Über Madeleine

Hallo lieber Leser_innen!

Herzlich willkommen auf meinen Webseiten! Um zu verstehen, warum jemand auf die Idee kommt, einen umfangreichen Roman zu schreiben und diesen nicht zu einen Verleger bringt, um damit, wie das heute so üblich ist, reichlich Kohle zu machen, sondern ins Internet stellt, um damit eine Diskussion anzuregen, bei der materiell nichts für ihn herausspringt, nichts außer vielleicht einem verhaltenem Lob, dass nichts kostet und zu nichts verpflichtet oder einer negativen Beurteilung die zuweilen tief unter der Gürtellinie ansetzt, muss mensch den Hintergrund kennen.

Zunächst gehört es sich, dass ich mich vorstelle, denn man/frau soll ja wissen, wer hinter all dem zu finden ist. Ich bin Madeleine, eine langzeitarbeitslose, nicht mehr ganz junge Transgenderfrau, reichlich mit Krankheiten ausgestattet. Vor anderthalb Jahren wurde bei mir die Diagnose Myasthenia gravis erstellt. Dem ging eine jahrzehntelange Abfolge von Fehldiagnosen voraus,mit dem Ergebins dass meine Gesundheit ausgesprochen ruiniert ist. Ferner habe ich eine starke Schliddrüsenunterfunktion und zähle mich zu den Hochsensitive Personen. Für unsere High-Tech- Leistungsgesellschaft bin ich im Grunde nicht mehr existent, eine homo sacer, eine Art lebende Tote. Nicht mehr in die Gesellschaft integrierbar, so der Vermerk in meinen Akten beim zuständigen Jobcenter. Was tut ein Mensch mit solch einer grandiosen Zukunftsperspektive. Was tut jemand der sich in der letzten Lebensphase befindet, im Augenblick 59. Also im nächsten Jahr werde ich 60. In diesem Alter wird einem so richtig die Begrenztheit des Lebens deutlich. Da drängt sich die Frage auf: Wofür möchte ich dieses Leben eigentlich gelebt haben? Man spürt das man keine unbegrenzte Zeit mehr hat, Entscheidungen nicht mehr vor sich herschieben darf und zum Wesentlichen zu kommen muss. Viele sehen ihre Lage ausgesprochen pessimistisch: Ab in die Kneipe, um den Frust in der erstbesten Pulle Schnaps ertränken? Zum Dealer gehen, sich Koks besorgen, um für ein paar Stunden auf Wolke 7 schweben? Oder besser gleich ein Päckchen Schlaftabletten um den ganzen Mist, der sich Leben nennt, ein für alle Mal hinter sich lassen. Ich bin Transsexuelle (ich verwende lieber die Bezeichnung Transidente, Transgender oder einfach nur Transfrau) für mich gibt es keine normale Lebensumstände. Hochsensibel, behindert und transident, jeder Tag ist für mich eine Herausforderung.  In der Lebensphase um die 60 können aber auch intensive Träume eine Veränderung begleiten und eventuell zu Wegweisern werden. Ich konnte rechtzeitig gegensteuern. Ich bin Anarchistin. Keine Angst, ich werfe keine Bombe, lehne statt dessen jede Form der Gewalt gegen Menschen ab, auch die staatlich sanktionierte. Ich leiste mir einfach eine politische Überzeugung, die auf eine Überwindung aller Ungerechtigkeiten dieser Welt abzielt,ich empfinde das als  enorme Bereicherung.

Ich habe keine Kinder, keine Enkel, es war mir nicht vergönnt, Leben weiterzugeben. Ein großes Defizit auf der einen Seite, aber auch eine positive Tatsache, wenn man bedenkt in welche Welt Kinder hineingeboren werden. Somit blieb mir immer nur die Verantwortung für mich selbst. 

Was also lasse ich zurück, wenn ich einmal den Weg alles irdischen gegangen bin?  Ich möchte etwas bleibendes hinterlassen, etwas unvergängliches, auch wenn mein Körper sich schon lange in seine Bestandteile aufgelöst hat.

Kreative Menschen haben es einfach. Künstler vor allem, ob Dichter, Musiker, Maler, Bildhauer etc. Deren Kunstwerke kann man auch noch nach Jahrhunderten bestaunen. Eine bleibende Kraft die nie vergeht. Dadurch erlangen sie selbst Unsterblichkeit. Auch ich möchte, dass sich die Welt meiner erinnert. Doch wie gelingt mir dass?  Es heißt, dass der Mensch erst dann wirklich tot ist, wenn keiner mehr  seiner gedenkt. Die meisten gewöhnlichen müssen sich wohl diesem Schicksal beugen. Da geht wohl kein Weg daran vorbei. 

Ich schreibe schon seit meiner frühesten Jugend. Schreiben ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Im Schreiben liegt Leben. Schreiben ist Leben. Ohne schreiben ist ein Leben für mich kaum noch vorstellbar.  Das Schreiben ist meine Existenzberechtigung.

Ich erschaffe mir eine Phantasiewelt, in die ich jederzeit abtauchen kann. Man möge das als Flucht bezeichnen, von mir aus gerne. Ich habe damit keine Probleme. Ich lebe in diesen Geschichten all jene Phantasie aus, die sich in die reale Welt kaum übertragen lässt. Vor allem ist es meine Transidentität, die sich darin wiederspiegelt. Ohne meine Transidentität gebe es diesen Roman nicht, zumindest nicht in dieser Form. Den ersten Plan für diese Geschichte schmiedete ich  Ende 2005, in diese Zeit fällt auch mein Coming out als Transgender. Zufall? Nein, beides ist eng mit einander verknüpft.

Die starken Frauenfiguren, die darin auftreten, sind alle Teile meiner Selbst.

Ich werde nie eine richtige Frau. Das muss ich akzeptieren. Ich habe mich gegen eine Geschlechtsangleichende Operation entschieden, obgleich ich die Voraussetzungen dafür erfülle, da ich juristisch als Transidente anerkannt bin. Aber ich bin inzwischen fast 60. Lassen wir alles so wie es ist und das ist gut so.

Meien Selbstbezeichnung lautet trans-weiblich/ trans-lesbisch. Ich habe auch mit non-binary experimentiert.  Eigentlich möchte ich mich gar nicht mehr festlegen. Ich habe dies als eine Kompromisslösung akzeptiert, mit der sich durchaus leben läßt.

Käme jedoch eine gute Fee zur Tür herein und ließe ihre Bereitschaft erkennen mir einige Wünsche zu erfüllen, wüsste ich allerdings sehr genau was ich begehre.

Dann würde ich geren eine richtige Frau sein, natürlich  so um die 25 Jahre alt, kerngesund, wunderschön und lesbisch.  Einfach die Möglichkeit besitzen, noch mal ganz von vorne anzufangen. Da ich aber davon ausgehen kann, dass in den nächsten 100 Jahren nichts dergleichen geschehen wird, muss ich mich mit meiner derzeitigen Existenz in irgend einer Form engagieren.

Ich bin in vielen Initiativen aktiv, vor allem politischer Art. Transgenderaktivistin, Queerfeministin, Syndikalistin. Ich habe für den Bundestag kandidiert und für den Landtag NRW. Auch politisch bin ich nicht festgelegt. Ich bin dabei eine neue politische Richtung zu kontruieren. Ich nenne sie anarchistische Monarchie. Wer mehr über diese ungewöhnliche Konstruktion wissen möchte, einfach den Roman lesen.

Welche Berufsbezeichnung  käme für mich in Frage Ich habe mir drei ausgesucht: Lebenskünstlerin, Revolutionärin. Schriftstellerin, die Reihenfolge spielt dabei keine Rolle und kann beliebig ausgetauscht und erweitert werden.

Ich bin  auch spirituell suchend und bezeichne mich als Mystikerin.  Passt das alles zusammen? Sind das keine Widersprüche?

Für mich existieren solche Gegensätze nicht. Abgrenzungen, Unvereinbarkeiten, Disharmonien sind Schnee von gestern Lassen wir diese im 20 . Jahrhundert, wo sie hingehören. Wir befinden uns inzwischen im 21. Jahrhundert. Es liegt an uns Neues zu entwerfen.

Wär könnte wohl besser dafür geeignet sein als ein ungewöhnliches Wesen wie ich um alle Grenzen zu sprengen?

 

Das Schreiben ist eine exzellente Art, sich damit auseinander zu setzen. Wenn man es mal ganz dramatisch ausdrücken will: Ich schreibe, um zu leben!

Viel habe ich schon zu Papier gebracht. Gedichte, Kurzgeschichten, Artikel für Zeitungen und vieles andere mehr. Als Jugendliche war ich sehr naiv, gab meine Texte leichtfertig aus der Hand, zu Kritikern, zu sogenannten Experten, in der Hoffnung, diese könnten mir weiterhelfen. Ein schwerwiegender Irrtum. Ich musste erleben, wie meine Texte auseinandergepflückt wurden, regelrecht zerrissen. Nein, so etwas möchte ich mir in Zukunft ersparen. So habe ich auf diese ungewöhnliche Form zurückgegriffen.

Mit fast 60  bezeichne ich mich trotzdem noch  als lernbereit und als Suchende. Ich möchte in einen Dialog treten mit anderen die ebenfalls schreiben, ein Dialog auf Augenhöhe, versteht sich.

Anregungen sind stets willkommen, Belehrungen sollten hingegen unterbleiben denn ich denke dass ich derer nicht mehr bedarf.

 

Madeleine