In der neuen alten Heimat

Die lang ersehnte Hoffung, nun erfüllte sie sich. Die Heimkehr der Schwestern und ihres Anhanges nach Anarchonopolis war gekommen.

Wie vereinbart erfolgte die Rückkehr in mehreren Schüben.  Den Anfang bildete eine Vorhut. Einige Schwestern und andere Bewohnerinnen und Bewohner machten den Anfang, dazu auserkoren zunächst die Lage zu peilen und auszukundschaften, erste Tuchfühlung mit den neuen Machthabern einleiten und Vorbereitungen für den nächsten größeren Schub zu treffen.

 

Die Frage wie und auf welche Weise, die Rückreise von statten gehen sollte, gab es unterschiedliche Meinungen. Natürlich wäre ein Flugzeug am schnellsten und sichersten an Ort und Stelle, doch von dieser Möglichkeit verabschiedeten sich die Schwestern rasch.

Bahn oder Bus? Sie entschieden sich für Reisebusse. Zwar etwas unbequem und schaukelig, doch auf diese Weise konnten sie sich von Anfang an ein Bild von den Zuständen im Lande machen, wenn sie es direkt durchquerten.

Die deutsche Regierung zeigte sich großzügig und stellte die Fahrzeuge zur Verfügung. Recht komfortable Reisebusse mit allem was dazu gehörte.

Die deutschen Behörden waren nicht unglücklich über den Umstand die eigenwilligen Exilanten mit ihren revolutionären Ideen und ihrer extravaganten Lebensweise loszuwerden.

Der Status der Exilgemeinde hatte sich seit Cassians Entmachtung deutlich verbessert.

Nun hatten es die Gastgeber nicht mehr nur mit einer Horde anarchistisch geprägter Phantasten zu tun, wie bestimmte Boulevardblätter immer wieder behaupteten. Colette war inzwischen als Staatsoberhaupt akzeptiert und fungierte schon im Exil als solche. Die Funktionen der anderen würden verhandelt und es konnte davon ausgegangen werden, dass zumindest eine Beteiligung an der neu zu bildenden Regierung außer Frage stand. 

Der Ton in den Medien und der gesamten Öffentlichkeit nahm deutlich mildere und positive Züge an.

 

An einem sonnigen Herbsttag startete der erste Reisebus in Richtung Akratasien. Die Verabschiedung verlief unspektakulär und ohne große Emotionen. Immerhin würden sich die Exilanten schon in einigen Tagen wieder sehen. Die Trennung also nur von sehr kurzer Dauer sein.

Elena und Madleen trennten sich somit, nach kurzer Zweisamkeit erneut für eine kurze Zeitspanne. Madleen gehörte zur Vorhut. Sie wollte so bald als möglich zu Larissa und in Erfahrung bringen, wie es ihr ging. Ihr kam in ihrer Eigenschaft als künftige Verwalterin von Anarchonopolis auch die Aufgabe zu, die Heimkehr der nächsten beiden größeren Schübe zu organisieren.

Tessa blieb bei Elena, ganz bewusst, die beiden sollten noch vertrauter miteinander werden.

Unterstützung erhielt Elena dabei von Lucy, die würde in die Akademie einziehen und Madleens freigewordenes Zimmer bewohnen.

Neidhardt haderte noch mit sich. Er verblieb nach wie vor in der Pension in Bensberg, schob die Entscheidung weiter vor sich her. Am Ende würde ihm ohnehin keine Wahl bleiben.

 

Annett und Dagmar gehörten ebenfalls zur Vorhut. Sie wollten so bald als möglich in ihr neues Domizil einziehen, um ihre junge Liebe in vollen Zügen zu genießen. Dagmar sollte in ihrer Eigenschaft als Organisatorin die abgetauschten Mitglieder der Akratasischen Allianz ausfindig machen und mit deren Reorganisation beginnen.

Laura und Cathy begleiten sie. Laura fühlte sich für Dagmars Sicherheit verantwortlich und glaubte sie auf diese Weise zu schützen.

 

Es versteht sich das Pater Liborius zur Vorhut gehörte. Der alte ehemalige Mönch, der fast sein ganzes Leben in der alten Abtei verbracht hatte und davon ausgehen musste diese nie wieder zu sehen, wollte so schnell es eben ging in die Heimat zurück.

Chantal, Eve und die kleine Lizzy begleiteten ihn.

 

Mit von der Partie waren auch Ronald und Folko. Ihre Frauen und die Kinder hatten sie zurückgelassen, die würden mit dem nächsten Schub nachkommen.

Die beiden wollten ein Sicherheitskonzept erarbeiten. Folko kannte Cassian von früher und traute ihm nach wie vor nicht über den Weg. Cassian war kein Typ der sich so schnell geschlagen gab. Deshalb musste man bei ihm auf alles gefasst sein

Auch Lars Ansgar und einige andere Männer waren beim ersten Schub dabei.

 

Eine ganze Reihe von Volontärinnen und Volontären aus Deutschland und anderen Ländern, die sich der Schwesternschaft zur Verfügung gestellte hatten, kamen ebenfalls mit, um Aufbauhilfe zu leisten.

Gut bestückt startete der Reisebus in aller Frühe an einem schönen Frühherbsttag Mitte September und machte sich auf den Weg in Richtung Akratasien. Die Fahrt ging zügig voran, es galt die Alpen zu passieren und sich dann weiter in Richtung Osten zu bewegen.

Alle Passagiere waren erfüllt von guten Hoffnungen für die Zukunft. Es ging nach Hause, in die vertraute Umgebung, Anachonopolis der schöne Traum einer gerechten Welt. Einer Welt ohne patriarchale Unterdrückung und Ausgrenzung, eine Welt in der das außergewöhnliche, die Norm darstellte, einer Welt in der das queere in all seinen Erscheinungsformen Programm war. In einer Welt in der jeder und jede frei lernen, lieben und leben sollte, so wie es den eigenen Neigungen, Interessen und Wünschen entsprach.

Alle hatten sich vorgenommen, es beim zweiten Versuch besser zu vollbringen, schließlich waren sie imstande aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

 

Häufig wurde eine Rast eingelegt, zwar wollten alle so bald als möglich in der Heimat ankommen, doch andererseits bestand auch kein Grund zur überhasteten Eile, sie gönnten sich einfach die Zeit auszuspannen.

Die Nacht wurde durchgefahren, die Chauffeure wechselten einander in regelmäßigen Abständen ab.

 

In der Morgendämmerung des zweiten Tages hatten sie die Grenze überschritten und näherten sich in rasantem Tempo der Hauptstadt Monrovia am Rande des Grauhaargebirges,

dessen hohe Bergmassive sich schon aus der Ferne zu erkennen gaben.

Endlich, endlich erschienen die Türme der Abtei am Horizont, die Abtei die wie ein Schwalbennest an den Ausläufern des Gebirges klebte.

Madleen und Dagmar saßen nebeneinander zusammen gekauert in einer Bankreihe und schliefen noch. Annett hatte hinter ihnen Platz genommen und war schon lange wach.

Annett war von tiefer Freude über die Tatsache erfüllt wie gut sich Dagmar, ihre neue Geliebte und Gefährtin mit ihrer Tochter verstanden. Zwei die sich vor nicht all zu langer Zeit in Todfeindschaft gegenübergestanden hatten. Das Schicksal hatte sie zu Freundinnen werden lassen. Beste Aussichten für die neue gemeinsame Zukunft.

 

Annett kitzelte beide sanft im Gesicht, um sie zu wecken.

Dann flüsterte sie beiden leise in die Ohren.

„Hey, ihr zwei hübschen. Falls es euch interessieren sollte. Wir nähern uns in Riesenschritten der Heimat.“

„Häh….hmmmm…. Was ist?“

Madleen reckte und streckte sich und gähnte dabei auf.

„Bald haben wirs geschafft Tochter. Sieh doch, dort oben wartet Anarchonopolis!“

„Wirklich?“

Madleen spähte aus dem Fenster.

„Dagmar! Dagmar wach auf! Wir sind da!“

„Hmmmmm….“

Dagmar kam schnell zu sich und blickte ebenfalls tief beglückt aus dem Fenster.

„Komisch! Ich bin als letzte von dort weg, ist gerade mal ein paar Tage her, komme nun als erste wieder mit zurück und mir kommt es so vor als seien es Jahre gewesen:“ wunderte sich Madleen.

„Ich bin schon eine längere Zeit aus Anarchonopolis ausgebrochen, mir kommt es vor als sei es gestern gewesen.“ Erwiderte Dagmar.

„Mir geht es ähnlich. Auch ich fühle so, als ob ich die Abtei erst vorgestern verlassen hätte.“ Stimmte Annett zu.

Dagmar und Madleen drückten ihre Stirn an das Glas der Fensterscheibe, so als wollte sie es gewaltsam durchdringen.

„Hey hier sind noch zwei!“ Cathy lugte hinter dem Sitz hervor und präsentierte ihre Schwarze Lockenmähne und die braunen Kulleraugen.

„Also ich war noch nie auf dem Gelände der Abtei. Ich werde es heute das erste Mal betreten.“

„Wirklich? Noch nie?“ Stellte Madleen mit Verwunderung fest.

„Also gesehen habe ich es schon, aber immer nur von Weiten. Früher waren ja dort noch die Mönche. Dann als es von den Schwestern besiedelt wurde hatte ich kein Interesse. Als ich schließlich doch zu euch gehören wollte war es zu spät, da wart ihr schon im Exil.“ Erinnerte sich Cathy.

„Ja und ich? Hmm, ich lebte dort eine ganze Weile, fühlte mich dort aber nie wirklich zu hause, kam mir wie ausgeschlossen vor. Deshalb bin ich weg. Mit dir Dagmar. Erst als ich fern von Anachonopolis lebte spürte ich dessen Kraft und bekam Heimweh.“

Schaltet sich auch noch Laura ein.

„Das ist traurig Laura!“ Bemerkte Annett.

„Nun ich war allein damals, einsam. Heute habe ich weitaus bessere Voraussetzungen, die wichtigste sitzt hier neben mir.“

Laura legte ihren Arm um Cathy und küsste sie.

 

Weiter vorn im Bus hatten Pater Liborius, Chantal und Eve platz genommen. Der alte Pater drückte ebenfalls seine Stirn an das Fensterglas. Alle die die Szene betrachteten, bewegte nur die eine Frage, was wohl in seinem Innern vorging, beim Anblick der alten und so vertrauten Heimat. Chantal legte ihren Kopf an dessen Schulter.

 

Auf diese Weise kamen sie ihrem Ziel Stück für Stück näher, durchquerten die Hauptstadt und schon bewegten sich der Bus die steile Zufahrtsstraße hinauf, die zum Plateau führte, auf dessen Fundament die Abtei thronte.

Geschafft! Der Bus stoppte und der Motor wurde ausgeschaltet. Die Insassen verharrten für kurze Zeit in einer Art andächtigem Schweigen. Doch als sich die automatischen Türen öffneten drängte es alle so schnell wie möglich hinaus.

Sie befanden sich direkt vor dem Eingangsportal.

Rührende Szene als der alte Pater dem Gefährt entstieg und auf dem Heimatboden auf die Knie sank, dabei viele Tränen vergießend. Schon waren Chantal und Eve zur Stelle, sanken ebenfalls zu Boden umarmten den Pater nahmen ihn in ihre Mitte und verweilten so eine ganze Zeit.

Nachdem Annett, Dagmar und Madleen den Bus verlassen hatten griff Dagmar fest nach Annetts Hand, die spürte das Anlehnungsbedürfnis ihrer Geliebten und erwiderte den sanften Druck.

Madleen stürmte sofort in Richtung Eingang. Sie konnte es kaum erwarten Larissa endlich wieder in die Arme zu schließen.

„Hey Madleen, sei vorsichtig. Denk daran, in deinem Bauch wächst ein Kind heran. Du musst lernen dich zu schonen.“ Rief ihr Annett nach.

Doch Madleen konnte und wollte nicht zögern. Die Sehnsucht nach der geliebten Freundin war einfach viel zu groß.

Sie hastete durch die Kastanienallee und schon ragte das Konventsgebäude vor ihr auf. Schnell die Kleine Treppe erklimmen und an der Pforte vorbei. Im Foyer rief sie mehrmals den Namen, der ihr so viel bedeutete.

„Larissa! Larissa!“ Sie bezwang die erste Treppe und war sichtlich aus der Puste

„Larissa! Tönte ihre Stimme noch lauter.

Da endlich vernahm sie ganz zart die erlösende Antwort.

„Madleen!“

Vom obersten Stockwerk blickte Larissa zu ihr hinunter.

„Madleen! Ich komme! Bleib wo du bist! Ich komme zu dir!“

 

Larissa eilte die Treppe hinunter, die kurzen Augenblicke kamen ihr wie Stunden vor.

Unten angekommen eilten sie aufeinander zu und fielen sich in die Arme.

Die Schleusen öffneten sich und nun flossen reichlich Tränen.

Sie hielten sich eng umschlungen, wild, aber sanft zugleich fuhren Madleens Hände über Larissas Rücken, die Schultern, sie strich durch deren Haar, unterbrochen von einer Flut von Küssen, mit deren sie das Gesicht der Geliebten überzog.

„Mein Liebling, ich kann es noch gar nicht fassen, dass ich dich wieder habe. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Ich konnte an nichts anderes denken.“

Erneut schloss sie Larissa in die Arme.

„Ich…ich hab…dich so vermisst. Ich habe…be…befürchtet dich nie wieder zu sehen.“  

Stotterte Larissa.

„Es ist vorbei, mein kleiner Spatz. Der Alptraum ist zu Ende. Wir sind wieder vereint. Von nun an wird uns nichts mehr trennen.“ Beschwor Madleen.

Es folgte ein langer, leidenschaftlicher Kuss.

„Ja, das wäre schön. Wir…für immer vereint. Ich…ich möchte mein Leben mit dir teilen.“

Wimmerte Larissa unter Tränen.

„Das möchte ich auch! Ja und heute werden wir damit beginnen. Ab heute nenne ich dich meine Frau.“ Erwiderte Madlleen, während sie Larissas Kopf in beiden Handflächen hielt und sanft schaukelte.

 

„Aber…aber was ist mit Elena? Du hast sie doch wieder getroffen. Ihr seid doch ein Paar. Wie war das Wiedersehen.“ Wollte Larissa wissen.

„Es war himmlisch! Wir haben uns einen ganzen Tag und eine ganze Nacht ununterbrochen geliebt. Alles ist wieder in Ordnung. Wir sind wieder vereint.“ Berichtete Madleen euphorisch.

Betrübt senkte Larissa den Blick zu Boden und wischte sich mit dem Handrücken eine Träne aus dem Auge.

„Ja, wenn das so ist, dann werde ich meinen Platz an deiner Seite frei machen. Ich habe es befürchtet. Die ganze Zeit über. Ich habe deine Rückkehr herbeigesehnt, jede Stunde, jeden Augenblick habe ich gezählt. Doch gleichzeitig hatte ich schreckliche Angst davor, denn ich wusste, dass ich dich dann verlieren werde.“

Mit einem Schmunzeln blickte Madleen Larissa ins Gesicht. Dann zog sie die kleine schmächtige Person an sich.

„Hey, hast du nicht verstanden was ich sagte? Du bist meine Frau und die nächsten Tage gehören nur uns. Wenn ich natürlich auch meine Pflichten hier im Haus wieder aufnehme. Du wirst ständig an meiner Seite sein.“

„Aber was wird Elena dazu sagen. Sie wird doch ihre Zeit mit dir verbringen wollen, jetzt da ihr endlich wieder zuhause seit.“ Erkundigte sich Larissa mit Verwunderung.

„Aber Elena ist nicht hier! Sie ist gar nicht mitgekommen!“

„Nicht…nicht hier? Aber wie…“

„Wir haben beschlossen, in mehreren Etappen zurückzukehren. Ich habe es dir nicht gesagt, weil ich dich überraschen wollte. Wir sind heute mit nur einer kleinen Gruppe eingetroffen, quasi als eine Art Vorhut. Wir wollen die Ankunft der anderen vorbereiten. Elena wird mit den meisten anderen in ein paar Tagen nachkommen. Zum Schluss wird Colette mit ihrem Gefolge eintreffen.“

Larissa ließ ihren Mund halb offenstehen, bildete Wort, doch trauten die sich nicht über ihre Lippen.

„Die nächsten Tage gehören uns Larissa und vor allem die Nächte. Ich kann es kaum erwarten das du bei mir liegst.“

Larissa umarmte ihre Traumfrau und drückte ihren Kopf fest an deren Brust.

„Oh…, ich kann es auch kaum erwarten. Das…das ist wunderschön. Ich… ich möchte nicht an die Zukunft denken. Ich will bei dir sein und die Zeit mit dir genießen.“

„So ist es richtig. Jegliches zu seiner Zeit. Lass dich in meine Arme fallen und genieße. Dafür ist jetzt die Zeit. Wenn es Zeit zum Reden ist, dann werden wir über alles reden.“

Madleen schlang ihren Arm um Larissas Taille und gemeinsam stiegen sie die Stufen hinauf, um ihre Wohnung aufzusuchen. Die Stufen zum Paradies.

 

Zur gleichen Zeit hatten auch Annett, Dagmar, Laura und Cathy das Foyer betreten.

Für Cathy eine unbekannte Umgebung, die sie heute zum ersten Mal in Augenschein nehmen konnte.

„Wau! Das ist ein Anblick! Da fehlen mir die Worte!“ Staunte Cathy und blickte sich nach allen Seiten um.

„Hattest du es dir so vorgestellt?“ Wollte Laura wissen.

„Hm, schwer zu sagen! Ich weiß nicht! Eigentlich hatte ich gar keine so rechte Vorstellung wie es hier aussehen könnte.“ Gestand Cathy.

„Nun, die Hauptsache ist doch, dass es dir gefällt!“ Entgegnete Laura.

„Oh ja, sehr sogar! Das ist irgendwie… ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Es wirkt so positiv. Ich…ich fühle mich einfach wohl. Ja, auf Anhieb richtig wohl.“

„Nun, dann kann ja nichts mehr schief gehen! Komm lass uns nach oben gehen, in die fünfte Etage, dort werden wir wohnen.“ Lud Laura ein.

„Ganz oben?“

„Richtig ganz oben, direkt unter dem Allerheiligsten!“

„Dem was?“ Wunderte sich Cathy.

„So pflegten die Schwestern den großen Versammlungsraum zu nennen, direkt unter dem Dach. Dort trafen bzw.  treffen sich die Freiheitstöchter in Klausur. Meditationen, Geheim Rituale und so was. Da haben Unbefugte keinen zutritt.“ Klärte Laura auf.

„Wau! Echt? Das ist ja geil! Du machst mich wirklich neugierig auf das Leben, dass mich hier erwartet.“ Sprach Cathy, während beide die Treppe erklommen, Annett und Dagmar dabei einholten, die vor ihnen gingen.

„Wartet, wir kommen mit euch. Wir werden doch eure künftigen Nachbarn.“ Rief Laura den beiden zu.

Annett war sichtlich aus der Puste.

„Jetzt erst fällt mir wieder ein, dass es hier auch einen Aufzug gibt.“ Stellte Annett unter hastigem Atem fest.

„Nun, jetzt haben wir es bald geschafft. Noch eine Etage. Aber demnächst benutzt du den Aufzug wirklich. Ich möchte, dass du deine Gesundheit schonst.“ Mahnte Dagmar.

„Es geht schon. Ich muss mich ja auch ein wenig fit halten. Hab ja jetzt allen Grund dazu.“

Dagmar griff nach Annetts Hand und zog sie zu sich, dann legte sie ihren Arm um Annetts Taille um ihr das Laufen zu erleichtern.

Schließlich kamen sie oben an.

„Also so wie ich es in Erinnerung habe, nehmen wir die mittlere Wohnung und ihr zwei die zur linken.“ Sprach Dagmar und wies mit dem Zeigefinger in die Richtung.

„Gut! Alles klar!“ Bestätigte Laura.

„Und wer zieht in die Wohnung ganz rechts?“ Erkundigte sich Cathy

„So wie ich in Erinnerung habe soll sie Neidhardt bekommen, wohl zusammen mit seiner Tochter Lucy.“

Erinnerte sich Dagmar.

 

Laura und Cathy nickten, dann gingen sie in Richtung neue Wohnung und verschwanden durch die offenstehende Tür.

„Darf ich bitten meine Dame?“ Dagmar reichte Annett ihren Arm, die hakte sich unter und beide betraten die Räumlichkeiten, die sie in Zukunft gemeinsam bewohnen sollten.

Dann machte sich Dagmar los und eilte durch die geräumige Wohnung, Annett folgte ihrer jungen Geliebten langsam und mit einem schmunzeln auf den Lippen.

„Annett komm!“ Hörte sie Dagmars Stimme.

„Ja? Hast du einen Schatz gefunden?“

„Hmm, so ähnlich könnte man es tatsächlich bezeichnen. Sieh her! Genau das wird unser Schlafzimmer.“

„Schön! Sehr schön! Ist zwar ein wenig dürftig eingerichtet, aber das macht nichts!“

Erwiderte Annett.

„Kein Problem, für den Anfang reicht es! Was wir sonst noch brauchen besorgen wir uns nach und nach. Aber sie doch! Der Blick aus dem Fenster, direkt auf die Berge. So hab ich es in Erinnerung. Ich war hier mal in dieser Wohnung. Ist schon ne Weile her. Seitdem verfolgt mich dieser atemberaubende Blick.“ Begeisterte sich Dagmar.

„Ich freue mich, dass es dir so gefällt! Ja, du hast recht der Blick ist grandios.“ Bestätigte Annett.

„Er ist umwerfend!“ Dagmar eilte zum Fenster und setzte sich in die breite Fensterbank, zog die Beine an und lehnte den Kopf an die Fensterscheibe.

„Hmm…das wird gemütlich sage ich dir Annett. Wenn es im Winter richtig kalt ist und wir uns in der Wärme eng aneinander kuscheln, dabei den Blick auf die Schneebedeckten Berge werfen, ja dann ist es hier erst richtig gemütlich. So etwas habe ich mir immer gewünscht.“

„Nun, ich bin eigentlich keine Freundin des Winters, in meinem Alter ist das nicht weiter verwunderlich. Aber unter diesen Umständen könnte ich mich auch dafür begeistern. Vor allem bei dem Gedanken das ich hier morgens an deiner Seite erwache.“ Antwortete Annett, dann ging auch sie zum Fenster, legte ihren Arm um Dagmars Schulter, die lehnte ihren Kopf an Annetts Bauch.

So verweilten sie eine zeitlang und genossen den majestätischen Ausblick.

„Hmm, nun müssen wir noch die anderen Räumlichkeiten betrachten.“ Dagmar schwang sich auf die Beine und schritt durch den Flur, öffnete eine Tür, ging weiter zum nächsten Zimmer und erhaschte einen Blick.

„Annett komm und sieh. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dieses Zimmer gern für mich haben. Sieh nur es ist sogar schon ein Schreibtisch vorhanden.“

„Ja, natürlich! Dann nehme ich das andere für mich.“

Und du bist wirklich einverstanden damit. Ich meine, ich frage dich, weil ich dir gern den Vortritt lasse, immerhin bist du die ältere.“

„Das ist lieb von dir mein Mädchen. Aber es ist in Ordnung. Hmm, dann wollen wir uns mal einleben heute.“

 

Pater Liborius, Chantal und Eve hatte das Konventsgebäude noch gar nicht betreten.

Wie besessen eilte der alte Pater den Anstieg hinauf der zu den Einsiedlerhäuschen führte.

So schnell das Chantal ihn einholen musste. Eve hatte die kleine Lizzy mit einem Babytuch an ihren Bauch gebunden und folgte langsam.

„Wo willst du den hin, Liborius? Doch nicht etwa in die Eremo?“ Wollte Chantal wissen.

„Doch, genau dorthin. Ich muss sie wieder sehen.“ Antwortet der Alte.

„Aber das können wir doch auch später nachholen, oder morgen? Wir haben doch noch so viel Zeit. Sollten wir nicht lieber erst mal ins Konventsgebäude gehen und uns einrichten.“

Chantal hatte aufgeholt und hakte sich an einem Arm unter.

„Nun, ich muss heute noch dort nachsehen, immerhin werde ich hier wieder wohnen.“

Lautete die Antwort.

„Ganz? Ich weiß nicht, ob ich dir zustimmen kann. Das ist doch eher was für den Sommer. Wir haben jetzt September. Gut, noch ist es warm. Aber du weist, wie sich das Wetter hier in den Bergen zeigt. Über Nacht kann es einen Kälteeinbruch geben. Manchmal ist es im Oktober schon sehr kalt.“ Warnte Chantal mit Nachdruck.

„Mach dir keine Sorgen, ich komme schon zurecht. Das musste ich mein ganzes Leben lang.“    

„Die Eremitagen haben noch keine Zentralheizung, können nur von Öfen beheizt werden.

Komm doch lieber mit uns ins Konventgebäude. Dort haben wir doch eine schöne Wohnung für uns drei, pardon für uns vier.“

„Ach Chantal, du weißt doch was ich meine. Du und Eve, ihr seid ein Paar. Ihr lebt zusammen, das ist gut so. Und ihr wollt die Zweisamkeit genießen, das ist absolut verständlich. Ich? Ich würde dabei doch nur im Wege sein.“

Chantal blieb stehen und stemmte sie Fäuste in die Seiten.

„Also! Das möchte ich nicht wieder hören! Im Wege? Du im Wege? Das ist ganz und gar nicht der Fall und das weißt du auch. Die Wohnung ist groß genug. Wenn ich mit Eve allein sein möchte, wird sich das machen lassen. Wir haben im Exil doch auch so gut miteinander harmoniert. Warum sollte es hier nicht funktionieren?“

 

„Das war etwas anderes, im Exil da haben wir einander getröstet, gegenseitig Mut zugesprochen. Das hat uns zusammengeschweißt. Hier sind wir wieder zuhause, haben unsere gewohnte Umgebung und bedeutend mehr an Platz.“

„Aber was hat das denn damit zu tun?“ Wollte Chantal wissen. „Die Erfahrung, die wir im Exil gemacht haben, können wir hier einbringen, gerade hier und ausbauen. Warum sollten wir hier nicht zusammenrücken, auch wenn bedeutend mehr Platz zur Verfügung stehet?“

Der Pater schwieg etwas verwirrt, in der Zwischenzeit hatte Eve die beiden eingeholt.

„Hey was hören meine Ohren? Ihr habt doch nicht etwa Streit, oder?“

„Ach was. Keine Sorge! Unser Dickschädel möchte im Herbst noch in die Eremo ziehen.“

„Waas? Das ist doch nicht dein Ernst. Nein, du kommst mit zu uns, da kannst du es dir richtig

„Er macht sich Sorgen, das er uns im Wege ist, wenn wir für uns sein wollen. Ich versuchte ihm zum hunderttausendsten Male verständlich zu machen, wie überflüssig seine Bedenken sind.“

Fügte Chantal noch hinzu.

„Na jetzt schlägts dreizehn! Du und überflüssig. Hey, du bist doch mein Opapa:“ Eve hakte sich bei dem Alten unter und lehnte ihren Kopf an dessen Schulter.

„Naja, wenn ihr mich so bittet, dann kann ich wohl nicht anders. Ja, ihr habt ja Recht. In letzter Zeit friere ich leichter als früher und ein bisschen Bequemlichkeit kann in meinem Alter wohl nicht schaden. Aber Tagsüber kann ich meine Eremo immer mal wieder aufsuchen, wenn das Wetter mitspielt, natürlich.“ Gab sich Liborius schließlich geschlagen.

„Natürlich! Wer wollte dich davon abhalten? Der Tag gehört dir. Du kannst bestimmen, wie du ihn füllst. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst. In absehbarer Zeit werde ich ohnehin wieder meine Funktionen in der Politik einnehmen. Aber das wird mich nicht daran hindern, jederzeit für dich da zu sein.“ Erwiderte Chantal.

„Naja und ich bin schließlich auch noch da!“ Schloss sich Eve an.

„Aber einen Blick in die Eremo möchte ich heute noch werfen.“

„Natürlich, wenn wir schon mal hier oben sind. Wirf so viele Blicke wie du möchtest. Aber dann gehen wir nach unten und machen es uns gemütlich.“ Stimmte Eve zu.

Sie gingen weiter, bis sie die Einsiedeleien erreicht hatten. Der Pater erkundete sein kleines Paradies und konnte mit Zufriedenheit feststellen, dass dort alles noch beim Alten war, wenn auch das Haus zunächst gründlich gereinigt werden musste, danach stand es zur Verfügung.

Im Anschluss machten sie sich auf den Weg zurück in das Konventsgebäude.

 

 

Folko und Ronald machten unterdessen einen ersten Rundgang über das Gelände. Folko der ewig misstrauische in Sachen Cassian traute dem Frieden nicht so ganz. Er kannte den Ex-Diktator aus seiner früheren Zeit zu gut, um glauben zu können, dass der so einfach aufgab.

„Ich kann mir nicht vorstellen was du hier suchst Folko? Glaubst du Cassian sitzt dort in irgendeinem Gebüsch und wartet auf eine Gelegenheit über uns herzufallen. „Wollte Ronald mit ironischem Unterton wissen.

„Natürlich nicht! Er nicht aber womöglich einige seiner Leute. Ich traue dem Frieden nicht. Cassian gibt nicht so leicht auf. Das hat er nie getan. Warum sollte er jetzt damit anfangen?“

„Nun, ich denke auch er wird älter und muss daran denken sich zur Ruhe zu setzten. Er hat verloren, ist entmachtet, ins Ausland geflüchtet…“

„Womöglich hat er sich ins Ausland abgesetzt, Ronald, womöglich. Da sind reine Mutmaßungen. Es könnte ebenso sein, dass er sich noch im Land aufhält. Verstecke gibt es hier mehr als genug. Denk daran, dass es Neidhardt auch getan hat, die ganze Zeit über und niemand hat etwas mitbekommen. Auch Cassian hat noch genügen Anhänger, die ihm aus der Patsche helfen werden.“

„Klar, wenn du es von der Seite betrachtest, da ist schon etwas dran. Aber Cassian ist nicht Neidhardt.“ Glaubte Ronald zu wissen.

„Eine weise Feststellung.“

„Was ich damit sagen will ist, dass Neidhardt ein Überzeugungsmensch ist, der auch von einem hohen Ehrgefühl geprägt ist. Cassian ist doch eher nur an Macht und Herrschaft interessiert. Aber mal was anderes. Hast du eine Erklärung, warum Cassian dieses ganze Gelände nicht angetastet hat. Hier ist ja fast alles so wie wir es hinterlassen haben.“ Wunderte sich Ronald.

„Wäre es dir lieber wir hätten vorhin eine ausgebrannte Ruine betreten?“ Konterte Folko.

„Nein, nein natürlich nicht. Ich bin total erleichtert, dass wir hier nur ein wenig Ordnung schaffen müssen und ansonsten alles funktioniert. Es hieß doch ursprünglich das Cassian hier seine Residenz einrichten wollte.“

„Ja das wollte er ja auch. Du hast doch Madleens Bericht gehört. Das er sich kurz entschlossen dagegen entschieden hat.“ Rief Folko in die Erinnerung zurück.

„Und du glaubst die Geschichte? Das mit diesen eigenartigen Ängsten die Cassian heimsuchen?“

„Du vergisst, dass ich ihn sehr gut kenne. Wenn es nicht zu ketzerisch klingt, ich war mal mit ihm befreundet. Ich kenn seine Phobien und die Art wie er versuchte sie vor der Außenwelt zu verbergen. Da ist schon was dran. Ich glaube Madleens Bericht.“

„Also ich komme da nicht mehr mir. Diese Spinnenphobie. Cassian hat sich lange Zeit allen möglichen Diktatoren und Potentaten als Söldnerführer angedient. Im nahen Osten, in Afrika und wer weiß wo noch. Das sind doch Länder, in denen es eine Vielfalt von gefährlichen und auch ekeligen Tierchen gibt. Spinnen wie ein Handteller so groß, dagegen ist unsere Artenvielfalt doch sehr bescheiden. Wie in aller Welt hat er das ausgehalten?“ Stellte Ronald mit großer Verwunderung fest.

„Nun er hat seine Methoden entwickelt. Er bedient sich okkulter Praktiken. Es ist ihm gelungen einen seelischen Schutzschild zu installieren, der ihn immunisierte.“ Erwiderte Folko.

„Gut, das leuchtet ein. Aber dann erklär mir bitte, warum es hier nicht funktioniert hat. Das will mir nicht in den Kopf.“

„Ganz einfach, wir sind in Anarchonopolis. Ich habe lange Zeit nicht daran glauben können, doch seit einiger Zeit tue ich es doch. Hier herrscht ein anders Mysterium, das einen Schutzschild ganz anderer Art zu installieren vermochte. Cassian hatte dagegen nichts in der Hand.

Es erwies sich als stärke rund wirksamer.“

„Hmm, möglich, schon möglich. Madleen konnte hier ja auch eine Zeit lang schalten und walten wie sie wollte. Das ist ebenso verwunderlich. Naja ich muss mich ebenfalls näher damit auseinandersetzen.“

„Frag doch deine Frau. Die kann dir das alles mit Sicherheit erklären.“

„Hmmm, hab ich schon mehrfach versucht. Alexandra tut immer so geheimniskrämerisch. So als ob wir Männer davon nichts verstehen würden. Naja, ich muss sie einfach weiter damit löchern.“

„Wir Männer müssen es akzeptieren lernen. Die Frauen haben hier etwas Einmaliges geschaffen mit ihrer Art Mystizismus. Wir sollten sie weiter unterstützen dabei.“

Schlug Folko vor.

„Das tun wir doch, oder?“

„Ja, aber ich hoffe diesmal besser. Deshalb sind wir hier. Also weiter wachen, die Lage peilen, verdächtiges auskundschaften, schützen, so gut wir können.“

„Jawohl Herr Kommandant!“ Ronald salutierte.

Dann setzen sie ihren gang über das Gelände fort. Unterwegs trafen sie auf Ansgar und Lars, die ihrerseits in der entgegen gesetzten Richtung Erkundungen eingezogen hatten.

 

 

Larissa hatte unterdessen Madleen ausführlich darüber berichtet, wie es ihr ergangen war. Nach kurzem bedenken hatte sie auch von ihrer Folterung erzählt und ihrer wundersamen Rettung.

Es versteht sich von selbst das Madleen ausgesprochen wütend reagierte.

Sie ballte die Fäuste und lief hektisch in der Wohnung auf und ab.

„Oh…oh….oh…oh……wenn ich die in die Finger bekomme, aus der mache ich Hackfleisch.

Dich auf den Bock zu setzen, ich kann es mir nicht vorstellen und ich will es auch gar nicht.

Das ist….das ist…oh…mir fehlen die Worte um meine Wut auszudrücken.“

„Es ist vorbei, Madleen, ich…ich versuche nicht mehr darüber nachzudenken. Ich will mich auf das konzentrieren was vor mir liegt.“ Erwiderte Larissa.

„Das ist verständlich, mein Liebling, aber es ist nicht gut. Es war die gleiche Foltermeisterin wie bei Dagmar?“

„Ja, die gleiche, Helga“

„Oh ich habe eine Wut im Bauch. Ich könnte zerspringen, wenn ich nur an sie denke.“ Erboste sich Madleen weiter.

„Sie war doch nur das ausführende Organ. Der Hauptschuldige ist doch nach wie vor Cassian.“ Stellte Larissa fest.

„Natürlich ist er das. Keine Frage. Oh, mein Hass wird dich verfolgen Cassian bis in den entferntesten Winkel der Welt. Ich könnte dich in kleine Stücke hacken und den Ratten zum Fraß vorwerfen und hoffen das selbst die sich an dir den Magen verderben und dich wieder auskotzen.“ Schrie Madlleen in Richtung offenes Fenster, so als ob ihr Ex-Bräutigam ihre Verwünschungen hören könnte.

„Er kann dich nicht hören Madleen! Er ist entmachtet. Ich habe seinen Sturz hautnah mitbekommen. Er ist von der Bildfläche abgetreten.“ Versuchte Larissa zu beruhigen.

„Ja, er ist gestürzt, aber er ist am Leben und frei. Er kann uns weiter schaden. Folko hat vollkommen Recht, wenn er weiter misstrauisch bleibt und dem Frieden nicht so recht trauen mag.

 

Madleen nahm wieder auf dem Sofa Platz und schloss Larissa in die Arme.

„Komm her, mein Kleines.“ Sanft streichelte sie der Geliebten über den Kopf und den Rücken.

„Sie haben dich gequält! Dir schlimme Schmerzen zugefügt., die gleichen wie Dagmar. Ich werde das Bild nie mehr los, ständig habe ich Dagmars schmerzverzerrtes Gesicht vor Augen.

Und nun haben sie dir dasselbe angetan.“ Entsetzte sich Madleen weiter. „Und was noch schlimmer ist, dass dir dieses Unrecht von einer Frau zugefügt wurde.“

„Ja, es war schlimm, es hat sehr wehgetan. Aber ich bin doch abgehärtet, in allen Fragen die Gewalt betreffen.“

„Inwiefern?“ Wollte Madleen wissen.

„Na meine Erlebnisse mit meiner Stiefmutter. Die Gewalt, die Härte, die Schläge, die ich von ihr habe einstecken müssen, waren nicht minder schlimm. Und damals war ich noch ein kleines Mädchen. Ich habe es ertragen, so lange Zeit, die ganze Kindheit über. Das ist mir in den schlimmen Stunden im Kerker nun zugutegekommen.“

Madleen schreckte nach oben.

„Aber….aber, davon hast du mir nie etwas erzählt. Du sprachst zwar davon, dass du ein gespanntes Verhältnis zu deiner Stiefmutter hattest, dass sie dich schlecht behandelt hat, dich gegängelt und so. Aber dass sie dir gegenüber gewaltsam war, dich geschlagen hat, dich misshandelt, hast du mit keiner Silbe erwähnt.“

„Ich spreche da nicht gerne drüber. Es ist vorbei. Was hätte es denn geändert, wenn du es erfahren hättest?“

„Nun, eine ganze Menge, ich wäre ganz anders mit dir umgegangen, noch viel sanfter, viel zärtlicher, viel einfühlsamer.“

„Noch sanfter, noch zärtlicher, noch einfühlsamer? Kein Mensch hat mich je so zärtlich und gefühlvoll behandelt, wie du. Ich glaube kaum, dass es da noch eine Steigerung geben kann.“

Glaubte Larissa zu wissen.

„Ich denke es kann immer Steigerungen geben. Mit dem Bewusstsein im Hinterkopf werde ich dir alle Liebe dieser Welt schenken, dich auf Händen tragen, mein Schatz.“

Madleen nahm Larissas Kopf in beide Hände und küsste ihren Mund.

„Hmm, da bin ich mal gespannt.“

„Gleich heute Nacht fangen wir damit an, Lass dich überraschen. Du hast es hinter dir. Du wolltest so gern eine richtige Familie haben. Jetzt ist es so weit, du bekommst eine, die beste die du dir nur vorstellen kannst. Die ganze Gemeinschaft wird dir zur Familie, viele neue Schwestern wirst du bekommen und natürlich auch Brüder und im kleineren Maßstab, werde es Elena, ich und Tessa sein. Du gehörst zu uns.“

Larissa senkte den Blick erwiderte aber nichts. Nach wie vor fürchtet sie die Begegnung mit Elena.

„Du musst dich Elena anvertrauen, wenn sie wieder hier ist und ihr alles offenbaren. Die Folter, die schlimme Kindheit, alles. Sie wird dir helfen. So wie sie es mit Dagmar getan hat. Die haben ein richtiges Heilungsritual abgehalten, seither geht es Dagmar beständig besser. Wenn sie auch noch an sich arbeiten muss.“ Schlug Madleen vor.

„Bei mir war es doch nicht so lange, knapp zwei Tage. Dagmar hatte viel, viel schlimmer zu leiden.“

„Zwei Tage sind zwei Tag zuviel. Jede Stunde auf diesem Bock ist eine zuviel. Du musst die Erlebnisse aufarbeiten und Elena ist die beste Adresse.“

„Ich werde darüber nachdenken. Aber wenn Elena hier eintrifft, werde ich sicher erst mal ihren direkten Kontakt meiden.“

Entgegnete Larissa.

„Immer noch die alte Furcht?“

Larissa signalisierte nickend ihre Zustimmung.

„Nun, ich will dazu erst mal gar nichts weitersagen. Lass uns die Tage, bis zur ihrer Ankunft genießen. Wenn sie dann vor dir steht, werdet ihr euch auf Anhieb gut verstehen. Das prophezeie ich dir heute noch einmal.“

„Ja, das wäre schön.“ Larissa senkte den Kopf. Madleen hob deren Kinn und küsste sie voller Leidenschaft.

 

„Heute Nacht habe ich ein spezielles Verwöhnprogramm für dich. Das hätte ich auch so getan, aber nachdem ich dein Leid erfahren habe, wird es um wirksamer sein.“

Larissa lächelte zufrieden in froher Erwartung.

 

Der Tag verstrich langsam. Alle waren damit beschäftig sich in die sowohl neue, als auch alte vertraute Umgebung einzugewöhnen.

Aufgrund der Tatsache, dass das Wetter mitspielte, verbrachte sie viel Zeit im Freien, liefen über das Gelände. Suchten Plätze auf, die noch in guter Erinnerung verhaftet waren.

Eine Stunde Null auch jetzt. Alle erkannten die Mystik des Augenblicks. Vor ihnen lag eine neue Chance, erneut durften sie Pioniere einer neuen Zeit sein.

 

Für Cathy hingegen war alles Neuland. Sie hatte das Gelände der Abtei an diesem Tag zum ersten Mal betreten. Im Gegensatz zu den anderen, die alte Gewohnheiten und Aufgaben wieder aufnehmen konnten, stand sie an einem vollständigen Wandel in ihrem Leben. Sie würde in der Folgezeit viel lernen müssen, sich auf das Leben als Freiheitstochter vorbereiten.

Doch sie war nicht allein, Laura stand ihr zur Seite und würde weiter als Mentorin für sie fungieren.

Voller Begeisterung erkundete sie das große Gelände, nahm mit ihren Augen alles auf was sich ihr bot und kam dabei aus dem Stauen kaum heraus.

 

„Wau ist das toll hier! Hier bin ich genau richtig! Oh, wie ich mich freue. Ja, ich blicke voll Optimismus auf das was da vor mir liegt.“

„Na, as hört sich doch gut an! Da bin ich aber erleichtert.“ Erwiderte ihr Laura.

„Erleichtert? Hattest du Befürchtungen das es mir nicht gefallen könnte?“ Wollte Cathy wissen.

Die beiden entfernten sich vom Konventsgebäude und bewegten sich geradezu auf den großen Garten zu, der jetzt im September ganz besonders nach Kräutern duftete.

Die Sonne sank tiefer und zeichnete lange Schatten auf die Wiesen, von denen es kühl und feucht emporstieg.

„Ja! An so was habe ich tatsächlich gedacht. Nach allem was wir erlebt haben, hätte es ja sein können, dass du es vorziehst in deine alte gewohnte Welt zurückzukehren. Es ist wieder möglich. Die Gefahr gebannt. Die neuen Machthaber haben eine Generalamnestie erlassen, auch alle von Dagmars ehemaligen Anhängerinnen rehabilitiert. Du und ich, wir können uns frei bewegen ohne Angst vor Repressionen, du könntest nach Hause gehen, zu deiner Familie, wenn du das möchtest.“ Klärte Laura auf.

„Häääh? Nach Hause? Was erzählst du da? Ich bin zuhause! Hier! Zum ersten Mal im Leben habe ich das Gefühl angekommen zu sein. Das Gefühl richtig zu sein. Ich kann gar nicht beschreiben wie ich mich fühle. Es ist phantastisch. So etwas habe ich mir immer gewünscht.

Und nun liegt es vor mir und wartet darauf von mir erobert zu werden.“

„Ja, wenn du das wirklich so siehst? Dann wäre alles in Ordnung. Da fällt mir ein Stein vom Herzen.“ Bekannte Laura.

„Hey, du bist mein Leben!  Dir vor allem verdanke ich das ich heute hier stehen darf.“

„Aber was ist mit deiner Familie? Möchtest du sie nicht wieder sehen?“

„Ja, schon! Natürlich! Ich werde heute noch mit meinen Eltern telefonieren und ihnen mitteilen das es mir gut geht.“

„Aber möchtest du sie nicht wieder sehen?“

„Bin am überlegen! Ich werde wohl in ein paar Tagen mal hinfahren!“

Cathy blieb stehen und schlug sich mit der Handfläche auf die Stirn.

„Hey, da bringst du mich auf eine tolle Idee! Nicht ich werden fahren, nein, wir werden fahren. Ich möchte dich meinen Eltern vorstellen! Was hältst du davon?“

„Nun, ich weiß nicht, ob das klug wäre. Gleich so mit er Tür ins Haus zu fallen?“

„Aber warum denn? Das ist doch ganz normal, dass ich den Menschen, mit dem ich den Rest meines Lebens teilen möchte, meinen Eltern vorstelle.“ Fragte Cathy mit Erstaunen.

 

„Und du bist dir auch ganz sicher, dass sie mich akzeptieren?“

„Warum denn nicht?“

„Du bist doch offiziell noch mit deinem Mann verheiratet.“

„Ach um den brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Da hab ich längst klar Schiff gemacht. Der braucht nicht zu erwarten da sich zu ihm zurückkehre. Der würde mich wohl auch gar nicht mehr wollen. Denke ich zumindest. Ich regele das. Scheidung und so weiter. Der wird keine Schwierigkeiten machen.“

„Ist alles nicht so einfach für mich!“ Versuchte Laura eine Erklärung. „Auch ich habe Neuland betreten. In ganz anderer Hinsicht. Du bist meine erste echte Beziehung und ich muss mich mit dem Gedanken vertraut machen keine ewige Single mehr zu sein.“

„Hey das wird schon! Unsere Liebe ist noch jung und stürmisch, das müssen wir genießen, dann werden wir auch den Alltag zusammen gestalten, wenn der sich einmal einstellt.  

 Glaubte Cathy zu wissen.

 

Sie betraten den großen Garten, der sich vis a vis des Konventgebäudes befand und durchschritten diesen, befanden sich schließlich in der Plantage mit den Apfelbäumen wieder die ihnen ihre reifen Früchte präsentierten.

„Hier müsste bald geerntet werden. Ich denke wir sind zur rechten Zeit gekommen.“ Meinte Laura nach einer kurzen Zeit des Schweigens.

„Toll! Gartenarbeit hat mich schon immer interessiert!“ Antwortet Cathy, griff nach einem reifen Apfel, Sorte Grafensteiner, säuberte ihn kurz an ihrem Sweatshirt und bis hinein.

„So? Ist mir gar nicht aufgefallen!“

„Naja, wo denn? Wir waren seit wir uns kennen vor allem mit anderen Dingen beschäftigt. Zu beschäftigt, um dir mein tatsächliches Ich zu offenbaren. Hey, ich bin nicht das verwöhnte und abgehobene Prinzeschen für das du mich womöglich hältst.“

„Das habe ich auch nie behauptet.“

„Hmm, aber gedacht! Los, gibs zu!“

Cathy stellte sich vor ihre Gefährtin erhob sich auf die Zehenballen und blickte ihr tief in die Augen.

„Naja, ein bisschen. Zugegeben. Ich…ähm… ich hatte als ich dich kennen lernte den Eindruck dich schützen zu müssen. Das war alles.“

„Alles?“

Cathy schlang ihre Arme weit um Lauras Oberkörper.

„Natürlich nicht! Ich versuchte stets hinter das Geheimnis zu kommen das dich umgibt. Ich hoffe, dass ich es nun ergründe, jetzt, da uns keine Gefahr mehr droht und wir uns auf sicherem Terrain bewegen.“

„Hmmm….ein großes Geheimnis, das ist wahr. Hmmmmm…du kannst es ergründen jede Nacht aufs Neue. Du kannst mich aufblättern wie ein Buch.“

Cathy gab Laura einen dicken Kuss.

„Ich muss hier ganz neue beginnen. Anarchonopoilis ist für mich in gewisser Hinsicht noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Ich werde eine Menge lernen müssen in der nächsten Zeit. Aber ich habe da wenig Bedenken, weil du an meiner Seite stehst und mir dabei helfen wirst, so dass ich schnell den Anschluss finden kann. Ich werde dich lehren was es heißt in einer richtigen Beziehung zu leben. Na, das ist doch ein guter Vorsatz oder?“

„Der Beste, würde ich sagen!  Ich bin wieder hier. Endlich angekommen. Anarchonoplis, das ich einst so bedrückend empfand, weil es mich nicht wirklich integrieren konnte, wird nun erst in vollem Umfang meine Heimat. Mit dir an meiner Seite wird alles anders. Der beste Mensch den ich mir wünschen konnte. Ich muss nicht mehr voller Neid und Schmerz auf die anderen blicken, weil die sich in ihrer Liebe getragen wissen. Ich gehöre dazu. Wir gehören gemeinsam dazu. Wer versucht für die Zukunft zu bauen, braucht Grundmauern die stark genug sind. Ja und genau die finden wir hier.  Anarchonoplis ist der sicherste Hafen, den es für unsere Liebe geben kann “

Lauras Herz füllte sich mit Zufriedenheit

Dann griff sie nach Cathys Hand und drückte sie ganz fest, dann setzten sie ihren Gang über das Gelände fort, kehrten zum Konventsgebäude zurück und umschritten es mehrmals.

Die kühle, aber klare und gesunde Luft der Berge umspülte sie.

Sie betraten das Hauptgebäude, das ihnen nun zur Heimstatt werden sollte.

 

Schließlich setzte die Dämmerung ein und die Dunkelheit senkte sich Schritt für Schritt herab und umgab Anarchonoplis mit seiner legendären mystischen Aura.

Zeit sich zum Abendessen zu versammeln. Im Refektorium das nun nach und nach immer mehr Bewohnerinnen begrüßen würde.

Noch waren sie eine überschaubare Zahl, die sich in den großen Hallen verlor. Bald jedoch würde das pralle, bunte Leben zurückkehren, für das die Gemeinschaft so berühmt war.

Da kaum noch ausreichend Vorräte vorhanden waren, hatten sich Larissa, Madleen gemeinsam mit einigen Volontären auf den Weg in die Stadt gemacht, um einzukaufen. Das Wichtigste, ausreichend für die Folgetage.

Gekocht wurde gemeinsam, so dass sie schnell in der Lage waren eine zufrieden stellende Mahlzeit zu zaubern.

Bei dieser Gelegenheit stellte Madleen ihrer Mutter die neue zusätzliche Geliebte vor.

„Also Mutter hier ist sie. Meine Larissa. Jene junge Frau die mir in der schwierigsten Phase meines Lebens Trost, Liebe, Zärtlichkeit, Verständnis und Hoffnung geschenkt hat.“

Larissa errötete leicht und blickte verlegen zu Boden.

„Hmm…nun ich muss zugeben, dass ich wenig begeistert war als ich erfuhr, dass du dir eine Zweitfrau zugelegt hast. Als ob Elena nicht genügt. Wer hat schon eine Elena als Frau. Aber jetzt nachdem du vor mir stehst Larissa sind alle meine Bedenken verflogen. Du bist mir sehr sympathisch. Wir werden gut miteinander auskommen, davon bin ich überzeugt. Wie ihr das in eurer Beziehung regelt, wenn Elena wieder hier ist, nun das müsst ihr unter euch ausmachen.“

„Ich…ich danke dir!“ Stotterte Larissa und hob leicht den Blick.

Annett umarmte die neue Zusatzschwiegertochter und gab ihr einen Kuss.

„ Hey, warum so förmlich Mutter? Wir sind in Anarchonopolis, hier ist doch alles möglich.

Neues Leben, neue Lebensweisen, neue Herausforderungen. Für mich, ebenso wie für dich.“

„Danke dass du mich daran erinnerst!“ Entgegnete Annett und lächelte Dagmar zu die hinter ihr stand. 

„Schön dich wieder zusehen Larissa. Und noch mal großen Dank dafür, dass du dich bei meiner Flucht so für mich eingesetzt hast. Dein Leben aufs Spiel gesetzt hast. Das werde ich dir nie vergessen.“ Begrüßet Dagmar die neue Schwester.

„Ich freue mich auch dich wieder zusehen Dagmar. Vor allem das es dir wieder gut geht.“

Dankte Larissa.

„Natürlich! Entschuldige Larissa, ich bin eine dumme Kuh. Wie konnte ich das vergessen? Einen ganz besonderen Dank für diese große Tat von mir.“ Annett schlug sich auf die Stirn.

„Ohne diese großartige Tat hätte ich mein neues Lebensglück niemals finden dürfen. Damit sind wir beide auf besondere Art verbunden.“

Annett küsste Larissa erneut.

„So nun erst mal genug des Pathos. Lasst uns an die Arbeit gehen und das Essen bereiten.“

Erinnerte Madleen.

 

 

„Ein geschichtsträchtiger Moment! Die erste gemeinsame Mahlzeit in den heiligen Hallen von Anarchonopolis seit langer Zeit. Wer hätte das für möglich gehalten.“ Sprach Eve während sie ihre Nudelsuppe löffelte.

„Für mich ist es die erste überhaupt!“ Erinnerte Cathy an die Tatsache.

„Für mich die erste in Gemeinschaft mit euch. Die letzten Tage saß ich oft allein an diesem Tisch und stellte mir vor, wie es ist mit euch allen zusammen zu sein.“ Sprach Larissa sich dabei nach allen Seiten umdrehend.

„Jetzt bist du bei uns angekommen!“ Erwiderte Madleen, während sie ihren Arm über Larissa Schulter legte und sie sanft zu sich zog.

„Unser aller Dank gehört dir. Du hast ganz allein die Stellung gehalten. Damit hast du dir große Verdienste erworben. Ich denke ich spreche im Namen von euch allen, wenn ich sage das Larissa ihre Prüfung bestanden und damit die Voraussetzung erworben hat zu den Freiheitstöchtern zu gehören.“

„Selbstverständlich! Wir alle sind einverstanden damit. Ich denke da wird keine von uns ein Veto einlegen.“ Glaubte Chantal zu wissen.

Weiterer Wortmeldungen zu diesem Thema bedurfte es kaum.

„Ich hoffe euch schmeckt die Suppe. Wir haben auf die Schnelle improvisiert. War das Beste, was wir zubereiten konnten.“ Erkundigte sich Annett, die beim Kochen die Verantwortung übernommen hatte.

„Alles Bestens!“ Stimmte Eve zu.

 

„Wir werden natürlich so bald als möglich wieder alles über den Großhandel einkaufen, so wie wir es immer getan haben. Aber die nächsten Tage muss es so funktionieren. Aber eine andere Frage. Seit ihr alle angekommen, habt euch gut eingelebt und so weiter und so fort.“

Erkundigte sich Madleen. Durch Colettes und Elenas Abwesenheit stand sie nun kurzzeitig an der Spitze der kleinen Schar der Rückkehrer und keine oder keiner machte ihr diese Aufgabe streitig. Viel mehr waren alle froh und vertrauten auf Madleens Organisationstalent, das sich schon in der Vergangenheit bestens bewährt hatte.

„Mach dir keine Sorgen! Wir sind angekommen, haben uns einquartiert und sind bereit die Ärmel hochzukrempeln.“ Gab Ronald zu verstehen.

„Ich finde es gut und wichtig das ihr zunächst alle hier im Haupthaus wohnt, solange bis der nächste Schub eintrifft. Unsere noch kleine Schar muss zusammenrücken, auch wenn wir auf dem Gelände reichlich Platz vorfinden. Ich traue dem Frieden nicht so ganz. Cassian kann uns noch immer schaden, selbst aus der Ferne.“Fuhr Madleen weiter fort.

„Ja? Glaubst du wirklich das er uns noch gefährlich werden könnte?“ Sorgte sich Cathy und griff instinktiv nach Lauras Hand unter dem Tisch und drückte die ganz fest.

„Die Gefahr besteht tatsächlich noch immer, wenn es auch nicht sehr wahrscheinlich ist das wir in nächster Zeit damit rechnen müssen. Der muss erst mal seine Wunden lecken und die neue Situation verdauen. Der hofft wahrscheinlich auf den Überraschungseffekt. Aber zunächst sind die Militäreinheiten zu unserem Schutz um das ganze Gelände verteilt. Solange die hier verbleiben, sind wir sicher.“ Schaltete sich Folko ein.

 

„Danke Folko! Ja, ab morgen können wir langsam damit beginnen unsere Aufgaben wahrzunehmen. Viel gibt es nicht zu tun. Das Haus ist im Prinzip nicht angetastet wurden.

Dagmar, kannst du mit deiner politischen Arbeit bald beginnen?“ Fragte Madleen.

„Ja, kein Problem! Die Büroräume in Parterre sind alle in tadellosem Zustand. Das war die Voraussetzung. Ich muss erst mal sammeln gehen. Ausschau halten wie viele von unseren ehemaligen Anhängerinnen und Anhängern wieder für uns tätig werden wollen. Wird ein wenig schwierig am Anfang, aber ich werde es sicher hinbekommen.“ Versicherte Dagmar in ihrer gewohnt souveränen Art.

„Sehr gut! Chantal, wie ist es bei dir? Denkst du, dass du schon morgen spätestens übermorgen eine Pressemitteilung verabschieden kannst, in der unsere Forderungen der Öffentlichkeit kundgetan werden?“ Forschte Madleen nach.

„Ja, das geht in Ordnung! Im Grund sind unsere Forderungen lange schon ausgearbeitet. Aber vielleicht kannst du mir später ein paar Stichpunkte geben, die ich dann etwas umschreiben kann.“

„Klar mache ich gleich! Folko und Ronald, ihr werdet vorerst auch im Haupthaus wohnen. Wenn eure Frauen und Kinder eintreffen, wollt ihr sicher wieder in die Alte Försterei ziehen?“

„Ja, so war es zumindest geplant. Hat Zeit. Wir haben uns schon unser vorübergehendes Quartier genommen.“ Bestätigt Ronald.

„Das Thema Sicherheit hatte wir ebnen schon angesprochen. Ihr kümmert euch darum, haltet Kontakt zu den Wachmannschaften?“

„Alles schon eingeleitet. Ich habe mit denen schon gesprochen. Die stehen uns weiter zur Verfügung, bis wir uns anders entscheiden.“ Antwortete Folko.

„Und was kann ich tun?“ meldete sich Larissa wieder.

„Na, das ist doch wohl klar. Mir helfen und mich unterstützen. Wir werden viel zu tun haben, mein Schatz.“ Madleen küsste Larissa auf die Wange.

„Eine Frage habe ich Madleen?“ Schaltet sich Cathy ein.

„Ja! Was möchtest du denn wissen?“

„Was ist mit meinem Auftrag? Ich soll doch eine Prüfung bestehen, um in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Ich würde da so bald als möglich damit beginnen. Ich kann es kaum erwarten zu euch zu gehören.“ Erkundigte sich Cathy.

„Das wollten wir eigentlich entscheiden, wenn Elena und Colette wieder hier sind, aber ich denke in Anbetracht der außergewöhnlichen Situation kann ich das auch alleine tun. Laura, wie wäre es wenn wir uns gemeinsam etwas ausdenken, das wir der Cathy aufbürden können?“

„Ja, das wäre sicher gut. Ich kenne meine Cathy inzwischen gut genug, um urteilen zu können was sie leisten kann und was wir ihr zutrauen können und was nicht.“

„Dann besprechen wir das am besten gleich morgen.“ Bot Madleen an.

„Oh da bin ich beruhig, wenn Laura mit von der Partie ist , dann kann eigentlich nichts schief gehen.“ Begeisterte sich Cathy.

„Na? Wart`s ab. Du weißt ja nicht mit welchen schwierigen Dingen ich dich konfrontieren werde, mein Frechdachs.“ Laura stupste Cathys Nase.

„Wann wird denn Elena und der größere Tross eintreffen? Habt ihr einen genauen Termin festgelegt?“ Wollte Annett wissen.

Larissa senkte betrübt den Kopf. Für sie konnte der Termin nicht weit genug in der Ferne liegen.

„Sicher nicht vor nächstem Wochenende. Die haben noch Termine in Deutschland, aber Elena möchte verständlicherweise auch so bald als möglich nach Hause. Sie ist immerhin am längsten von uns allen weg.“ Gab Madleen zur Antwort.

„Ich habe ihr auch schon eine Nachricht zukommen lassen das hier alles in Ordnung ist.“

 

Die kleine Gemeinschaft saß noch lange beisammen. Dann zerstreuten sie sich und zogen sich auf ihre Wohnungen zurück. Ein langer, anstrengender Tag lag hinter ihnen. Alle waren müde und hatten ein entsprechend hohes Ruhebedürfnis.

Annett und Dagmar machten, bevor sie sich zurückzogen, noch einen Spaziergang über das Gelände.

Ruhe, absolute Ruhe, eine Stille die sich wohltuend auf das Gemüt senkte. Eine Stille, die es wohl nur hier in Anarchonopolis geben konnte. Die erste Nacht auf heimatlichen Boden lag vor ihnen, ein ganz besonderer Augenblick.

„Wie sehr habe ich diese Stille vermisst. Ich merke erst jetzt, wie sehr sie mir gefehlt hat.“ Sprach Dagmar in die Nacht, während sie sich dem Konventsgebäude näherten.

„Ja, da hast du recht. Eine ganz besondere Art der Stille.“ Stimmte Annett zu, während sie sich durch das Foyer bewegten.

„Nun, wir sind im Moment nur wenige. Wenn erst einmal die anderen eintreffen, wird es wieder sehr geschäftig zugehen. Lass uns diesen Augenblick deshalb besonders genießen.“ Fügte sie dann noch hinzu.

Beide betraten den Aufzug und fuhren in die 4 Etage, entstiegen, gingen den Flur entlang. Annett klopfte an die Tür zu Madleens Wohnung, doch es öffnete keiner.

„Hmm…keiner da. Nagut dann eben nicht. Kein Gutenachtkuss. “Sprach Annett.

„Ich denke die hatten eine ähnliche Idee und sind spazieren. Oder sie schlafen schon!“ Vermutete Dagmar.

„Möglich, dass sie spazieren sind. Schlafen auf keinen Fall. Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da. Die beiden werden sich ausgiebig der Liebe hingeben.“

Eine Vermutung mit der Annett voll ins Schwarze traf.

Sie machten kehrt und stiegen die Treppe zum 5. Stock hinauf, kamen dabei an Lauras und Cathys Wohnung vorbei.

Dagmar pirschte sich auf Zehenspitzen an die Tür. Ein sanftes, zufriedenes, sich stetig steigerndes Stöhnen drang nach außen.

„Hörst du Annett, Laura hat Cathy gerade in Arbeit. Nicht mehr lange und sie strebt dem Höhepunkt entgegen.“ Meinte Dagmar mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

„Ey ey, Dagmar, man wird doch wohl nicht an anderer Leute Türen horchen.“  Erwiderte Annett mit deutlich ironischem Unterton.

„Aber eine gute Animation für uns, es ihnen gleich zu tun.“ Sagte Dagmar, während sie die Wohnungstür öffnete.

„Welch verführerischer Gedanke. Dann wollen wir gleich zur Tat schreiten?“

„Hmmmm…. Ich kann es kaum erwarten.“

 

Die lesbische Liebe entfaltete sich nach langer erzwungener Abstinenz wieder in vollem Umfang in Anarchonoplis und strebte in zahlreichen Blüten gen Himmel. Der Frieden, der davon ausging, legte sich wie sanfter Mantel über die alte Abtei und es hatte den Anschein, dass das gesamte Land daran Anteil nahm.

Madleen und Larissa hatten das Klopfen an der Tür nicht wahrgenommen, zu sehr waren sie damit beschäftigt sich auf die vor ihnen liegenden Nacht einzustimmen.

Wie versprochen, versuchte Madleen ihrer wieder gewonnenen Geliebten eine sinnliche Nacht von besonderer Art zu schenken.

„Hmm, immer noch so kalte Füße, mein Schatz? Komm, ich werde sie dir warm rubbeln.“

Madleen griff nach Larissas Füßen und begann sie kraftvoll und sanft zugleich warm zu reiben.

„Ich friere seit einigen Tagen auch leicht am ganzen Körper. Ich weiß nicht, ob das mit den schlimmen Erlebnissen der vergangenen Tagen zusammen hängt. Mein...mein Körper reagiert ganz anders. als sonst üblich.“

„Wir ich schon sagte, du musst mit Elena drüber sprechen. Du musst immer daran denken, sie ist Ärztin. Am besten checkt sie dich gründlich von Kopf bis Fuß durch, wenn sie wieder hier ist.“ Meinte Madleen, während sie begann die Beine zu massieren.

„Ja, das ist sicher nicht verkehrt.“

„So, nun leg dich erst mal auf den Bauch. Ich werde jetzt mit der Ganzkörpermassage beginnen.“

 

Madleen begann nun ihre Geliebte auf besondere Weise zu verwöhnen, rieb duftendes Öl  zunächst auf die Schultern, den Rücken, den Po und die Beine. Larissa lies sich fallen und wähnte sich auf einer weichen Wolke, die langsam, aber bestimmt dem Himmel entgegenschwebte.

Noch vor wenigen Tagen in Todesgefahr, einsam, verlassen, ohne Hoffnung auf ein Leben danach, nun ließ sie sich in die Arme der Geliebten fallen und trank den süßen Nektar der Liebe bis zur Neige aus.

Nur wer das Dunkel in seiner schrecklichen Form erlebt hat, weiß das Licht wirklich zu schätzen. Dieser Spruch ging ihr permanent durch den Kopf, während sie Madleens geschmeidigen Körper über sich spürte.

Die Nacht gehörte ihnen, nur ihnen allein. Sie waren nach den schrecklichen Ereignissen, der zurückliegenden Tage endlich wieder vereint.

 

Die Nacht verging langsam, so als hätte sie es eigens für die Liebespaare so eingerichtet.

Annett erwachte stets zur gleichen Zeit, tastete den Platz neben ihr ab, doch da war nichts zu spüren. Dagmar saß, nackt wie sie war in der Fensterbank, hatte die Beine angezogen und die Knie mit den Händen umgriffen, lehnte mit dem Kopf an der Fensterscheibe und blickte zum gegenüberliegenden Bergmassiv.

„Hmmm? Daggi, was tust du denn? Warum sitzt du in der Fensterbank?“ Wollte Annett verwundert wissen.

„Heute scheint sie sich Zeit zu lassen!“ Antwortet Dagmar währende sie mit den Zehen wackelte.

„Wer? Wer lässt sich Zeit??“

„Die Sonne! Sie ist noch nicht über den Horizont! Ich musste einfach aufstehen, um dieses Ereignis nicht zu versäumen.“ Entgegnete Dagmar.

„Aber es ist doch kalt im Raum, die haben die Heizung noch nicht angestellt. Du bist ganz nackt.“ Stellte Annett fest.

„Hab mich an das Nacktsein gewöhnt! Ich komme mit der Kälte gut zurecht.“

Annett schlug die Bettdecke zur Seite.

„Hey, huschhusch. Schnell unter meine Decke.“

Dagmar gehorchte schnell und landet mit einem Satz an der Seite der Geliebten.

„Du kannst noch viele Sonnenaufgänge genießen. Brrrrr….du bist ja ganz kalt? Wie…wie lange hast du da schon gesessen?“

„Ne halbe Stunde würde ich sagen.“

„Eine halbe Stunde? Das merkt man. So schnell warm rubbeln. Nein so was auch. Hmmmm,

mein tapferes Mädchen.“

„Hmmmmmmmmmmmmmmmm…“ Dagmar genoss die Wärme der Geliebten und begab sich ganz in deren Hände.

„Lass und noch ne Weile schmusen, oder hast du heute schon Termine?“ erkundigte sich Annett.

„Ja, aber das wird erst so gegen Nachmittag. Ich treffe mich mit ein paar Leuten von der Allianz.

„Wo denn? Doch nicht etwa in der Stadt?“ erschrak Annett.

„Nein, keine Angst. Die kommen hier her. Sind erst mal ganz zwanglose Gespräche. Ich hab im Moment noch keinen blassen Schimmer wie es weitergeht.“

„Da bin ich aber beruhigt. Du musst vorsichtig sein. Wir müssen auf der Hut sein. Cassian besitzt noch immer zahlreiche Anhänger und du bist bekannt wie ein bunter Hund.“ Sorgte sich Annett weiter.

„ Mach dir keine Sorgen Annett, ich pass schon auf mich auf. Aber ich finde es wunderbar, wie du dich um mich sorgst.“ Dagmar gab Annett einen dicken Kuss.

„Und was machst du heute so?“

„Erst mal überlegen, so dies und dass wahrscheinlich. Ach nein, ich glaube ich gehe Madleen etwas zur Hand, bei der Organisation. Das heißt natürlich nur wenn sie mich dabei haben will. womöglich zanken wir uns dann nur wieder.“ Antwortete Annett.

„Nein, nicht zanken, ihr zwei. Ihr bedeutet mir beide so viel.“

„Auf jeden Fall werde ich die Stunden zählen, bis meine Daggi wieder nach Hause kommt.

Wenn wir fertig geschmust haben, werde ich uns erst mal ein gutes Frühstück bereiten.“ Schlug Annett dann vor.

„Wollten wir heute nicht gemeinsam mit den anderen in der Kantine frühstücken?“ Erinnerte sich Dagmar.

„Ach so ja. Das geht natürlich auch. Da muss ich gleich mit ein wenig helfen. Du nicht, du brauchst deine Kräfte für die wichtige politische Arbeit. Ja, solange wir noch so wenig sind, können wir gemeinsam das Frühstück einnehmen. Wenn in der Abtei dann wieder das volle Leben Einzug hält, tun wir es allein und genießen die Zweisamkeit.“

„Hmm, ich kann es kaum erwarten.“

 

Mit dem aufziehenden Tag hielt schon ein klein wenig der Alltag Einzug. Wenn sich der Tagesablauf auch noch deutlich von dem unterschied, der hier wieder herrschen würde, wenn es ein volles Haus gab.

Noch verloren sich die wenigen Bewohner auf dem großen Gelände.

Nach dem gemeinsamen Frühstück strömten alle aus, um ihre jeweiligen Aufgabengebiete ins Visier zu nehmen.

 

 

Die Tage vergingen rasch, flogen dahin wie ein Schwarm Schwalben, der im Herbst am Himmel gen Süden zog.

Für den heutigen Tag wurde der nächste Schub erwartet, in mehreren Reisebussen sollte ein Großteil der noch im Exil lebenden eintreffen. Auch Elena würde darunter sein.

Larissa hatte schon seit dem gestrigen Abend ein flaues Gefühl in der Magengegend. Die schönen Tage, die sie mit Madleen hatte verleben durfte, sie waren dahin. Tagsüber hatten sie gut zusammengearbeitet, das Haus auf Vordermann gebracht, sich auch im Garten betätigt und vieles andere mehr das es an organisatorischem zu bewältigen gab.

In der Nacht hatten sie sich geliebt und das in einer bisher nie gekannten Intensität, denn sie taten es zum ersten Mal, seit sie sich kannten in Freiheit.

Nun war es damit vorbei. Denn Elena würde ihren Platz beanspruchen, daran bestand für Larissa kein Zweifel.

Sie versuchte ihren Kummer zu verbergen, indem sie den anderen so weit als möglich aus dem Wege ging, sich ihrer Beschäftigung widmete.

Eine gespannte Stimmung breitet sich über der Abtei aus. Auch mit der Ruhe würde es wohl erst mal vorbei sein. Dafür würde das Leben in die altehrwürdigen Mauern zurückkehren.

Der Tross, diesmal bestehend aus drei Bussen wurde für den Vormittag erwartet.

Sie waren die Nacht hindurch gefahren, um keine unnötige Verzögerung zu riskieren.

Doch es kam zu Verspätungen, so dass sich das Warten bis in den Nachmittag hineinzog.

Larissa zog sich noch weiter zurück, so als könne sie die schicksalhafte Begegnung mit Elena dadurch verhindern, als die Ankunft gemeldet wurde.

Madleen versuchte sie über ihr Handy zu erreichen, doch Larissa hatte es außer Funktion genommen.

Die Begrüßung der Ankömmlinge herzlich aber nicht all zu emotional, immerhin hatten sie sich erst vor wenigen Tagen getrennt. Alexandra und Kyra waren mit ihren Kindern dabei und wurden von ihren Männern Ronald und Folko in Empfang genommen.

Auch Gabriela, Kristin und Klaus entstiegen dem Bus.

Neidhardt würde mit seiner Tochter Lucy separat in einem Kleinbus anreisen. Er hatte darauf bestanden nicht mit den anderen zu fahren. Elena hatte dem zugestimmt. Sie war froh über die Tatsache, dass sie ihn endlich hatte überreden können und er sich dazu entschlossen hatte überhaupt mitzukommen. Begleitet wurden Neidhardt und Lucy von ein paar Volontären. Der Kleinbus war später gestartet und wurde erst am frühen Abend erwartet.

Tessa sprang aus dem Bus und fiel Madleen gleich um den Hals

Madleen begrüßte im Anschluss Elena und schritt mir ihr und Tessa sogleich auf das Konventsgebäude zu.

 

„Wie war die Fahrt? Seid ihr gut durchgekommen?“

„Naja, das Übliche. Staus und Baustellen, aber es ging. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt.

Bin dieses Geschaukel nicht mehr gewöhnt. Mit Bahn oder Flugzeug reist es sich besser.“

Erwiderte Elena.

Sie hatten in der Zwischenzeit die Eingangshalle erreicht. Elena macht kurz halt und blickte sich um.

„Komisch, mir kommt es so vor, als hätte ich diese Halle vor zwei Stunden erst verlassen.  Alles so vertraut! Ich habe es wieder. Mein Zuhause ! Daheim, wie sehr habe ich es vermisst!“ Eine Träne stahl sich aus ihrem Auge.

„Komm erst mal mit in unsere Wohnung. Auch die wirst du in vertrautem Zustand wieder finden.“ Lud Madleen ein.

Tessa rannte voraus.  Die Treppen hinauf. Ähnlich wie Madleen, hatte sie die Gemäuer der Abtei erst vor wenigen Wochen das letzte Mal bewohnt.

Die drei betraten die Wohnung. Elena verharrte im Schweigen. Madleen hatte Recht, auch hier war alles so wie sie es verlassen. Elenas Gedanken glitten in die Vergangenheit, jener schicksalhafte Tag, an dem sie von Depressionen und dem Vorsatz sich das Leben zu nehmen, die Wohnungstüre hinter sich verschlossen hatte und aufbrach in ein nie gekanntes Dunkel.

Sie hatte fest damit gerechnet die Wohnung nie mehr wieder zu sehen. Doch nun war sie wieder hier. Der Alptraum zu Ende. Die beiden liebsten Menschen um sich, spürte sie deren Wärme und Zuneigung.

Die verdorrte Rose begann erneut zu knospen.

Elena war ein wenig schwindelig und sie musste sich setzen.

„Was ist mir dir Elena? Ist dir nicht gut?“ Sorgte sich Madleen.

„Nur ein wenig Schwindel! Mach dir keine Gedanken! Das können auch noch die Reisebeschwerden sein.“

Madleen goss ein Glas mit Mineralwasser ein und reichte es ihr.

„Komm, trink erst mal!“

Elena kam dem sogleich nach und leerte das Glas.

Dann lehnte sie sich zurück und streckte die Beine aus.

„Endlich wieder in den eigenen vier Wänden. Ich hatte fast vergessen, wie sich das anfühlt.“

Tessa war unterdessen damit beschäftigt die Wohnung weiter zu erkunden. Sie suchte eine vertraute Person und war offensichtlich enttäuscht sie nicht gleich zu finden.

„Was ist mit dir Tessa? Suchst du etwas ganz bestimmtes?“ Erkundigte sich Madleen.

„Larissa! Ist dir nicht mehr hier?“ Wollte die Kleine wissen und man konnte aus der Art wie sie das sagte entnehmen, dass sie eine solche Tatsache fürchtete.

„Doch das ist sie. Im Moment ist sie auf dem Gelände unterwegs. Warte mal. Ich versuche sie noch mal anzurufen.“ Madleen betätigte das Handy, doch klingelte es auch dieses Mal ins Leere.

„Hmm, sie geht nicht dran. Ist wohl beschäftigt.“

„Schade! Aber später sehen wie sie?“ Hakte Tessa noch mal nach.

„Natürlich! Natürlich mein Schatz!“

„Unsere Tochter spricht jenes Problem aus, das ich mir nicht zu fragen traute. Ich hab mich schon gewundert dass sie nicht bei der Begrüßung dabei war. Ich brenne darauf Larissa kennen zu lernen.“ Fügte Elena hinzu.

„Nun, du musst verstehen Elena. Sie hat wohl ein wenig Angst vor der Begegnung!“

Versuchte Madleen zu erklären.

 

„Angst? Vor mir? Aber hast du ihr denn nicht erklärt dass, die vollkommen unbegründet ist?“

Wunderte sich Elena.

„Nicht einmal! Hundert Mal. Aber ich kann ihr die Angst nicht nehmen. Nur du bist dazu imstande. Du musst mit ihr reden, und zwar sofort, wenn es möglich ist. Ich weiß mir schon lange keinen Rat mehr.“

„Nun das möchte ich auch. Lass mich einfach nur ne Weile sitzen und ankommen. Ich muss mich erst mal sortieren.“

„Selbstverständlich! Habt ihr beiden Hunger, Durst, ich kann schnell was für uns zaubern, wenn ihr wollt.“

Elena und Tessa schüttelten den Kopf.

„Mir ist noch ein wenig übel von der Schaukelei, später dann, zu Abend, wir alle, hoffentlich auch mit Larissa!“

„Oh ja mit Larissa!“ Stimmte Tessa zu.

„Aber wo finde ich Larissa, wenn sie nicht ans Handy geht. Oder sollen wir warten, bis sie hier auftaucht?“ Fragte Elena.

„Nein, das wäre nicht klug. Ich kann mir denken, wo sie sich aufhält. Da wo sie am wohlsten fühlt.“ Entgegnete Madleen.

„Aha und wo wäre das?“

„Im Garten, im Kräutergarten, um genau zu sein.“

„Nun dann gehen wir hin. Aber nicht sofort! Lass mich einfach noch ne Weile sitzen, kurz die Beine hochlegen. Du musst bedenken, ich werde auch langsam eine alte Frau.“ Gab Elena zu verstehen.

„Klar, du und eine alte Frau. Das sieht man dir sofort an.“ Lästerte Madleen.

 

Nachdem Elena und Tessa in ausreichendem Maße ausgeruht hatten, begaben sie sich auf den Weg nach draußen. Ein schöner sonniger Herbsttag verwöhnte noch einmal mit angenehm milden Temperaturen. Die Sonne bewegte sich langsam dem Horizont entgegen und würde in absehbarer Zeit in ihr Wolkennest abtauchen.

„Ich laufe schon mal vor!“ Sprach Tessa und rannte den Weg zum Kräutergarten, den sie auch im Schlaf noch finden würde.

Madleen und Elena kamen langsamen Schrittes nach.

„Larissa!“ Hörten sie Tessas Stimme, die dem Anschein nach fündig geworden war.

„Tessa! Wo kommst du denn her?“ Folgte darauf Larissas Antwort.

„Sie hat sie gefunden. Elena, warte einen kleinen Moment hier. Ich gehe vor und versuche sie noch mal genau vorzubereiten.“ Schlug Madleen vor.

„Gut, wenn du meinst.“

Elena blieb hinter der Natursteinmauer zurück.

„Larissa, Larissa!“ Tessa fiel derweil der neuen Freundin um den Hals.

„Hallo Tessa! Na, seid ihr angekommen? Ist die Mutti auch dabei?“

„Jaaaa und sie möchte dich gerne kennen lernen!“

„Das möchte ich auch.“

„Warum kommst du dann nicht?“

Larissa schwieg. Bevor sie etwas sagen konnte, stand Madleen schon neben ihr.

„Also mein Schatz, Elena wird jetzt gleich um diese Ecke kommen.“ Madleen wies mit dem Zeigefinger auf die Mauer.

„Glaub mir es wird alles gut. Sie ist im Bilde über alles. Ich versichere dir nochmals, ihr werdet euch gut verstehen.“

„Ja, es wird alles gut!“ Stimmte Tessa zu.

Larissa senkte den Kopf zu Boden, die ganze Situation schien ihr sehr unangenehm. Sie schluckte, es hatte den Anschein, dass sie Tränen in den Augen hatte und damit kämpfte diese zu verbergen.

 

Plötzlich tauchte Elena auf. Ihr frohes teils schelmisches Lächeln im Gesicht. Sie hob die linke Hand zum Gruß.

Madleen trat zu Larissa stellte sich hinter sie und umschlang die Geliebte von hinten mit ihren Armen.

„So mein Schatz da steht mein anderer Schatz, Elena! Elena hier ist meine Larissa! So und nun macht euch erst mal richtig bekannt.“

Elena trat auf Larissa zu ihr helles Lachen wirkte sich entspannt aus. Madleen lies los und nahm Tessa an die Hand.

„So Tessa, wir zwei verkrümeln uns jetzt einfach. Die Mutti und die Larissa möchten sich richtig kennen lernen, dafür brauchen sie ein wenig Zeit und Ruhe. Wie wär`s wenn ich dir in der Zwischenzeit ein Eis spendiere?“

„Oh ja Eis!“

Madleen und Tessa waren schnell verschwunden. Larissa kam dieser Umstand gar nicht gelegen, gern hätte sie sich weiter bei Madleen angelehnt.

Nun schien sie sich ins kalte Wasser gestoßen.

„Ja, du bist also die Larissa! Madleen hat mir viel von dir berichtet und auch Bilder gezeigt. Aber dich persönlich vor mir zu sehen ist doch schon etwas ganz anderes.“

„Ich…ich…ich…freue…mich auch…dich kennen zulernen, Elena!“ stotterte Larissa voller Aufregung.

„Madleen hat mir auch berichtet, wie sehr du dich hier eingebracht hast, mit vollem Engagement. Wie du viele Tag lang allein die Stellung gehalten und dich dabei großer Gefahr ausgesetzt hast. Das muss belohnt werden. Du bist ab sofort Vollmitglied bei den Freiheitstöchtern. Wenn das auch noch in einem feierlichen Ritual bestätig werden muss, aber das ist reine Formsache.“

„Ich…ich…danke dir Elena. Das wollte ich schon immer. Ich …ich kann…es noch gar nicht glauben, so toll ist das für mich. Ich…ich bin zuhause“

„Ja, das bist du und du hast es dir verdient!“

„Elena…ich…weiß das ich dir bei Mad…Madleen…im Wege bin. Mad….leen ist deine Frau Ich…ich kann ak…ak…akzeptieren, dass du bei ihr mehr Anspruch hast, als…ich..ich möchte euch nicht mehr in die Quere kommen…ich werde mich zurückziehen. Ich muss mir auch  eine neue Bleibe suchen auf ….dem Gelände…ich…“ Larissa war so aufgeregt, dass sie um jedes Wort ringen musste. Ihre Kehle schien wie zugeschnürt.

Elena erkannte die Situation und versuchte gegen zusteuern.

Sie griff nach Larissas Händen und drückte sie sowohl fest als auch voller Sanftheit, bis sich Larissa beruhigt hatte

Dann breitete sie die Arme weit aus.

„Komm lass dich erst mal richtig begrüßen, nach Schwesternart.“

Elena umarmte Larissa und verabreichte ihr den fünffachen Schwesternkuss, langsam und zärtlich wie sie es immer zu tun pflegte.

„So und nun tust du es bei mir ebenso.“

Zögerlich kam Larissa der Aufforderung nach und küsste Elena. Dabei wurde sie von einer heftigen Erregung heimgesucht.

 

„Larissa was redest du da? Du brauchst auf gar nichts zu verzichten. Im Gegenteil, dich schickt der Himmel.“

„Wie, wie meinst du das?“

„Wollen wir ein Stück laufen? Komm lass uns ein wenig spazieren gehen, bis sich die Dämmerung herabsenkt.“

„Ja, gerne!“

Elena legte sanft ihren Arm um die fast einen Kopf kleinere Frau. Zaghaft legte Larissa ihren Arm um Elenas Taille, dann setzen sie sich in Bewegung.

„Wie meinst du das? Dich schickt der Himmel!“ Wiederholte Larissa ihre Frage, nachdem sie eine Weile wortlos gelaufen waren.

„Pass auf Larissa ich möchte es dir erklären. Wie du sicher erfahren hast, war ich lange weg, untergetaucht, nicht erreichbar. Die Welt hielt mich für tot. Viele der Schwestern auch. Madleen? Nun sie hoffte das ich noch lebte. Colette spürte das ich noch lebte, aber unter welchen Umständen? Darauf fand auch sie keine Antwort. Ich wollte sterben, aber es gelang mir nicht. Ich denke, Madleen hat dir davon erzählt, wie ich gerettet wurde und in Neidhardt Bunker lebte?“

„Ja, sie hat mir davon erzählt. Vor ein paar Tagen, als sie wieder hier eingetroffen war.“

Bestätigte Larissa die Tatsache.

„Nun, da brauche ich dir nicht mehr davon zu berichten, das macht die Sache einfacher. Also ich lebte ganz allein mit Neidhardt in dessen Bunker, abgeschnitten von der Welt, vergessen, für tot geglaubt. Ich fand mich mit der Tatsache ab, dass es kein Zurück mehr geben könnte in mein altes Leben. Ein Leben im Verborgenen stand mir bevor, so glaubte ich. Neidhardt und ich fanden endlich zueinander. Ja, wir wurden ein Paar. Wir liebten uns und genossen die Ruhe und die Abgeschiedenheit. Damit nicht genug, ich begann nebenbei sogar noch einer Liaison mit einer Frau, die dort in der Nähe als Künstlerin lebte und Madleen zu verwechseln ähnlich sah dann aber plötzlich verschwand. Das aber nur nebenbei bemerkt. Was ich damit sagen will ist. Ich habe alles andere als enthaltsam gelebt. Das es Madleen mir gleich tat, sich einen Menschen suchte, zum lieben, zum Gernhaben, das ist absolut verständlich. Ich würde nie im Traum darauf kommen, euch Vorwürfe zu machen.“

 

Und…und du bist mir nicht böse, dass ich dir Madleen ausgespannt habe?“

„Nein! Ich kann es immer wieder betonen. Neidhardt wird ab jetzt auch in der Abtei leben. Gemeinsam mit seiner Tochter Lucy. Ich werde also in Zukunft meine Zweitbeziehung hier ausleben und dafür natürlich auch Zeit benötigen. Sozusagen zwischen Neidhardt und Madleen hin und her zwitschen. Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, wie ich das machen soll. Ich möchte keinen der beiden vernachlässigen. Vor allem Madleen nicht, das tat ich in der Vergangenheit mit den Folgen, die dir ja bekannt sind. Dann offenbarte mir Madleen ihre Liebesbeziehung zu dir und mir wurde schlagartig bewusst, das ist die Lösung.“

„Ich verstehe noch immer nicht ganz was du mir damit sagen willst.“ Gestand Larissa  

Wenn ich zu Neidhardt gehe, mit ihm Zeit verbringe, über Nacht bleibe, kann ich es ohne schlechtes Gewissen tun. Madleen bleibt nicht einsam zurück, ich weiß sie in den besten Händen, in deinen. Nein Larissa du bist keine Nebenbuhlerin, so etwas gibt es bei uns nicht.

Madleen hat dich doch sicher auch über unsere polymamore Lebensweise aufgeklärt?“

„Ja, sie hat versucht mir alles zu erklären. Aber ich kann vieles davon noch nicht nachvollziehen. Es ist alles so neu für mich. Ich werde Zeit brauchen, um damit klar zu kommen.“

„Die hast du! Nimm sie dir, soviel du davon brauchst. Eins steht fest. Wenn ich mit Neidhardt zusammen bin, hast du bei Madleen schon mal freie Fahrt.  Wenn ich Zeit mit ihr verbringen möchte, gut da müssen wir uns verständigen und einen Weg finden, auch das wird uns mit der Zeit gelingen. Es darf keine Verlierer geben, was Beziehungen betrifft, so lautete unser heiliger Grundsatz. Ich möchte dich auf keinen Fall als Verliererin sehen.“

„Ich danke dir Elena. Mir fällt ein großer Stein vom Herzen. Ich hatte fürchterliche Angst. Ich..ich hab doch Madleen so lieb. Sie war so wunderbar zu mir so zärtlich, so sanft, so einfühlsam, wie noch kein anderer Mensch in meinem Leben. Erst bei ihr habe ich wirkliche Lieben kennen gelernt.“

„Und davon sollst du so viel haben wir nur möglich. Es wird mir eine Freude sein euch zusammen zu sehen.

 Und nun zu deiner Frage, wo du wohnen sollst!

Was für eine Frage? Na, bei uns natürlich! Du wohnst dort, wo du jetzt schon lebst, in dem Zimmer in unserer Wohnung. Wir werden fortan dort leben. Madleen, Tessa, du und ich, na und Madleens Kind natürlich, wenn es geboren ist. Das Zimmer, dass du bewohnst, ist frei. Dort hat früher mal Annett gewohnt, aber die braucht es nicht mehr. Sie ist nun fest mit Dagmar zusammen und die beiden möchten zusammenleben. Ein Stockwerk über uns.“

„Wirklich? Und…und du glaubst, dass das funktioniert?“

 

„Warum nicht? Sicher, eine Garantie auf Gelingen gibt es niemals. Wir müssen an uns arbeiten, uns dem Alltag mit seinen Herausforderungen immer wieder aufs Neue stellen. Spannungen wird es geben, Auseinandersetzungen, womöglich auch Streit, aber das kommt in den besten Familien vor.

„Wir drei zusammen? Ich habe Angst, Elena. Ich habe Angst das ich damit nicht klar komme.“

„Lass es in Ruhe auf dich zukommen. Ich möchte es. Ich habe mir reichlich Gedanken darüber gemacht. Die ganze Busfahrt über. Ja, stell dir vor, darüber und nicht etwa über die große Politik.  Nicht über die Aufgaben, die mich hier erwarten, nicht über den Scherbenhaufen den mir Cassian hinterlassen hat und den ich zu entsorgen habe, nicht über die Schwierigkeiten eine Regierung zu bilden etc etc.

Ich habe mich einmal der Politik verschrieben und darüber die liebsten Menschen, die mir geschenkt wurden, vernachlässigt. Ein zweites Mal wird mir das nicht passieren. Meine Familie und darüber hinaus die Schwesternschaft, das hat oberste Priorität, alles anderer ist dem nachgeordnet“

Elena plauderte mit Larissa so als sei es eine alte Freundin, so vertraut war sie ihr nach nur kurzer Zeit. Sie liefen über das Gelände, änderten ihre Haltung, schlenderten inzwischen Hand in Hand.

„Larissa ich habe Lust neues auszuprobieren. Ich bin gespannt wie so eine polyamore Beziehung zu verwirklichen ist. Es gibt einige bei uns die so etwas leben. Madleen und ich hatten diese Beziehungsform bisher für uns abgelehnt. Wir waren uns einfach selbst genug und einander zu wichtig, als das wir durch solcherlei Experimente alles auf Spiel setzen wollten.“

„Und wie muss ich mir das vorstellen? Meinst du wirklich wir könnten eine Beziehung zu dritt leben? Und…und was ist mit Neidhardt?“ Wollte Larissa wissen.

„Um den brauchst du dir keine Gedanken machen? Der lebt natürlich nicht in unserer Wohnung. Du kannst einen Mann wie Neidhardt nicht in einem Zimmer in einer WG unterbringen. Der bekommt eine eigene abgeschlossene Wohnung, über uns, im Dachgeschoss. Wahrscheinlich mit seiner Tochter Lucy. Ich weiß noch nicht, ob ich es riskieren kann die beiden zusammenwohnen zu lassen. Aber das soll dich nicht weiter interessieren. Lucy wird mehr mit uns zu tun haben. Ich könnte mir vorstellen, dass du dich mit ihr gut verstehen wirst. Um Neidhardt braucht du dich vorerst nicht weiter zu kümmern, das ist allein meine Angelegenheit. Madleen, du und ich, wir müssen einen Weg finden, wie wir eine solche Beziehung gestalten. Ich habe jedenfalls große Lust es auszuprobieren.“

 

„Ich möchte es versuchen, Elena. Aber ich bin noch zu unerfahren in solchen Dingen. Mein Leben verlief bisher so ganz anderes. Früher, bevor Madleen in mein Leben trat.“

„Ich weiß, sie hat mir genau darüber berichtet, wie du als kleines Mädchen hast leiden müssen. Ja und natürlich von den schrecklichen Erlebnissen der jüngsten Zeit. Du bist gefoltert wurden. Wir müssen da unbedingt darüber sprechen. Ich kann dir helfen das Trauma zu verarbeiten, so wie ich es bei Dagmar getan habe.“

„Dagmar hat bedeutend mehr gelitten. Bei mir war es ja nicht sehr lange. Ja, es hat mich tief getroffen das stimmt. Ich werde es mir überlegen. Ich denke ich offenbare mich dir. Aber nicht heute.“

„Natürlich nicht! Lass dir Zeit. Wenn du bereit bist, werde ich zur Stelle sein.“

In der Zwischenzeit hatte der Horizont die Sonne verschluckt. Nur ein paar goldenen Streifen sorgten noch für etwas Licht. Elena und Larissa bewegten sich auf das Konventsgebäude zu.

„So, nun essen wir gemeinsam im Refektorium. Dann bringen wir Tessa zu Bett. Wie wäre

es mit einer gemütlichen Runde zu dritt. Madleen, du und ich?“

„Ja sehr gerne! Ich freue mich!“

„Und danach. Wenn du es möchtest, wenn du schon bereit dafür bist, könnten wir eine kuschelige Nacht zu dritt verbringen. Aber nur wenn du wirklich bereit dafür bist. Du wirst verstehen das ich die erste Nacht, die ich seit langer Zeit wieder in Anarchonopolis schlafe gern mit Madleen verbringen möchte.“

„Ja, das verstehe ich natürlich!“ Larissa senkte den Blick zu Boden.

„Aber ich möchte es vermeiden, dich auszuschließen. Deshalb mein Angebot. Du musst entscheiden.“

 

Larissa grübelte nach ob sie das was sie alles von Elena hörte tatsächlich erlebte oder sich in einem Traum befand,all das klang zu schön um wahr zu sein. Jene Frau, die als eine der schönsten der Welt galt und von ihr noch bis vor wenigen Augenblicken als Konkurrentin gefürchtet wurde bot ihr an die Nacht mit ihr zu verbringen, mit ihr und mit Madleen, ihrer geliebten Madleen, ihrer Göttin. Das konnte doch nicht real sein. So etwas gab es im Film, in Fantasy-Geschichten, im Märchen vielleicht. Sie das kleine Aschenputtel, die als Kind nie etwas richtig machte, die immer irgendwie falsch am Platze war, von der Stiefmutter misshandelt, von den Mitschülern gehänselt, von ihrem zeitweiligen Freund ausgenutzt und hintergangen. Sie, die nicht einmal ein richtiges Heim besessen hatte und sich vor der Einsamkeit fürchtete. Sie sollte ihr Bett mit gleich zwei Göttinnen teilen?

War sie imstande so viel Glück zu ertragen?

Erging es ihr am Ende wie einem halb verhungerten den man mit einem fetten Gänsebraten fütterte und der sich dadurch den Magen verdarb?

 

„Hey Larissa, bist du noch da?“ Elena nahm Larissas Kopf in beide Handflächen und küsste sie.

„Äh…ja…äh…ich bin hier!“

„Hmmmm? Wo war meine Kleine? Auf den Flügeln der Gedanken weit ab in einer fernen Dimension? „

Elena legte ihre Arme um Larissa und zog sie sanft an ihren Körper.

„Stimmt`s? Du hast noch immer Angst! Du haderst mit dir ob du mein Angebot annehmen sollst oder lieber ablehnen? Du kannst es annehmen. Mit dem besten Gewissen. Du kannst nicht verlieren, nur gewinnen, wir alle werden gewinnen, wir alle drei. Nur Mut! Sei bereit weit über deinen Schatten zu springen. Du bist zu Hause, ein Zuhause, dass du dir verdient hast.“

 

„Hey, da seid ihr ja! Und? Wie ist es gelaufen? Na, wie ich euch so in den Armen liegen sehe, habt ihr euch auf Anhieb verstanden!“ Begrüßte Madleen die beiden, während sie auf den Flur vor dem Refektorium trat.

„Na, das wollen wir doch meinen! Madleen, du hast einen ausgezeichneten Geschmack. Larissa ist ein ganz liebe. Ich gratuliere dir. Ich gratuliere euch beiden. Larissa und ich sind schon die besten Freundinnen.“ Entgegnete Elena.

„Na was hab ich dir gesagt, Larissa. Das klappt ja wie am Schnürchen. Dann wäre alles klar für die Zukunft. Natürlich müsst ihr euch noch näher bekannt machen die nächste Zeit. So, nun kommt erst mal rein zum Essen. Es ist schon alles aufgetafelt.“ Lud Madleen ein.

Dann griff sie nach Larissas rechter Hand, die linke wurde von Elena gehalten. So betraten sie das Refektorium.

 

Elenas Erscheinen wurde von den Anwesenden mit Beifall bedacht.

Nun erwarteten die anderen natürlich, dass Elena ein paar Worte sprechen würde. Immerhin war sie nach langem Exil nach Anarchonopoilis zurückgekehrt.

 Der erste Abend in der alten Heimat.

Elena setzte sich kurz, um sich gleich darauf wieder zu erheben.

„Ja, ich weiß. Ihr erwartet jetzt eine flammende Rede von mir. Gut, ein paar Wort möchte ich euch gerne schenken. Ihr könnte euch vorstellen, wie glücklich ich bin wieder hier zu sein. Hier mit euch allen versammelt, wenn auch noch nicht alle zurückgekehrt sind. Unsere Königin Colette wird mit dem letzten Schub eintreffen, erst dann sind wir vollzählig. Dann beginnt ein neuer Abschnitt in unserer aller Leben. Heute Abend möchte ich es vermeiden von Politik zu sprechen. Auch ich bin emotional nicht mehr so standfest wie früher und muss alles erst einmal verarbeiten, ankommen, mich neu einleben, ihr versteht was ich damit sagen will.“

Alle bekundeten nicken ihre Zustimmung.

„Ich brauche etwas Ruhe. Ich möchte meinen ersten Abend in der alten neuen Heimat den Menschen schenken die mir am nächsten Stehen, meiner Familie.“ Elena blickte auf Madleen, Tessa und auf Larissa, deren Gesicht errötete.

„Morgen, morgen Vormittag treffen wir uns dann im Kapitelsaal zu einer ersten Besprechung.

Madleen, Gabriela, Dagmar, Chantal, Alexandra, Kyra, Folko, Ronald und noch einige andere, die ich schon benachrichtigt habe. Dann können wir mit unserer Arbeit beginnen und hoffen das Beste daraus zu machen.“

Plötzlich öffnete sich die Tür und alle verstummten. Die Blicke richteten sich auf Neidhardts wuchtige Gestalt, die im Türrahmen erschien, begleitet von seiner Tochter Lucy.

Neidhardt in Anarchonopolis! Wer hätte das noch vor Tagen für möglich gehalten? Eine Revolution. Nur ein einziges Mal hatte er die heiligen Hallen der Abtei bisher betreten und das auch nur bei einem Empfang, als er seine Macht an Elena übergab.

Nun war er als Mensch gekommen. Als Privatmann, der beabsichtigte hier zu leben.

 

„Ich begrüße dich Neidhardt, sei willkommen in Anarchonopolis, du und deine Tochter Lucy werdet mit uns leben, das erfüllt mich mit ausgesprochener Freude. Nehmt Platz, wir haben ihn für euch freigehalten.“

Wortlos kamen die beiden der Einladung nach. Bevor sich Neidhardt setzte verneigte er sich in Richtung Tischreihe. Ein Zeichen das mehr auszusprechen vermochte als alle Worte.

Elena neigte sich zu den Beiden und begrüßte sie leise flüstern noch einmal.

 

 Danach wurde erst einmal gegessen und die Gespräche entwickelten sich in verschienen Grüppchen weiter. So ging es dann bis zum späteren Abend weiter. Elena tauschte sich mit Neidhardt aus, erkundigte sich, ob es ihm gut ging, er sich eingelebt hatte, oder noch etwas bräuchte. Das war nach seinem Bekunden vor allem Ruhe. Er beabsichtigte nach dem Essen sofort zu Bett zu begeben. Er war von der Reise geschafft und die ungewohnte Umgebung mit all ihren Herausforderungen musste sich ihm erst langsam erschließen.

Der nächste Tag würde für sich sprechen.

Elena war froh über diese Tatsache. Nun war sie frei ihr Angebot an Larissa in die Tat umzusetzen.

Larissa stand im Focus einer anderen Person. Lucy blickte ständig zu ihr herüber und musterte sie akribisch genau. Sie schien von ihr fasziniert zu sein.

Elena bemerkte es und es erfüllte sie mit Genugtuung. Zwischen den beiden stimmte offensichtlich von Anfang an die Chemie. Ein gutes Omen für die Zukunft.

 

Nach dem sich die Tafel langsam aufgelöst hatte nahm Elena Madleen zur Seite.

„Nun haben wir endlich Zeit für uns. Du hattest recht, nur keine Politik schon an diesem Abend.“ Bedankte sich Madleen.

„Ja der Abend und die Nacht gehören uns, doch wer ist wir?“ Elenas Frage irritierte zunächst.

„Was willst du damit sagen?“

Elena umgriff Madleens Taille und zog sie sanft zu sich.

„Die erste Nacht seit langer Zeit in Anarchonopolis. Ich will dich, ganz und gar. Ich will deine Nähe spüren, dich mit Haut und Haar lieben.“

„Nun das will ich auch!“ Antwortete Madleen.

„Aber der Gedanke das die kleine Larissa im Zimmer nebenan so ganz allein für sich ist, tief- traurig ist und weint, weil sie sich ausgeschlossen fühlt, von dem Menschen, den sie von Herzen liebt, bereitet mir großes Unbehagen.“

„Das ist richtig Elena. Auch ich fühle mich äußerst ungut, wenn ich daran denke.“

„Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, dass sich Larissa ausgeschlossen, als Verliererin fühlt:“

„Das möchte ich ebenso vermeiden, Elena. Du hast die Lösung? Teile sie mir mit!“ Forderte Madleen.

„Wir könnten enthaltsam leben in dieser Nacht, uns auf unsere Zimmer zurückziehen und jede für sich die Nacht verbringen. Oder? Wir verbringen sie gemeinsam, zu dritt, nehmen Larissa in unsere Mitte und lassen sie an unserer Liebe teilhaben. Wie findet du das?“

„Ein großartiger Vorschlag. Meine Gedanken gingen ganz in diese Richtung. Ich habe es immer gewusst, dass ihr euch auf Anhieb versteht und als ich euch heute Nachmittag so zusammen sah, da wusste ich, dass mein Wunsch in Erfüllung geht. Ja Elena ich bin einverstanden und das mit vollem Herzen. Aber was sagt Larissa dazu? Kann sie sich das vorstellen?“

„Ja, sie kann! Auch wenn sie fürchterlich aufgeregt ist, was absolut verständlich ist. Ja, sie möchte es mit uns wagen!“

„Sehr gut! Wir wissen, wie wir mit der Situation umzugehen haben. Wir müssen äußerst behutsam vorgehen. Möchtest du bei der Gelegenheit auch den therapeutischen Beischlaf praktizieren?“

„Das wäre gut möglich! Kommt auf die Situation an. Wir werden ihn gemeinsam an Larissa praktizieren, auf unsere Art.“ Erwiderte Elena.

Damit war alles gesagt. Die Nacht konnte kommen, mit all ihren Überraschungen.

„Du kannst dich mit Larissa und Tessa schon auf unsere Wohnung begeben. Ich wünsche Neidhardt und Lucy noch eine gute Nacht. Wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Wie gut, dass Neidhardt nicht auch noch sein Recht einfordert. Das wäre kompliziert.“

 

Elena ging auf die andere Seite des großen Raumes und gesellte sich Vater und Tochter zu.

„Ich freue mich noch mal von ganzen Herzen, dass ihr hier angekommen seid. Ihr kommt wirklich allein klar?“ erkundigte sich Elena.

„Danke Elena, es ist alles in Ordnung. Wie ich schon sagte. Ich brauche vor allem Ruhe und Rückzug, nach der anstrengenden Fahrt. Wir werden dann morgen weitersehen.“ Bestätigte Neidhardt.

„Ich find es schade, dass du nicht mehr Zeit für uns hast. Aber klar, du möchtest mit deinem Schatz zusammen sein. Kann ich verstehen, Madleen sieht bezaubernd aus. Die Hauptsache ist du denkst auch noch an dein Versprechen, das du mir einmal gabst!“ Erinnerte Lucy an ein pikantes Angebot, das Elena schon beinahe vergessen hatte.

„Ein Versprechen? Was für ein Versprechen?“ Wollte Neidhardt wissen.

„Ach, das ist nicht all zu wichtig. Muss ich mit Lucy in den Folgetagen noch besprechen.“

„Nicht wichtig? Für mich schon. Diesem Angebot verdanken wir, dass wir überhaupt hier sind.“  Lucy drang weiter vor.

„Ich verstehe nur Bahnhof!“ polterte Neidhardt.

„Lucy, wir sind alle müde. Wir reden später darüber! Wirklich! Versprochen!“

„Na gut! Ich lasse es gelten. Ich muss mich auch erst mal einleben. Ist wirklich ne tolle Absteige hier. Jungejunge. Du hast mir nicht zuviel versprochen. In den nächsten Tagen werde ich damit zu tun haben hier alles zu erforschen.“ Entgegnete Lucy in ihrer saloppen Art.

„Da wünsch ich dir viel Erfolg auf der Erkundungstour. Ja hier gibt es jede Menge zu entdecken. Wir können es auch gemeinsam tun, oder zu dritt, so wie ihr wollt.“ Bot Elena an, in dem Bewusstsein, das sie sich zeitlich dabei schon wieder zu verausgaben drohte.

„Ich werde auf jeden Fall darauf zurückkommen. Darauf kannste Gíft nehmen.“ Flaxte Lucy

„Hmmm, morgen Vormittag ist natürlich schlecht. Da haben wir Besprechung, wie ihr vernommen habt. Ach Neidhardt, du könntest daran teilnehmen, wenn du magst. Ist sicher interessant für dich und wir können deinen Rat gut gebrauchen. Ich könnte dich abholen?“

„Nun, das ist sehr nett von dir. Aber es erscheint mir zu früh. Später, in ein paar Tagen, ja, vielleicht. Ich stehe zur Verfügung, wie versprochen, aber ich muss mich langsam mit allem vertraut machen.“

„Sicher! Natürlich hast du recht.“

„Nun möchte sich mich aber wirklich gerne zurückziehen. Wenn du nichts dagegen hast, Elena!“ Erinnerte Neidhartd noch einmal an seinen Wunsch.

„Ich werde euch begleiten“ Ich muss ja eh in die Richtung. Wohne ja ein Stockwerk tiefer.“

„Das habe ich schon mitbekommen. Ein verführerischer Gedanke.“ Schmunzelte Lucy Elena leise zu.

Alle drei begaben sich in den Aufzug und fuhren in das Dachgeschoss.

„Ihr habt eure Wohnung schon kennen gelernt. Ich hoffe ihr kommt miteinander aus!“

Meinte Elena als sie die Wohnungstür öffnete.

„Wir zwei hatten guten Kontakt in Köln, aber zusammengewohnt haben wir bisher noch nie. Es wird sich erweisen. Ich muss mich wohl oder übel darauf einlassen!“ Brummte Neidhart.

„Ach was, das wird schon! Ich mach mir da keine Gedanken. Die Wohnung ist doch groß genug!“ Glaubte Lucy zu wissen.

„Wenn ihr euch nicht vertragt, finden wir eine andere Lösung, aber das müssen wir auf morgen Nachmittag verschieben.“

„Also, wenn ihr nichts dagegen habt, dann ziehe ich mich jetzt zurück. Ich bin müde und geschafft von der Reise, wie ich vorhin schon einmal sagte.“ Brachte Neidthardt in Erinnerung.

Elena umarmte ihn und gab ihm einen langen Gutenachtkuss, danach verschwand er im Inneren der Wohnung.

„Also Lucy, dann reis dich ein wenig zusammen, kommt miteinander aus.“

„Und jetzt willst du mich so einfach zurücklassen?“ Meinte Lucy, natürlich in ihrer leicht ironischen Art.

„Ja, genau das mein Engel. Wir werden noch genug Zeit haben alles nachzuholen.“

„Ich nehme dich beim Wort!“ Lucy erhob sich auf die Zehenspitzen und küsste Elena.

„Hmmmmmmmmmmm….“

„Lucy, nun ist aber genug. Denk dran du bist jetzt so was wie meine Stieftochter!“

„Puuaaahhh! Das ist doch wohl ein Witz, oder?“

„Ganz und gar nicht! Also dann gute Nacht!“

„Gute Nacht, meine Supersexypowerfrau!“

Als Elena die Treppe ins darunter liegende Stockwerk hinab stieg sah ihr Lucy noch lange nach.

„Keine Sorge ich kriege dich schon rum Elena, warts nur ab!“ Sprach Lucy in die Dunkelheit, dann verschwand auch sie in der Wohnung.

 

Elena war angekommen, im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum ein paar Stunden in Anachonopolis, schon war sie wieder ganz die alte. Sie begann das zu tun was sie immer getan hatte, überall zu präsent zu sein, sich treiben lassen von den Problemen der Zeit, von den Problemen der anderen, die Vermittlerin spielen, oder auch die Feuerwehr, wenn es brannte, all jene Dinge, die es doch eigentlich in der Zukunft zu vermeiden galt.

Schon steckte sie wieder drin, im dem kaum lösbaren Knäuel aus Verantwortung und Sorge und drohte erneut daran zu straucheln.

 

Doch am heutigen Abend der langsam in die Nacht überging, hatte sie eine schöne Aufgabe übernommen und es war Zeit die Person, die am Tag in ihr Leben getreten war auf ihre Art willkommen zu heißen. Ihr verstehen zu geben, dass sie angenommen war und die Zukunft  nicht zu fürchten brauchte.

 

Larissa und Madleen erwarteten Elenas Ankunft schon voller Sehnsucht, hatte es sich schon gemütlich gemacht.  Larissas Herz klopfte und ihr Puls raste, sie wollte sich ihre Aufregung nicht anmerken lassen, doch das schien ihr kaum zu gelingen.

Als Elena in der Tür erschien rutschte ihr das Herz beinahe in die Kniekehle.

„Geschafft! Brrrr! Endlich!“

Elena ließ sich auf das breite Doppelbett fallen, dass in dieser Nacht drei Personen zu beherbergen hatte.

„Na ihr zwei, habt ihr euch schon eingestimmt?“

„Wie du siehst! Wie warten nur noch auf dich.“ Erwiderte Madleen.

Elena schlug sich mit den Handflächen auf die Oberschenkel.

„Ok, dann mal auf! Unsere erstere gemeinsame Nacht. Ich hoffe ihr seid euch der Beutung bewusst? Wie ich sehe, hast du die Utensilien bereitgestellt Madleen. Wir beginnen mit einer Ganzkörpermassage.“

„Ich habe Larissa schon darauf vorbereitet.“ Meinte Madleen.

„Sehr gut! Dann mal auf.

Die drei entkleideten sich. Larissa konnte ihre Bewunderung kaum verbergen als sie Elena so blank und bloß vor sich stehen sah.

„Also wir massieren uns gemeinsam. Larissa du bist die erste, erst kommt der Rücken dran, das heißt auf den Bauch legen, nach einer Weile drehst du dich und deine Vorderseite wird massiert. Dann wechseln wir und Madleen kommt an die Reihe, ganz zum Schluss ich selbst.“ Lauteten Elenas Anweisungen.

Larissa legte sich auf den Bauch und schon bald spürte sie zwei paar Hände auf ihrem Rücken, es kam ihr so vor als würde sie das Paradies mit offenen Händen willkommen heißen.

Zwei der schönsten Frauen der Welt nahmen sie in ihre Mitte und verwöhnten sie nach Strich und Faden. Als sie sich schließlich drehte und den beiden ihre Brüste präsentierte steigerte sich ihre Erregung um ein Vielfaches.

Nach der Massage liebten sich die drei fast die ganze Nacht hindurch. Elena übertrug ihre heilsamen Kräfte sowohl auf die neue Freundin als auch auf Madleen, die aufgrund ihres derzeitigen Umstandes auch eine Portion davon gebrauchen konnte.

Larissa war angekommen, sie hatte es geschafft. Sie war Teil dessen wonach sie sich ihr Herz ein ganzes Leben lang gesehnt hatte.

In dieser Nacht sollte sich das kleine Aschenputtel endgültig aus ihrem Bewusstsein  verabschieden und Platz machen für eine selbstbewusste junge Frau, die ihren Weg ins Leben ohne Beeinträchtigungen starten konnte

Einen besonders positiven Effekt betraf Larissas Sprache. Sie sollte in Zukunft, auch bei der größten Aufregung nie wieder stottern, ein Umstand, der ihr Selbstvertrauen noch einmal auf enorme Weise steigerte.