Politische Relevanz von Androgynität ?

 

                                                                                                            Text von Jacqueline Kaschke

 

Bevor wir versuchen diese Frage zu beantworten, möchte ich, auf verschiedene Grundannahmen bezüglich der Androgynität bei Menschen eingehen. Was verstehen wir eigentlich darunter ? Sind das nur einige seltene physische Erscheinungsformen, welche aufgrund genetisch festgelegter „natürlicher“ Dispositionen entweder vorhanden sind, oder aber eben nicht ? Oder könnte es nicht auch eine geistig-seelische Qualität sein, welche mindestens potentiell, in jeder Person angelegt ist, und dementsprechend, zumindest theoretisch, unter dafür günstigen Bedingungen, auch von jeder einzelnen entwickelt werden kann ? Sind wir auf Gedeih und Verderb, der Willkür unserer unveränderlichen Struktur ausgeliefert, und folglich mehr o. weniger androgyn veranlagt ?  Oder haben wir dabei auch noch „ein Wörtchen mitzureden“ ?

Die nächste Frage geht noch eine Schicht tiefer und bezieht sich auf unseren grundsätzlichen Status, als potentiell vernunftbegabte Lebewesen, mit der angeborenen  Fähigkeit unser Dasein zu reflektieren. Und zwar geht es darum, ob wir wirklich alle einen freien Willen haben, mit dem wir unsere Realität erschaffen ? Und damit meine ich nicht nur die individuelle Interpretation der uns umgebenden Welt, sondern ganz konkret, den umfassenden Schöpfungsakt  jeder Einzelnen. Formen wir, alle gemeinsam und parallel dazu nochmal jede für sich, unsere Wirklichkeit, und hat das alles seinen Ursprung in unseren Gedanken , frei nach René Descartes „ich denke also bin ich“ ? Sind wir also tatsächlich Produkte dessen, was wir über uns denken ? Oder folgt unsere Biographie einem festgelegten Plan, der auch wieder nur durch die Unveränderlichkeit unserer genetischen Struktur geprägt ist, welche uns durch die Willkür des Universums beschert worden ist und an der auch nun wirklich rein gar nichts zu rütteln ist ?

Wenn wir der Wissenschaft glauben dürfen, wäre die Fähigkeit, unsere Existenz zu reflektieren, und Kraft unseres Geistes zu formen, das spezifisch Besondere an unserer Gattung. Weswegen unsere Kultur, ja nicht nur über das bloße instinktive Funktionieren, im Sinne der Arterhaltung, hinausgewachsen ist , sondern wie es aussieht sogar eher zum Nachteil derselbigen, das Thema gänzlich verfehlt hat. Aber wer weiß, vielleicht bilden wir uns einfach nur zuviel auf uns ein und sind doch letztlich, genau wie viele Wissenschaftler es von Tieren und Pflanzen annehmen, ausschließlich instinktgesteuert ? Weshalb wir ja schon allein deshalb, auch rein gar nichts, an unserem seit langem stattfindenden, kollektiven Selbstmord ändern konnten. Demnach hätte die Evolution uns völlig planmäßig aussortiert, weil das Experiment Homo Sapiens einfach aufgrund seiner instinktiven Entwicklung nur für diese zeitlich eingegrenzte Epoche erdgeschichtlich tragbar war. In der Testreihe „Survival oft the Fittest“ hat sich der herzlose Großrechner mit dem Gierschlund nunmal nicht als der Fitteste herausgestellt… Wird also die Macht der Gedanken vielleicht maßlos überschätzt und sind wir nicht genauso verstrickt und ahnungslos, wie wir uns oft  fühlen ?  Wozu dann aber die ganze Philosophie, wozu all die Dichter und Denker ? Und warum dieser hohe Anspruch an uns selbst? Warum all das Reflektieren und Infragestellen ? Wie funktioniert überhaupt Evolution ? Wer oder was hat, vor millionen von Jahren, der ersten Préamphibie eingeflüstert, doch mal den Kopf aus dem Wasser zu strecken ? Oder ist das vielleicht sogar auf ihrem eigenen kleinen Mist gewachsen ? Wir könnten uns auch bei unseren direkten Vorfahren fragen, was die rechtsseitigen Kongoschimpansen wohl dazu bewogen haben mag, doch mal von den Bäumen herunterzusteigen, während die linksseitigen Bonobos, das Leben in luftiger Höhe, bis jetzt offensichtlich nie angezweifelt haben ?

Ich persönlich denke ja, daß wir hier alles wirklich höchstselbst verzapfen. Und zwar vom Traum über die Sehnsucht zum Verlangen bis in das Wirken hinein. Da ist die Sprache auch mal wieder sehr weise. Im Wort Wirklichkeit steckt das Wirken ja schon drin. Im Prinzip ist alles nur eine Frage der Identifikation und des Kampfes gegen die Resignation. Ich glaube einfach nicht, daß irgendetwas fest und unverrückbar ist. In meiner Welt steht und fällt alles mit dem Glauben an meine Möglichkeiten. Ich kann alles sein, was ich will, solange ich Nichts als unabänderlich hinnehme. Ich  gebe mich nicht eher zufrieden, bevor ich nicht zutiefst befriedigt bin. Nur wenn es der „Spatz in der Hand“ wirklich ist, kann die „Taube auf dem Dach“ machen was sie will…sonst nicht ! Ich wünsche, also bin ich ! So funktioniert bei mir Evolution. Nämlich im Sinne von Selbstinduktion.  Alles andere wäre „klein beigeben“ oder „Warten auf Godot“…und wir wissen alle, daß Godot niemals kommt… Ich möchte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was mich auf Dauer davon abhalten könnte, sämtliche Tiefen meiner Seele auszuloten, alle Aspekte meiner Persönlichkeit kennenzulernen und mich in jede Richtung auszuprobieren. Tiefstapeln wäre mir schlichtweg zu langweilig. Androgynität bedeutet für mich das höchste Ziel, in der Entwicklung meiner Persönlichkeitsstruktur. Nämlich die innerliche, harmonische Ausgeglichenheit, weiblicher und männlicher Aspekte. Plus u. Minus, Licht u. Schatten, Jing u. Jang,  die ganze Dualität, in liebevoller Verschlungenheit, in mir selbst zu vereinen und entsprechend auszustrahlen. Das ist meine Vorstellung von göttlicher Vollendung und perfekter Schönheit. Selbstverständlich hat für mich, schon allein das Vermehren von wahrer Schönheit, eine absolute politische Relevanz. Erst recht in einer Welt, die zunehmend durch kalte, funktionelle Technokratieästhetik verunstaltet wird. Aber das ist ja noch längst nicht der einzige Aspekt, der ganzen gesellschafspolitischen Dimension. Betrachten wir doch mal die herrschenden Verhältnisse. Was mir ohne Weiteres einleuchtet, ist das weitverbreitete Unbehagen mit den heteronormativen Geschlechterrollen. Mal ehrlich, da draußen herrscht Krieg, das weiß eigentlich auch jeder. Wär‘ mal interessant zu wissen, wie alt das Wort „Geschlechterkrieg“ eigentlich ist, und was es vorher für eine Bezeichnung dafür gab, als mit Geschlechtern noch Familiendynastien gemeint waren. Das Thema ist mindestens so alt wie die Geschichtsschreibung, obwohl selbige natürlich, gerade diesbezüglich, durchaus auch gefälscht sein könnte. Jedenfalls leiden alle auf ihre Art, kämpfen so gut sie können und Gewinner gibt’s, wie in jedem Krieg, mal wieder keine. Stellt sich die Frage, wieso trotzdem, nach wie vor, krampfartig am Mythos der Grundverschiedenheit von „Männern“ und „Frauen“ festgehalten wird, während Androgynität, die permanent abgewertete und gemobte Lachnummer, am Rand der Gesellschaft vor sich hin vegetiert, von Nieschen wie Queerszene oder Kunstbetrieb mal abgesehen. Nach dem Motto „wir sind ja so unglaublich tolerant“ aber wehe, das Unsägliche begegnet uns im Alltag oder noch schlimmer, es betrifft die eigene Familie…Da werden immer noch Ehen geschieden, Kinder verstoßen, bis hin zu noch Schlimmerem. Und das im „aufgeklärten Bildungsbürgertum“ genauso, wie im sog. Präkariat, außer daß es im Letzgenannten nichts zu enterben gibt. Trotz sexueller Befreiung in den 60ern und diverser androgyner Popstars, kommt im Mainstream kaum etwas an. Da werden weiter lächerliche Klischees aufgewärmt, alberne Witze gerissen, wird gehässig sexistisch polemisiert und pseudowissentschaftlich dahergefaselt, daß sich die Balken biegen…und „schwul“ ist immer noch das unangefochtene Lieblingsschimpfwort… Auf der anderen Seite stößt das klassische Model der zis/hetero Paarbeziehung zunehmend an seine, womöglich natürlichen Grenzen. Besonders seit es nicht mehr so massiv, durch das Konglumerat aus Kirche und Staat, künstlich zusammengehalten wird. Fast jede zweite Ehe wird früher o. später geschieden, Seitensprünge sind an der Tagesordnung und Legionen von  Therapeutinnen u. Beratungsstellen versuchen, latent frustrierte Liebespartner von überstürzten Verzweiflungstaten abzuhalten. Trotz alledem wird die Ehe von „Mann u. Frau“ der „heilige Bund“ und „Keimzelle der Familie“, exclusiv verteidigt, als letzte Bastion einer bigotten, reaktionären Doppelmoral, mit Normalität und Natürlichkeit gleichgesetzt und mit allen Mitteln romantisch verklärt. Die Grundidee dabei ist die Vorstellung, daß Männer u. Frauen ja soo gegensätzlich verschieden seien, und in der ehelichen Verbindung, sich diese beiden verlorenen Hälften in Liebe ergänzen sollten, und dadurch erst zur menschlichen Vervollkommnung gelangen würden. Die Bibel formuliert sehr anschaulich : „…und sie werden ein Fleisch sein“. So weit so gut. Vielleicht ist es ja sogar ein gut gemeinter Ansatz. Gegen liebevolle Verbindungen an sich, wäre nun auch wahrhaftig erstmal nichts einzuwenden. Wenn aber ausschließlich diese Form jemals wirklich funktioniert hätte, müßte wohl auch niemand irgendwas daran infrage stellen. Allerdings sieht die Realität beileibe etwas anders aus. Schon Loriot hat sehr treffend festgestellt „Männer und Frauen passen überhaupt nicht zueinander“. Die Amazonen wußten das auch.  Am Anfang mögen die Schwierigkeiten noch vom Überschwang der Gefühle, des Verliebtseins, dem Reiz des Neuen und schlicht durch einen gehörigen, der Fortpflanzung dienlichen Hormoncocktail überspielt werden. Aber das hat sich spätestens nach 2-3 Jahren merklich abgenutzt. Danach kommen die Fakten auf den Tisch. Und die sind alles andere als romantisch. Ein Mensch, der sich nur halb fühlt, weil ihm vermeintlich, eine Hälfte des Menschseins fehlt, nämlich „Männern“ die weibliche und „Frauen“ die männliche, haben eine verständliche Sehnsucht nach Vollkommenheit, und solange sie es nicht für möglich halten, diese zweite Hälfte in sich selbst zu finden, glauben sie folgerichtig, ihr Gleichgewicht sei nur im Außen wiederherzustellen, sprich in der möglichst symbiotischen Verbindung mit einem entsprechenden Gegenüber, namentlich das vermeintlich „andere“ Geschlecht vertretend. Die Gefühle aber welche auf Dauer, aus so einer Art von Angewiesenheit resultieren , heißen selten Liebe, Hingabe, innere Harmonie oder gar Ekstase, sondern viel eher Abhängigkeit, Neid, Ohnmacht, Verlustangst, Mißtrauen und Eifersucht. Obendrein mischen sich im Konfliktfall, z.B. bei drohendem oder tatsächlichem Verlust, noch andere negative Gefühle mit hinein, was die traurige Bilanz unzähliger Fälle von häuslicher Gewalt immer wieder bestätigt. Ich glaube sogar, daß sämtliche Gewalteskalationen letztlich ihren Ursprung in diesem Dilemma haben. Die „Halblinge“ fühlen sich von Gott und der Welt betrogen und beklaut, und das fällt ihnen besonders auf, wenn die sog. Geschlechtsreife einsetzt. Kleine Kinder haben meistens noch einen gesunden Wunderglauben und das Urvertrauen, daß alles richtig mit ihnen ist. Aber die, uns allumgebende heterosexistische Propagandamaschinerie, treibt ihnen das, bis spätestens zur Vorpubertät schon aus. Kinder, die bis dahin friedlich miteinander gespielt haben, teilen sich dann in zwei feindliche Lager, um dann später, wenn der Sexualtrieb zu drängend und die Sehnsucht nach der “ verlorenen besseren Hälfte“ unaushaltbar wird, doch wieder irgendeinen Weg zueinander finden zu müssen. Aber das Ohnmachtsgefühl und der Neid darauf, was das Gegenüber hat und mir vermeintlich, permanent vorenthält, und was wirklich nur im Rausch der Sinne für einen Augenblick vergessen werden kann, bleibt und frißt permanent an der jugendlichen Liebe…bis zur Abgestumpftheit oder oft sogar bis zum blanken Haß… Und das ist der Stoff, aus dem unsere menschliche Kultur in der Hauptsache besteht… jede Menge „liebevoller“ Eltern, in zweigeschlechtlicher Feindschaft vereint…

Menschen, die sich für „nur männlich“ oder „nur weiblich“ halten, nenne ich Halblinge. Aus Sicht einer wirklich gereiften sexuellen Identität, sind sie wie Schlafende, die einen Alptraum haben und diesen für die unabänderliche Wirklichkeit halten. In diesem Traum erleben sie sich selbst in einem ständigen existenziellen Mangel, aus dem es keinen Ausweg gibt…außer dem physischen Tod…

Dagegen sind Menschen, welche in sich, ein androgynes Potential wenigstens ahnen und ohne Scheu bereit sind, es nicht zu verleugnen oder zu verdrängen, sondern damit zu experimentieren und ihre Selbsterfahrung damit zu bereichern, eben im Begriff aus diesem absurden Alptraum zu erwachen und zu begreifen, welche Möglichkeiten sie im tatsächlichen Leben zur Verfügung haben, und daß es nichts und niemanden gibt, der ihnen auf dem Weg zu dieser ganzheitlichen Selbstverwirklichung, irgendetwas wegnehmen oder vorenthalten könnte… Was für ein essenzieller Unterschied in der Selbstwahrnehmung und Gesamteinschätzung ihrer Situation? Der Alpdruck ist weg. Ich kann alles sein, was ich will. Dem Geist sind keine Grenzen gesetzt. Alles was ich brauche um ganz zu werden ist in mir vorhanden. Ich brauche es nur zu entwickeln. Ich bin nicht abhängig oder ohnmächtig und es gibt auch keine „bessere Hälfte“ im Außen. In mir sind weibliche und männliche Aspekte gleichermaßen angelegt. Natürlich braucht es zur Fortpflanzung weibliche u. männliche Keimdrüsen etc… Aber das ist nur ein klitzekleiner Teil des materiellen Lebens…der „kleine Unterschied“ sozusagen. Da ist der Volksmund auch mal wieder viel schlauer, als jene, die daraus unbedingt einen großen Unterschied konstruieren wollen. So, und wenn ich nicht abhängig oder unterlegen bin, muß ich auch nicht neidisch oder mißgünstig sein… jede ist auf ihre Art vollkommen, und wer was anderes behauptet, lügt. Wenn mir etwas an mir selbst nicht gefällt, habe ich alle Möglichkeiten das zu ändern. Ich bin das, womit ich mich identifiziere. Der Weg ist das Ziel und mein Glaube ist mein Himmelreich. Niemand enthält mir etwas vor, außer mir selbst. Mit diesem Selbstbewußtsein kann ich mich ohne Angst und Scham von Anderen faszinieren lassen, weil mein innerer Reichtum mich stark und unabhängig macht. Erst dann kann ich wirklich lieben, weil ich der Anderen ihre umwerfende Schönheit und jugendliche Kraft von Herzen gönne…ich muß nicht gehässig fragen „was hat sie, was ich nicht habe?“ , sondern kann mich darüber freuen, daß wir beide soviel sind

Menschen, die sich nur mit einer möglichen Spielart von Geschlecht überidentifizieren, machen sich kleiner als sie sind… sie halten nicht viel von sich und übernehmen Beschränkungen, die ihnen von außen auferlegt werden. Infolge haben dann auch noch, die brav verinnerlichten, aber leider mangelhaften Glaubenssätze einen degenerativen Effekt. Menschen haben nunmal die Wahl. Sie können sich in jede Richtung entwickeln…selbst in die Verkümmerung. Wenn sich Rebellentum an irgendeiner Stelle wirklich lohnt, dann da. Trotzdem wird sich gegen alles mögliche lieber aufgelehnt, als gegen das Diktat der eindeutigen Geschlechtsidentität. Und das nicht nur wegen Unkenntnis der Zusammenhänge, sondern hauptsächlich wegen diffuser, unreflektierter Ängste. Kaum etwas ist dermaßen tabuisiert, wie der Zweifel am Dogma eben dieser Eindeutigkeit. Dabei stehen die zu erwartenden Konsequenzen eines Tabubruchs, in keinem Verhältnis zum Leidensdruck, den die Unterwerfung ständig mit sich bringt. Aber nein, viel eher wird sich davon abgelenkt oder die „Flucht nach vorn“, bis zur lächerlichsten Groteske angetreten. Und tausendmal lieber wird das Dilemma durch Süchte und Gewaltexzesse kompensiert, bevor sich einmal ehrlich, die Trauer und Wut darüber eingestanden, und den Ursachen mit einer konstruktiven, lösungsorientierten Herangehensweise, zuleibe gerückt würde.  Kindischer Trotz und wütendes, unreflektiertes Ausagieren scheint, wie wir am Weltgeschehen und vor allem bei sexualisierten Gewaltexzessen in Kriegen, unschwer erkennen können, der menschlichen Natur, mehrheitlich näher zu liegen. Auch ein, über Jahrtausende gezielt erzeugtes Mangelbewußtsein, welches sich im Negativen potenziert, hat zusätzlich immer wieder ein Klima der latenten Gewaltbereitschaft und zunehmenden Verrohung erzeugt, und sein Nämliches zu den herrschenden kulturellen Verhältnissen beigetragen.  Aber auch das ist schon so alt wie der Westerwald, und wir stehen mal wieder vor der Frage „was war zuerst da, das Huhn oder das Ei?“ Ich denke ja, beides gleichzeitig… Ursache und Wirkung gehören unbedingt zusammen… ohne Huhn kein Ei u. umgekehrt… das ganze ist ein Teufelskreis…

Die nächste Frage ist, wer oder was hat ein Interesse daran, daß sich an diesem Dilemma nichts ändert ?  Warum soll die Menschheit in dieser Beschränktheit gefangen bleiben ?  Welche Strukturen profitieren von abermilliarden Individuen, die sich als, nur weiblich bzw. nur männlich empfinden können, und welche Mechanismen arbeiten an der stetigen Reproduktion dieser halbseitigen Lähmung des Geistes? Warum ist es für die allermeisten Menschen in höchstem Maße unerträglich, wenn sie eine Person keinem eindeutigen Geschlecht zuordnen können, und wieso ist die erste und scheinbar wichtigste Frage, den neuen Nachwuchs betreffend „Mädchen oder Junge“ ?  Wieso werden Menschen, schon prenatal, lange bevor das Thema Fortpflanzung überhaupt für sie infrage kommt, dermaßen geprägt und auf eine, von nur zwei möglichen sog. Geschlechterrollen festgelegt, welche beide ihrer Art und Interpretation nach, dermaßen stumpfsinnig und kleinkariert daherkommen? Jungs blau, Mädchen rosa, Barbie u. Ken…der ganze Quatsch… Warum wird es Menschen immer noch so schwer gemacht, sich unabhängig, vom „kleinen Unterschied“ und ohne das massive Einwirken heterosexistisch motivierter Propaganda, zu orientieren und zu entwickeln ? Zwar sind die, vom Mainstream vorgegebenen Grenzen der Entfaltungsmöglichkeiten, dank heldenhaftem Vorreitertums diverser, öffentlich in Erscheinung tretender Einzeltäter oder kleinerer Netzwerke, etwas in Richtung „Toleranz“ verschoben, aber jede weitergehend positive Einschätzung der Situation, wäre blauäugige Schönfärberei. Warum zum Teufel, ist beim Eiertanz rund um’s humanuide Balzverhalten, die biologistisch definierte Struktur eines Körpers so ein Mordsthema ?  Und das in einer angeblich soo hochentwickelten Zivilisation, in der Sexualität bei  weitem nicht immer nur der Fortpflanzung dient. Wieso also, finden höchstens in heimlichen Zusammenhängen, sämtliche denkbare Spielarten ihre Räume.. Warum stellen im öffentlichen Raum, die allermeisten Menschen, in vorauseilendem Gehorsam, ihr androgynes Licht unter den Scheffel der heteronormativen Zensur ?  Gibt es sowas wie eine „GenderStasie“ ?  Woher kommt diese Mischung aus Angst, Ekel und Scham, die sich beim bloßen Gedanken an die „Grenzverletzung“ bei den meisten Menschen einstellt ?  Welcher Geist kontrolliert unser Selbstverständnis und beeinflußt unser „Bodybuilding“ ?

Was die Beantwortung dieser Fragen betrifft, so will ich vorerst nur mal, meine Sicht der Dinge zur Diskussion stellen. Natürlich fließen in meine Überzeugung, auch Erkenntnisse diverser anderer, aufmerksamer Beobachterinnen und Analystinnen ein, also besteht hier bei weitem kein Meinungsmonopol.

Zuerst mal die Feststellung, in welcher Staatsform wir eigentlich leben. Ich glaube, selbst heutzutage gibt es immer noch Träumer, die ernsthaft glauben, das wäre so etwas wie eine parlamentarische Demokratie, wo vom Volk gewählte Vertreter, die Richtung der Politik, im Interesse des Volkes bestimmen. Tatsache ist aber, daß im Parlament noch nie Politik gemacht wurde. Zwar sitzen da, vom Volk gewählte Vertreter, damit hört’s aber auch schon auf, mit dem schönen Traum. Denn was verstehen wir gemeinhin unter einem Vertreter ?  Genau : einen Handelsvertreter, vornehmlich von Großhandelsfirmen. Und von denen werden unsere sog. Volksvertreter allesamt gesteuert. Politik wird also nicht im Parlament gemacht, sondern an der Börse. Das Parlament ist nur dazu da, dem Volk die Illusion einer tatsächlich herrschenden, freiheitlich-demokratischen Ordnung vorzugaukeln (Ironie der Sache „Bundespräsident“Gauck als Obergauckler) In Wirklichkeit leben wir in einer Monarchie der Hochfinanz. Wir werden von  wenigen Hauptnutznießern der radikalen Marktwirtschaft regiert. Das ganze basiert auf der „Trägheit der Masse“, weswegen wir vielleicht gerade heute, eine Physikerin als Kanzlerin haben… damit es nicht zur kritischen Masse kommt… Um das nämlich zu verhindern, werden mehrere, sich flankierende Strategien gefahren. Zuerst mal greift das altbewährte Konzept „Brot und Spiele“, welches sich schon im antiken Rom bewährt hat, und in heutiger Zeit um einige Aspekte bereichert, und dank moderner psychologischer Erkenntnisse perfektioniert wurde. Wenn wir wissen, daß mindestens dreiviertel aller Psychologieabsolventen in der Werbebranche landen, sind wir hoffentlich auch von dem Irrglauben geheilt, daß es in der Suchtforschung hauptsächlich um die Verbesserung heilerischer Strukturen ginge… Das Gegenteil ist der Fall : Konsumsucht, Vergnügungssucht, Geltungssucht, Habsucht…das alles wird absichtlich durch Legionen von Marketingstrategen erzeugt. Das „hohe Ziel“,  Ablenkung der Massen vom Wesentlichen und natürlich Profitmaximierung, heiligt sämtliche Mittel. Damit das noch besser und vor allem nachhaltiger funktioniert, setzt „big Brother“ auf systematische Volksverdummung durch Sabotage am Bildungssystem, inhaltlose Unterhaltung, gezielte Desinformation usw… Weitere Strategien machen sich das, ebenfalls altbewährte Prinzip der schwarzen Pädagogik „teile und herrsche“ zunutze. Demnach ist eine Gruppe, eine Klasse oder eben ein Volk, umso leichter zu beherrschen, je größer die Differenzen im Inneren sind. Also je mehr gesellschaftliche Gruppierungen es gegeneinander aufzubringen gelingt, desto weniger ist konzentrierter Widerstand zu erwarten. An der fast nicht vorhandenen Manövrierfähigkeit der linksalternativen Bewegung, können wir am deutlichsten sehen, wie gut diese alte Nummer immer noch funktioniert… Das Establishment spart nicht an Munition, setzt auf breite Streuung und Kettenreaktionen. Da sämtliche Massenmedien sich im Besitz weniger superreicher, also primärprofitierender Familien befinden, wundert es wohl auch nicht, daß mit regelmäßiger Zuverlässigkeit, Hetzkampagnen gegen die eine oder andere gesellschaftliche Gruppierung losgetreten wird…Beamte gegen Angestellte, Arbeitslose gegen Arbeiter, Rheinländer gegen Ausländer…und als ewiger Dauerbrenner : sexistische Dummbeutelpropaganda über „Männer“  „Frauen“ und das angeblich typische Verhalten, was daran „eindeutig“  geschlechtsspezifisch sei, daß es da ja wohl „naturgemäß“ aber auch kulturbedingt unüberbrückbare Gegensätze gäbe, was erwiesenermaßen genetisch determiniert sei…so daß wir uns also jegliche Einigung, aufgrund massiver Verständigungsprobleme, von vornherein abschminken können, und daß es aber auch gut so wäre, schon wegen der Erotik und weil der Gegensatz ja soo anziehend wirkt…bla bla…so bleibt ihr am besten in eurer zugewiesenen Ecke und akzeptiert die Grundverschiedenheit, bis daß der Tod euch endgültig scheide… noch subtiler und effektiver wirkt in diesem Zusammenhang, die massive Propaganda, beständig inszenierter Lifestylerituale in Verbindung mit gezielt konstruierten, geschlechtsspezifischen Rollenbildern und der entsprechend zweigeteilten Pseudoerotik…das geht „von hinten durch die Brust ins Auge“ und vor allem ins Kaufverhalten. „Sex sells“ am besten, wenn eine Begierde sich gegenüber der, angeblich anderen abgrenzen muß, und sich dementsprechend ständig eindeutig profilieren will. Also noch ein elementarer Grund für die unbedingte Eindeutigkeit des Individuums. Dafür ist dann auch kein Klischee zu blöd, keine These zu haltlos, keine Inszenierung zu peinlich… Damit haben die Herrschenden uns direkt an den Eiern… „Frauen“ und „Männer“ gibt es ja in fast jedem Klüngel, also ist praktisch jeder scheinbare Hauptwiderspruch bloß ein Nebenkriegsschauplatz. Die Entscheidungsschlacht findet im Geschlechterkrieg statt, und da halte ich es mit Rio Reiser „die letzte Schlacht gewinnen wir“…mit „Wir“ meine ich dabei nicht „Frauen“ , „Männer“ oder andere Schubladen, sondern wir gemeinsam, im Sinne von aufgeklärten, emanzipierten Menschen, die sich weder von kleinlichem Überinterpretieren, bestimmter physischer Gegebenheiten, noch von rigiden Normen und damit verbundener struktureller Gewalt, hindern lassen, sich jeden Tag neu zu erfinden und nach Lust und Laune zu entfalten. Auch „Schlacht“ möchte ich, in diesem Zusammenhang nicht als aggressive, kriegerische Auseinandersetzung verstanden wissen, sondern in erster Linie als Kampf für eine schönere Welt, gegen den „inneren Schweinehund“, also gegen falsche Scheu, gegen den Neid auf Mutigere, gegen die eigene Transphobie, aber auch gegen Resignation und den Einfluß von Negativpropaganda. Natürlich werden wir auch um Reibereien im Außen nicht herumkommen…schließlich ist Zivilcourage ja auch noch ein Thema…wir sind eben die Vorhut des Spähtrupps…vielleicht haben wir gerade mal einen Fuß in der Tür…dafür können wir aber unseren Enkeln auch dereinst von der Kampfzeit erzählen…nach dem Motto „wir sind damals schon dabeigewesen…das kann sich heute ja zum Glück, keine mehr vorstellen…uns wurde noch „ Schwuchtel“ hinterhergerufen…

Also, unbedingt politisch relevant ist ein offensiver Umgang mit Androgynität, was auch anderen die Akzeptanz ihrer eigenen Besonderheit erleichtert. Es mildert das Unbehagen einzelner in ihrer CIS- Situation, die nicht mehr als so absolut zwingend erlebt wird, da es ja eine gangbare Alternative zu geben scheint. Ferner fördert jede sichtbare androgyne Identität die allgemeine Toleranz. Die 2 geschlechtliche Matrix wird mehr und mehr in Frage gestellt. Auch herrschende Strukturen werden durch den freiwilligen Verzicht auf Privilegien (Cis-Männlichkeit ) unterwandert und angezweifelt. Wir repräsentieren eine Möglichkeit, die durch uns erst greifbar bzw. erfahrbar wird…auch im Sinne von Bewußtwerdung…was letztlich Überläuferpotentiale aktivieren kann, was im günstigsten Fall irgendwann zu einer Kettenreaktion führen könnte…wenn die Masse endlich mal kritisch würde…

Daß wir uns hier im Eine Welt Laden treffen, ergibt gewissermaßen schon automatisch einen ganz eigenen Blickwinkel. Wir werden sozusagen darauf gestoßen, daß die Welt nicht an unserem Tellerrand aufhört. Historisch befinden wir uns an einem Punkt, wo nur ein wirkliches Wunder das unaufhaltsame Zusteuern auf den globalen Kollaps verhindern könnte. Wobei die meisten seriösen Wissenschaftler davon ausgehen, daß der „ Point of no Return „ sowieso schon längst überschritten ist. Warnungen hat es mehr als genug gegeben, aber passiert ist nichts. Im Gegenteil : Bevölkerungsexplosion, Ressourcenvernichtung, der Krieg Reich gegen Arm, Umweltzerstörung…das alles hat sich besonders in den letzten 40 Jahren dramatisch zugespitzt. Parallel dazu geht der sozialpolitische Trend immer mehr in rtg. zynisch entsolidarisiertes Egomanentum. Jeder gegen Jeden heißt die Zukunftsprognose. Die sog. Führungselite besteht schon längst zum größten Teil aus habsüchtigen Soziopathen und die unteren Schichten eifern ihnen fleißig nach. Wahrscheinlich war die Menschheit nie wirklich besser, aber heute kommt halt die Überbevölkerung als wesentlicher fataler Faktor dazu, und das gibt letztlich den Ausschlag. Also, wie gesagt, es bräuchte ein echtes Wunder, und das besser gestern als heute. Aber wie könnte das aussehen.

Meiner Meinung nach ist ein Hauptgrund für das weltweite Dilemma, die fast überall herrschende Abwertung weiblicher und androgyner Identitäten. Das „männliche“ Prinzip ist das tonangebende und politikbestimmende Element. Androgynität wird höchstens inform der „vermännlichung „ von „Frauen“ geduldet, welche sich durch das imitieren der patriarchalen Siegerpose ein wenig Respekt und etwas Teilhabe am Machtapparat erhoffen. Dagegen wird die „weibliche“ Entfaltung eines „Mannes“ immer noch als peinliche Entgleisung wahrgenommen und ungleich stärker thematisiert und entsprechend diskreminiert. Ich glaube, daß es gerade an dieser Stelle zu einem Quantensprung des Bewußtseins kommen müßte. Etwas grundlegendes im Denken und Fühlen müßte sich schleunigst ändern, und wir als superindustrialisierte Spitzenreiter im Wegwerfwahn müßten da mit gutem Beispiel vorangehen…denn wir haben diese Vorbildfunktion, ob wir wollen oder nicht… Genau wie amerikanische Verhältnisse etwas zeitversetzt in Europa einsetzen, so imitieren die sog. Schwellenländer unsere Lebensweise… Denn wir sind in ihren Augen die Siegermächte im internationalen Ressourcenkrieg… Deswegen werden wir zwar beneidet, aber so pervers das ist, auch bewundert und nachgeäfft…und das wird durch’s Internetz rasend schnell umgesetzt… Zeitversetzt „wird immer mehr gestern…“ Deswegen ist es so verdammt wichtig, daß vor allem wir, diesen schamlosen Konsumterror als Erste stoppen…nicht nur aus Fairness, weil wir ja schließlich schon ein paar Jahrhunderte länger von Sklavenhandel, Kolonialisierung,  Industrialisierung und der entsprechenden Ausplünderung von Ländern und Menschen profitiert haben… Den Banken ist das natürlich egal…sie sind nur die computergesteuerten Dealer, welche die spielsüchtigen Börsenjunkies mit Stoff versorgen…nämlich billiges gestrecktes Geld…Cash, Zaster, Kohle…für gutes Koks und teure Prostituierte…von denen brauchen wir nichts zu erwarten…und von dem Kasperletheater im sog. Parlament auch nicht…die hängen auch alle am Tropf…das Geld ist die Droge und die einzig wahre ethablierte Religion…“niemand kommt zum Wohlstand denn durch mich“ heißt der Aberglaube, welcher durch die Glücksforschung längst widerlegt ist…Konsumsucht, Ignoranz, Zynismus und Kriegsschuld machen uns seltsamerweise gar nicht glücklich…seit den 60er Jahren geht es uns psychisch immer schlechter…das ist definitiv erwiesen… In den Psychiatrien sitzen eher die tendenziell Gesünderen…nämlich diejenigen welche noch merken, daß der Mensch nicht ohne Herz leben kann…die wirklich Kranken sitzen an den Schalthebeln des militärisch-industriellen Machtapparates und schalten und walten herum, wie sie es eben tun…wenn ein Baggerfahrer auf der Baustelle so rumrandalieren würde, wären sich alle einig…da wäre alternativlos wahrscheinlich nicht die Vokabel der Wahl… Also von oben kommt keine Rettung…kam noch nie und wird auch in Zukunft nicht kommen…schminkt’s euch ab…alles müssen wir selber machen…da geht kein Weg drumrum… Nur der innere Friede im Individuum kann der Ausgangspunkt für eine weltweite umfassende Friedenspolitik sein…genau wie Selbstliebe die Voraussetzung für Nächstenliebe ist. Solange das Individuum von Süchten und Ängsten getrieben ist, wird auch die Weltpolitik aggressiv und rücksichtslos bleiben. Die großen Zusammenhänge können wir am effektivsten beeinflussen, wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich sind, und mit gutem Beispiel vorangehen…ohne von oben herabzukommen… Ich weiß, das ist nicht sehr populär…bequemer ist es auf andere zu schimpfen und den schwarzen Peter weiterzuschieben, aber das meiste was bisher so populär war, hat uns in diese globale Situation gebracht… Dieses ganze „man müßte…“  und „die sollten mal endlich…“ und „ich würde ja…wenn ich zu sagen hätte…“ bringt uns nicht weiter… Drei von fünf Fingern zeigen dabei immer auf uns Selbst… was dann ja wohl eine demokratisch determinierte Mehrheitsentscheidung wäre…also was ist los…wollen wir uns weiter von der Monarchie der Hochfinanz regieren lassen…und wollen wir weiter Gebirge von Mitschuld und Unterlassungssünden anhäufen (von konkreter Haupttäterschaft ganz zu schweigen)…oder wollen wir selbst über unser Leben bestimmen und unsere Hände endlich mal in Ungeduld waschen…da ist niemand anderes als wir…Gott ist tot, Politiker sind „ach lassen wir das“…wir werden uns ganz alleine rechtfertigen müssen…das ist die reine unbequeme Wahrheit…es gibt keine Zuflucht vor der eigenen Verantwortung…wie die Popgruppe „die Ärzte“ sehr treffend formulieren : „…es ist nicht deine Schuld, daß die Welt ist, wie sie ist, es wär‘ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt…“

Letztlich kann ich nur von mir auf andere schließen (obwohl man das ja eigentlich nicht machen soll)…aber ich hoffe halt, daß der Denkprozeß, welcher mir selbst einst geholfen hat, aus diesem Schlamassel rauszukommen, auch anderen behilflich sein könnte, den inneren Frieden zu entdecken, sich selbst zu befreien und aus dieser gestärkten Position heraus, die Welt verändern zu helfen…das wäre mir die größte Freude…

 

Die Erhabenheit des Alters resultiert im Wesentlichen aus der reiflich gewonnenen Erkenntnis, daß alles was uns in jungen Jahren eingeschüchtert und verunsichert hat, nur aus einer Reihe von Mißverständnissen und Irrtümern bestand, denen wir einfach nur mangels besseren Wissens aufgesessen waren… Das alles löst sich mit wachsender Erkenntnis buchstäblich in Wohlgefallen auf, und zurück bleibt die nüchterne Gewißheit, daß wir uns völlig umsonst ins Bockshorn jagen ließen… Uns hätte zu jeder Zeit, eine gesunde Ignoranz gegenüber dem Vorurteil anderer, besser zu Gesicht gestanden…Hinter dem ganzen Überlegenheitsgetue der uns umgebenden ethablierten Kultur steckt im Grunde gar nichts…nur eine aufgeblasene Scheinautorität, die z.B. beim Thema Tod sehr kleinlaut wird… Den Gevatter kann man halt  nicht so leicht wegalbern…Das woran wir immer meinten nicht teilzunehmen, war in unseren Köpfen zig mal realer, als in der sog. Wirklichkeit…Von unserer Phantasie hochgerechnete Sehnsüchte, die aus unserem Inneren kamen, und auch nur dort befriedigt wurden, waren den unbeholfenen Gaukeleien der äußeren Scheinwelt immer schon haushoch überlegen… nur wußten wir es damals noch nicht…und haben gelitten… Es ist etwas anderes, sich aus einem inneren Reichtum heraus, einer erbärmlich bedürftigen Außenwelt mitzuteilen, als sich selbst bedürftig zu fühlen, während eine ignorante Mangeldimension sämtliche Entsprechung verweigert… Worin unser aktueller Bildungsnotstand wirklich besteht, ist die massenhafte Unkenntnis über diese Wahrnehmungsebenen…da ist uns manch‘ andere Kultur um einiges voraus…