinschaft.

Dagegen wetterte der listige und intrigante Petrus. Ständig bemüht, sich eine herausregende Stellung zu sichern, wurde er immer wieder von Jesus für sein anmaßendes Verhalten gemaßregelt. Daraufhin versuchte er Uneinigkeit und Zwietracht zu säen. Vor allem gegen Maria Magdalena richtete sich sein Hass. Jesus hatte im Falle seines Todes, seine Frau als Nachfolgerin erkoren und beauftragt seine Lehre in die ganze Welt zu tragen. Später sollte dann die gemeinsame Tochter diese Funktion weiterführen. Doch dazu kam es nicht, denn Petrus hatte vorgesorgt und erschlich sich das Nachfolgerecht mit allen Konsequenzen für die Zukunft. Die Männerkirche hatte ihr Zugpferd auf dass sie sich stets berufen konnte, Frauen hingegen wurden, wie so oft in der Geschichte, ausgebootet und in den Untergrund gedrängt. Nur im Geheimen gelang es den Anhängern Maria Magdalenas ihre Lehre weiter am Leben zu erhalten.

Das patriarchale Christentum begann seinen Siegeszug und kehrte die Frohbotschaft in ihr Gegenteil. 

Der Skandal vorprogrammiert? Akratasien bot mit seiner ultralibertären Ausrichtung beste Voraussetzung sich unverkrampft mit solchen Dingen auseinander zu setzen. Selbsternannte Sittenwächter suchte man bisher vergebens.

Die Rechtspopulisten glaubten aber auch daraus Kapital zu schlagen, indem sie diese Lücke füllten und sich zu Führsprechern all jener erhoben deren religiöse Gefühle und Sittlicher Anstand verletzt schien.

Sie machten Colette dafür verantwortlich, eine transgendere Königin stellte in ihren Augen ein ausgesprochen negatives Beispiel für die gesamte Gesellschaft dar. Deren schlechter Einfluss würde  dazu führen, dass von überall her, aus der ganzen Welt, subversive queere Elemente und Gruppen wie Heuschrecken in das Land einfielen und es mit ihrer verlotterten Moral verunreinigten.

In Folge dessen fühlten sie sich berufen dagegen aufzubegehren.

Initiativkreise wurden ins Leben gerufen um vorzubeugen und gewappnet zu sein.

Vorerst blieb solche Stimmungsmache weitgehend ungehört. Es handelte sich nur um Randerscheinungen ohne nennenswerten Einfluss. Im Gegentei,l sie ernteten vor allem Häme und Spott.

Die einheimische queere Szene war recht überschaubar. Es gab sie, es hatte sie auch in der Vergangenheit gegeben, aber eben ausgesprochen marginal und ohne wesendlichen Einfluss auf die Gesellschaft. Die wenigen Gruppen und Initiativen schienen an den Rand gedrängt und blieben weitgehend unsichtbar.

Somit würde die sich entwickelnde Szene vor allem von Leuten aus dem Ausland geprägt werden, die sich zudem durch eine überdurchschnittlich hohe Bildung auszeichnete. Öl auf die Mühlen der Patrioten und Nationalisten, denen es damit ausgesprochen leicht gemacht wurde, sich als Verteidiger der abgehängten und vernachlässigten einheimischen Bevölkerung zu stilisieren.

Noch aber hatten weder Elena noch Colette einen Blick für die Gefahr die sie damit heraufbeschworen.

 

Die vorweihnachtliche Zeit bedeckte die sich anbahnenden Auseinandersetzungen vorerst noch mit ihrem festlichen Flair.

Colette verkündete am 20. Dezember den allgemeinen Weihnachtsfrieden. Politische Aktionen die Anlass für Streit und Zwietracht böten, sollten bis einen Tag nach Neujahr  unterbleiben. Es versteht sich von selbst, dass die radikalen Anarchisten dagegen ihre Stimme erhoben. Die konnten sich auch in der Weihnachtszeit ein Leben ohne Demonstrationen und politische Agitation nicht vorstellen. Colette lud die führenden Vertreter zu sich ein, um das Gespräch zu suchen, als die einfach nicht erschienen, machte sich Akratasiens Königin auf den Weg um die Vertreter einzeln aufzusuchen. Das wirkte und hinterließ einen gewaltigen Eindruck. Der Weihnachtsfrieden wurde eingehalten.

 

Betül hatte trotz ihres muslimischen Glaubens großen Gefallen an der Weihnachtszeit gefunden. Sie war eine Sufi und viele Sufi-Gemeinschaften feierten seit alters her die Geburt des Propheten Jesus als großes Fest auf ihre eigene Art. Die Frau der akratasischen Königin wandte sich in einer Friedensbotschaft an alle Muslime auf der Welt das Weihnachtsfest (natürlich unter muslimischen Gesichtspunkten) zu begehen.   

Sie selbst bot kurz vor dem Fest eine spezielle Sufi-Meditation in weihnachtlichem Ambiente an.

 

Den Höhepunkt der akratasischen Weihnacht bildete wie immer die Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach am Tag vor Heiligabend. Am späten Nachmittag versammelte sich eine festliche Schar in der Basilika um auch alle 6 Kantaten aufzuführen.

Erinnerungen wurden wach an die Zeit der zweiten Revolution, der friedlichen, kurz bevor Neidhardt seine Macht an Elena übertrug. Damals wohnten er und Cornelius der Aufführung bei. Zeit des Aufbruchs und der Hoffnung. Elena schämte sich der Tränen nicht, die sie während des Konzertes vergoss, Erinnerungen an die beiden alten Kämpfer die ihr beide sosehr fehlten.

 

 

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* All diese Schauermärchen über angebliche Amazonenbräuche dienten einzig und allein dem Zweck die freie Frau in ihrer Ganzheit zu diskreditieren. Frauen, die sich die Rolle von Männern aneigneten, galten als Schande für ihr Geschlecht.

 Frauen, deren Lebensinhalt nicht darin bestand Männern frei verfügbar zu sein, hatten kein Recht auf volle Weiblichkeit

Frauen deren Sinnlichkeit anderen Frauen galt, wurden nicht ernst genommen

In Folge dessen wurde ihnen auch kein unversehrter weiblicher Körper zugestanden, sie mutierten zu Selbstverstümmlerinnen, die sich Brüste abschneiden und schließlich zu Kindermordenden Bestien

 

** Vorbild ist die dorische Knabenliebe in der antiken griechischen Gesellschaft, vor allem in Sparta. Erwachsene, erfahrene Krieger wählten sich einen Jüngling der ihnen sowohl Schüler als auch Geliebter und Gefährte wurde. Diese Gefährtenliebe genoss in Sparta hohes Ansehen und wurde staatlicherseits durch die herrschende Militärdemokratie gefördert. Der erfahrene Krieger bildet den Jüngling in allen Waffengattungen aus und bringt ihm auch sonstiges Wissen nahe. Sexuelle Beziehungen waren ausdrücklich gewünscht. Die Spartaner glaubten, dass beim Sexualverkehr Kraft, Mut, Ausdauer und Wissen vom Lehrer auf den Schüler übertragen wurde. Nicht selten hielt diese Liebesbeziehung ein Leben lang, auch wenn sich die Partner anderweitig mit Frauen verheirateten.

Ich habe diese Gefährtenliebe einfach auf die Amazonen übertragen. Warum sollte so etwas nicht auch zwischen Frauen funktionieren? Auch die kampferprobte Kriegerin überträgt beim Geschlechtsverkehr mit ihrer Schülerin ihre Fähigkeiten auf diese, auch wenn dabei kein Sperma fließt.

 

*** 1980 empfahl die Staats-und Parteiführung der DDR dass Weihnachtsfest als Jahresendfest um zu widmen, nach dem Vorbild des russischen Jolkafestes. Dabei übersahen sie allerdings dass es sich bei Jolka ebenfalls um ein Religiöses Fest aus vorchristlich-heidnischer Zeit handelte.

Nach Möglichkeiten sollten Rituale und Symbole umbenannt werden. So wurde z.B. aus dem Weihnachtsengel die Jahresendflügelpuppe. Wie nicht anders zu erwarten ging der Schuss nach hinten los und die Verantwortlichen machten sich eine Stange lächerlich.

1981 wurde wie selbstverständlich wieder Weihnachten gefeiert.  

 

**** Die Handlung ist entnommen dem Roman „Jesus in Love“ von Kittredge Cherry, lesbische amerikanische Autorin und Pastorin der Metropolitan -Community-Church

Das erscheinen des Buches im Jahr 2004 löste in den bibeltreuen us-amerikanischen Südstaaten einen Sturm der Entrüstung aus